Waldbrände im Mittelmeerraum

Aus Klimawandel
Abb. 1: Das Carrascal Feuer im August 2023 in Zentral-Portugal. Betroffen war eine Kiefern-, Eukalyptus- und Buschvegetation.
Abb. 2: Waldbrände 2021 auf Sardinien

Frühe Feuernutzung

Durch die klimatischen Bedingungen mit einem milden und regenreichen Frühling und trockenem Sommer sind Feuer ein natürlicher Bestandteil der mediterranen Landschaft und haben die Pflanzeneigenschaften deutlich mitgeprägt. Andererseits unterscheiden sich die Landschaften des Mittelmeerraumes von ähnlichen Ökosystemen wie etwa in Kalifornien oder West-Australien durch die Jahrtausende lange Geschichte mehr oder weniger intensiver Landnutzung durch den Menschen, die die Feuerregime entscheidend beeinflusst haben. Im östlichen Mittelmeerraum, insbesondere in der Region des „Fruchtbaren Halbmonds“, die sich vom Südosten der heutigen Türkei über Nordsyrien bis zum Nordirak erstreckte, hat sich der für die Geschichte der Menschheit umwälzende Prozess der „Neolithische Revolution“ vollzogen. Hier änderten Jäger und Sammler vor etwa elf Jahrtausenden ihr Leben grundlegend und wurden sesshafte Bauern, die Getreide anbauten, Vieh züchteten und Vorratshaltung betrieben. Von hier breitete sich die neue Agrargesellschaft bis 5700 vh. über die meisten Gebiete Europas aus, zunächst im mediterranen Raum, dann aber auch über Mitteleuropa und bis zu den britischen Inseln. Diese Umwälzungen waren mit einer verstärkten Anwendung des Feuers zur Beseitigung der ursprünglich vorhandenen Wälder verbunden.[1]

Mit der Entstehung der Landwirtschaft vor ca. 11.000 Jahren wurden im Rahmen der Neolithischen Revolution, ausgehend vom Nahen Osten, im Mittelmeerraum zunehmend große Waldflächen durch vom Menschen gelegte Feuer beseitigt. Dem Gebrauch des Feuers fielen nach Schätzungen 85% der ursprünglichen Wälder zum Opfer und es entstand eine artenreiche Feld-, Wiesen- und Macciavegetation. Dieser Prozess intensivierte sich mit Beginn der industriellen Revolution. Die moderne Bewirtschaftung führte jedoch dazu, dass die Biodiversität wieder abnahm.[2]

Waldbrände im europäischen Mittelmeerraum hatten schon historisch vor allem menschliche Ursachen.[3] Historisch haben Feuer im mediterranen Raum eine positive Rolle gespielt. Sie wurden in der Landwirtschaft genutzt, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten und das Wachstum wilder Pflanzen zu kontrollieren. Frühere Gesellschaften waren an die Nutzung des Feuers gewöhnt. Die zunehmend häufiger auftretenden und mit ernsthaften Folgen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und Ökosysteme verbundenen extremen Feuer der jüngsten Zeit machen jedoch eine Anpassung schwieriger.[4]

Feuerereignisse bis 2023

Der Mittelmeerraum ist die durch Waldbrände am stärksten gefährdete Region in Europa. Über 60% der Gesamtzahl der europäischen Waldbrände in den letzten sechs Jahren (2018-2023) konzentrieren sich auf die sechs größten zu Europa gehörenden mediterranen Länder Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Frankreich und Kroatien. Zugleich lagen hier über 80% der verbrannten Fläche in Europa, besonders in Spanien, Italien und Griechenland.[5] Die Bedeutung der Waldbrände zeigt sich z.B. an der Feuersaison 2017 in Portugal mit einer gesamten Brandfläche von ungefähr 140.000 ha oder 2018 mit den fatalen Feuern in Griechenland, denen 100 Menschen zum Opfer fielen. In Portugal ereignete sich im Oktober 2017 auch das größte Einzelfeuer im Untersuchungszeitraum 2006 bis 2019, das 67.521 ha umfasste. Über den gesamten Zeitraum ereigneten sich rund 10.000 Brände in den fünf untersuchten Ländern Spanien, Portugal, Italien, Griechenland und Frankreich, die meisten mit knapp über 3.000 in Italien und Portugal.[4]

Abb. 4: Brandfläche der europäischen Mittelmeerländer Portugal, Griechenland, Spanien, Frankreich und Italien 2006-2019 in ha.

