Klimaprojektionen Nordseeraum
Großräumige Zirkulation
Die Nordsee-Region wird von zwei natürlichen atmosphärischen Schwankungen dominiert, der Nordatlantischen Oszillation (NAO) und der Arktischen Oszillation (AO oder NAM nach Northern Annular Mode = Nördliche Jahresschwankung).[1] Klimamodelle zeigen nach dem Szenario RCP4.5 eine allgemeine Verstärkung der NAO bis zum Ende des 21. Jahrhunderts, besonders im Herbst. D.h. der Luftdruckunterschied zwischen dem Island-Tief und dem Azorenhoch wird größer. Auch die AO soll sich hiernach verstärken.
Ein weiteres wetterbestimmendes Phänomen für die Nordsee-Region und den Nordwesten Europas sind blockierende Wetterlagen. Darunter versteht man stationäre oder sich langsam bewegende Hochdruck-Systeme in den Außertropen, die die vorherrschenden Westwinde unterbrechen und sich von Westen nach Osten bewegen. Sie treten über dem Nordatlantik besonders im Winter und über Europa besonders im Sommer auf und können Kältephasen im Winter und Hitzewellen im Sommer mit sich bringen. Simulationen nach RCP8.5 zeigen über Europa eine allgemeine Abnahme der Häufigkeit von blockierenden Wetterlagen, sowohl im Winter wie im Sommer. Andere Modelluntersuchungen haben aber auch eine Zunahme der blockierenden Wetterlagen im Sommer ergeben. Für die Abnahme im Winter wird eine Verschiebung des Polarjets nach Norden angenommen, wofür die Gründe aber nicht gänzlich geklärt sind.
Temperatur
Die Erwärmung über der Nordsee selbst fällt schwächer aus als über den angrenzenden Landgebieten. Nach RCP4.5-Simulationen wird es über der Nordsee bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Winter 1-2 °C wärmer, über dem angrenzenden Skandinavien dagegen um 3-4 °C. Im Sommer beträgt die Erwärmung über den Landgebieten Zentral- und Nordeuropas 2-3 °C, über der Nordsee wie im Winter ebenfalls nur 1-2 °C. Dabei zeigt sich über der Nordsee ein räumliches Muster mit einer stärkeren Erwärmung im Osten im Vergleich zur westlichen Nordsee während der kalten Jahreszeit und im Sommer mit einer höheren Temperaturzunahme im Süden im Vergleich zur nördlichen Nordsee.
Wichtiger als die schleichenden Änderungen der mittleren Temperaturen sind für die Folgen des Klimawandels die Änderungen von Extremwerten. Dazu gehören auch die sogenannten Kenntage wie Sommertage, tropische Nächte, Frosttage und Eistage, aber besonders länger anhaltende Phasen mit hohen bzw. niedrigen Temperaturen wie Hitze- und Kältewellen. Auch sie ändern sich deutlich zu wärmeren bzw. heißeren Bedingungen hin. So zeigen Modellberechnungen nach dem RCP4.5-Szenario bis zum Ende des 21. Jahrhunderts 11 und nach dem RCP8.5-Szenario 24 Sommertage/Jahr mehr als gegenwärtig. Auch die Anzahl starker Hitzewellen nimmt in Norddeutschland und Dänemark um 10-15 und im südlichen Norwegen um 30 während der Klimaperiode 2071-2100 gegenüber 1971-2000 zu.
Niederschläge
Die Niederschläge nehmen in der Nordseeregion im Winter zu und im Sommer ab, mit Ausnahme des südwestlichen Norwegen. Nach dem Szenario RCP4.5 beträgt die winterliche Zunahme bis zu 10 % (RCP4.5) bzw. 20 % (RCP8.5) bis zum Ende des Jahrhunderts. Im Sommerhalbjahr ist mit einer Abnahme bis zu 10 % in England, Belgien, den Niederlanden und Teilen Norddeutschlands zu rechnen, im südwestlichen Norwegen dagegen mit einer Zunahme von bis zu 10 % bzw. 40-80 mm. Auch die extremen Niederschläge ändern sich. So nimmt die Intensität von Starkniederschlägen nach dem Szenario RCP8.5 um 15-25 % in allen Jahreszeiten außer im Sommer zu.
Einzelnachweise
- ↑ Die folgende Darstellung orientiert sich an: Quante, M. and F. Colijn (eds., 2016): North Sea Region Climate Change Assessment, Regional Climate Studies, DOI 10.1007/978-3-319-39745-0_3
Klimadaten zum Thema
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