Oscar Wilde
Oscar Wilde (* 16. Oktober 1854 in Dublin; † 30. November 1900 in Paris) war ein irischer Schriftsteller.
Biographie
Jugend und Studium
Aufgrund der Berufe seiner Eltern kam Oscar Wilde frühzeitig mit der Schriftstellerei in Kontakt. Sein Vater William Wilde war Irlands führender Ohren- und Augenarzt und schrieb Bücher über Archäologie, Folklore und den Satiriker Jonathan Swift. Seine Mutter Jane Francesca Elgee war von Beruf Übersetzerin, engagierte sich im Young Ireland Movement unter dem Pseudonym „Speranza“ und galt als revolutionäre Lyrikerin. Die Wildes hatten drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen. Der Älteste, William Wills Wilde, wurde 1853 geboren. Ein Jahr später kam Oscar zur Welt, 1858 bekam Jane ihr drittes Kind, Isola Francesca, die nur zehn Jahre alt wurde.
1864–71 besuchte Oscar Wilde als Internatsschüler die Portora Royal School in Enniskillen. Von 1871 bis 1874 studierte er mit glänzendem Erfolg klassische Literatur am Trinity College in Dublin. Im Sommer reiste Oscar Wilde zusammen mit William Goulding und Reverend John Pentland Mahaffy, seinem Freund und Lehrer für Altphilologie am Trinity College, nach Norditalien, wo er u.a. Mailand, Venedig, Padua und Verona besuchte. Nachdem Wilde ein jährliches Stipendium von 95 £ gewonnen hatte, studierte er von 1874 bis 1878 am Magdalen College in Oxford, wo er den schon vehement in Richtung der L'art pour l'art weisenden ästhetischen Idealen von Walter Horatio Pater und der tief moralisch, religiös und sozial engagierten Kunstauffassung von John Ruskin gleichermaßen begeistert folgte, obwohl sie auf sehr unterschiedliche, beinahe entgegengesetzte Weise den neuen Ästhetizismus vertraten.
Am 28. November 1878 fand Oscar Wilde seine erste literarische Anerkennung, als sein Gedicht Ravenna, in dem die Impressionen seiner zweiten Italienreise künstlerische Gestalt angenommen hatten, mit dem Newdigate-Preis ausgezeichnet wurde. Nach Abschluss des Studiums übersiedelte er 1879 sogleich nach London und teilte sich dort bis 1881 mit dem Künstler Frank Miles, der beste Beziehungen zur Londoner Gesellschaft hatte, eine Wohnung in der Salisbury Street 13, die Wilde wegen des Blickes auf die Themse „Thames House“ nannte.
Die Jahre als Erfolgsschriftsteller
Wilde wurde zu seiner Zeit als Schriftsteller bewundert und war im prüden viktorianischen England zugleich als Skandalautor, Upstyler und Dandy verschrien. Er war berühmt für geschliffene Sprachgewandtheit und extravagantes Auftreten. In den Jahren nach 1882 hielt er Vorlesungen in den USA und Kanada. Er wurde von der Kritik lächerlich gemacht, die er wiederum als philisterisch bezeichnet. 1884 heiratete er Constance Lloyd, mit der er zwei Söhne hatte, Cyril (* 1885) und Vyvyan (* 1886).
Wilde arbeitete von 1887 bis 1889 für die Pall Mall Gazette und danach als Herausgeber der Zeitschrift Woman’s World. Während dieser Jahre veröffentlichte er die für seine Söhne geschriebene Märchensammlung The Happy Prince and Other Tales (1888, klassische Vertreter der Gattung Kunstmärchen) und Das Bildnis des Dorian Gray (The Picture of Dorian Gray) (1891). Kritiker finden in letzterem autobiographische Elemente; andererseits ist es eine direkte Antwort auf den französischen Symbolismus, insbesondere auf A rebours von Joris-Karl Huysmans (deutsch: Gegen den Strich).
In den folgenden Jahren schrieb Oscar Wilde etwa jährlich ein neues Werk, vor allem Gesellschaftskomödien. Am bekanntesten sind Lady Windermere’s Fan (1892), A Woman of No Importance (1893), An Ideal Husband (1895) und The Importance of Being Earnest (1895), welches die Oberklasse satirisch darstellt und als sein bestes Werk gilt. Sein Stück Salome (1891) nach der biblischen Salome-Legende (mit berühmten, zum Teil sehr freizügigen Jugendstil-Illustrationen von Aubrey Beardsley) wurde vom Zensor abgelehnt und fand keinen Verleger in England. 1894 wurde es von und mit Sarah Bernhardt in Paris uraufgeführt. Richard Strauss vertonte die deutsche Übersetzung später in seiner weltweit erfolgreichen Oper Salome.
Oscar Wilde schrieb auch eine Kriminalerzählung: Lord Arthur Saviles Verbrechen (1887), eine "Studie über die Pflicht", wie der Untertitel der Erzählung lautet. Dem Titelhelden wird geweissagt, er werde einen Mord begehen. Entsprechend seinem Leitspruch "Was du tun mußt, das tue gleich", beschließt Lord Arthur, das vorhergesagte Verbrechen noch vor seiner Eheschließung zu begehen. Und da er sich ohnehin bei einer lieben, alten Dame zu Besuch angesagt hat ...
