Klimaänderungen in Asien
Überblick
Asien (Abb. 1) ist nicht nur von der Fläche her der größte Kontinent der Erde. Auf ihm leben mit etwa 4 Milliarden auch ca. 60 % der Weltbevölkerung. Aufgrund der gewaltigen Ausdehnung sowohl in Nord-Süd- wie in Ost-West-Richtung finden sich in Asien die unterschiedlichsten Klimazonen, von den polaren Gebieten im nördlichen Sibirien über die Wüsten- und Trockengebiete im kontinentalen Innern und im Westen des Kontinents bis hin zu den unter dem Einfluss des Monsuns stehenden subtropischen und tropischen Regionen in Ost-, Südost- und Süd-Asien.
Auch in Asien ist der Klimawandel zu beobachten (Abb. 2). Die Temperaturen sind je nach Region zwischen weniger als 1 °C und bis zu 3 °C gestiegen. Auch die Entwicklung der Niederschläge ist von Region zu Region sehr verschieden. Abnehmende Niederschläge gab es etwa im asiatischen Russland, in der Mongolei, in Nordost und Nord-China und in einigen Teilen Süd-Asiens, so z.B. in den Küstenzonen Pakistans um 10-15 %. Niederschlagszunahmen verzeichneten dagegen West- und Südost-China, Bangladesch und die westlichen Philippinen. Verändert haben sich in Asien auch die Intensität und Häufigkeit von Extremereignissen.[1]
Nordasien
Nordasien reicht vom Uralgebirge im Westen bis zum Pazifischen Ozean im Osten und von der russischen Arktis im Norden bis nach Zentralasien und Ostasien im Süden. Bezeichnende landschaftliche Merkmale sind ausgedehnte boreale Wälder und Permafrost. Nordasien lässt sich in drei Regionen unterteilen:[2]
- Westsibirien mit einem kontinentalen Klima,
- Ostsibirien mit seinen Hochlandgebieten und noch stärkeren kontinentalen Klimamerkmalen wie langen, kalten Wintern und kurzen heißen Sommern,
- das russische Fernost mit kalten Wintern und feuchten Sommern im Süden und kühlen und trockenen Sommern im Norden.
West- und Ostsibirien stehen unter dem Einfluss der Nordatlantischen und Arktischen Oszillation sowie des Sibirischen Hochs mit seinen blockierenden Wetterlagen.[2]
Seit Mitte der 1970er Jahre gab es eine deutliche Temperaturzunahme über Nordasien, besonders über dem nordöstlichen Teil, die etwa doppelt so stark war wie die globale Erwärmung. So hatte der russische Ferne Osten zwischen 1976 und 2014 eine Zunahme von 0,8 °C bis 1,2 °C pro Jahrzehnt zu verzeichnen. Im südlichen West- und Ostsibirien wurde dagegen 1976-2018 im Winter ein Abkühlungstrend von -0,3 °C pro Jahrzehnt beobachtet, der teils auf natürliche Schwankungen, teils auf den Meereisverlust in der Arktis zurückgeführt wurde.[2] Von einigen Autoren wird für dieses in jüngster Zeit beobachtete Warme Arktis – Kaltes Sibirien Muster die Abnahme der arktischen Meereis-Konzentration im Herbst angeführt. Allerdings ist der dahinterstehende Mechanismus immer noch in der Diskussion, da Modellexperimente widersprüchliche Ergebnisse aufweisen. Wegmann et al. (2018) etwa zeigen, dass die kalten Wintertemperaturen mit den Eisverhältnissen in der Barents- und Karasee zusammenhängen. Während der Verringerung der Meereisbedeckung im September bildet sich hiernach über der Barentssee eine blockierende Wetterlage, die die Advektion von kalter Luft von der Arktis ins zentrale Sibirien antreibt und zugleich das Eindringen warmer Luft durch die Westwindströmung reduziert.[3]
Eine Untersuchung von über 500 Wetterstationen im nördlichen Eurasien hat ergeben, dass höhere Lufttemperaturen mit einer stärkeren Niederschlagsintensität verbunden sind.[4] Zugleich nimmt die Häufigkeit von Niederschlägen ab, während die gesamte Jahresmenge etwa gleichbleibt. Die Intensität von Niederschlägen nimmt pro Grad Celsius Temperaturerhöhung um 1-3% zu. Allerdings erfolgt dieser Prozess nur bis zu einer saisonalen Mitteltemperatur von 15-16 °C. Über diesem Grenzwert ändert sich die Intensität der Niederschläge in Richtung Abnahme. Die Ursache ist der abnehmende atmosphärische Wasserdampf bei einer höheren Temperatur durch den Rückgang von Verdunstungsquelle wie Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei einer höheren Temperatur. Zugleich kann es in dieser Situation zu einer Zunahme von Dürrebedingungen kommen.