Die Feueraktivität im Mittelmeerraum zeigt einen zunehmenden Trend in den 1980er und 1990er Jahren. Darauf folgten in den 2000er Jahren nur geringe Veränderungen und in den 2010er Jahren eine Abnahme der Feueraktivität. In den 2020er Jahren hat dann die Anzahl von großen Bränden wieder zugenommen, wobei Frankreich und Griechenland die von den untersuchten Ländern Portugal, Spanien, Italien, Griechenland, Frankreich und Kroatien die größten Zunahmen zeigten. 2022 fiel fast die Hälfte der Brände in den sechs Ländern auf Frankreich. Griechenland hatte im Jahr 2023 mit 175.000 ha die größte Brandfläche unter den Mittelmeerländern. Über die letzten Jahrzehnte insgesamt waren allerdings Spanien, Portugal und Italien am stärksten von Feuern betroffen (Abb. 5).[5] Ein charakteristischer Zug der jüngsten Entwicklung ist die Zunahme von sog. Megafeuern mit einer Fläche von über 5.000 ha. So nahmen Brände mit einer Ausdehnung von mehr als 5.000 ha zwischen 2008 und 2023 um 33% und diejenigen mit mehr als 10.000 ha um 42% zu. Derartige Megafeuer kommen vor allem in Spanien und Portugal vor (Abb. 7, 9).[6]

Abb. 5: Anzahl der Brände ab 5 ha in den fünf großen Mediterranen EU-Staaten Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland 1980-2023.
Abb. 6: Geographische Verbreitung von Brandflächen im Mittelmeerraum 2023

Betrachtet man die Brandentwicklung in einigen ausgewählten Ländern, zeigen sich durchaus Unterschiede. Portugal wird regelmäßig von großen und zerstörerischen Waldbränden heimgesucht. Seit 1980 belief sich die jährlich verbrannte Fläche im Mittel auf 115.000 ha. Weit über dem Durchschnitt lagen die Jahre 2003 mit 425.000 ha und 2017 mit 540.000 ha (vgl. auch Abb. 7). Die Brandfläche des Jahres 2017 betrug 60% der gesamten in Europa von Waldbränden betroffenen Fläche. Das lag auch daran, dass es 2017 im Juni und Oktober in Portugal zu zwei großen Feuerereignissen kam, die außerhalb der von Juli bis September reichenden offiziellen Feuersaison lagen.[7] Ein Trend lässt sich bei der jährlichen Brandfläche in Portugal zwischen 1980 und 2023 eher nicht festtellen. Das sieht bei der Anzahl der Feuer in Portugal anders aus (Abb. 5, 8). Seit den 1980er Jahren nimmt die Zahl der Brände über zwei Jahrzehnte bis zur Jahrhundertwende stark zu, um in den folgenden 20 Jahren ähnlich deutlich wieder abzunehmen.[8] In Spanien zeigt die Anzahl der Brände seit den 1980er Jahren einen sehr ähnlichen Verlauf wie in Portugal (Abb. 10). Die Brandfläche nahm seit den den 1980er Jahren jedoch deutlich und kontinuierlich ab (Abb. 9).[8] Regional fielen die meisten Feuer im Zeitraum 2008-2021 auf den Nordwesten des Landes, die wenigsten auf den mediterranen Osten. So gab es in Galizien über die gesamte Periode 732 und in der Region Murcia nur 12 Brände.[9] Auch in Portugal lagen die Brandstellen z.B. 2023 hauptsächlich im Nordwesten des Landes. Obwohl im Nordwesten der Iberischen Halbinsel nicht besonders trocken ist, steht hier jedoch aufgrund der Winterniederschläge genügend Brennholz zur Verfügung.