Skandal, Zuchthaus und Isolation
Der Familienvater Oscar ging – für die damalige Zeit – relativ unbekümmert mit seiner Homosexualität um. Seine homosexuelle Partnerschaften, z. B. mit seinem Freund und Lektor Robert Baldwin Ross, sind nicht unbekannt. Allerdings führten die juristischen Konsequenzen seines langjährigen Verhältnisses zu Lord Alfred Douglas (genannt Bosie), dem Sohn John Sholto Douglas', des 9. Marquess von Queensberry, zu einem Skandal erster Klasse und seinem Niedergang.
Am 18. Februar 1895 hinterließ Queensberry in einem Club, den Oscar Wilde regelmäßig besuchte, eine Visitenkarte von sich mit dem handschriftlichen Zusatz "For Oscar Wilde posing sodomite" ("für Oscar Wilde, posierender Sodomit/Homosexueller"). Oscar Wilde leitete, nachdem ihm Lord Alfred Douglas moralische und finanzielle Rückendeckung zugesichert hatte, eine Verleumdungsklage gegen den Marquis ein. Im Verlauf der Verhandlung musste der Angeklagte Queensberry beweisen, dass seine Anschuldigung nicht aus der Luft gegriffen waren, sondern der Wahrheit entsprachen.
Im Laufe des Prozesses verschob sich die Position von Wilde mehr von der des Klägers zu der des Angeklagten. Das Kreuzverhör gegen Oscar Wilde, geleitet von Edward Carson, einem ehemaligen Studienkollegen Wildes vom Trinity College, hatte verschiedene Schriften Wildes als Gegenstand, hauptsächlich Das Bildnis des Dorian Gray. Die rhetorische Gewandheit Wildes wird in dem Verhör besonders deutlich. Durch einige unbewusste Fehler in der Taktik von Wildes Anwalt Edward Clarke entschied sich die Jury gegen Wilde und sprach Queensberry unschuldig. Oscar Wilde hingegen wurde am 25. Mai zu zwei Jahren schwerer körperlicher Zwangsarbeit verurteilt. Auch hier verließ ihn nicht sein Humor: In Gefangenschaft gefesselt im Freien warten müssend, ist folgender Ausspruch von ihm überliefert: "Wenn Ihre Majestät ihre Gefangenen so behandelt, dann verdient sie keine." Seine Frau verließ mit den Kindern das Land, sie lebte unter anderem in der Gegend von Heidelberg und änderte ihren Namen in Constance Holland. Der Skandal führte auch zum Eklat beim Magazin The Yellow Book, der den Niedergang von Wildes Illustrator Aubrey Beardsley bewirkte.
Im Zuchthaus in Reading schrieb er einen Brief von 30.000 Wörtern an Bosie, den er Robert Ross nach seiner Entlassung aus der Haft zukommen ließ, damit er nicht vernichtet werde. Bosie bestritt später stets, diesen Brief je erhalten zu haben. Unter dem Titel De profundis wurde er posthum (1905) unter Auslassung eventuell anstößiger Abschnitte veröffentlicht; 1949 veröffentlichte Vyvyan Holland, Wildes Sohn, den gesamten Brief. Darin geht es u. a. um die unmenschlichen Zustände im Zuchthaus (Kindergefangene, Kinderzwangsarbeit). Letztere Themen hatte er nach seiner Haftentlassung bereits in zwei Leserbriefen an die Zeitung Daily Chronicle dargelegt.
Gesundheitlich schwer angeschlagen wurde Wilde 1897 aus der Haft entlassen und floh vor der gesellschaftlichen Ächtung nach Paris. Die letzten drei Lebensjahre verbrachte er unter dem Namen Sebastian Melmoth (nach dem Roman Melmoth the Wanderer seines Großonkels Charles Robert Maturin) auf dem europäischen Festland in Armut und Isolation. Er endete als Gescheiterter wie sein Romanheld Dorian Gray, der sich nach einem Leben in Sinneslust selbst zerstört.
Am 30. November 1900 starb Oscar Wilde im Pariser „Hotel d’ Alsace“. Obwohl völlig mittellos, wurde er vom Besitzer des Hotels im besten Zimmer untergebracht und bekam das beste Essen und den besten Wein. Sein angeblicher Kommentar: "Ich sterbe über meine Verhältnisse." bzw. seine letzten Worte: "Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich." Er starb an den Folgen einer Hirnhautentzündung, die aus einer chronischen Mittelohrentzündung resultierte. Die wiederum soll von einer Verletzung herrühren, die er sich im Gefängnis zugezogen hatte. Nach Auskunft der südafrikanischen Wissenschaftler Ashley Robins und Sean Sellars handelt es sich um einen Mythos, dass Wilde an der damals unheilbaren Syphilis gelitten hätte. Auf dem Sterbebett trat Wilde zur römisch-katholischen Kirche über. Er wurde zunächst auf dem Cimetière de Bagneux beigesetzt, im Jahr 1909 aber auf den Cimetière du Père Lachaise in Paris umgebettet. Seine letzte Ruhestätte ziert ein Grabmal von Jacob Epstein.
Am Ende war er von Lord Alfred getrennt. Robert Baldwin Ross hingegen hatte ihm ewige Freundschaft bewiesen; seine Asche wurde später in Wildes Gruft beigesetzt.
Werk
Bedeutung und Wirkung
Unterricht
Literatur
Oscar Wilde. Aphorismen (Hg. Frank Thissen). Frankfurt/M.: Insel Verlag 9. Aufl. 1987
Weblinks
Oscar Wilde Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver
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