Kohlendioxidemissionen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:CO2 emissions 1990-2022.jpg|thumb|520px|Abb. 1: Globale CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen 1990-2022]]
[[Bild:CO2 emissions 1990-2022.jpg|thumb|520px|Abb. 1: Globale CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen 1990-2022<br />
* Zu Covid-19-Pandemie siehe auch [[Corona-Virus und CO2-Emissionen]] ]]
Die vom Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen sind entscheidend am anthropogenen [[verursacht::Treibhauseffekt]] und damit an den [[verursacht::Aktuelle Klimaänderungen|aktuellen Klimaänderungen]] beteiligt.  
Die vom Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen sind entscheidend am anthropogenen [[verursacht::Treibhauseffekt]] und damit an den [[verursacht::Aktuelle Klimaänderungen|aktuellen Klimaänderungen]] beteiligt.  
== Daten-Quellen ==
== Daten-Quellen ==


Die Emissionsdaten von Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Energieträger (einschließlich Zementproduktion) lassen sich relativ gut aus der Energiestatistik der einzelnen Staaten abschätzen. Die Angaben der Emissionen aus Änderungen der [[Landnutzung]] (Waldrodung, Umwandlung in Ackerland etc.) werden aus Satellitenbeobachtungen und Daten aus der Forst- und Landwirtschaft ermittelt. Statt als Kohlendioxid (CO<sub>2</sub>) werden die emittierten Mengen auch als Kohlenstoff (C) angegeben. Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen, z.B. fossilen Energieträgern, aus Kohlenstoff und Sauerstoff. 3,664 t CO<sub>2</sub> entsprechen mengenmäßig 1 t Kohlendioxid (1 t C).
Die Emissionsdaten von [[Kohlendioxid]] aus der Verbrennung fossiler Energieträger (einschließlich Zementproduktion) lassen sich relativ gut aus der Energiestatistik der einzelnen Staaten abschätzen. Die Angaben der Emissionen aus Änderungen der [[Landnutzung]] (Waldrodung, Umwandlung in Ackerland etc.) werden aus Satellitenbeobachtungen und Daten aus der Forst- und Landwirtschaft ermittelt. Statt als Kohlendioxid (CO<sub>2</sub>) werden die emittierten Mengen auch als Kohlenstoff (C) angegeben. Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen, z.B. fossilen Energieträgern, aus Kohlenstoff und Sauerstoff. 3,664 t CO<sub>2</sub> entsprechen mengenmäßig 1 t Kohlenstoff (1 t C).


[[Bild:C-emissions1850-2021.jpg|thumb|520px|Abb. 2: Globale anthropogene CO<sub>2</sub>-Emissionen nach Quellen 1850-2021 ]]
[[Bild:C-emissions1850-2021.jpg|thumb|520px|Abb. 2: Globale anthropogene CO<sub>2</sub>-Emissionen nach Quellen 1850-2021 ]]
== Gesamtemissionen ==
== Gesamtemissionen ==
[[Bild:CO2-Emissionen-Senken 1850-2022.jpg|thumb|520px|Tab. 1: Globale anthropogene CO<sub>2</sub>-Emissionen und CO<sub>2</sub>-Senken 1850-2022]]
[[Bild:CO2-Emissionen-Senken 1850-2022.jpg|thumb|520px|Tab. 1: Globale anthropogene CO<sub>2</sub>-Emissionen und CO<sub>2</sub>-Senken 1850-2022]]
Seit Beginn der Industrialisierung (um 1850) haben menschliche Aktivitäten die Konzentration langlebiger Treibhausgase in der Atmosphäre deutlich verändert und damit das globale Klima erwärmt. Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid, vor Methan, Distickstoffoxid und weiteren. Zwischen 1850 und 2022 haben die Verbrennung fossiler Rohstoffe (Kohle, Öl und Gas) und Veränderungen in der Landnutzung (vor allem die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Nutzfläche) etwa 680 GtC (=2492 GtCO2)  in die Atmosphäre freigesetzt. Dadurch erhöhte sich die Masse an Kohlendioxid in der Atmosphäre von ca. 600 GtC um 1850 auf 879 GtC im Jahr 2021. 70% des in die Atmosphäre emittierten Kohlendioxids wurden seit 1960 emittiert und 30% seit dem Jahr 2000.  
Seit Beginn der Industrialisierung (um 1850) haben menschliche Aktivitäten die Konzentration langlebiger [[Treibhausgase]] in der [[Aufbau der Atmosphäre|Atmosphäre]] deutlich verändert und damit [[Klimawandel|das globale Klima erwärmt]]. Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid, vor [[Methan]], [[Lachgas|Distickstoffoxid]] und weiteren. Zwischen 1850 und 2022 haben die Verbrennung fossiler Rohstoffe (Kohle, Öl und Gas) und Veränderungen in der Landnutzung (vor allem die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Nutzfläche) etwa 680 GtC (=2492 GtCO<sub>2</sub>)  in die Atmosphäre freigesetzt(Tab. 1). Dadurch erhöhte sich die Masse an Kohlendioxid in der Atmosphäre von ca. 600 GtC um 1850 auf 879 GtC im Jahr 2021. 70% des in die Atmosphäre emittierten Kohlendioxids wurden seit 1960 emittiert und 30% seit dem Jahr 2000.<ref name="Friedlingstein 2022">Friedlingstein, P., M.W. Jones, M. O'Sullivan et al. (2022): [https://doi.org/10.5194/essd-14-1917-2022 Global Carbon Budget 2022], Earth Syst. Sci. Data, 14, 1917–2005</ref>


