Kosten des Klimawandels (einfach)
Die Folgen des Klimawandels können nicht nur an einem steigenden Meeresspiegel oder den erhöhten Temperaturen gemessen werden. Eine oft nützlichere Einheit, die weitaus greifbarer ist und deren Aussagekraft ein jeder einzuschätzen vermag, ist das Geld. Obwohl sich die Prognosen zu den Kosten des Klimawandels in ihrer Höhe stark unterschieden, sind sie keine bloßen Zahlenspielereien. Sie können zeigen, warum und wie die globale Erwärmung dem Menschen schadet, welche ihrer Folgen am dringendsten angepackt werden müssen, wer die Kosten des Klimawandels trägt und wer sie tatsächlich tragen sollte.
Wodurch entstehen Kosten
Wie stehen Geld und die Erhitzung der Erdatmosphäre in Beziehung?
Der Mensch begegnet dem Klimawandel auf drei Arten, von denen jede eine Unsumme an Geldern verschlingt.
- Schadensbehebung etwa ist nötig, wenn die direkten Folgen der Klimaerwärmung sichtbar werden. Dazu gehören neben gehäuften Wetterextremen, die etwa in Form von Tornados ganze Landstriche zerstören, auch der Anstieg des Meeresspiegels, der Rückgang des verfügbaren Trinkwassers, der Verlust der biologischen Vielfalt und Ernteausfälle. Die extreme Hitzeperiode 2003, zum Beispiel, kostete die europäische Staatengemeinschaft etwa 15 Milliarden Dollar durch Schäden an Landwirtschaft, Viehzucht und Forstwirtschaft aufgrund von Dürre, andauernder Hitze und Bränden.[1]
- Schlauer jedoch, als das Abwarten der Klimaschäden, ist die Anpassung an die Veränderungen, die der erwärmte Planet mit sich bringt. Eine Erhöhung der Deiche bietet Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel, der Bau tieferer Brunnen kann Wasser auch bei strengen Trockenperioden verfügbar machen. Entwicklung und Einsatz der dafür notwendigen Technik und die für den Bau erforderlichen Materialen sind allerdings alles andere als billig und sind vor allem für ärmere Ländern kaum bezahlbar. Aus diesem Grund gibt es in jüngster Zeit immer mehr Bemühungen sich den Folgen des Klimawandels nicht bloß anzupassen, sondern diese garnicht erst entstehen zu lassen oder zumindest abzumildern.
- Energiesparen, effiziente(re) Energienutzung sowie die Umstellung der Energieversorgung weg vom Verbrennen der treibhausgasreichen Kohle hin zu erneuerbaren Energien aus Wind und Wasser ist eine solche Strategie. Sie benötigt aber nicht nur viel Zeit sondern auch hohe Investitionen, welche sich allerdings auszahlen, wenn dadurch etwa die Anzahl der Stürme oder der Anstieg des Meeresspiegels verringert werden.
Wie hoch sind die Kosten
Bis heute sind weder Vorgänge in der Atmosphäre der Erde vollständig verstanden noch der Einfluss des Menschen auf das Klima und umgekehrt vollständig aufgeklärt. Aus diesem Grund ist es schwierig zu sagen, wie sich das Klima in den nächsten hundert oder tausend Jahren verändern wird und noch schwieriger ist es den Schäden, die diese Klimaänderungen mit sich bringen, ein Preisschild zu geben. Computersimulationen, die verschiedene Temperaturanstiege, sowie Anpassungsstrategien des Menschen durchspielen, können jedoch wichtige Einsichten geben. Eine der aktuellsten und aufsehenerregendsten Prognosen in diesem Zusammenhang ist der Stern-Report. Darin wird bei einem gleichbleibenden Trend des Treibhausgasausstoßes ein globaler Temperaturanstieg von 5-6°C veranschlagt. Dieser wiederum würde durch Dürren, Starkniederschläge und Hochwasser, Schäden an Ökosystemen, Änderung der Wasserverfügbarkeit oder vermehrte Wetterextreme zu einem Verlust von 5-10% des weltweiten Bruttoinlandsproduktes führen.[2] Mildere Schätzungen, die den Erfolg heutiger Klimaschutzbemühungen voraussetzen, gehen von einem Verlust von höchstens 5,5% des Bruttoinlandsproduktes aus.[3]
Wer trägt die Kosten
Ein dramatischer Effekt bei der Verteilung der Kosten des Klimawandels ist folgender: nicht die Hauptverursacher der Erderwärmung, die reichen Industrieländer, zahlen den höchsten Preis für die Erderwärmung, sondern die bereits armen Entwicklungsländer. Die meisten, vom Menschen erzeugten Treibhausgase, werden von den hoch technisierten Ländern der Nordhalbkugel, wie Deutschland oder Japan, ausgestoßen. Die Folgen des dadurch herbeigeführten Klimawandels sind allerdings aus drei Gründen vor allem in den weniger entwickelten Staaten zu spüren. Zum einen liegen diese oft in bereits trockeneren Klimazonen, wo eine weitere Erhöhung der Temperaturen zu Ernteausfällen und Dürren führt. Zum anderen sind diese Länder im besonderen Maße von der Landwirtschaft abhängig, die extrem sensibel au das Klima reagiert. Außerdem können sich die betroffenen Entwicklungsländer oft nicht die dringend notwendigen Anpassungen an das veränderte Klima, wie erhöhte Deiche oder tiefere Brunnenanlagen, leisten.
Heute und auch in Zukunft darf es also nicht nur darum gehen, wie hoch die Kosten des Klimawandels sein werden, sondern auch, wie die Kosten beeinflusst werden können und wie sie auf eine gerechte Art und Weise auf die Länder der Erde verteilt werden sollten.
- Vgl. hierzu auch (externer Link) Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V. (ZUM-Wiki):
- Soziale Frage im 21. Jahrhundert - International bzw. global: die „soziale Frage des Klimawandels“
- Vergleich von Lebensstandard versus Entwicklung der globalen CO2-Emission (Aufgabe; 3 Grafiken)
Einzelnachweise
- ↑ Stern N. (2006): Stern Review – The Economics of Climate Change, Part II chapter Chapter 5 Costs of Climate Change in Developed Countries, Box 5.4 [1]
- ↑ Stern N. (2006): Stern Review - Der wirtschaftliche Aspekt des Klimawandels. Ausführliche Zusammenfassung. S.9[2]
- ↑ Umweltbundesamt (2007): Klimaänderungen, deren Auswirkungen und was für den Klimaschutz zu tun ist, 6.2[3]
Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen. |