Wasserressourcen im Hindukusch-Himalaya

Aus Klimawandel
Abb. 1: Die Hindukusch-Himalaya-Region mit den wichtigsten Flusseinzugsgebieten.

Die Hindukusch-Himalaya-Region (HHR) ist der Ursprung von 10 großen Strömen, deren Täler ein Gebiet von über 4 Mio. km2 umfassen, in dem 1,9 Mrd. Menschen leben. U.a. gehören dazu die Täler des Indus, Ganges, Brahmaputra, Irrawaddy, Mekong und Yangtse. Die Hindukusch-Himalaya-Region gilt als der „Wasserturm“ Asiens und beliefert einen großen Teil des Kontinents mit Wasser. Insgesamt nutzen acht Länder das Wasser der Hindukusch-Himalaya-Region: Afghanistan, Pakistan, Indien, Nepal, Bhutan, Bangladesch, Myanmar und China.[1]

Abb. 2: Anteil von Schnee auf Eisflächen, Gletschern, Schnee auf Landflächen und Regen am Abfluss in fünf großen Einzugsgebieten der Hindukusch-Himalaya-Region (in den Tortendiagrammen). In der Kerta sind fünf beispielhafte Einzugsgebiete farbisg markiert (Naryn, Vakhsh, Hunza ...)

Wasserressourcen

Die Hauptquelle für den Wasserreichtum im zentralen und östlichen Himalaya ist der Niederschlag des indischen Sommermonsuns, der hauptsächlich zwischen Juni und September fällt. Der westliche Himalaya erhält seine Niederschläge dagegen zu einem großen Teil durch Tiefdruckgebiete, die im Winter aus westlicher Richtung heranziehen. Ein erheblicher Teil der Niederschläge wird in Gletschern und Schneelagen gespeichert. Sie haben einen regional sehr unterschiedlichen Anteil am Abfluss der großen im Himalaya entspringenden Ströme. Er ist im Westen wie z.B. im Indus-Tal mit 32% Gletscher- und 46% Schnee-Anteil sehr hoch, in den Tälern von Ganges (3%-Gletscheranteil, 6% Schneeanteil) und Brahmaputra im Osten dagegen gering. Ein anderer wichtiger Wasserspeicher in den tieferen Lagen der Flusstäler ist das Grundwasser, das teilweise ebenfalls durch die Himalaya-Flüsse gespeist wird. Es ist in ganz Südasien die Quelle von 75% der bewässerten Gebiete und von 85 % des Trinkwassers in den ländlichen Regionen Indiens.[2]

Wassernutzung

Das Wasser aus den Bergen wird in der Hindukusch-Himalaya-Region wie in den meisten Regionen der Welt hauptsächlich durch die Landwirtschaft genutzt, in dem ländlich geprägten Afghanistan z.B. zu 90 %, in dem mehr industrialisierten China zu 65 %.[2] In den höheren Lagen ist der Niederschlag die Hauptquelle, in den Flussebenen dominiert die Bewässerung mit Fluss- und Grundwasser. In einigen Regionen wie z.B. in Ladakh im Nordwesten Indiens entstammt das Wasser nahezu ausschließlich aus der Schnee- und Gletscherschmelze. Da in manchen Gebieten das Abschmelzen gelegentlich verspätet einsetzt, hat man in Ladakh unterhalb der üblichen Gletscherhöhe von über 5200 m durch Steinmauern das Flusswasser aufgefangen, das im Winter gefriert und wegen der tieferen Lage im folgenden Jahr früher taut als die natürlichen Gletscher in größerer Höhe und für den Anbau genutzt werden kann.[3]

Ein weiterer wichtiger Nutzer sind die Wasserkraftwerke. Sie verbrauchen zwar in der Regel kein Wasser, verändern aber den Jahreszeiten-Rhythmus des natürlichen Abflusses, wodurch zahlreiche Nutzungskonflikte vor allem mit der Landwirtschaft entstehen können. Die Region besitzt an sich ein sehr hohes Potential an Wasserkraft. Die Versorgung mit elektrischer Energie ist jedoch sehr unterentwickelt und beruht z.B. für das Kochen bei über 80% der ländlichen Bevölkerung auf das Verbrennen von Biomasse, was zur Übernutzung der Bergwälder führt. Dabei steigt der Energiebedarf in den letzten Jahrzehnten um über 5% jährlich.[4]

Abb. 3: Räumliche Verteilung der relativen Änderung der Jahresniederschläge in der Hindukusch-Himalaya-Region bis 2066-2095 relativ zum Mittel 1976-2005 nach dem Szenario RCP8.5 in %.