Von den CO<sub>2</sub>-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung gehen 475 GtC auf das Konto der Verbrennung fossiler Energieträger und 205 auf die Änderung der Landnutzung zurück. Dabei hat sich die Emissionsrate in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt. In den 1960er Jahren wurden 4,5 GtC/Jahr emittiert, 2012-2021 waren es im Mittel schon 10,8 GtC. und für das Jahr 2022 wurde die Emissionsrate auf 11,1 GtC geschätzt. Die Erhöhung der Emissionsrate stammt dabei fast ausschließlich aus fossilen Emissionen, während die Emissionen aus der Landnutzungsänderung nahezu gleichgeblieben sind.<ref name="Friedlingstein 2022">Friedlingstein, P., M.W. Jones, M. O'Sullivan et al. (2022): [https://doi.org/10.5194/essd-14-1917-2022 Global Carbon Budget 2022], Earth Syst. Sci. Data, 14, 1917–2005</ref>Ein Vergleich mit Projektions-Szenarien zeigt, dass die globalen Treibhausgasemissionen insgesamt sich nicht auf dem Weg der hohen Szenarien (z.B. SSP8.5) befinden, sondern eher den mittleren Szenarien folgen, was allerdings nicht ausreicht, um die Erwärmung auf unter 2 °C zu begrenzen.<ref name="IPCC AR6 WGIII 2022)>IPCC AR6, WGIII (2022): Climate Change 2022. Mitigation of Climate Change, Ch. 2</ref>  
Von den CO<sub>2</sub>-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung gehen 475 GtC auf das Konto der Verbrennung fossiler Energieträger und 205 GtC auf die Änderung der Landnutzung zurück (Tab. 1). Dabei haben sich die Emissionen in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt. In den 1960er Jahren wurden 4,5 GtC/Jahr emittiert, 2012-2021 waren es im Mittel schon 10,8 GtC. und für das Jahr 2022 wurde die Emissionsrate auf 11,1 GtC geschätzt. Die Erhöhung der Emissionsrate stammt dabei fast ausschließlich aus fossilen Emissionen, während die Emissionen aus der Landnutzungsänderung nahezu gleichgeblieben sind.<ref name="Friedlingstein 2022" /> Ein Vergleich mit [[Klimaszenarien|Projektions-Szenarien]] zeigt, dass die globalen [[Treibhausgasemissionen]] insgesamt sich nicht auf dem Weg der hohen Szenarien (z.B. SSP8.5) befinden, sondern eher den mittleren Szenarien folgen, was allerdings nicht ausreicht, um die Erwärmung auf unter 2 °C zu begrenzen.<ref name="IPCC AR6 WGIII 2022)>IPCC AR6, WGIII (2022): Climate Change 2022. Mitigation of Climate Change, Ch. 2</ref>  


2022 hat jedoch der russische Überfall auf die Ukraine möglicherweise einen historischen Wendepunkt für die weltweite Energieversorgung ausgelöst. Zahlreiche Staaten und große Emittenten haben neue Programme für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien aufgelegt, die neuerdings nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch aus Sicherheitsüberlegungen begründet werden. Die Preise für Öl und Gas, aber auch für Kohlen haben sich zeitweilig drastisch erhöht, was Wind und Solarenergie deutlich konkurrenzfähiger gemacht hat. Die IEA hält es daher für möglich, dass 2025 der Höhepunkt der energiebezogenen CO<sub>2</sub>-Emissionen mit 37 GtCO<sub>2</sub> pro Jahr (gegenüber 36,6 GtCO<sub>2</sub> in 2021) überschritten wird.<ref name="IEA 2022">International Energy Agency, IEA (2022): [https://www.iea.org/reports/world-energy-outlook-2022 World Energy Outlook 2022]</ref>
Die anthropogenen Emissionen von Kohlendioxid gelangen zunächst direkt in die Atmosphäre, die die sich am schnellsten ändernde CO<sub>2</sub>-Senke ist. Von den anthropogenen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe, der Landnutzungsänderung und anderen menschlichen Aktivitäten verbleiben aber nur weniger als die Hälfte in der Atmosphäre, während der Rest vom [[Kohlenstoff im Ozean|Ozean]] und der [[Terrestrischer Kohlenstoffkreislauf|Landvegetation]] aufgenommen wird.<ref>Crisp, D., H. Dolman, T. Tanhua et al. (2022): [https://doi.org/10.1029/2021RG000736 How well do we understand the land-ocean-atmosphere carbon cycle?] Reviews of Geophysics, 60, e2021RG000736</ref>  Zu Beginn der Industrialisierung betrug die atmosphärische CO<sub>2</sub>-Konzentration ca. 280 ppm und noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren es lediglich 300 ppm.<ref name="Friedlingstein 2022" /> 2020 lag die CO<sub>2</sub>-Konzentration dagegen schon bei 412 ppm und im April 2022 bei 420 ppm und hatte sich damit im Laufe des Industriezeitalters um ca. 50% erhöht.<ref>NOAA Earth System Research Laboratory (2022): [https://gml.noaa.gov/ccgg/trends/ Monthly Average Mauna Loa CO<sub>2</sub>]</ref> Damit nahm die Masse an Kohlenstoff in der Atmosphäre von 590 GtC im Jahr 1750 auf 876 GtC im Jahr 2020 zu. In den letzten ca. 50 Jahren verdreifachte sich die Wachstumsrate des atmosphärischen Kohlenstoffgehalts. Dennoch blieb der Anteil des in der Atmosphäre verbliebenen Kohlenstoffs an den gesamten anthropogenen Emissionen erstaunlich stabil bei rund 45%.<ref name="Friedlingstein 2022" />  Der Grund liegt darin, dass Landvegetation und Ozean ihre Aufnahmekapazität proportional zu der CO<sub>2</sub>-Konzentration in der Atmosphäre gesteigert haben.