Abb. 7: Verbrannte Fläche in Portugal 1980-2023
Abb. 8: Anzahl der Brände in Portugal 1980-2023

In Italien gab es im Zeitraum 2007-2017 ca. 7.800 Feuer pro Jahr. Davon waren nur 0,3% große Feuer, die jedoch ein Viertel der verbrannten Fläche betrafen. 90% der durch Feuer in ganz Italien erfassten Gebiete befanden sich in den südlichen Provinzen, während in den nördlichen alpinen Provinzen davon nur 5% lagen.[10] Die Feuerfläche zeigt seit 1980 einen ähnlichen Trend wie in Spanien, mit hohen Werten in den 1980er Jahren und einem abnehmenden Trend seit der Jahrhundertwende. Die Anzahl der Brände folgt diesem Muster noch deutlicher und halbierte sich zwischen den 1980er und den 2010er Jahren.[11]

Abb. 9: Verbrannte Fläche in Spanien 1980-2023
Abb. 10: Anzahl der Brände in Spanien 1980-2023

Waldbrände 2025

Östlicher Mittelmeerraum

Abb. 11: Waldbrände auf Zypern bei Malia in der Provinz Limassol am 24.7.2025.
Abb. 12: Verbrannte Fläche und Anzahl der Brände auf Zypern 2006-2025. Berücksichtigt sind Brände ab 30 ha.

Bereits im Juli 2025 waren Griechenland, die Türkei und Zypern mit einer der stärksten Waldbrandkrisen der letzten Zeit konfrontiert. Extreme Hitze von über 45 °C in Griechenland, eine ausgedehnten Dürre und starke Winde haben Bedingungen geschaffen, die verheerende Flammen über dem östlichen Mittelmeer angetrieben haben. In Griechenland mussten 32.000 Menschen evakuiert werden, einschließlich 5000 Touristen auf Kreta. Tausende ha Anbauland, Wohnhäuser und Touristenressorts wurden von den Flammen zerstört. In Zypern wüteten die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten und trieben die Einwohner von 14 Dörfern in die Flucht.[12] Innerhalb von zwei Tagen verzeichnete die Insel die höchsten jährlichen Waldbrandemissionen, die je gemessen wurden.[13] Insgesamt zerstörten die Juli-Feuer eine Fläche von mehr als 13.000 ha (Abb.). In der Türkei brachen im Juli über 600 Feuer aus, die die Evakuierung von 50.000 Einwohnern erzwangen und 17 Menschen den Tod brachten.[12] Hier wurde mit 50,5 °C ein neuer Landesrekord gemessen.[14] Nach Berechnungen mit Computermodllen hat der Klimawandel dazu geführt, dass die Waldbrände im östlichen Mittelmeeraum im Juli 2025 gegenüber einer Welt ohne Klimawandel 10 Mal wahrscheinlicher geworden sind.[12]

Spanien und Portugal

Gegen Ende des Sommers 2025 war von Waldbränden besonders die Iberische Halbinsel betroffen. So breiteten sich im Nordwesten Spaniens und Norden Portugals die größten und verheerendsten Brände seit langem aus. In Spanien brannten bis zum 1. September insgesamt 380.000 ha, in Portugal 260.000 ha. Das waren auf der Iberischen Halbinsel insgesamt 640.000 ha und damit Zweidrittel der in ganz Europa 2025 von Feuern betroffenen Gebiete. Portugal ist das Land in Europa mit den größten Brandflächen in den letzten 20 Jahren von 2006 bis 2024. Insgesamt waren hier in diesem Zeitraum mehr als 1,8 Mio. ha von Feuern betroffen, gefolgt von Spanien mit 1,5 Mio. ha und Italien und Griechenland mit jeweils 1 Mio. ha. In Spanien mussten wegen der Brände 36.000 Menschen evakuiert werden, in Portugal 1.000.[15]

Abb. 14: Waldbrände bedrohen ein Dorf in Nordwest-Spanien im August 2025
Abb. 13: Verbreitung der Brände in Nordwest-Spanien und Nord-Portugal am 17.8.2025, gezeigt anhand von Feinstaubpartikeln.

