Klimaänderungen in Hessen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Klimawandel
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Das Klima des Bundeslands Hessen steht unter relativ starkem ozeanischen Einfluss, der jedoch von Nordwesten nach Südosten merklich abnimmt. Die Winter sind relativ milde und die Sommer warm. Die regionalen Unterschiede sind verhältnismäßig groß. In den höheren Lagen im Norden liegen die Jahresmittelwerte bei 6-7&nbsp;°C, im tiefer gelegenen Rhein-Main-Gebiet weiter im Süden bei 10-11 °C. Auch die Niederschläge werden stark durch die Topographie geprägt. Sie erreichen in Höhenlagen 1000 mm und mehr, im Rheintal dagegen nur 500-600&nbsp;mm.<ref>Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (2009): [http://atlas.umwelt.hessen.de/atlas/ Umweltatlas Hessen]</ref>  
Hessen herrscht ein warm-gemäßigtes feuchtes Klima der mittleren Breiten. Die überwiegenden Westwinde bringen feuchte Luft vom Atlantik heran, die sich an den verbreiteten Mittelgebirgen abregnet. Der ozeanische Einfluss macht sich auch in den relativ milden Wintern und mäßig warmen Sommern bemerkbar. Andererseits spielen auch Hochdrucksysteme wie über den Azoren, Mitteleuropa oder Russland eine Rolle, die im Sommer hohe, im Winter (z.B. das sibirische Hoch) niedrige Temperaturen bewirken können.<ref name="DWD HLNUG 2024">DWD und HLNUG (2024): [https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimareports/klimareport%20he%202024%20download.html Klimareport Hessen]; Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main und Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Wiesbaden</ref> Die Niederschläge werden durch die Topographie geprägt und sind in den Höhenlagen stärker als im Rheintal.
[[Bild:Hessen_temp1901-2007.jpg|thumb|480px|Jahresmittelwerte der Temperaturen 1826-2005 in Frankfurt am Main (rot) mit Trendbalken für 1826-2005 und 1981-2000 (schwarz)]]


== Temperaturänderungen ==
== Temperaturänderungen ==


Die klimatischen Änderungen sind in den letzten 100&nbsp;Jahren in Hessen regional sehr unterschiedlich erfolgt. So haben sich die Jahresmittelwerte an verschiedenen Stationen zwischen 1901 und 2003 zwischen 0,7&nbsp;°C und 1,8&nbsp;°C erhöht.<ref>Diese und die weiteren Daten nach: Schönwiese, C.-D., T. Staeger, H. Steiner und S. Brinckmann (2006): [http://www.geo.uni-frankfurt.de/fb/fb11/iau/klima/PDF_Dateien/InstBer3_pdf.pdf Analyse der Klimaverhältnisse in Hessen für den Zeitraum 1901 bis 2003], Bericht Nr. 3, Inst. Atmosph. Umwelt, Univ. Frankfurt/Main</ref> Da die Datenreihen vor ca. 1950 häufig zu lückenhaft und inkonsistent sind, um einen Flächenmittelwert zu bilden, ist erst eine Betrachtung der zweiten ersten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts sinnvoll. In den 50&nbsp;Jahren von 1951 bis 2000 stiegen die Jahresmittelwerte um 0,9&nbsp;°C (über ganz Hessen gemittelt), wobei sich der Winter mit 1,6&nbsp;°C am stärksten erwärmte.
Die Jahresdurchschnittstemperatur lag über das Bundesland gemittelt für 1961-1990 bei 8,2 °C und ist in den letzten 30 Jahren um 1,1 °C angestiegen. Zu Frankfurt am Main gibt es eine über 250 Jahre lange Messreihe seit 1758. Sie zeigt bis 1900 kaum Veränderungen, weist bis 1990 dann einen leichten Anstieg auf und steigt ab 1990 sprunghaft um mehr als 1 °C an. Das Mittel der jüngsten Klimaperiode 1990-2022 lag bei knapp über 11 °C, in den letzten Jahren sogar meistens über 12 °C. Die wärmsten Jahre waren 2018 und 2022 mit jeweils einer Jahresmitteltemperatur von 12,5 °C. Der städtische Wärmeinseleffekt ist bei diesen Werten herausgerechnet und spielt seit der Verlagerung der Wetterstation 1949 von der Stadt zum Flughafen ohnehin keine Rolle mehr. Jahreszeitlich war die Temperaturzunahme besonders im April und im Juli und August ausgeprägt.<ref name="DWD HLNUG 2024"/>