== Emissionen aus Landnutzungsänderungen ==
== Emissionen aus Landnutzungsänderungen ==
Gegenwärtig (Mittel 2012-2021) belaufen sich die Netto-Emissionen von Kohlendioxid aus der Land- und Forstwirtschaft auf 1,2 Gt C/Jahr bzw. 4,4 Gt CO<sub>2</sub>. Die wichtigste Ursache ist die Waldvernichtung in den Tropen, aber auch die Trockenlegung von Feuchtgebieten wie Moore und Küstenfeuchtgebiete sowie Waldbrände spielen eine Rolle. Um 1900 waren die Emissionen aus der Landwirtschaft doppelt so hoch wie die aus der Verbrennung fossiler Energieträger und wurden erst nach Mitte des 20. Jahrhunderts von diesen als dominierende Quelle abgelöst (Abb. ). Seit Beginn der Industrialisierung hat die Veränderung der Bodenbedeckung rund 30% der Kohlenstoff-Emissionen verursacht (200 GtC von 660 GtC anthropogenen Emissionen insgesamt).<ref name="Friedlingstein 2022" />  Über den gesamten Zeitraum 1850-2020 waren die kumulativen anthropogenen Emissionen aus der Landnutzung und die kumulative Landsenke nahezu ausgeglichen. Mit Beginn des neuen Jahrhunderts haben die Emissionen durch eine (vorübergehende) Reduktion der Entwaldung in Südamerika und Wiederaufforstung in Regionen wie den USA, Europa, China und Indien abgenommen,<ref name="Perugini 2017">Perugini, L., L. Caporaso, S. Marconi, A. Cescatti, B. Quesada, N. De Noblet-Ducoudré, J. I. House, and A. Arneth (2017): Biophysical effects on temperature and precipitation due to land cover change. Environ. 46 Res. Lett., 12, doi:10.1088/1748-9326/aa6b3f.</ref>  was inzwischen wieder einer Zunahme gewichen ist.  
Gegenwärtig (Mittel 2012-2021) belaufen sich die Netto-[[Landwirtschaft als Klimafaktor|Emissionen von Kohlendioxid aus der Land- und Forstwirtschaft]] auf 1,2 Gt C/Jahr bzw. 4,4 Gt CO<sub>2</sub>. Die wichtigste Ursache ist die [[Wälder im Klimawandel|Waldvernichtung]] in den [[Tropen]], aber auch die Trockenlegung von Feuchtgebieten wie [[Moore im Klimawandel|Moore]] und Küstenfeuchtgebiete sowie [[Waldbrände]] spielen eine Rolle. Um 1900 waren die Emissionen aus der Landwirtschaft doppelt so hoch wie die aus der Verbrennung fossiler Energieträger und wurden erst nach Mitte des 20. Jahrhunderts von diesen als dominierende Quelle abgelöst (Abb. ). Seit Beginn der Industrialisierung hat die Veränderung der Bodenbedeckung rund 30% der Kohlenstoff-Emissionen verursacht (200 GtC von 660 GtC anthropogenen Emissionen insgesamt).<ref name="Friedlingstein 2022" />  Über den gesamten Zeitraum 1850-2020 waren die kumulativen anthropogenen Emissionen aus der Landnutzung und die kumulative Landsenke nahezu ausgeglichen. Mit Beginn des neuen Jahrhunderts haben die Emissionen durch eine (vorübergehende) Reduktion der [[Waldbrände im Amazonas-Regenwald|Entwaldung in Südamerika]] und Wiederaufforstung in Regionen wie den USA, Europa, China und Indien abgenommen,<ref name="Perugini 2017">Perugini, L., L. Caporaso, S. Marconi, A. Cescatti, B. Quesada, N. De Noblet-Ducoudré, J. I. House, and A. Arneth (2017): Biophysical effects on temperature and precipitation due to land cover change. Environ. 46 Res. Lett., 12, doi:10.1088/1748-9326/aa6b3f.</ref>  was inzwischen wieder einer Zunahme gewichen ist.  
[[Bild:CO2-emissions regions 1960-2022.png|thumb|520px|Abb. 3: Jährliche fossile CO<sub>2</sub>-Emissionen (2022: Projektion) nach Ländern]]


Die Landvegetation tauscht sich jedoch nicht nur durch direkte Veränderungen durch den Menschen mit der Atmosphäre aus, sondern ist auch Bestandteil des natürlichen CO<sub>2</sub>-Kreislaufs. Als solche nimmt sie Kohlendioxid durch Photosynthese aus der Atmosphäre auf und gibt es durch Veratmung und Verrottung an die Atmosphäre wieder ab. Diese Prozesse stehen zunehmend unter dem Einfluss des Klimawandels und seiner Ursachen. Durch den ansteigenden CO<sub>2</sub>-Gehalt der Atmosphäre wird die Photosynthese und das Wachstum von Pflanzen verstärkt (CO<sub>2</sub>-Düngeeffekt). Höhere Temperaturen und längere Wachstumszeiten können vor allem in höheren Breiten ebenfalls das Pflanzenwachstum erhöhen. Dadurch wird mehr CO<sub>2</sub> von den Pflanzen aus der Atmosphäre aufgenommen und die Konzentration des Treibhausgases verringert.  
Die Landvegetation tauscht sich jedoch nicht nur durch direkte Veränderungen durch den Menschen mit der Atmosphäre aus, sondern ist auch Bestandteil des [[Natürlicher Kohlenstoffkreislauf|natürlichen CO<sub>2</sub>-Kreislaufs]]. Als solche nimmt sie Kohlendioxid durch [[Photosynthese]] aus der Atmosphäre auf und gibt es durch Veratmung und Verrottung an die Atmosphäre wieder ab. Diese Prozesse stehen zunehmend unter dem Einfluss des Klimawandels und seiner Ursachen. Durch den ansteigenden [[Kohlendioxid-Konzentration|CO<sub>2</sub>-Gehalt der Atmosphäre]] wird die Photosynthese und das Wachstum von Pflanzen verstärkt (CO<sub>2</sub>-Düngeeffekt). Höhere Temperaturen und längere Wachstumszeiten können vor allem in höheren Breiten ebenfalls das Pflanzenwachstum erhöhen. Dadurch wird mehr CO<sub>2</sub> von den Pflanzen aus der Atmosphäre aufgenommen und die Konzentration des Treibhausgases verringert. Andererseits können [[Dürren]], [[Waldbrände|Feuer]] und [[Außertropische Stürme|Stürme]] das Pflanzenwachstum beeinträchtigen und CO<sub>2</sub>-Emissionen verursachen.


== Fossile Emissionen ==
== Fossile Emissionen ==
===Die Emissionsentwicklung===
===Die Emissionsentwicklung===
Von den 465 GtC an fossilen Emissionen über den Zeitraum 1850-2021 stammen 46% aus der Verbrennung von Kohle, 35% aus der von Öl und 15% von der Gas-Nutzung.  
[[Bild:CO2-kumulative-Emissionen-1850-2022.jpg|thumb|400px|Abb. 4: Historische kumulative Anteil CO<sub>2</sub>-Emissionen nach Staaten bzw. Regionen. Verändert, übersetzt.]]
 