Eine wesentliche Ursache für die Waldbrände in Spanien war eine extreme, 16 Tage andauernde Hitzewelle im August 2025. Sie war die längste und stärkste Hitzewelle der letzten Jahrzehnte. Im gegenwärtigen, vom Menschen beeinflussten Klima kann eine solche Hitzewelle alle 15 Jahre einmal vorkommen. In einem Klima ohne die globale Erwärmung wären die 10 heißesten Tage der Hitzewelle nur einmal in 2500 Jahren möglich. Hohe Temperaturen trocknen durch extreme Verdunstung die Vegetation stark aus, wodurch das Ausbrechen und die Verbreitung von Feuern sehr erleichtert wird. Hinzu kam eine deutliche Abnahme der Sommerniederschläge und starke Winde.[15]

Zusätzlich spielt aber auch die Entvölkerung auf dem Land in Teilen Portugals und Spaniens eine Rolle, verbunden mit einer Überalterung der verbliebenen Bewohner. Dadurch wurden traditionelle landwirtschaftliche Praktiken wie die Beweidung und die Beseitigung von Vegetation zur Verhinderung von Bränden stark reduziert. Mit der fehlenden Bewirtschaftung und Pflege der Landschaft hängt auch zusammen, dass 90% der Feuer in Spanien durch den Menschen verursacht wurden, 24% sogar durch Brandstiftung. In Portugal sind nur 2% der Feuer, von denen die Ursachen bekannt sind, natürlichen Ursprungs.[15]

Klimatische Ursachen

Als Ursachen für die Waldbrände im Mittelmeerraum kommen sowohl klimatische wie ökologische und sozioökonomische Faktoren infrage. Grundlegend ist das mediterrane Klima mit seinen trockenen und heißen Sommern und milden und feuchten Wintern. Vor allem die Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse werden in jüngster Zeit durch die globale Erwärmung verstärkt. Der Mittelmeerraum wird im jüngsten Bericht des Weltklimarates IPCC als Hotspot des Klimawandels klassifiziert.[16] Bisher ist die Mitteltemperatur im Mittelmeerraum schneller angestiegen als im weltweiten Durchschnitt, im östlichen Mittelmeerraum sogar um das Doppelte.[17][18] Zudem macht sich in der Region durch den Klimawandel besonders die Verschiebung der Klimazonen nach Norden bemerkbar,[19] wodurch sie zunehmend unter den Einfluss des trockenen subtropischen Klimas gerät. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Mittelmeerregion auch in starkem Maße von Extremereignissen betroffen ist und nach Modellsimulationen die sommerliche Erwärmungsrate im Mittelmeerraum um 50% höher ausfallen wird als global.[18]

Die Anzahl der Tage mit hohen und sehr hohen Temperaturen hat sich im Vergleich zu früheren Jahrhunderten verdoppelt. Hohe Temperaturen führen durch starke Verdunstung zur Austrocknung des Bodens und des Brennmaterials. Durch die längeren und wärmeren Sommer werden auch die häufig auftretenden Dürren intensiver.[5]

Zwischen Hitzewellen und Megafeuern, Bränden mit mehr als 5.000 ha Brandfläche, zeigt sich eine enge Beziehung. Beide treten in letzter Zeit (2008-2023) regional gehäuft auf, wobei Hitzewellen den Bränden um einige Tage vorausgehen. Betroffen sind davon vor allem Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland. Megafeuer mit einer Ausdehnung von über 5.000 oder 10.000 ha kommen hauptsächlich in Spanien und Portugal vor. Die Zunahme des nahezu gleichzeitigen Auftretens von Hitzewellen und Megafeuern ist am stärksten, je größer die Brände sind. So nahm die Ausdehnung aller Feuer, die von Hitzewellen beeinflusst waren, zwischen 2008 und 2023 um 12% zu, diejenigen mit einer Ausdehnung von mehr als 5.000 ha um 33% und diejenigen mit mehr als 10.000 ha um 42%. Die Jahre 2012, 2017, 2021, 2022 und 2023 ragen dabei besonders hervor.[6]

Abb. 11: Hurrikan Ophelia vor der europäischen Westküste am 14. Oktober 2017.

