Klimaänderungen und Landwirtschaft Afrika

Aus Klimawandel
Hirsefeld in der Trockenzeit mit Büschen im Niger

Landwirtschaft in Afrika

Auf keinem Kontinent ist die Ernährungssicherheit so gering und die Unterernährung so groß wie in Afrika. 282 Mio. Afrikaner waren 2020 durch den Klimawandel, Land- und politische Konflikte, soziale Ungleichheit etc. unterernährt. Weitere 426 Millionen besaßen keinen regulären Zugang zu ausreichender Nahrung.[1] Etwa jeder fünfte Mensch (21 Prozent der Bevölkerung) war im Jahr 2020 in Afrika von Hunger betroffen – mehr als doppelt so viele wie in jeder anderen Region. In Asien waren es "nur" 9%. Von der Gesamtzahl der unterernährten Menschen im Jahr 2020 (768 Millionen) weltweit lebten mehr als die Hälfte (418 Millionen) in Asien und mehr als ein Drittel (282 Millionen) in Afrika.[2] Hinzu kommt, dass der Landwirtschaftssektor eine zentrale Rolle in der afrikanischen Gesamtwirtschaft spielt. Er erwirtschaftet 19% des Brutto-Sozialprodukts (gegenüber 1-3% in Ländern mit hohem Einkommen) und beschäftigt 60% der voll arbeitenden Bevölkerung.[1]

Agroforstwirtschaft im südwestlichen Burkina Faso

Ein zentrales Thema ist die Wasserversorgung, für die Landwirtschaft und für die wachsende Bevölkerung. Afrika besitzt nur 9% des globalen Oberflächenwassers, hat jedoch einen Anteil an der Weltbevölkerung von 17%. Über die Hälfte der Anbaufläche befindet sich in Trockengebieten.[1] 90-95% der afrikanischen Nahrungsmittelproduktion sind vom Niederschlag abhängig.[3] Diese Grundbedingungen zeigen die Abhängigkeit der afrikanischen Landwirtschaft von den klimatischen Bedingungen und ihre Empfindlichkeit gegenüber Klimaänderungen.

Auswirkungen des Klimawandels

Der Klimawandel hat die Produktivität der afrikanischen Landwirtschaft schon jetzt stark betroffen und die Wachstumsrate um 34% seit 1961 reduziert. Die Erntemengen von Mais und Weizen wurde durch den Klimawandel in Subsahara-Afrika 1974-2008 um 5,8% bzw. 2,3% reduziert. Auch die afrikanischen Landwirte sehen in klimatischen Änderungen wie mehr Dürren, stärkeren Niederschlagsschwankungen und verspätetem Beginn der Regenzeit eine Gefahr für ihre Ernten. Hinzu kommen Insektenplagen und Krankheiten, die zu Ernteverlusten von 10-35% bei Weizen, Mais, Kartoffeln und Sojabohnen geführt haben.[3]

Bis 2050 wird sich nach Schätzungen die afrikanische Bevölkerung von 1,3 Mrd. auf 2,5 Mrd. nahezu verdoppeln. Ende des Jahrhunderts werden es möglicherweise 3,5 Mrd. sein. Bei einer globalen Erwärmung von 3 °C wird erwartet, dass die Nahrungsmittelproduktion Afrikas dann lediglich für 1,35 Mrd. Menschen reichen wird.[1] Der weitere Klimawandel wird die Verluste durch Schädlinge für Mais, Reis und Weizen weiter verstärken. Bei einer Erwärmung um 2 °C könnten die Ernteabnahmen im Vergleich zu 1950-2000 bis zu 50% betragen. Beispielsweise würde die Maisernte in Westafrika bei einer Erwärmung um 4 °C um 41% zurückgehen. Allerdings sind solche Prognosen mit hohen Unsicherheiten behaftet, da weder die Reaktion der Pflanzen auf einen höheren CO2-Gehalt der Atmosphäre noch künftige Anpassungsmaßnahmen seriös berechnet werden können. Auch die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit sind schwer abzuschätzen.[3]

Allgemein ist davon auszugehen, dass es auch in Afrika im Agrarsektor neben Verlierern Gewinner geben wird, je nachdem um welche Region und um welchen Agrarbereich es sich handelt.[4] Grob gesehen lassen sich drei Agrarsektoren unterscheiden, die auf Klimaänderungen unterschiedlich reagieren:

  1. der Trockenfeldbau,
  2. der Bewässerungsanbau und
  3. die Viehzucht.[5]