Mittelasien
Mittelasien[5] umfasst die Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und die Provinz Xinjiang im nordwestlichen China.
Klima
Mittelasien liegt an der Grenze zwischen der gemäßigten und der subtropischen Klimazone und ist geprägt durch eine extreme Kontinentalität. Die westlichen und nordwestlichen Ebenen sind offen sowohl für die kalten nördlichen und nordwestlichen Winde als auch für die feuchten Luftmassen vom Atlantik. Nach Süden und Osten ist das Gebiet durch die Hochgebirgszüge von Himalaya, Pamir, Hindukusch und Tian Shan fast vollständig von feuchten Luftmassen vom Indischen Ozean abgeschirmt. Das mittelasiatische Sommerklima wird beherrscht durch die starke Sonneneinstrahlung. Alle in den tieferen Schichten einströmenden Luftmassen werden schnell aufgeheizt, so dass fast überall 28-30 °C herrschen. Im Winter nimmt dagegen die Temperatur von Süden nach Norden deutlich ab.[6]
Die großen Ebenen sind die Gebiete mit sehr geringen Niederschlägen, die geringfügig nach Norden und deutlicher zu den Gebirgen hin zunehmen. Hohe Niederschläge finden sich z.B. an den Luv-Hängen des Tian Shan. Im Sommer herrschen trockene Bedingungen und ein klarer Himmel über Ebenen und Bergen. Gelegentlicher Zustrom von kühleren Luftmassen aus nördlicher, nord-westlicher und westlicher Richtung ändert an den trockenen und klaren Verhältnissen über den Wüsten nichts, erzeugt aber Gewitter und Niederschlag über den Bergen. Im Herbst verlagert sich der Jetstream vom Nordrand Mittelasiens nach Süden und bringt feuchte Tiefdruckgebiete vom Atlantik und aus dem Mittelmeerraum mit sich.[6]
Temperaturänderungen
Die Region ist gegenüber Temperaturerhöhungen sehr sensibel, weil dadurch die Verdunstung und Bodenaustrocknung erhöht, die Wasserressourcen verringert und die Gletscher in den Hochgebirgen schmelzen könnten. Es gibt dennoch wenige Untersuchungen zu den bisherigen Klimaänderungen. Ein Grund ist die schlechte Datenbasisdurch die geringe Anzahl an meteorologischen Stationen in der Region, die sich zumeist um die Oasen befinden und von denen viele, mit Ausnahme der Chinesischen Stationen, ihren Betrieb nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eingestellt haben. Man ist daher zu einem großen Teil auf sogenannte Reanalysedaten angewiesen, die aus einer Kombination von Modellberechnungen und Beobachtungen abgeleitet werden.[7]
Danach hat sich die Jahresmitteltemperatur von 1979 bis 2011 um 0,39 °C pro Jahrzehnt erhöht. Gegenüber der Temperatursteigerung von 0,15 °C pro Dekade zwischen 1901 und 2009 von hat sich die jüngste Erwärmungsrate deutlich gesteigert. Besonders stark war die Erwärmung in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Die Erwärmungsrate in Mittelasien liegt über dem globalen Durchschnitt und ist doppelt so hoch wie in Europa. Sie ist eher vergleichbar mit dem Trend in China.[8]
Jahreszeitlich ragt dabei mit 0,64-0,81 °C pro Jahrzehnt in 1979-2011 besonders der Frühling hervor. Dabei fand die Frühjahrserwärmung zu ca. 80 % von den 1990ern zu den 2000er Jahren statt. Mit Ausnahme des Winters erwärmten sich auch die anderen Jahreszeiten stark. Im Winter nahm die Temperatur in manchen Gebieten Zentralasiens in der jüngsten Zeit sogar geringfügig ab. Das ist überraschend, weil Klimamodelle die größte Temperatursteigerung für Mittelasien gerade für den Winter vorhersagen. Allerdings stiegen während des größten Teils des 20. Jahrhunderts die Wintertemperaturen auch in Mittelasien stärker als in den anderen Jahreszeiten. Die Situation änderte sich erst in den letzten 30 Jahren.[8]
Ostasien
- Hauptartikel: Klimaänderungen in China
Ostasien umfasst Japan, Korea sowie das zentrale und östliche China. Die Region ist stark beeinflusst durch den Ostasiatischen Sommer- und Winter-Monsun. Beide Klimaschwankungen haben seit den 1970er Jahren eine Abschwächung infolge des Klimawandels erfahren, wodurch vor allem die Wintertemperaturen angestiegen sind. Eine deutliche Temperaturzunahme zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten aber auch bei den Jahresmitteltemperaturen ab. So verzeichnet China zwischen 1979 und 2015 eine Erhöhung um 0,38 °C pro Jahrzehnt und Südkorea um 1 °C im Zeitraum 1973-2014. In Japan war die Temperaturzunahme mit 3 °C in den letzten 100 Jahren besonders hoch in der Metropolregion von Tokio.[9]
