Gletscher in Südamerika

Aus Klimawandel
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Abb. 1: NASA-Satellitenbild der südlichen Anden
Abb. 2: Gletschergebiete (grün) in Patagonien und auf Feuerland

Lage und Klima

Die südamerikanischen Gebirgsgletscher liegen alle in den Anden. Dieser Gebirgszug erstreckt sich über 7000 km von Norden nach Süden am Westrand des südamerikanischen Kontinents. Entsprechend liegen die Gletscher in ganz unterschiedlichen klimatischen Zonen. Im nördlichen Teil der Anden (12° N bis 23,5° S) ist das Klima durch die tropischen Zirkulationsmuster bestimmt, mit einem im Norden feuchten und nach Süden hin immer trockeneren Klima. Südlich von 23° S verliert sich der tropische Einfluss, und die Lage zum Pazifik mit kaltem Küstenstrom und extremer Trockenheit dominiert. Das Gebiet südlich von 31° S befindet sich dann unter dem Einfluss der Westwindzone. Entsprechend den klimatischen Bedingungen liegen die Gletscher in der tropischen Zone sehr hoch und erhalten in den immerfeuchten Tropen das ganze Jahr über Niederschläge für die Akkumulation. Weiter südlich nehmen die Niederschläge ab bis hin zu so trockenen Gebieten, dass sich aufgrund der extremen Trockenheit auf einer Länge von 900 km (18°-23° S) keine Gletscher bilden können. Südlich davon nimmt der Einfluss der Westwinde allmählich zu und die Temperaturen ab. Dadurch kommt es wieder zur Gletscherbildung, zunächst in 2000-5000 m Höhe, dann in Patagonien auch deutlich darunter bis hin zu Gletscherzungen in Südpatagonien und auf Feuerland, die teilweise in pazifische Fjorde kalben.[1]

Tropische Anden

Patagonien und Feuerland

Lage und Klima

Die größten Gletschergebiete Südamerikas finden sich in den südlichen Anden, und zwar in Patagonien und auf Feuerland. Das Nordpatagonische Eisfeld bedeckt eine Fläche von 4197 km2, das Südpatagonische Eisfeld erstreckt sich über 13000 km2 und das Eisfeld der Cordillera Darwin auf Feuerland über 2300 km2. Das Gebiet ist insgesamt durch starke Westwinde bestimmt, die auch den Hauptniederschlag bringen. Die Andenkette variiert das Klima und sorgt für einen starken Niederschlagsabfall von West nach Ost und Trockenheit und hohe Temperaturren auf der Ostseite der Eisfelder. Während auf der Westseite der marine Einfluss und starke Westwinde für Niederschläge bis zu 7000 mm pro Jahr sorgen, fallen auf der Ostseite teilweise nur 300 mm/Jahr. Die Temperaturen sind im 20. Jahrhundert um etwa 1 °C gestiegen. Die Niederschläge haben in den letzten Jahrzehnten im mittleren Patagonien etwas zugenommen, sich auf Feuerland aber kaum verändert.[2]

Das Nordpatagonische Eisfeld

Das Nordpatagonische Eisfeld liegt im Bereich der Westwinddrift mit reichlichen Niederschlägen, die jedoch von Westen nach Osten abnehmen. Die höheren Niederschläge im Westen haben zur Folge, dass hier die größeren Gletscherlängen zu finden sind. Die meisten Gletscher kalben in Süßwasserseen. In den letzten 60 Jahren wurde hier ein allgemeiner Gletscherrückzug beobachtet, wobei die Gletscher auf der Westseite stärker abschmolzen als auf der Ostseite. Nach 1990 hat die Gletscherschmelze noch zugenommen. Einzelne Gletscher wie Sa Rafael und Cachet haben zwischen 1945 und 2005 mehr als 5 km an Länge verloren. Es wurde kein Gletscher beobachtet, der gewachsen ist oder stagniert hat.[2] In den Jahren 2000 bis 2012 belief sich der Massenverlust auf 4,4 Gt pro Jahr.[3]

Abb. 3: Der HPS-12-Gletscher im westlichen Südpatagonischen Eisfeld zwischen 1985 und 2017