Die Iberische Halbinsel zeigt deutlich die höchste Anzahl an Megafeuern im Zusammenhang mit Hitzewellen. Der starke Einfluss des Atlantiks im westlichen Mittelmeerraum sorgt für einen Wechsel von Perioden, in denen durch ergiebigen Niederschlag das Pflanzenwachstum gefördert wird und bei einem starken Azorenhoch im Sommer intensive Trockenphasen das reichlich vorhandene Brennholz austrocknen.[6] 97% der extremen Waldbrände sind in Portugal in der Periode 1981-2010 während Hitzewellen entstanden. Die hohen Temperaturen sind teilweise durch das Eindringen warmer und trockener Luft von Kontinentaleuropa und Nordafrika bedingt. Auch die außergewöhnlichen Feuerjahre 2003, 2005 und 2017 waren mit ungewöhnlich heißen und trockenen Sommern verbunden, aber auch mit einer hohen Verfügbarkeit von Brennmaterial. Diese Bedingungen haben in jüngster Zeit durch den Klimawandel zugenommen.[20] Für das späte Auftreten von Waldbränden im Oktober 2017 in Portugal war zudem ein weiteres seltenes klimatisches Phänomen mitverantwortlich, die ungewöhnlich nach Osten und Norden verschobene Zugbahn des Hurrikans Ophelia,[7] durch dessen starke Winde die Flammen der portugiesischen Waldbrände angefacht wurden.

Landbedeckungs- und Landnutzungsänderungen

Klimatische Bedingungen allein erklären die Brände im Mittelmeerraum jedoch nicht hinreichend. Ein wichtiger zusätzlicher Faktor ist die Landbedeckung. Die mediterrane Vegetation ist schon seit der Ausbreitung der Landwirtschaft stark durch den Menschen geprägt. Der primär durch den Gebrauch des Feuers verursachten frühen Entwaldung fielen hier über die Jahrtausende wahrscheinlich 85 % der ursprünglichen Wälder zum Opfer. Und es entstanden neue, offene und mosaikartige Lebensräume mit unterschiedlicher anthropogener Nutzung und an die landwirtschaftlichen Aktivitäten des Menschen angepasste Ökosysteme mit einer verbreiteten Macchia-Vegetation.[2]

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es durch sozioökonomische Prozesse zu einer erneuten Änderung der Bodenbedeckung. Die Industrialisierung der großen Städte bewirkte eine Landflucht. Bewirtschaftete Agrarlandschaften nahmen ab und wurden durch teilweise wild wuchernde Buschvegetation und Wald, insbesondere Eukalyptusbäume, ersetzt, wodurch das Feuerrisiko erheblich erhöht wurde.[20] In Spanien kam es zur Entvölkerung großer Landstriche, so dass auf fast der Hälfte des Territoriums gegenwärtig nur 2,7% der Bevölkerung leben. Das hat zu einer Überwucherung von früherem Agrarland durch Sträucher und Bäume geführt. Frühere Wälder wurden zudem nicht mehr durch Holzschlag gelichtet und das Wachstum von Unterholz durch herumstreifende Tiere nicht mehr kurz gehalten. Die ländliche Entvölkerung ist nach Einschätzung mancher Autoren möglicherweise wichtiger für die Feueraktivität geworden als der Klimawandel.[3] [21]

Hinzu kam, dass sich in den teilweise leeren Räumen neue Aktivitäten der städtischen Bevölkerung und von Touristen entfalteten. Es entstanden Freizeiteinrichtungen, vielfach kam es zu einer illegalen Abfallverbrennung, sorglosem Umgang mit Feuer oder sogar gezielter Brandstiftung.[5] In diesem Zusammenhang erwiesen sich die Grenzräume zwischen städtischer und ländlicher Besiedlung als besonders anfällig gegenüber Feuerausbrüchen.[4] Als Folge werden nach Einschätzung von Hammed et al. (2024)[9] 95% der Feuer-Ereignisse im Mittelmeerraum durch menschliche Aktivitäten ausgelöst, nur 5% sind durch Blitze bedingt.