1850 hatte das Vereinigte Königreich die Emissionen aus fossilen Treibstoffen mit 62% noch absolut dominiert. Im Laufe der folgenden über eineinhalb Jahrhunderte hat sich das Bild stark gewandelt. Bei den kumulativen Emissionen von 1850 bis 2021 stehen die USA mit 115 GtC bzw. 24% an der Spitze, darauf folgt die EU mit 80 GtC (17%) und China mit 70 GtC (14%). Aktuell (2021) liegt China bei den fossilen Emissionen mit 31% mit großem Abstand vor den USA (14%), der EU (8%) und Indien mit 7% an der Spitze. Diese vier Regionen emittieren fast 60% der globalen fossilen Emissionen. Auch bei den Pro-Kopf-Emissionen liegt China inzwischen mit 2,2 tC an zweiter Stelle hinter den USA (4,0 tC), aber bereits vor der EU (1,7 tC) und Indien (0,5 tC).<ref name="Friedlingstein 2022" />  
1850 hatte das Vereinigte Königreich die Emissionen aus fossilen Treibstoffen mit 62% noch absolut dominiert. Im Laufe der folgenden über eineinhalb Jahrhunderte hat sich das Bild stark gewandelt. Bei den kumulativen Emissionen von 1850 bis 2021 stehen die USA mit 115 GtC bzw. 24% an der Spitze, darauf folgt die EU mit 80 GtC (17%) und China mit 70 GtC (14%). Aktuell (2021) liegt China bei den fossilen Emissionen mit 31% mit großem Abstand vor den USA (14%), der EU (8%) und Indien mit 7% an der Spitze. Diese vier Regionen emittieren fast 60% der globalen fossilen Emissionen. Auch bei den Pro-Kopf-Emissionen liegt China inzwischen mit 2,2 tC an zweiter Stelle hinter den USA (4,0 tC), aber bereits vor der EU (1,7 tC) und Indien (0,5 tC).<ref name="Friedlingstein 2022" />  
[[Bild:CO2-emissions regions 1960-2022.png|thumb|520px|Jährliche fossile CO2-Emissionen (2022: Projektion) nach Ländern]]


Seit den 1960er Jahren nahmen die Emissionen von Kohlendioxid in allen vier Regionen wie auch im Rest der Welt zunächst zu (Abb. ). Seit 1980 zeichnet sich dann eine Trendwende in der EU mit leicht abnehmenden CO2-Emissionen bis heute ab, während den USA diese Wende zu abnehmenden Emissionen erst seit Mitte der 2000er Jahre gelang. Nahezu gleichzeitig wurden die USA von China überholt, dessen Emissionen in den 2000er Jahren eine rasante und Zunahme aufweist, die sich dann in den 2010er Jahren abschwächte, inzwischen aber mehr als das Doppelte der US-amerikanischen Emissionen beträgt. Die Indischen Emissionen beschleunigten sich langsam und überholten mit Beginn der 2020er Jahre diejenigen der EU. Die kumulativen CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung (1850) sind mit 455 GtC mehr als doppelt so hoch wie die aus der Landnutzung. Die globale Emissionsrate von Kohlendioxid hat sich in den letzten Jahrzehnten von 3,0 GtC/Jahr in den 1960er Jahren auf 9,6 GtC/Jahr im letzten Jahrzehnt (2012-2021) mehr als verdreifacht. In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Wachstumsrate allerdings von 3,0% pro Jahr in den 2000er Jahren auf 0,5% pro Jahr in 2012-2021 deutlich zurückgegangen.<ref name="Friedlingstein 2022" />  
Seit den 1960er Jahren nahmen die Emissionen von Kohlendioxid in allen vier Regionen wie auch im Rest der Welt zunächst zu (Abb. 3). Seit 1980 zeichnet sich dann eine Trendwende in der EU mit leicht abnehmenden CO<sub>2</sub>-Emissionen bis heute ab, während den USA diese Wende zu abnehmenden Emissionen erst seit Mitte der 2000er Jahre gelang. Nahezu gleichzeitig wurden die USA von China überholt, dessen Emissionen in den 2000er Jahren eine rasante und Zunahme aufweist, die sich dann in den 2010er Jahren abschwächte, inzwischen aber mehr als das Doppelte der US-amerikanischen Emissionen beträgt. Die Indischen Emissionen beschleunigten sich langsam und überholten mit Beginn der 2020er Jahre diejenigen der EU.  
 
Die kumulativen CO<sub>2</sub>-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung (1850) sind mit 455 GtC (1667 GtCO<sub>2</sub>) mehr als doppelt so hoch wie die aus der Landnutzung. Die globale Emissionsrate von Kohlendioxid hat sich in den letzten Jahrzehnten von 3,0 GtC/Jahr (ca. 11 GtCO2) in den 1960er Jahren auf 9,6 GtC/Jahr (35 GtCO2) im letzten Jahrzehnt (2012-2021) mehr als verdreifacht. In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Wachstumsrate allerdings von 3,0% pro Jahr in den 2000er Jahren auf 0,5% pro Jahr in 2012-2021 deutlich zurückgegangen.<ref name="Friedlingstein 2022" /> Und 2022 hat dann der russische Überfall auf die Ukraine möglicherweise einen historischen Wendepunkt für die weltweite Energieversorgung ausgelöst. Zahlreiche Staaten und große Emittenten haben neue Programme für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien aufgelegt, die neuerdings nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch aus Sicherheitsüberlegungen begründet werden. Zudem haben sich die Preise für Öl und Gas, aber auch für Kohle zeitweilig drastisch erhöht, was Wind und Solarenergie deutlich konkurrenzfähiger gemacht hat. Die Internationale Energieagentur IEA hält es daher für möglich, dass 2025 der Höhepunkt der energiebezogenen CO<sub>2</sub>-Emissionen mit 37 GtCO<sub>2</sub> pro Jahr (gegenüber 36,6 GtCO<sub>2</sub> in 2021) überschritten wird.<ref name="IEA 2022">International Energy Agency, IEA (2022): [https://www.iea.org/reports/world-energy-outlook-2022 World Energy Outlook 2022]</ref>


