Klimaänderungen im Amazonasgebiet

Aus Klimawandel
Das Amazonasgebiet

Amazonasregenwald und Klima

Die Folgen der globalen Erwärmung auf das Amazonasgebiet und die Wirkung von Veränderungen des Amazonasregenwaldes auf das regionale und globale Klima haben besondere Aufmerksamkeit erlangt. Dieser größte tropische Regenwald der Erde ist vor allem als CO2-Speicher für das globale Klima von Bedeutung. 120 Gigatonnen Kohlenstoff (GtC) sind im Amazonasgebiet gespeichert, was der Menge von 15 Jahren gegenwärtiger anthropogener Emission entspricht. 15 % der Photosynthese der Erde werden hier umgesetzt.[1] Außerdem sind Verdunstung und Kondensation über dem Amazonas wichtige Antriebe der globalen atmosphärischen Zirkulation mit Einflüssen auf den Niederschlag über Südamerika und vor allem dem Amazonaswald selbst.[2]

Agrarwirtschaft und Waldvernichtung

Gegenwärtig ist der Amazonasregenwald vor allem durch direkte menschliche Eingriffe bedroht. Die Bevölkerung des Amazonasgebietes ist von 6 Millionen 1960 auf 25 Millionen 2010 gewachsen.[3] Die Ausbreitung der Rinderzucht und der Sojaproduktion sind die Hauptverursacher der Waldzerstörung. 1988 bis 2006 fielen der Agrarwirtschaft im brasilianischen Amazonasgebiet pro Jahr 18100 km2 Regenwald zum Opfer, 2004 waren es 27400 km2. 62 % davon wurden in Weideland umgewandelt, 6 % in Ackerland und auf 32 % bildete sich Sekundärvegetation.[2] Danach hat sich die jährliche Waldvernichtung aufgrund von Regierungsmaßnahmen auf weniger als 7000 km2 im Jahre 2011 reduziert. Ob damit ein neuer Trend eingeleitet ist, bleibt jedoch höchst unsicher.[3]

Klimaänderungen und Amazonaswald

Der Amazonas ist nicht nur durch direkte menschliche Eingriffe, sondern auch durch den Klimawandel gefährdet und zählt daher zu einem der möglichen Kipppunkte im Klimasystem, die bei einer weiteren Erwärmung in einen nicht mehr umkehrbaren Prozess treiben könnten.[4]. Höhere Temperaturen und Niederschlagsveränderungen können die klimatischen Bedingungen des Regenwalds verschlechtern. Dabei gibt es einerseits Rückkopplungen mit dem Ökosystem, andererseits Wechselwirkungen mit der Waldzerstörung durch die Agrarwirtschaft.

Erwärmung und Niederschlag

In den letzten Jahrzehnten betrug die Erwärmung im Amazonasgebiet 0,25 °C pro Jahrzehnt. Bei einem mittleren Klimaszenario wird eine Temperatursteigerung von 3 °C bis 2100 prognostiziert, bei starker Waldzerstörung könnten es sogar 8 °C sein. Wichtiger als die Temperatur- sind die Niederschlagsveränderungen, und zwar vor allem in der Trockenzeit. Im Norden des Amazonasgebietes ist bereits seit den 1970er Jahren ein Trend zu trockeneren Verhältnissen beobachtet worden, und einige Klimamodelle projizieren für das 21. Jahrhundert deutliche Niederschlagsabnahmen.[2]

Ein wichtiger Einflussfaktor ist das ENSO-Phänomen. Bei El-Niño-Ereignissen wird die Konvektion im nördlichen und östlichen Amazonas unterdrückt. Bei einer La Niña kommt es zu stärkeren Niederschlägen. Der Niederschlag in der Trockenzeit wird aber auch von den Oberflächentemperaturen des Atlantiks beeinflusst.[2] Die Einflüsse von Enso auf die Niederschläge überlagern eine typische Niederschlagsschwankung von 28 Jahren. Die stärksten Niederschläge gibt es, wenn ein La-Niña-Ereignis mit einer feuchten Phase in dem 28-Jahre-Zyklus zusammenfällt. Und die schlimmsten Dürren treten dann auf, wenn ein El Niño in die trockene Phase des Zyklus fällt. Auch die NAO beeinflusst die Region, so z.B. während der Dürre von 2005.[3]

Nach Berechnungen von Klimamodellen des IPCC könnte es im 21. Jahrhundert weniger Niederschlag in der Trockenzeit im Osten des Amazonasgebietes geben und mehr Niederschlag in der Regenzeit im Westen. Vor allem wenn der Einfluss einer steigenden Temperatur auf die Verdunstung berücksichtigt wird, zeigen fast alle Modelle ein zunehmendes saisonales Wasserdefizit im östlichen Amazonas. Durch Feedbacks im Ökosystem wie Absterben von Bäumen und reduzierte Verdunstung in den verbleibenden Wäldern wird die Tendenz zur Trockenheit verstärkt. Im NW-Amazonas wird die Wahrscheinlichkeit von größeren Dürren dagegen geringer. Die hohen Niederschläge hier werden durch den Anstieg feuchter Luft an den Anden.[2]

Dürren

Intakte Regenwälder haben sich gegenüber Dürren, wenn sie saisonal auftreten, als recht widerstandsfähig erwiesen. Der Wasserbedarf in der Trockenzeit wird größtenteils durch Wurzelsysteme aus dem Grundwasser gedeckt. Das ermöglicht es den Bäumen auch in der Trockenzeit zu transpirieren und einen gewissen Niederschlag aufrecht zu erhalten. Außerdem wird der steigende CO2-Gehalt die Wassernutzung der Pflanzen effektiver machen, da sie in kürzerer Zeit ihren CO2-Bedarf decken können und damit weniger Wasser verdunsten (s. Photosynthese).[2]

Die Anpassung an saisonale Dürren kann allerdings durch mehrjährige Dürren außer Kraft gesetzt werden, wenn das Wurzelwerk nicht mehr genug Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen kann. Die Amazonas-Dürre 2005, als die Temperatur der Trockenzeit um 3-5 °C höher lag als im Mittel und die Niederschläge in manchen Gebieten nur 33-65 % des durchschnittlichen Wertes erreichten, hat wahrscheinlich die Grenzen der Anpassungsfähigkeit vieler Arten im Regenwald überschritten. Es starben wesentlich mehr Bäume ab als sonst in Trockenzeiten. Eine ähnliche, aber noch schlimmere Dürre ereignete sich 2010, unter der mehr als die Hälfte des Amazonasbeckens litt. Die Abflussmengen der Flüsse lagen dabei unter allen früheren Werten.[3]

Dürren können die Ursache für größere Waldbrände sein. Die Gefahr von Waldbränden im Amazonasregenwald könnte mit der fortschreitenden Waldzerstörung und dem Klimawandel zunehmen.

Einzelnachweise

  1. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, Box 13.1
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Y. Malhi, et al.(2008): Climate Change, Deforestation, and the Fate of the Amazon, Science 319, 169 (2008); 169-172
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Davidson, E.A., et al. (2012): The Amazon basin in transition, Nature 481, 321-328
  4. Lenton, T.M. (2008): Tipping elements in the Earth's climate system, PNAS 105, 1786-1793


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