Projektionen

Im Mittelmeerraum wird sich nach Modellberechnungen pro 1 °C Erwärmung die Wahrscheinlichkeit von extremen Feuer-Ereignissen verdoppeln. Projektion zeigen zudem einen Trend zu mehr Trockenheit. Primär wird das Risiko von extremen Bränden jedoch von der Temperaturzunahme angetrieben. Das liegt daran, dass die Region bereits im Sommer sehr trockene Bedingungen besitzt, so dass eine weitere Austrocknung nur noch begrenzte Auswirkungen hat. Eine höhere Temperatur verstärkt dagegen die Verdunstung vom Boden und die Transpiration der Pflanzen und reduziert damit die Bodentrockenheit, wodurch die Pflanzen noch trockener werden. Damit steht mehr trockenes Brennmaterial zur Verfügung, wodurch Feuer leichter ausbrechen und sich verbreiten können.[22]

Abb. 12: Ausdehnung der Feuersaison im Mittelmeerraum in der nahen (2036-2065) und der fernen Zukunft (2070-2099) in Tagen. Die Simulation basiert auf dem Szenario SSP2-4.5 mit einer Erwärmung von 2°C in der nahen und 3°C in der fernen Zukunft.

Bis 2100 wird sich das mittlere Risiko für den Ausbruch starker Feuer verdreifachen. Außerdem verlängert sich durch die Erhöhung der Temperatur im Frühjahr und Herbst die Feuersaison. Schon bis zur Mitte des Jahrhunderts wird sie sich nach Modellberechnungen über große Teile des Mittelmeerraums um 12-16 Tage verlängern. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird es in manchen Regionen wie in Südwest-Frankreich und dem mediterranen Spanien sogar zu einer Ausweitung um bis zu 22 Tage kommen (Abb. 8).[22]

Abb. 13: Feuerwetter-Häufigkeit in der Gegenwart 1985-2015 in % und Änderung der Feuerwetter-Häufigkeit nach den Szenarien RCP4.5 und RCP8.5 bis Ende des 21. Jahrhunderts in %.

Dass die Feueraktivität im Mittelmeerraum durch den Klimawandel zunehmen wird, haben zahlreiche Studien gezeigt.[23];[24] Grundlage ist das häufigere Auftreten von Feuerwetter, das durch Hitzewellen, Dürren, relative Feuchtigkeit und Wind bestimmt ist und den Ausbruch und die Ausbreitung von Bränden begünstigt. Nach Modellberechnungen bei dem mittleren Szenario RCP4.5 werden sich Feuerwetter-Bedingungen um 14% und bei dem hohen Szenario RCP8.5 um 30% zunehmen. Die Anzahl von Waldbränden könnte bei dem hohen Szenario RCP8.5 bis zum Ende des Jahrhunderts in Frankreich um 91%, um 29% in Griechenland und um 21% in Portugal häufiger werden (Abb. 9).

