Klimaänderungen in Schleswig-Holstein: Unterschied zwischen den Versionen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:S-H | [[Bild:S-H temp 1881-2022.jpg|thumb|620px|Abb. 1: Änderung der Jahresmitteltemperatur in Schleswig-Holstein 1981-2022, mit Trend (gepunktet) und 30-Jahres-Mittel (horizontale schwarze Linie). ]] | ||
== Lage und Klima == | == Lage und Klima == | ||
Schleswig-Holstein ist aufgrund seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee sehr stark maritim geprägt. Die Winter sind besonders an der Nordseeküste verhältnismäßig mild, die Sommer eher kühl. Die Wetterbedingungen werden im Winter von der [[Nordatlantische Oszillation|Nordatlantischen Oszillation (NAO)]] geprägt, die eine Folge des Luftdruckunterschieds zwischen Island-Tief und Azoren-Hoch ist. Bei einem starken Druckgefälle ist die NAO stark und bringt im Gefolge starker Westwinde über die Nordsee milde und feuchte Luft mit reichlichen Niederschlägen nach Schleswig-Holstein. Bei einer schwachen NAO kann Schleswig-Holstein unter den Einfluss eines osteuropäischen Hochdruckgebietes geraten, dass im Winter für trockene und kalte Luft sorgt. Auch das Eindringen arktischer Luftmassen ist in diesem Fall möglich.<ref name="Storch 2017">von Storch, H., I. Meinke, M. Claußen (2017): Hamburger Klimabericht - Wissen über Klima, Klimawandel und Auswirkungen in Hamburg und Norddeutschland</ref> Die NAO schwankt in den letzten 150 Jahren einerseits von Jahr zu Jahr, unterliegt andererseits aber auch deutlichen Dekaden-Schwankungen. So herrschte seit den 1970er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre ein positiver [[NAO-Index]] vor, der sich danach jedoch abgeschwächt hat, um seit 2010 wieder zuzunehmen.<ref name="East Anglia">University of East Anglia: [https://crudata.uea.ac.uk/cru/data/nao/viz.htm Climatic Research Unit: North Atlantic Oscillation (NAO)]</ref> | Schleswig-Holstein ist aufgrund seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee sehr stark maritim geprägt. Die Winter sind besonders an der Nordseeküste verhältnismäßig mild, die Sommer eher kühl. Die Wetterbedingungen werden im Winter von der [[Nordatlantische Oszillation|Nordatlantischen Oszillation (NAO)]] geprägt, die eine Folge des Luftdruckunterschieds zwischen Island-Tief und Azoren-Hoch ist. Bei einem starken Druckgefälle ist die NAO stark und bringt im Gefolge starker Westwinde über die Nordsee milde und feuchte Luft mit reichlichen Niederschlägen nach Schleswig-Holstein. Bei einer schwachen NAO kann Schleswig-Holstein unter den Einfluss eines osteuropäischen Hochdruckgebietes geraten, dass im Winter für trockene und kalte Luft sorgt. Auch das Eindringen arktischer Luftmassen ist in diesem Fall möglich.<ref name="Storch 2017">von Storch, H., I. Meinke, M. Claußen (2017): Hamburger Klimabericht - Wissen über Klima, Klimawandel und Auswirkungen in Hamburg und Norddeutschland</ref> Die NAO schwankt in den letzten 150 Jahren einerseits von Jahr zu Jahr, unterliegt andererseits aber auch deutlichen Dekaden-Schwankungen. So herrschte seit den 1970er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre ein positiver [[NAO-Index]] vor, der sich danach jedoch abgeschwächt hat, um seit 2010 wieder zuzunehmen.<ref name="East Anglia">University of East Anglia: [https://crudata.uea.ac.uk/cru/data/nao/viz.htm Climatic Research Unit: North Atlantic Oscillation (NAO)]</ref> | ||
[[Bild:S-H | {| | ||
|- style="vertical-align:top;" | |||
| [[Bild:S-H Mitteltemp 1991-2020.jpg|thumb|400px|Abb. 2: Jahresmitteltemperatur in Schleswig-Holstein 1991-2020]]||[[Bild:S-H Frost- Sommertage1951-2022.jpg|thumb|370px|Abb. 3: Anzahl der Frosttage (Tagesminimum <0 °C) und der Sommertage (Tagesmaximum >25 °C) in Schleswig-Holstein 1951-2022]] | |||
|- | |||
|} | |||
== Temperatur == | == Temperatur == | ||
Die Temperaturverteilung in Schleswig-Holstein zeigt einerseits ein Süd-Nord-, andererseits aufgrund des maritimen Einflusses im Winter ein West-Ost-Gefälle (Abb. 1). Die höheren Temperaturen auf Fehmarn und dem angrenzenden Ostholstein sind durch die höhere Sonneneinstrahlung und geringeren Niederschläge im Sommer bedingt. | Die Temperaturverteilung in Schleswig-Holstein zeigt einerseits ein Süd-Nord-, andererseits aufgrund des maritimen Einflusses im Winter ein West-Ost-Gefälle (Abb. 1). Die höheren Temperaturen auf Fehmarn und dem angrenzenden Ostholstein sind durch die höhere Sonneneinstrahlung und geringeren Niederschläge im Sommer bedingt. | ||