===Die Ursachen===
===Die Ursachen===


Ab 2006 löste die Kohle zum ersten Mal seit 1968 Erdöl als wichtigste Emissionsquelle von CO<sub>2</sub> ab. Während in den 1990er Jahren die Kohle für 37 % der CO<sub>2</sub>-Emisionen aus fossilen Brennstoffen stand und Öl für 41 %, stammen im neuen Jahrzehnt 40 % aus Kohle und 36 % aus der Verbrennung von Erdöl. Dahinter steckt vor allem die starke Kohlenutzung zur Energiegewinnung in China, das seit 2006 vor den USA an der Spitze der wichtigsten Emissionsländer liegt.<ref name="Trends">Le Quéré, C., et al. (2009): Trends in the sources and sinks of carbon dioxide, Nature Geoscience 2, 831-836 (einschließlich Supplementary Information)</ref> Die geringe Zuwachsrate der CO<sub>2</sub>-Emissionen im Jahr 2012 ist jedoch gerade auf den Kohleverbrauch zurückzuführen, der nur um 0,9 % zunahm - trotz einer Steigerung um 2,5 % in China. Den wichtigsten Rückgang gab es vielmehr in den USA. In den Kraftwerken wurde hier Kohle zu einem erheblichen Teil durch das mit der Fracking-Methode gewonnen Erdgas ersetzt. Im Vergleich zu Kohle enthält Gas nur etwa die Hälfte Kohlendioxid pro Energie-Einheit. Außerdem laufen Gaskraftwerke mit höheren Temperaturen und besitzen so eine um 15 % höhere Energie-Effizienz. Hinzu kamen in den USA eine Zunahme von Wind-, Bio- und Sonnenenergie.<ref name="Olivier 2013">Olivier, J.G.J. , G. Janssens-Maenhout, M. Muntean, J.A.H.W. Peters (2013): [http://edgar.jrc.ec.europa.eu/news_docs/pbl-2013-trends-in-global-co2-emissions-2013-report-1148.pdf  Trends in global CO<sub>2</sub> emissions - 2013 report]</ref>
Von den 1700 GtCO<sub>2</sub> an fossilen Emissionen über den Zeitraum 1850-2021 stammen über den gesamten Zeitraum gemittelt 46% aus der Verbrennung von Kohle, 35% aus der von Öl und 15% von der Gas-Nutzung.<ref name="Friedlingstein 2022" /> Die Kohle war im 19. Jahrhundert nahezu die einzige Quelle fossiler CO<sub>2</sub>-Emissionen und dominierte auch später die fossilen Quellen bis in die 1960er Jahre hinein (Abb. 2). Von 1970 bis 2000 wurde dann die Erdölnutzung zur wichtigsten Ursache der CO<sub>2</sub>-Emissionen. Aufgrund der starken Kohlenutzung während des rasanten Industrialisierungsprozesses in China in den 2000er Jahren setzte sich dann in den 2010er Jahren mit 15 GtCO<sub>2</sub>/Jahr die Kohle wieder an die Spitze der CO<sub>2</sub>-Quelle, gefolgt von Öl mit ca. 12 GtCO<sub>2</sub>/Jahr und Gas mit ca. 7 GtCO<sub>2</sub>/Jahr.


Der Hauptgrund für die Abnahme der CO<sub>2</sub>-Emissionen in 2014 und 2015 liegt im Rückgang der Kohlenutzung in China. Während China in den 2000er Jahren noch ein Wachstum der Emissionen um 6,7 %/Jahr aufwies, lag dieses 2014 bei nur 1,2 %. Die Ursachen liegen zum einen in einem relativ stabilen Kohleverbrauch, der in 2015 möglicherweise sogar etwas abnehmen wird, und zum anderen in einer deutlichen Zunahme der nichtfossilen Energiequellen. Ein weiterer Grund für die geringe Zunahme der globalen CO<sub>2</sub>-Emissionen ist die weltweite Zunahme der Energieproduktion durch erneuerbare Energieträger. Die Kapazität der installierten Windkraft belief sich 2014 global auf 370 GW, wovon 51 GW im Jahr 2014 neu hinzugekommen waren, und installierte Solarpower auf 178 GW, wovon 40 GW in 2014 installiert wurden. Ein weiterer Faktor ist die geringere Waldvernichtung, die in den 1990er Jahren noch 5,5 Gt CO<sub>2</sub>-Emissionen jährlich verursacht hatt, in den 2010er Jahren dagegen auf 2,9 Gt CO<sub>2</sub>-Emissionen jährlich gesunken war.<ref name="Jackson 2015">Jackson, R.B., et al. (2015): Reaching peak emissions, Nature Climate Change, doi:10.1038/nclimate2892</ref>
Aufschlussreich ist auch die Entwicklung in den Anwendungsbereichen Energiewirtschaft, andere Industriebereiche, Transport- und Gebäudesektor. Dominierend waren seit 1990 durchgehend die fossilen CO<sub>2</sub>-Emissionen aus dem Energiesektor, der von ca. 8 GtCO<sub>2</sub> in den 1990er Jahren auf fast das Doppelte mit ca. 15 GtCO<sub>2</sub> in den 2010er Jahren anstieg. Auch der Verkehrssektor verdoppelte sich fast und emittierte in den 2010er Jahren etwa 8 GtCO<sub>2</sub>. Die Emissionen aus dem Industriesektor ohne Kraftwerke (Chemie, Stahl, Zement etc.) entwickelten ich ähnlich und zogen mit dem Verkehrssektor fast gleich, während der Gebäudeberiech mit 3-4 GtCO<sub>2</sub> sich kaum veränderte.<ref name="Crippa 2022">Crippa, M., D. Guizzardi, M. Banja et al. (2022): CO<sub>2</sub> emissions of all world countries – JRC/IEA/PBL 2022 Report, Publications Office of the European Union, Luxembourg, 2022, doi:10.2760/07904, JRC130363</ref>  
[[Bild:CO2 consumption territorial2.jpg|thumb|440px|Abb. 4: CO<sub>2</sub>-Emissionen durch Produktion und durch Konsum]]