Einzelnachweise

  1. Weisdorf, J.L. (2005): From Foraging to Farming: Explaining the Neolithic Revolution, Journal of Economic Surveys 19, 562-686
  2. 2,0 2,1 Kasang, D., L. Teckentrup & M. Adloff (2016): Frühe Waldvernichtung, Biodiversität und Klima. In: Lozán, J. L., S.-W. Breckle, R. Müller & E. Rachor (Hrsg.). Warnsignal Klima: Die Biodiversität. pp. 96-101
  3. 3,0 3,1 Iglesias-Merchan, C., J. López-Santiago, R. Silván-Rico et al. (2024): Impact of Depopulation on Forest Fires in Spain: Primary School Distribution as a Potential Socioeconomic Indicator, Forests 15, no. 11: 1938
  4. 4,0 4,1 4,2 Meier, S., E. Strobl, R.J.R. Elliott & N. Kettridge (2023): [risk quantification of extreme wildfires in Mediterranean Europe]. Risk Analysis, 43, 1745–1762
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Abrham, J., J. Soukupova and P. Prochazka (2025): Wildfires and Tourism in the Mediterranean: Balancing Conservation and Economic Interests, BioResources 20(1), 500-526
  6. 6,0 6,1 6,2 Costa-Saura, J.M., Bacciu, V., Sirca, C. et al. The growing link between heatwaves and megafires: evidence from southern Mediterranean countries of Europe. Nat Hazards
  7. 7,0 7,1 Ramos, A.M., A. Russo, C.C. DaCamara et al. (2023): The compound event that triggered the destructive fires of October 2017 in Portugal, iScience, 26, 3
  8. 8,0 8,1 San-Miguel-Ayanz, J., T. Durrant, R. Boca et al. (2024): Forest Fires in Europe, Middle East and North Africa 2023, Publications Office of the European Union, Luxembourg, 2024, doi:10.2760/8027062, JRC139704
  9. 9,0 9,1 Hammed, R.A., G.L. Alawode, L.E. Montoya et al. (2024): Exploring Drivers of Wildfires in Spain, Land 13, no. 6: 762
  10. Ascoli, D., Moris, J. V., M. Marchetti & L. Sallustio (2024): Land use change towards forests and wooded land correlates with large and frequent wildfires in Italy. Annals of Silvicultural Research, 46(2)
  11. San-Miguel-Ayanz, J., T. Durrant, R. Boca (2022): Forest Fires in Europe, Middle East and North Africa 2021, Publications Office of the European Union, Luxembourg, 2022
  12. 12,0 12,1 12,2 Keeping, T., C. Bergin, I. Pinto et al. (2025): Weather conditions leading to deadly wildfires in Türkiye, Cyprus and Greece made 10 times more likely due to climate change
  13. Copernicus (2025): Copernicus: North America and Europe experience large wildfires in June and July, https://atmosphere.copernicus.eu/copernicus-north-america-and-europe-experience-large-wildfires-june-and-july
  14. Copernicus (2025): CAMS tracks extreme July wildfire activity on both sides of Atlantic
  15. 15,0 15,1 15,2 Keeping T., D.G. García, R. Trigo et al. (2025): Extreme fire weather conditions in Spain and Portugal now common due to climate change
  16. IPCC AR6, WGII (2022): Cross-Chapter Paper 4: Mediterranean Region, FAQ CCP4.1
  17. Cramer, W. (2024): Mittelmeerraum: Hitze & Trockenheit 2023 brechen aller Rekorde. In: J. L. Lozán, H. Graßl, D. Kasang, M. Quante & J. Sillmann (Hrsg.). Warnsignal Klima: Herausforderung Wetterextreme – Ursachen, Auswirkungen & Handlungsoptionen. S. 19-23
  18. 18,0 18,1 Founda, D., G. Katavoutas, F. Pierros & N. Mihalopoulos (2022): The extreme heat wave of summer 2021 in Athens (Greece): cumulative heat and exposure to heat stress. Sustainability, 14, 7766
  19. Cui, D., S. Liang & D. Wang (2021): Observed and projected changes in global climate zones based on Köppen climate classification, WIREs Climate Change, 12(3)
  20. 20,0 20,1 Ermitão, T., P. Páscoa, I. Trigo et al. (2023): Mapping the Most Susceptible Regions to Fire in Portugal, Fire 6, no. 7: 254
  21. Pausas, J.G.; J.E. Keeley (2021): Wildfires and global change. Front. Ecol. Environ. 2021, 19, 387–395
  22. 22,0 22,1 El Garroussi, S., F. Di Giuseppe, C. Barnard et al. (2024): Europe faces up to tenfold increase in extreme fires in a warming climate. npj Clim Atmos Sci 7, 30
  23. Turco, M., J.J. Rosa-Cánovas, J. Bedia et al. (2018): Exacerbated fires in Mediterranean Europe due to anthropogenic warming projected with non-stationary climate-fire models. Nat. Commun. 9, 1–9
  24. Dupuy, J.-L., H. Fargeon, N. Martin-StPaul et al. (2020): Climate change impact on future wildfire danger and activity in southern Europe: A review. Ann. For. Sci. 77, 1–49

Weblinks

Lizenzhinweis

Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen.
Kontakt: Dieter Kasang