Das Jahresmittel der Temperatur ist in Schleswig-Holstein von 1861 bis | Das Jahresmittel der Temperatur ist in Schleswig-Holstein von 1861 bis 2022 um 1,6 °C angestiegen (Abb. 2). Lag das Flächenmittel 1961-1990 noch bei 8,3 °C, so betrug es 1991-2020 bereits 9,3 °C. Ähnlich wie beim [[Aktuelle Klimaänderungen|globalen Temperaturanstieg]] zeigen sich auch in Schleswig-Holstein zwei Phasen der Temperaturzunahme, von 1910 bis 1950 und seit den 1980er Jahren. In den 1950er bis 1970er Jahren haben sich die Temperaturen kaum verändert. 2014 und 2020 waren mit jeweils 10,5 °C die wärmsten Jahre. Im vergangenen Jahrzehnt lag die Mitteltemperatur um 1,8 °C über dem Mittelwert um 1900.<ref name="DWD 2023">DWD (2023): [https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimareport_sh/klimareport_sh.html Klimareport Schleswig-Holstein; 2. Aktualisierte Auflage], Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main</ref> | ||
Die Erwärmung lässt sich auch an der Entwicklung der [[Kenntage]] ablesen (Abb. 3). So nahm die Anzahl der Sommertage (Tage mit einer maximalen Temperatur von 25 °C und mehr) von 15,1 Tagen im Zeitraum 1961-1990 auf 22,5 Tage 1991-2020 zu. Damit liegt Schleswig-Holstein aufgrund seiner nördlichen Lage und seines relativ starken Meereseinflusses unter der Zunahme von Sommertagen in Deutschland von 12,5 Tagen. Die höchste Anzahl an Sommertagen wurde mit 39,8 Tagen im Jahr 2018 gemessen. Dagegen ging die Anzahl der Frosttage (Tage mit einer Minimumtemperatur unter O °C) von ca. 76 pro Jahr in den Jahrzehnten 1961-1990 auf ca. 50/Jahr um 2020 deutlich zurück.<ref name="DWD 2023"/> | |||
Die Erwärmung lässt sich auch an der Entwicklung der [[Kenntage]] ablesen (Abb. 3). So nahm die Anzahl der Sommertage (Tage mit einer | |||
{| | |||
|- style="vertical-align:top;" | |||
| [[Bild:S-H Niederschlag1991-2020.jpg|thumb|320px|Abb. 4: Durchschnittlicher Jahresniederschlag in Schleswig-Holstein 1991-2020 ]]||[[Bild:S-H Niederschlag 1881-2022.jpg|thumb|480px|Abb. 5: Änderung des Jahresniederschlags in Schleswig-Holstein 1881-2022 ]] | |||
|- | |||
|} | |||
== Niederschläge == | == Niederschläge == | ||
Bei der Niederschlagsverteilung in Schleswig-Holstein zeigt sich ein deutlicher West-Ost-Gegensatz. Die geringsten Niederschläge fallen auf Fehmarn und entlang der Ostseeküste, die höchsten aufgrund der Steigungsregen in der westlichen Geest. Die Veränderung zeigt einen leichten Anstieg über das 20. Jahrhundert bei starken Schwankungen von Jahr zu Jahr. Das 30-Jahresmittel 1961-1990 betrug 789 mm und stieg auf | Bei der Niederschlagsverteilung in Schleswig-Holstein zeigt sich ein deutlicher West-Ost-Gegensatz (Abb. 4). Die geringsten Niederschläge fallen auf der Ostseeinsel Fehmarn und entlang der Ostseeküste, die höchsten aufgrund der Steigungsregen in der westlichen Geest. Beides weist darauf hin, dass Schleswig-Holstein seine Niederschläge hauptsächlich durch Westwinde von der Nordsee und dem Atlantik erhält. D.h. der Westen des Bundeslandes ist maritim geprägt, während der Osten schon unter einem kontinentalen Einfluss steht. Die Veränderung zeigt einen leichten Anstieg über das 20. Jahrhundert bei starken Schwankungen von Jahr zu Jahr (Abb. 5). Das 30-Jahresmittel 1961-1990 betrug 789 mm und stieg auf 813 mm in der Klimaperiode 1991-2020 geringfügig an. Seit Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Niederschlagszunahme 123 mm, wobei die Hälfte der Zunahme der Winter zu verbuchen hat, während im Sommer nur 12 mm mehr fielen. Auch die Starkregenereignisse zeigen nur eine geringfügige Zunahme.<ref name="DWD 2023"/> | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
Zeile 19: | Zeile 27: | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
* DWD ( | * DWD (2023): [https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimareport_sh/klimareport_sh.html Klimareport Schleswig-Holstein; 2. Aktualisierte Auflage], Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main | ||
Aktuelle Version vom 17. Dezember 2024, 20:08 Uhr

Lage und Klima