=== Emissionsverlagerung ===
=== Emissionsverlagerung ===
 
[[Bild:CO2-emissions production consumption.png|thumb|440px|Abb. 5: Netto-Transfer von CO2-Emissionen aus den Produktions- in die Konsum-Länder. Gezeigt sind die 16 größten Emissions-Transfers in Mt CO2/Jahr. Die Einfärbung der einzelnen Staaten zeigt den Netto-Export (rot) und Netto-Import von CO2-Emissionen (blau) in Mio. t.]]
Während die  Industrieländer sich immer mehr zu Dienstleistungsgesellschaften entwickeln ("Dritte industrielle Revolution"), wird die Produktion von Industriegütern zunehmend von den Entwicklungs- und Schwellenländern übernommen. Als Folge entsteht ein erheblicher Teil der Kohlenstoffemissionen in Ländern wie China zu dem Zweck, die Bevölkerung in den Industrieländern mit Waren zu versorgen. Während der auf diese Weise entstandene Netto-Transfer von Emissionen aus den Entwicklungsländern in die Industrieländer 1990 noch 0,4 Gt CO<sub>2</sub> betrug, vervierfachte er sich bis 2008 auf 1,6 Gt CO<sub>2</sub>. Insgesamt sind in diesem Zeitraum durch die Verlagerung der Produktion aus den Industrieländern in die Entwicklungsländer für den Konsum in den Industrieländern Emissionen von 16 Gt CO<sub>2</sub> entstanden.<ref name="Peters 2011">G.P. Peters, J.C. Minx,. C.L. Weber, and O. Edenhofer (2011): Growth in emission transfers via international trade from 1990 to 2008, PNAS May 24, 2011 vol. 108 no. 21, 8903-8908</ref>
Während die  Industrieländer sich immer mehr zu Dienstleistungsgesellschaften entwickeln ("Dritte industrielle Revolution"), wird die Produktion von Industriegütern zunehmend von den Entwicklungs- und Schwellenländern übernommen. Als Folge entsteht ein erheblicher Teil der Kohlenstoffemissionen in Ländern wie China zu dem Zweck, die Bevölkerung in den Industrieländern mit Waren zu versorgen. Die Folge ist, dass die Emissionen, die durch die Herstellung zahlreicher in den Industrieländern konsumierten Güter entstehen, in der Regel (z.B. bei dem Paris-Abkommen zur Begrenzung der globalen Erwärmung) den Ländern angerechnet werden, auf deren Territorien die Güter produziert werden. Die Hauptnutznießer der Auslagerung von Produktion und Emissionen in andere Länder sind die USA und die EU, die u.a. auch dadurch ihre Emissionen reduzieren konnten. Andere Staaten wie vor allem China emittieren infolgedessen jedoch mehr Treibhausgase, als es ihrem Konsum und Lebensstil entspricht. Im Falle Chinas sind das (nach Abb. 5) mehr als 1 GtCO<sub>2</sub>, bei 11 GtCO<sub>2</sub> territorialen Emissionen insgesamt. Es ist daher vielfach vorgeschlagen worden, für einzelne Staaten eine Konsum-basierte Zählung der Treibhausgasemissionen anzuwenden, die die entstehenden Emissionen entlang der Lieferketten jenen Ländern anrechnen, in denen die hergestellten Produkte verbraucht werden.<ref>Ala-Mantila, S., J. Heinonen, J. Clarke and J. Ottelin (2023): Consumption-based view on national and regional per capita carbon footprint trajectories and planetary pressures-adjusted human development, Environ. Res. Lett. 18 024035, DOI 10.1088/1748-9326/acabd8</ref> So wird deutlicher, welche Art von Lebensstil zu welchen Belastungen der Atmosphäre führt.
 
[[Bild:CO2 Emissionen historisch.jpg|thumb|420px|Anteil verschiedener Weltregionen an den kumulativen globalen CO<sub>2</sub>-Emissionen 1900-2004 (ohne Emissionen durch Landnutzungsänderungen).]]


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 2. April 2024, 02:00 Uhr

Abb. 1: Globale CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen 1990-2022
* Zu Covid-19-Pandemie siehe auch Corona-Virus und CO2-Emissionen

Die vom Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen sind entscheidend am anthropogenen Treibhauseffekt und damit an den aktuellen Klimaänderungen beteiligt.

Daten-Quellen

Die Emissionsdaten von Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Energieträger (einschließlich Zementproduktion) lassen sich relativ gut aus der Energiestatistik der einzelnen Staaten abschätzen. Die Angaben der Emissionen aus Änderungen der Landnutzung (Waldrodung, Umwandlung in Ackerland etc.) werden aus Satellitenbeobachtungen und Daten aus der Forst- und Landwirtschaft ermittelt. Statt als Kohlendioxid (CO2) werden die emittierten Mengen auch als Kohlenstoff (C) angegeben. Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen, z.B. fossilen Energieträgern, aus Kohlenstoff und Sauerstoff. 3,664 t CO2 entsprechen mengenmäßig 1 t Kohlenstoff (1 t C).

Abb. 2: Globale anthropogene CO2-Emissionen nach Quellen 1850-2021

Gesamtemissionen

Tab. 1: Globale anthropogene CO2-Emissionen und CO2-Senken 1850-2022

Seit Beginn der Industrialisierung (um 1850) haben menschliche Aktivitäten die Konzentration langlebiger Treibhausgase in der Atmosphäre deutlich verändert und damit das globale Klima erwärmt. Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid, vor Methan, Distickstoffoxid und weiteren. Zwischen 1850 und 2022 haben die Verbrennung fossiler Rohstoffe (Kohle, Öl und Gas) und Veränderungen in der Landnutzung (vor allem die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Nutzfläche) etwa 680 GtC (=2492 GtCO2) in die Atmosphäre freigesetzt(Tab. 1). Dadurch erhöhte sich die Masse an Kohlendioxid in der Atmosphäre von ca. 600 GtC um 1850 auf 879 GtC im Jahr 2021. 70% des in die Atmosphäre emittierten Kohlendioxids wurden seit 1960 emittiert und 30% seit dem Jahr 2000.[1]

Von den CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung gehen 475 GtC auf das Konto der Verbrennung fossiler Energieträger und 205 GtC auf die Änderung der Landnutzung zurück (Tab. 1). Dabei haben sich die Emissionen in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt. In den 1960er Jahren wurden 4,5 GtC/Jahr emittiert, 2012-2021 waren es im Mittel schon 10,8 GtC. und für das Jahr 2022 wurde die Emissionsrate auf 11,1 GtC geschätzt. Die Erhöhung der Emissionsrate stammt dabei fast ausschließlich aus fossilen Emissionen, während die Emissionen aus der Landnutzungsänderung nahezu gleichgeblieben sind.[1] Ein Vergleich mit Projektions-Szenarien zeigt, dass die globalen Treibhausgasemissionen insgesamt sich nicht auf dem Weg der hohen Szenarien (z.B. SSP8.5) befinden, sondern eher den mittleren Szenarien folgen, was allerdings nicht ausreicht, um die Erwärmung auf unter 2 °C zu begrenzen.[2]