Der Trockenfeldbau, den die Masse der Kleinbauern betreibt, ist vor allem in warmen und trockneren Regionen verbreitet. Er ist durch Temperaturzu- und Niederschlagsabnahmen besonders gefährdet. Der Bewässerungsfeldbau ist in kühleren und feuchten, die Viehzucht in warmen und trockenen Regionen verbreitet. Entsprechend sind die Effekte klimatischer Änderungen verschieden. Eine mäßige Temperaturerhöhung führt beim Trockenfeldbau zu Ernteeinbußen, beim Bewässerungsanbau dagegen zu höheren Erträgen. Auch die Viehzucht leidet unter höheren Temperaturen, da damit auch die Verdunstung steigt, was Gräser und andere Futterpflanzen austrocknen lässt. Im Mittel wird sich eine Erwärmung um etwa 1 °C nur wenig auf die afrikanische Landwirtschaft auswirken. Bei einer höheren Erwärmung allerdings ist nicht zuletzt aufgrund der steigenden Verdunstung mit größeren Problemen zu rechnen. Nach Modellprojektionen wird schon das niedrige Szenario SSP1-2.6 zu einer mittleren Erwärmung um 1-2 °C führen, bei dem hohen Szenario SSP5-8.5 könnten es 4-5 °C werden. Regional werden die Temperaturerhöhungen unterschiedlich ausfallen, mit starken Erwärmungen in Teilen Nordafrikas, in Südafrika und am Horn von Afrika.[6]

Deutlicher noch als die Temperaturerhöhungen werden sich Niederschlagsveränderungen auswirken. Sie werden im mediterranen Nordafrika und in Südafrika sehr wahrscheinlich abnehmen und in Ostfrika zunehmen.[6] Die Prognosen für die Sahelzone sind unsicher. Für den westlichen Sahel werden Niederschlagsdefizite projiziert, für den zentralen Sahel Niederschlagszunahmen.[7]. In vielen Teilen Afrikas wird es stärkere Niederschlagsschwankungen geben, verbunden mit Dürren auf der einen und Starkregen und Überschwemmungn auf der anderen Seite. Eine Erhöhung der Niederschläge wird die Agrarproduktion begünstigen, eine Abnahme zu Einbußen führen. Mehr Extreme werden die landwirtschaftliche Produktion verringern, das Leben von Weidetieren gefährden und die Ernährungsunsicherheit erhöhen.[8]

Südafrika

Eine Untersuchung über die Republik Südafrika kommt zu ähnlichen Ergebnissen.[9] Eine Erhöhung der Temperatur um 1 °C hat auf die bewässerte Landwirtschaft positive Effekte, nicht jedoch auf die Masse der Kleinbauern, die in der Regel Trockenfeldbau betreiben. Bei geringen Veränderungen der Niederschläge hängen die Auswirkungen von der Jahreszeit ab. Vor allem zu Beginn des (Süd-)Sommers sind schon geringe Niederschlagszunahmen günstig für die Landwirtschaft. Allerdings lassen Modellrechnungen je nach Modell und Szenario eine Temperaturerhöhung von 2,3 bis 9,6 °C und eine Niederschlagsabnahme um 2-8 % bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erwarten. Durch diese Entwicklung könnten die Einnahmen besonders der Kleinbauern bis 2100 um bis zu 90 % sinken.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Beltran-Peña, A., & D’Odorico, P. (2022): Future food security in Africa under climate change. Earth's Future, 10, e2022EF002651
  2. FAO, IFAD, UNICEF, WFP and WHO. (2021): The State of Food Security and Nutrition in the World 2021. Transforming food systems for food security, improved nutrition and affordable healthy diets for all. FAO
  3. 3,0 3,1 3,2 IPCC WGII (2022): Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Ch. 9 Africa, 9.8
  4. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 9.4.4
  5. Kurukulasuriya, P. et al. (2006): Will African Agriculture Survive Climate Change?, The World Bank Economic Review 2006 20(3):367-388; doi:10.1093/wber/lhl004
  6. 6,0 6,1 IPCC AR6 WGI (2021): Atlas. In Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Atlas 4
  7. Monerie, P.A., E. Sanchez-Gomez, M. Gaetani et al. (2020a): Future evolution of the Sahel precipitation zonal contrast in CESM1. Clim Dyn 55, 2801–2821
  8. IPCC WGII (2022): Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Ch. 9 Africa, 9.7
  9. Benhin, J.K.A. (2008): South African crop farming and climate change: An economic assessment of impacts, Global Environmental Change 18, 666-678


Klimadaten zum Thema

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Schülerarbeiten zum Thema

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