Schleswig-Holstein ist aufgrund seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee sehr stark maritim geprägt. Die Winter sind besonders an der Nordseeküste verhältnismäßig mild, die Sommer eher kühl. Die Wetterbedingungen werden im Winter von der Nordatlantischen Oszillation (NAO) geprägt, die eine Folge des Luftdruckunterschieds zwischen Island-Tief und Azoren-Hoch ist. Bei einem starken Druckgefälle ist die NAO stark und bringt im Gefolge starker Westwinde über die Nordsee milde und feuchte Luft mit reichlichen Niederschlägen nach Schleswig-Holstein. Bei einer schwachen NAO kann Schleswig-Holstein unter den Einfluss eines osteuropäischen Hochdruckgebietes geraten, dass im Winter für trockene und kalte Luft sorgt. Auch das Eindringen arktischer Luftmassen ist in diesem Fall möglich.[1] Die NAO schwankt in den letzten 150 Jahren einerseits von Jahr zu Jahr, unterliegt andererseits aber auch deutlichen Dekaden-Schwankungen. So herrschte seit den 1970er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre ein positiver NAO-Index vor, der sich danach jedoch abgeschwächt hat, um seit 2010 wieder zuzunehmen.[2]
![]() |
![]() |
Temperatur
Die Temperaturverteilung in Schleswig-Holstein zeigt einerseits ein Süd-Nord-, andererseits aufgrund des maritimen Einflusses im Winter ein West-Ost-Gefälle (Abb. 1). Die höheren Temperaturen auf Fehmarn und dem angrenzenden Ostholstein sind durch die höhere Sonneneinstrahlung und geringeren Niederschläge im Sommer bedingt.
Das Jahresmittel der Temperatur ist in Schleswig-Holstein von 1861 bis 2022 um 1,6 °C angestiegen (Abb. 2). Lag das Flächenmittel 1961-1990 noch bei 8,3 °C, so betrug es 1991-2020 bereits 9,3 °C. Ähnlich wie beim globalen Temperaturanstieg zeigen sich auch in Schleswig-Holstein zwei Phasen der Temperaturzunahme, von 1910 bis 1950 und seit den 1980er Jahren. In den 1950er bis 1970er Jahren haben sich die Temperaturen kaum verändert. 2014 und 2020 waren mit jeweils 10,5 °C die wärmsten Jahre. Im vergangenen Jahrzehnt lag die Mitteltemperatur um 1,8 °C über dem Mittelwert um 1900.[3]
Die Erwärmung lässt sich auch an der Entwicklung der Kenntage ablesen (Abb. 3). So nahm die Anzahl der Sommertage (Tage mit einer maximalen Temperatur von 25 °C und mehr) von 15,1 Tagen im Zeitraum 1961-1990 auf 22,5 Tage 1991-2020 zu. Damit liegt Schleswig-Holstein aufgrund seiner nördlichen Lage und seines relativ starken Meereseinflusses unter der Zunahme von Sommertagen in Deutschland von 12,5 Tagen. Die höchste Anzahl an Sommertagen wurde mit 39,8 Tagen im Jahr 2018 gemessen. Dagegen ging die Anzahl der Frosttage (Tage mit einer Minimumtemperatur unter O °C) von ca. 76 pro Jahr in den Jahrzehnten 1961-1990 auf ca. 50/Jahr um 2020 deutlich zurück.[3]
![]() |
![]() |
Niederschläge
Bei der Niederschlagsverteilung in Schleswig-Holstein zeigt sich ein deutlicher West-Ost-Gegensatz (Abb. 4). Die geringsten Niederschläge fallen auf der Ostseeinsel Fehmarn und entlang der Ostseeküste, die höchsten aufgrund der Steigungsregen in der westlichen Geest. Beides weist darauf hin, dass Schleswig-Holstein seine Niederschläge hauptsächlich durch Westwinde von der Nordsee und dem Atlantik erhält. D.h. der Westen des Bundeslandes ist maritim geprägt, während der Osten schon unter einem kontinentalen Einfluss steht. Die Veränderung zeigt einen leichten Anstieg über das 20. Jahrhundert bei starken Schwankungen von Jahr zu Jahr (Abb. 5). Das 30-Jahresmittel 1961-1990 betrug 789 mm und stieg auf 813 mm in der Klimaperiode 1991-2020 geringfügig an. Seit Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Niederschlagszunahme 123 mm, wobei die Hälfte der Zunahme der Winter zu verbuchen hat, während im Sommer nur 12 mm mehr fielen. Auch die Starkregenereignisse zeigen nur eine geringfügige Zunahme.[3]
Einzelnachweise
- ↑ von Storch, H., I. Meinke, M. Claußen (2017): Hamburger Klimabericht - Wissen über Klima, Klimawandel und Auswirkungen in Hamburg und Norddeutschland
- ↑ University of East Anglia: Climatic Research Unit: North Atlantic Oscillation (NAO)
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 3,2 DWD (2023): Klimareport Schleswig-Holstein; 2. Aktualisierte Auflage, Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main
Literatur
- DWD (2023): Klimareport Schleswig-Holstein; 2. Aktualisierte Auflage, Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main
Bildergalerie zum Thema
Lizenzhinweis
Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen. | ![]() |