Das Südpatagonischen Eisfeld

Im Südpatagonischen Eisfeld findet sich mit dem 1265 km2 großen Brüggen-Gletscher (auch Pio-XI-Gletscher) der größte Gletscher Südamerikas und außerhalb der Antarktis sogar der Südhalbkugel. Die meisten der auf der Ostseite der Anden liegenden Gletscher kalben in Süßwasserseen, die auf der Westseite dagegen in Fjorde. Auch die Gletscher im Südpatagonischen Eisfeld zogen sich insgesamt zurück. So verringerte sich die Eisfläche zwischen 1945 und 1986 um 220 km2.[2] In jüngster Zeit hat sich die Abschmelrate noch deutlich beschleunigt. Zwischen 2000 und 2012 betrug der Massenverlust für die beiden patagonischen Eisfelder 24,4 Gt/Jahr, zwischen ca. 1970 und 2000 waren es nur 15 Gt/Jahr.[3] Einzelne Gletscher verloren dabei deutlich an Länge, so der Upsala-Gletscher um 6 km zwischen 1979 und 2000.[2] Bei diesem 834 km2 großen Gletscher wurde zwischen 2000 und 2012 ein erheblich höherer Massenverlust als in der Zeit davor festgestellt. Während der Verlust 1975-2000 0,6 km3 betrug, belief er sich 2000-2012 auf 3,1 km3 und stand damit für 15 % des gesamten Massenverlustes des Südpatagonischen Eisfeldes in dieser Zeit.[3] Andere Gletscher wie der O’Higgins und der Jorge Montt verkürzten sich 1945-2005 um 11,6 km bzw. 10,5 km.[2] Auch der HPS-12-Gletscher, gelegen im westlichen Teil des Südpatagonischen Eisfelds, hat stark an Länge eingebüßt und sich zwischen 1985 und 2017 von 26 km in 1985 auf weniger als 13 km im Jahre 2017 verkürzt (Abb. 3). Der Gletscherrückzug schuf neue Wasserflächen in dem Fjord, in den der HPS-12 mündet, und legte nackten Felsuntergrund frei.[4] Eine Ausnahme stellt jedoch der Brüggen-Gletscher dar. Er ist zwischen 1945 und 1976 um 8 km vorgestoßen, hat sich seitdem aber kaum verändert.[2] Der Grund könnte die Mündung in einen See sein, auf dem sich das schwimmende Gletschereis leichter ausbreiten konnte.[5]

Das Eisfeld der Cordillera Darwin

Auch das Eisfeld der Cordillera Darwin liegt im Westwind-Bereich und weist eine Niederschlagsabnahme in West-Ost-Richtung auf. Das vergletscherte Gebiet erstreckt sich von 2500 m Höhe bis hinunter auf Meeresniveau, wo mehrere Gletscherzungen in Fjorde kalben. Hier zeigen die Gletscher auf der Südseite der Kordillere entweder Stillstand oder leichtes Vorrücken, während sie auf der Nordseite kontinuierlich zurückgewichen sind. Von insgesamt 25 Gletschern zogen zwischen 1945 und 2005 sich 20 zurück, während 5 unverändert geblieben sind. Den größten Rückzug zeigte der Marinelli-Gletscher mit 12,2 km, der damit 38 % seiner Fläche verlor.[2]

Zusammenfassung

Patagonien weist weltweit den höchsten spezifischen Massenverlust von Gletschereis pro m2 auf. Die kumulierten Verluste seit 1960 belaufen sich auf eine Eisdicke von 40 m über alle Gletscher gemittelt.[6]

Als Grund für den insgesamt starken Gletscherrückgang in Patagonien und auf Feuerland wird die Erwärmung der Atmosphäre um ca. 1 °C in den letzten 100 Jahren angenommen. Einzelne Gletscher reagieren jedoch unterschiedlich auf die klimatischen Veränderungen. So zeigen Gletscher, die auf Land münden, ein weitgehend lineares Abschmelzen. Die meisten der in Süßwasserseen oder Fjorde kalbenden Gletscher weisen dagegen Phasen mit abruptem Abschmelzen und solche mit anschließender Stagnation auf. Dabei spielt auch die Geometrie der Fjorde eine Rolle. Bei flacheren Fjorden erfolgt das Abschmelzen eher allmählich. Bei einem tief nach unten abfallendem Fjordboden wird das Kalben der Gletscher beschleunigt. Letzteres trifft etwa für den Marinelli-Gletscher im Eisfeld der Cordillera Darwin zu.[2]

Einzelnachweise

  1. E.A. Sagredo, and T.V. Lowell (2012): Climatology of Andean glaciers: A framework to understand glacier response to climate change, Global and Planetary Change 86–87, 101–109
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Lopez, P., et al. (2010): A regional view of fluctuations in glacier length in southern South America, Global and Planetary Change 71, 85–108
  3. 3,0 3,1 3,2 Willis, M.J., et al. (2012): Ice loss from the Southern Patagonian Ice Field, South America, between 2000 and 2012, Geophysical research letters 39, L17501, doi:10.1029/2012GL053136
  4. Kathryn Hansen, NASA Earth Observatory: Glacial Retreat at a Non-glacial Pace
  5. U.S. Geological Survey (1999): Historic Fluctuations of Outlet Glaciers from the Patagonian Ice Fields
  6. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 4.5


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