Die anthropogenen Emissionen von Kohlendioxid gelangen zunächst direkt in die Atmosphäre, die die sich am schnellsten ändernde CO2-Senke ist. Von den anthropogenen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe, der Landnutzungsänderung und anderen menschlichen Aktivitäten verbleiben aber nur weniger als die Hälfte in der Atmosphäre, während der Rest vom Ozean und der Landvegetation aufgenommen wird.[3] Zu Beginn der Industrialisierung betrug die atmosphärische CO2-Konzentration ca. 280 ppm und noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren es lediglich 300 ppm.[1] 2020 lag die CO2-Konzentration dagegen schon bei 412 ppm und im April 2022 bei 420 ppm und hatte sich damit im Laufe des Industriezeitalters um ca. 50% erhöht.[4] Damit nahm die Masse an Kohlenstoff in der Atmosphäre von 590 GtC im Jahr 1750 auf 876 GtC im Jahr 2020 zu. In den letzten ca. 50 Jahren verdreifachte sich die Wachstumsrate des atmosphärischen Kohlenstoffgehalts. Dennoch blieb der Anteil des in der Atmosphäre verbliebenen Kohlenstoffs an den gesamten anthropogenen Emissionen erstaunlich stabil bei rund 45%.[1] Der Grund liegt darin, dass Landvegetation und Ozean ihre Aufnahmekapazität proportional zu der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gesteigert haben.

Emissionen aus Landnutzungsänderungen

Gegenwärtig (Mittel 2012-2021) belaufen sich die Netto-Emissionen von Kohlendioxid aus der Land- und Forstwirtschaft auf 1,2 Gt C/Jahr bzw. 4,4 Gt CO2. Die wichtigste Ursache ist die Waldvernichtung in den Tropen, aber auch die Trockenlegung von Feuchtgebieten wie Moore und Küstenfeuchtgebiete sowie Waldbrände spielen eine Rolle. Um 1900 waren die Emissionen aus der Landwirtschaft doppelt so hoch wie die aus der Verbrennung fossiler Energieträger und wurden erst nach Mitte des 20. Jahrhunderts von diesen als dominierende Quelle abgelöst (Abb. ). Seit Beginn der Industrialisierung hat die Veränderung der Bodenbedeckung rund 30% der Kohlenstoff-Emissionen verursacht (200 GtC von 660 GtC anthropogenen Emissionen insgesamt).[1] Über den gesamten Zeitraum 1850-2020 waren die kumulativen anthropogenen Emissionen aus der Landnutzung und die kumulative Landsenke nahezu ausgeglichen. Mit Beginn des neuen Jahrhunderts haben die Emissionen durch eine (vorübergehende) Reduktion der Entwaldung in Südamerika und Wiederaufforstung in Regionen wie den USA, Europa, China und Indien abgenommen,[5] was inzwischen wieder einer Zunahme gewichen ist.

Abb. 3: Jährliche fossile CO2-Emissionen (2022: Projektion) nach Ländern

Die Landvegetation tauscht sich jedoch nicht nur durch direkte Veränderungen durch den Menschen mit der Atmosphäre aus, sondern ist auch Bestandteil des natürlichen CO2-Kreislaufs. Als solche nimmt sie Kohlendioxid durch Photosynthese aus der Atmosphäre auf und gibt es durch Veratmung und Verrottung an die Atmosphäre wieder ab. Diese Prozesse stehen zunehmend unter dem Einfluss des Klimawandels und seiner Ursachen. Durch den ansteigenden CO2-Gehalt der Atmosphäre wird die Photosynthese und das Wachstum von Pflanzen verstärkt (CO2-Düngeeffekt). Höhere Temperaturen und längere Wachstumszeiten können vor allem in höheren Breiten ebenfalls das Pflanzenwachstum erhöhen. Dadurch wird mehr CO2 von den Pflanzen aus der Atmosphäre aufgenommen und die Konzentration des Treibhausgases verringert. Andererseits können Dürren, Feuer und Stürme das Pflanzenwachstum beeinträchtigen und CO2-Emissionen verursachen.

Fossile Emissionen

Die Emissionsentwicklung

Abb. 4: Historische kumulative Anteil CO2-Emissionen nach Staaten bzw. Regionen. Verändert, übersetzt.

1850 hatte das Vereinigte Königreich die Emissionen aus fossilen Treibstoffen mit 62% noch absolut dominiert. Im Laufe der folgenden über eineinhalb Jahrhunderte hat sich das Bild stark gewandelt. Bei den kumulativen Emissionen von 1850 bis 2021 stehen die USA mit 115 GtC bzw. 24% an der Spitze, darauf folgt die EU mit 80 GtC (17%) und China mit 70 GtC (14%). Aktuell (2021) liegt China bei den fossilen Emissionen mit 31% mit großem Abstand vor den USA (14%), der EU (8%) und Indien mit 7% an der Spitze. Diese vier Regionen emittieren fast 60% der globalen fossilen Emissionen. Auch bei den Pro-Kopf-Emissionen liegt China inzwischen mit 2,2 tC an zweiter Stelle hinter den USA (4,0 tC), aber bereits vor der EU (1,7 tC) und Indien (0,5 tC).[1]

Seit den 1960er Jahren nahmen die Emissionen von Kohlendioxid in allen vier Regionen wie auch im Rest der Welt zunächst zu (Abb. 3). Seit 1980 zeichnet sich dann eine Trendwende in der EU mit leicht abnehmenden CO2-Emissionen bis heute ab, während den USA diese Wende zu abnehmenden Emissionen erst seit Mitte der 2000er Jahre gelang. Nahezu gleichzeitig wurden die USA von China überholt, dessen Emissionen in den 2000er Jahren eine rasante und Zunahme aufweist, die sich dann in den 2010er Jahren abschwächte, inzwischen aber mehr als das Doppelte der US-amerikanischen Emissionen beträgt. Die Indischen Emissionen beschleunigten sich langsam und überholten mit Beginn der 2020er Jahre diejenigen der EU.