Die Niederschläge haben sich in China je nach Region sehr unterschiedlich entwickelt. Sie nahmen im letzten halben Jahrhundert im Gebiet des Jangtse und im nordwestlichen China zu, in Nordchina dagegen ab. In Südkorea kam es zu einer starken Zunahme der Niederschläge, während in Japan über die letzten 100 Jahre eine leichte Abnahme zu verzeichnen war.[9]
Westasien
Das Gebiet umfasst den Nahen Osten (ohne die nordafrikanischen Staaten) und die Arabische Halbinsel. Die westlichen Teile der Region stehen unter dem randlichen Einfluss des Atlantiks und des Mittelmeers und sind in den Wintermonaten durch die Nordatlantische Oszillation bestimmt. Das Klima ist arid bis semiarid, mit Niederschlägen vor allem im Winter durch außertropische Tiefdruckgebiete. In den südlichen Teilen machen sich auch ENSO-Einflüsse bemerkbar.[10]
In den letzten Jahrzehnten gab es einen leichten Rückgang der Niederschläge, der aber nur an wenigen Messstationen nachgewiesen werden konnte. Die Temperaturen sind auf der Arabischen Halbinsel überall deutlich angestiegen, am höchsten im Oman mit 1,03 °C/Jahrzehnt und Dubai mit 0,81 °C/Jahrzehnt. Auch die nächtlichen Minimum-Temperaturen verzeichnen einen starken Anstieg. So haben sie in Dubai und Kuwait im Oktober um 2 °C pro Jahrzehnt zugenommen.[11] Messstationen in einigen Hauptstädten zeigen einen deutlichen Anstieg der Extremtemperaturen zwischen 1951 und 2006. So stiegen die Maximumtemperaturen in Ankara, Amman und Bagdad um mehr als 0,4 °C/Jahrzehnt an. Ähnliches gilt für die Minimumtemperaturen in Ankara, Riad und Bagdad. Die ohnehin schon sehr warmen, im Sommer eher heißen Städte sind noch heißer geworden und durch Hitzewellen gefährdet.[12]
Südasien
- Hauptartikel: Klimaänderungen in Südasien
Zu Südasien werden hier die Staaten Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Bhutan, Sri Lanka und Malediven gerechnet. Die Region ist durch tropisches bis subtropisches Klima bestimmt und steht weitgehend unter dem Einfluss des südasiatischen Monsuns. Die globale Erwärmung ist hier bisher schwächer ausgefallen als im globalen Mittel.
Einzelnachweise
- ↑ IPCC, Working Group II (2007): Asia. Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 10.2.2 und Table 10.2
- ↑ 2,0 2,1 2,2 IPCC AR6, WGI (2021): Atlas, 5.2
- ↑ Wegmann, M., Y. Orsolini, and O. Zolina (2018): Warm Arctic-cold Siberia: comparing the recent and the early 20th-century Arctic warmings. Environmental Research Letters, 13(2), 025009, doi:10.1088/1748-9326/aaa0b7.
- ↑ Ye, H., E.J. Fetzer, A. Behrangi et al., (2016): Increasing daily precipitation intensity associated with warmer air temperatures over northern Eurasia. Journal of Climate, 29(2), 623–636, doi:10.1175/jcli-d-14-00771.1.
- ↑ Der Begriff Mittelasien (auch Zentralasien) wird nicht immer einheitlich gebraucht. vgl. Wikipedia: Zentralasien; die UN Statistikbehörde UNSD zählt Xinjiang nicht dazu und gibt für die übrigen Staaten für 2012 eine Bevölkerung von 64,7 Mio Einwohnern an. Z.T. werden auch die Mongolei und Teile weiterer benachbarter Staaten dazu gezählt.
- ↑ 6,0 6,1 Schiemann, R. et al. (2008): The precipitation climate of Central Asia – intercomparison of observational and numerical data sources in a remote semiarid region, International Journal of Climatology 28: 295–314
- ↑ Genaueres zu Reanalysedaten findet sich unter: Deutscher Wetterdienst: Regionale Reanalyse
- ↑ 8,0 8,1 Hu, Z., et al. (2014): Temperature Changes in Central Asia from 1979 to 2011 Based on Multiple Datasets, Journal of Climate 27, 1143-1167
- ↑ 9,0 9,1 IPCC AR6, WGI (2021): Atlas, 5.1
- ↑ IPCC (2013): Climate Change 2013, Working Group I: The Science of Climate Change, 14.8.10
- ↑ AlSarmi, S., and R. Washington (2011): Recent observed climate change over the Arabian Peninsula. Journal of Geophysical Research Atmospheres 116, D11109
- ↑ Lelieveld, J., et al. (2012): Climate change and impacts in the Eastern Mediterranean and the Middle East, Climatic Change 114, 667–687
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