Einfluss des Klimawandels

Ein großer Teil der Himalaya-Niederschläge, im zentralen und östlichen Teil des Himalaya sind es 80%, stammt vom indischen Sommermonsun, der von Juni bis Mitte Oktober andauert. An den südlichen Hängen des Himalaya fallen jährlich bis zu 4000 mm Niederschläge (als Mittel 1998-2007), womit häufig starke Hochwasser verbunden sind. Die jährlichen Niederschläge im Ganges- und Brahmaputra-Tal werden auf 1094 mm bzw. 2143 mm geschätzt.[5] Im westlichen Himalaya und Karakorum fallen die Niederschläge dagegen zumeist im Winter und Frühjahr und infolge westlicher Störungen, die vom Mittelmeer-Raum heranziehen. Sie fallen in höheren Lagen und besonders im Karakorum als Schnee. Einige Gletscher zeigen hier seit einigen Jahrzehnten eine Massenzunahme, was als Karakorum-Anomalie bekannt ist, deren Ursachen nicht endgültig geklärt sind.[6] Die westlichen Tiefs können an Rosbywellen (Mäander von Jetstreams)gebunden sein wie bei den starken Überschwemmungen in Pakistan 2010, die mit der russischen Hitzewelle zur selben Zeit verbunden war. Gegenüber den Monsun-Niederschlägen fallen die der westlichen Hindukusch-Himalaya-Region jedoch geringer aus; so erhält das Einzugsgebiet des Indus jährlich nur 435 mm Niederschlag.[2]

In den letzten Jahrzehnten zeigen die Niederschläge im oberen Indus-Becken keinen klaren Trend. Für die Mitte des 21. Jahrhunderts projizieren Modelle jedoch eine Zunahme um ca. 20 %.[7] Als Hauptgrund wird eine verstärkte Gletscher-Schmelze durch höhere Temperaturen angenommen.[2] Ähnlich sehen die Ergebnisse im Ganges- und Brahmaputra-Becken aus, mit einer Zunahme um ca. 10% im Ganges- und ca. 15% im Brahmaputra-Einzugsgebiet bis ca. 2050.[7] Die Veränderungen gehen hier jedoch im Wesentlichen auf zunehmende Monsunniederschläge zurück, während Gletscher- und Schneeschmelze eine deutlich geringere Rolle spielen. Regional und in höheren Lagen kann jedoch auch der Rückgang der Gletscher im zentralen und östlichen Himalaya von Bedeutung sein, so etwa in Nepal und Bhutan.[2]

Einzelnachweise

  1. Sharma E. et al. (2019): Introduction to the Hindu Kush Himalaya Assessment. In: Wester P., Mishra A., Mukherji A., Shrestha A. (eds) The Hindu Kush Himalaya Assessment.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Scott C.A., Zhang F., Mukherji A., Immerzeel W., Mustafa D., Bharati L. (2019): Water in the Hindu Kush Himalaya. In: Wester P., Mishra A., Mukherji A., Shrestha A. (eds) The Hindu Kush Himalaya Assessment. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-92288-1_8
  3. Nüsser, M., J. Dame & S. Schmidt (2020): Sozio-Hydrologie des Trans-Himalaya - Schmelzwasserverfügbarkeit und Bewässerungslandwirtschaft, I. In: Lozán J. L., S.-W. Breckle, H. Graßl, et al. (Hrsg.). Warnsignal Klima: Hochgebirge im Wandel. S. 199-204
  4. Dhakal S. et al. (2019) Meeting Future Energy Needs in the Hindu Kush Himalaya. In: Wester P., Mishra A., Mukherji A., Shrestha A. (eds) The Hindu Kush Himalaya Assessment. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-92288-1_6
  5. Krishnan R. et al. (2019) Unravelling Climate Change in the Hindu Kush Himalaya: Rapid Warming in the Mountains and Increasing Extremes. In: Wester P., Mishra A., Mukherji A., Shrestha A. (eds) The Hindu Kush Himalaya Assessment. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-92288-1_3
  6. Mayer, C., A. Lambrecht & A. Groos (2020): Die Karakorum-Anomalie. In: Lozán J. L., S.-W. Breckle, H. Grassl et al. (Hrsg.). Warnsignal Klima: Hochgebirge im Wandel. S. 129-134
  7. 7,0 7,1 Nepal, S., & Shrestha, A. B. (2015). Impact of climate change on the hydrological regime of the Indus, Ganges and Brahmaputra river basins: A review of the literature. International Journal of Water Resources Development, 31(2), 201–218. https://doi.org/10.1080/07900627.2015.1030494

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