Als Beispiel für eine Station mit einer langen Zeitreihe für die bodennahe Lufttemperatur kann Frankfurt am Main dienen. Hier liegen Daten seit 1826 vor. Bis 2005 betrug der Temperaturanstieg 1,8°&nbsp;C. In den letzten ca. 100 Jahren nahm die Temperatur um 1,1&nbsp;°C zu und lag damit geringfügig über dem Anstieg des Flächenmittels von Deutschland (1,0&nbsp;°C). Besonders stark war die Zunahme mit 1,5&nbsp;°C in den letzten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts, was einem 100jährigen Trend von 7,5&nbsp;°C entsprechen würde. Über den gesamten Zeitraum von 1826 bis 2005 nahmen auch in Frankfurt am Main die Wintertemperaturen mit 2,9&nbsp;°C deutlich stärker zu als die Sommertemperaturen mit 0,9&nbsp;°C.
Besonders auffälig hat sich auch die Anzahl der Sommertage verändert, d.h. der Tage mit einer Höchsttempedratur von über 25 °C. Während 1961-1990 die Anzahl auch im warmen Rhein-Main-Gebiet bei 40-50 lag, erhöhte sie sich im Zeitraum 1991-2020 hier auf 55 bis über 60 Tage und erreichte ein Maximum von 87 Tagen (Abb.).<ref name="DWD HLNUG 2024"/>


== Niederschlagsänderungen ==
== Niederschlagsänderungen ==


Auch bei den Niederschlägen lässt sich als Jahresmittel und Durchschnitt für Hessen insgesamt in den Jahren 1951-2000 mit 8-9&nbsp;% ein merklicher Anstieg feststellen. Dabei gibt es jedoch einen deutlichen Unterschied zwischen dem Sommer und allen anderen Jahreszeiten. Während im Sommer die Niederschläge in dem genannten Zeitraum um 17,8&nbsp;% fielen, stiegen sie im Frühling, Herbst und Winter um 20&nbsp;% und mehr an. Dabei waren die Zunahmen in den letzten 30&nbsp;Jahren des 20.&nbsp;Jahrhunderts im Herbst (31,5&nbsp;%) und Winter (22,8&nbsp;%) besonders stark. Die Sommer sind in Hessen also trockener geworden, Herbst und Winter deutlich feuchter.  
Ozeanische und kontinentale Einflüsse sorgen in Hessen für höhere bzw. geringere Niederschläge. Ein anderer wichtiger Einflussfaktor ist das Relief. In den Niederungen entlang der größeren Flüsse fallen eher wenig Niederschläge, in den Mittelgebirgen sind die Niederschlagsmengen, allerdings je nach Luv- oder Lee-Lage, deutlich höher. Über ganz Hessen gemittelt fielen im Zeitraum 1991-2020 761 mm Niederschlag. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Niederschlag geringfügig um 3% zurückgegangen, besonders seit den 1960er Jahren. Die Jahre seit 2008 waren nahezu durchgehend trocken. Jahreszeitlich ist besonders die Wachstumsperiode von April bis Juni durch abnehmende Niederschlagsmengen gekennzeichnet. Von der dadurch entstehenden Trockenheit ist besonders das Rhein-Main-Gebiet betroffen, da hier aufgrund der steigenden Temperaturen die Verdunstung deutlich zugenommen hat.<ref name="DWD HLNUG 2024"/>
 
