Klimaprojektionen Mittelmeerraum

Aus Klimawandel
Abb.1: Änderung der Sommertemperatur nach dem Szenario RCP8.5: Zukunft (2071 bis 2100) minus jüngste Vergangenheit (1971 bis 2000).

Temperaturveränderungen

Der Mittelmeerraum wird als der wichtigste Hotspot künftiger Klimaänderungen in Europa neben Nordosteuropa gesehen, mit einer erheblichen Gefahr von Dürren und Hitzewellen. Als Hotspot wird eine Region verstanden, die mit ihren mittleren Klimaparametern überdurchschnittlich auf die globale Erwärmung reagiert.[1] Die meisten Modellprognosen zeigen bis zum Ende des Jahrhunderts eine deutlich über dem globalen Durchschnitt liegende Erhöhung der Sommertemperaturen des Mittelmeerraumes um 4 °C, einige sogar um bis zu 6 °C. Zugrunde liegt den Modellrechnungen das IPCC-Szenario A1B. Ein Grund sind die stark abnehmenden Niederschläge im Sommer um 25% und mehr und die damit verbundene Bodenaustrocknung, die die Erwärmung verstärken. Abb. 1 zeigt Berechnungen mit einem hochaufgelösten (ca. 10x10 km) Regionalmodell nach dem hohen Szenario RCP8.5. die stärksten Temperaturerhöhungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit 5-6 °C werden danach im Innern der Iberischen Halbinsel erreicht. Über Italien und Griechenland liegen die Temperaturerehöhungen bei ca. 4 °C, in den größten Teilen der Türkei bei etwa 5 °C.

Mehr als die Durchschnittstemperaturen werden wahrscheinlich die hohen Tagestemperaturen steigen. Bei diesen Temperaturen wird nach dem Szenario A2 bis 2100 eine Erhöhung um bis zu 7 °C, bei den 5 % höchsten Tagesmaxima sogar um 8,5 °C erwartet. Auch hier spielt die Austrocknung des Bodens eine deutlich verstärkende Rolle. Da die Küstengebiete im Vergleich zu dem höher gelegenen Binnenland im Sommer jetzt schon relativ hohe Temperaturen aufweisen, drohen hier besonders viele Tage, an denen die Temperaturen eine sehr gefährliche Schwelle überschreiten, die je nach Feuchtigkeit bei etwa 40 °C gesehen werden kann.[2]

Abb.2: Änderung der Jahresniederschläge nach dem Szenarieno RCP8.5: Zukunft (2071 bis 2100) minus jüngste Vergangenheit (1971 bis 2000).
Abb.3: Änderung der Niederschläge im Ssommerhalbjahr (oben) und Winterhalbjahr (unten) nach dem Szenario RCP8.5 bis 2081-2100 im Vergleich zu 1986-2005.

Änderungen der Niederschläge

Mehrere Modellrechnungen haben ergeben, dass der Niederschlag im Mittelmeeraum bis zum Ende des 21. Jahrhunderts deutlich abnehmen wird.[3] 2070-2099 wird nach dem Szenario A1B im Vergleich zu der Periode 1950-2000 über den Landgebieten etwa 15 % weniger Niederschlag fallen, und bereits 2020-2049 wird es eine Abnahme um 8 % geben. Die Abnahme der Niederschläge wird sich mit 23 % vor allem im Sommerhalbjahr ereignen, während sie im Winterhalbjahr bei 10 % liegen wird. Durch die geringeren Niederschläge und die höheren Temperaturen wird die Verdunstung zunehmen und die Bodenfeuchtigkeit deutlich zurückgehen, ebenso die Abflussmengen der Flüsse.

Regional werden die Jahresniederschläge im Westen stark abnehmen (Abb. 2). Hier sind vor allem Spanien, Marokko und Algerien betroffen. Aber auch für Süditalien, Südgriechenland und den Süden der Türkei werden deutliche Niederschlagsabnahmen projiziert. Die stärksten Niederschlagsdefizite im Sommerhalbjahr mit über 30 % Abnahme werden in Südspanien, Süditalien und Südgriechenland sowie in Nordafrika in Nordmarokko und Nordalgerien erwartet (Abb. 3).[4] Im Winterhalbjahr wird der Schwerpunkt der etwas weniger stark abnehmenden Niederschläge weiter im Süden liegen. Betroffen sind vor allem das südliche Griechenland, die Süd-Türkei und Inseln wie Zypern und Kreta.[3]

Änderungen der Atmosphärischen Zirkulation

Hintergrund für die starken Änderungen ist die Lage des Mittelmeerraumes im Übergangsbereich zwischen dem trockenen Klima Nordafrikas und dem gemäßigten Klima Mitteleuropas. Aufgrund dieser Grenzlage können bereits kleine Änderungen in der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre zu gravierenden Änderungen des Klimas führen.[5] Eine Ausweitung der Tropen und der Hadley-Zelle und daraus folgend eine Verschiebungen der Hochdruckzellen der Subtropen und der Tiefdruckbahnen der mittleren Breiten nach Norden sind das Ergebnis aller Modellrechnungen für das 21. Jahrhundert.[6] Im Atlantikraum geht damit eine Verstärkung der Nordatlantischen Oszillation einher.[7] Eine wesentliche Folge ist die Verstärkung von Hochdruckzellen vor allem im zentralen Mittelmeerraum im Winter und im westlichen Mittelmeerraum im Sommer. Mit Ausnahme Norditaliens und Südfrankreichs nehmen daher die Niederschläge selbst im Winter um ca. 10 % ab. Im Sommer liegen die Niederschlagsrückgänge in den meisten Gebieten sogar bei über 30 %, mit den stärksten Reduzierungen im westlichen und östlichen Mittelmeergebiet.[5]

Einzelnachweise

  1. Giorgi, F. (2006): Climate change Hot-spots. Geophysical Research Letters 33, L08707
  2. Diffenbaugh, N.S., et al. (2007): Heat stress intensification in the Mediterranean climate change hotspot, Geophysical Research Letters, Vol. 34
  3. 3,0 3,1 Mariotti, A., et al. (2008): Mediterranean water cycle changes: transition to drier 21st century conditions in observations and CMIP3 simulations, Environmetl Research Letters 3, doi:10.1088/1748-9326/3/4/044001
  4. IPCC (2013): Climate Change 2013, Working Group I: The Science of Climate Change, Annex I: Atlas of Global and Regional Climate Projections Supplementary Material RCP8.5, Figure AI.SM8.5.82 und 5.8.3
  5. 5,0 5,1 Giorgi, F., & P. Lionello (2008): Climate change projections for the Mediterranean region, Global and Planetary Change 63, 90-104
  6. Seidel, D.J., et al. (2008): Widening of the tropical belt in a changing climate, Nature Geoscience 1, 21-24
  7. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 11.1.3


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