Die kumulativen CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung (1850) sind mit 455 GtC (1667 GtCO2) mehr als doppelt so hoch wie die aus der Landnutzung. Die globale Emissionsrate von Kohlendioxid hat sich in den letzten Jahrzehnten von 3,0 GtC/Jahr (ca. 11 GtCO2) in den 1960er Jahren auf 9,6 GtC/Jahr (35 GtCO2) im letzten Jahrzehnt (2012-2021) mehr als verdreifacht. In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Wachstumsrate allerdings von 3,0% pro Jahr in den 2000er Jahren auf 0,5% pro Jahr in 2012-2021 deutlich zurückgegangen.[1] Und 2022 hat dann der russische Überfall auf die Ukraine möglicherweise einen historischen Wendepunkt für die weltweite Energieversorgung ausgelöst. Zahlreiche Staaten und große Emittenten haben neue Programme für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien aufgelegt, die neuerdings nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch aus Sicherheitsüberlegungen begründet werden. Zudem haben sich die Preise für Öl und Gas, aber auch für Kohle zeitweilig drastisch erhöht, was Wind und Solarenergie deutlich konkurrenzfähiger gemacht hat. Die Internationale Energieagentur IEA hält es daher für möglich, dass 2025 der Höhepunkt der energiebezogenen CO2-Emissionen mit 37 GtCO2 pro Jahr (gegenüber 36,6 GtCO2 in 2021) überschritten wird.[6]

Die Ursachen

Von den 1700 GtCO2 an fossilen Emissionen über den Zeitraum 1850-2021 stammen über den gesamten Zeitraum gemittelt 46% aus der Verbrennung von Kohle, 35% aus der von Öl und 15% von der Gas-Nutzung.[1] Die Kohle war im 19. Jahrhundert nahezu die einzige Quelle fossiler CO2-Emissionen und dominierte auch später die fossilen Quellen bis in die 1960er Jahre hinein (Abb. 2). Von 1970 bis 2000 wurde dann die Erdölnutzung zur wichtigsten Ursache der CO2-Emissionen. Aufgrund der starken Kohlenutzung während des rasanten Industrialisierungsprozesses in China in den 2000er Jahren setzte sich dann in den 2010er Jahren mit 15 GtCO2/Jahr die Kohle wieder an die Spitze der CO2-Quelle, gefolgt von Öl mit ca. 12 GtCO2/Jahr und Gas mit ca. 7 GtCO2/Jahr.

Aufschlussreich ist auch die Entwicklung in den Anwendungsbereichen Energiewirtschaft, andere Industriebereiche, Transport- und Gebäudesektor. Dominierend waren seit 1990 durchgehend die fossilen CO2-Emissionen aus dem Energiesektor, der von ca. 8 GtCO2 in den 1990er Jahren auf fast das Doppelte mit ca. 15 GtCO2 in den 2010er Jahren anstieg. Auch der Verkehrssektor verdoppelte sich fast und emittierte in den 2010er Jahren etwa 8 GtCO2. Die Emissionen aus dem Industriesektor ohne Kraftwerke (Chemie, Stahl, Zement etc.) entwickelten ich ähnlich und zogen mit dem Verkehrssektor fast gleich, während der Gebäudeberiech mit 3-4 GtCO2 sich kaum veränderte.[7]

Abb. 4: CO2-Emissionen durch Produktion und durch Konsum

Emissionsverlagerung

Abb. 5: Netto-Transfer von CO2-Emissionen aus den Produktions- in die Konsum-Länder. Gezeigt sind die 16 größten Emissions-Transfers in Mt CO2/Jahr. Die Einfärbung der einzelnen Staaten zeigt den Netto-Export (rot) und Netto-Import von CO2-Emissionen (blau) in Mio. t.

Während die Industrieländer sich immer mehr zu Dienstleistungsgesellschaften entwickeln ("Dritte industrielle Revolution"), wird die Produktion von Industriegütern zunehmend von den Entwicklungs- und Schwellenländern übernommen. Als Folge entsteht ein erheblicher Teil der Kohlenstoffemissionen in Ländern wie China zu dem Zweck, die Bevölkerung in den Industrieländern mit Waren zu versorgen. Die Folge ist, dass die Emissionen, die durch die Herstellung zahlreicher in den Industrieländern konsumierten Güter entstehen, in der Regel (z.B. bei dem Paris-Abkommen zur Begrenzung der globalen Erwärmung) den Ländern angerechnet werden, auf deren Territorien die Güter produziert werden. Die Hauptnutznießer der Auslagerung von Produktion und Emissionen in andere Länder sind die USA und die EU, die u.a. auch dadurch ihre Emissionen reduzieren konnten. Andere Staaten wie vor allem China emittieren infolgedessen jedoch mehr Treibhausgase, als es ihrem Konsum und Lebensstil entspricht. Im Falle Chinas sind das (nach Abb. 5) mehr als 1 GtCO2, bei 11 GtCO2 territorialen Emissionen insgesamt. Es ist daher vielfach vorgeschlagen worden, für einzelne Staaten eine Konsum-basierte Zählung der Treibhausgasemissionen anzuwenden, die die entstehenden Emissionen entlang der Lieferketten jenen Ländern anrechnen, in denen die hergestellten Produkte verbraucht werden.[8] So wird deutlicher, welche Art von Lebensstil zu welchen Belastungen der Atmosphäre führt.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Friedlingstein, P., M.W. Jones, M. O'Sullivan et al. (2022): Global Carbon Budget 2022, Earth Syst. Sci. Data, 14, 1917–2005
  2. IPCC AR6, WGIII (2022): Climate Change 2022. Mitigation of Climate Change, Ch. 2
  3. Crisp, D., H. Dolman, T. Tanhua et al. (2022): How well do we understand the land-ocean-atmosphere carbon cycle? Reviews of Geophysics, 60, e2021RG000736
  4. NOAA Earth System Research Laboratory (2022): Monthly Average Mauna Loa CO2
  5. Perugini, L., L. Caporaso, S. Marconi, A. Cescatti, B. Quesada, N. De Noblet-Ducoudré, J. I. House, and A. Arneth (2017): Biophysical effects on temperature and precipitation due to land cover change. Environ. 46 Res. Lett., 12, doi:10.1088/1748-9326/aa6b3f.
  6. International Energy Agency, IEA (2022): World Energy Outlook 2022
  7. Crippa, M., D. Guizzardi, M. Banja et al. (2022): CO2 emissions of all world countries – JRC/IEA/PBL 2022 Report, Publications Office of the European Union, Luxembourg, 2022, doi:10.2760/07904, JRC130363
  8. Ala-Mantila, S., J. Heinonen, J. Clarke and J. Ottelin (2023): Consumption-based view on national and regional per capita carbon footprint trajectories and planetary pressures-adjusted human development, Environ. Res. Lett. 18 024035, DOI 10.1088/1748-9326/acabd8

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