Allerdings folgen nicht alle Messstationen diesem Trend, und es gibt vor allem in den einzelnen Monaten große regionale Unterschiede. So zeigen sich 1951-2000 im Juli im Norden Hessens Niederschlagsabnahmen bis ca. 40&nbsp;%, im Süden dagegen Zunahmen bis über 50&nbsp;%. Auch im Mai hat der Niederschlag im Norden deutlich ab-, im Süden hingegen zugenommen.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>
== Weblinks ==
== Weblinks ==
* C. Weder (2012): [http://klimawandel.hlug.de/fileadmin/dokumente/klima/bachelor/extremereignisse.pdf Erstellung einer Statistik uber Extremereignisse und Klimaveränderungen in Hessen] , i. A. Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
* DWD und HLNUG (2024): [https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimareports/klimareport%20he%202024%20download.html Klimareport Hessen]; Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main und Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Wiesbaden


== Lizenzhinweis ==
== Lizenzhinweis ==

Version vom 4. November 2024, 20:03 Uhr

Hessen herrscht ein warm-gemäßigtes feuchtes Klima der mittleren Breiten. Die überwiegenden Westwinde bringen feuchte Luft vom Atlantik heran, die sich an den verbreiteten Mittelgebirgen abregnet. Der ozeanische Einfluss macht sich auch in den relativ milden Wintern und mäßig warmen Sommern bemerkbar. Andererseits spielen auch Hochdrucksysteme wie über den Azoren, Mitteleuropa oder Russland eine Rolle, die im Sommer hohe, im Winter (z.B. das sibirische Hoch) niedrige Temperaturen bewirken können.[1] Die Niederschläge werden durch die Topographie geprägt und sind in den Höhenlagen stärker als im Rheintal.

Temperaturänderungen

Die Jahresdurchschnittstemperatur lag über das Bundesland gemittelt für 1961-1990 bei 8,2 °C und ist in den letzten 30 Jahren um 1,1 °C angestiegen. Zu Frankfurt am Main gibt es eine über 250 Jahre lange Messreihe seit 1758. Sie zeigt bis 1900 kaum Veränderungen, weist bis 1990 dann einen leichten Anstieg auf und steigt ab 1990 sprunghaft um mehr als 1 °C an. Das Mittel der jüngsten Klimaperiode 1990-2022 lag bei knapp über 11 °C, in den letzten Jahren sogar meistens über 12 °C. Die wärmsten Jahre waren 2018 und 2022 mit jeweils einer Jahresmitteltemperatur von 12,5 °C. Der städtische Wärmeinseleffekt ist bei diesen Werten herausgerechnet und spielt seit der Verlagerung der Wetterstation 1949 von der Stadt zum Flughafen ohnehin keine Rolle mehr. Jahreszeitlich war die Temperaturzunahme besonders im April und im Juli und August ausgeprägt.[1]

Besonders auffälig hat sich auch die Anzahl der Sommertage verändert, d.h. der Tage mit einer Höchsttempedratur von über 25 °C. Während 1961-1990 die Anzahl auch im warmen Rhein-Main-Gebiet bei 40-50 lag, erhöhte sie sich im Zeitraum 1991-2020 hier auf 55 bis über 60 Tage und erreichte ein Maximum von 87 Tagen (Abb.).[1]

Niederschlagsänderungen

Ozeanische und kontinentale Einflüsse sorgen in Hessen für höhere bzw. geringere Niederschläge. Ein anderer wichtiger Einflussfaktor ist das Relief. In den Niederungen entlang der größeren Flüsse fallen eher wenig Niederschläge, in den Mittelgebirgen sind die Niederschlagsmengen, allerdings je nach Luv- oder Lee-Lage, deutlich höher. Über ganz Hessen gemittelt fielen im Zeitraum 1991-2020 761 mm Niederschlag. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Niederschlag geringfügig um 3% zurückgegangen, besonders seit den 1960er Jahren. Die Jahre seit 2008 waren nahezu durchgehend trocken. Jahreszeitlich ist besonders die Wachstumsperiode von April bis Juni durch abnehmende Niederschlagsmengen gekennzeichnet. Von der dadurch entstehenden Trockenheit ist besonders das Rhein-Main-Gebiet betroffen, da hier aufgrund der steigenden Temperaturen die Verdunstung deutlich zugenommen hat.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 DWD und HLNUG (2024): Klimareport Hessen; Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main und Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Wiesbaden

Weblinks

  • DWD und HLNUG (2024): Klimareport Hessen; Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main und Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Wiesbaden

Lizenzhinweis

Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen.
Kontakt: Dieter Kasang