Gletscher schmelzen ab (einfach)

Aus Klimawandel

Der erste Gletscherfriedhof

Im August 2024 wurde auf Island der erste Gletscherfriedhof der Welt eröffnet (Die Zeit 17.8.24). Mit 15 Grabsteinen aus Eis. Sie sollen daran erinnern, dass bereits zahlreiche Gletscher „gestorben“ und Hunderte in der ganzen Welt „todkrank“ sind. Lange waren sie eine Touristenattraktion, bewundert und auf Fotos herumgereicht. Jetzt haben sie sich im Wasser von Flüssen aufgelöst und sind in den großen Ozeanen nicht mehr auffindbar. Gestorben und immer weiter sterben werden die weißen Riesen durch den Klimawandel, durch uns! Die Vereinten Nationen versuchen dem entgegenzusteuern und haben am 22. März 2025 den ersten Weltgletschertag ausgerufen.

Wo gibt es Gletscher?

Abb. 1: Mittlere Fläche wichtiger Gletschergebiete 1976-2024

Gletscher gibt es fast überall auf der Welt, wo es kalt genug ist, dass der im Winter gefallene Schnee im Sommer liegen bleibt. Wenn in den folgenden Wintern wieder Schnee fällt, entsteht daraus durch den Druck von immer mehr Schnee neues Eis. Solche Klimaverhältnisse finden sich nicht nur in hohen Breiten in der Nähe der Pole, sondern auch weiter weg von den Polen in hohen Gebirgen (Abb. 1). Ja, sogar in den Tropen gibt es in Höhen von vier- oder fünftausend Metern einige Gletscher. So z.B. in den Anden in der Cordillera Blanca und auf dem Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas, in über 5000 m Höhe - noch. Die größten Gletschergebiete liegen in der kanadischen Arktis, in Alaska und Hochgebirgs-Asien.

Die Gletscher schmelzen!

Wo die Temperaturen über 0 °C steigen, taut der Schnee und das Gletschereis schmilzt. Das hat man in den Alpen schon seit über hundert Jahren beobachtet (Abb. 2). Mit Hilfe von Satelliten kann man heute die Fläche, die Länge und die Masse der Gletscher überall auf der Erde berechnen.

Abb. 2: Der Rhonegletscher um 1900
Abb. 3: Der Rhonegletscher im Jahr 2005

Was man festgestellt hat: Im Jahr 2010 haben ungefähr 200.000 Gletscher auf der Erde (ohne die Gletscher am Rande der großen Eisschilde auf Grönland und der Antarktis) eine Fläche von rund 700.000 km2 eingenommen. Danach verloren sie fast überall wie schon seit langem nicht nur an Fläche, sondern auch an Masse. Dadurch ist der Meeresspiegel um 7,5 mm gestiegen.[1] Das klingt wenig, macht aber rund 20% des beobachteten Meeresspiegelanstiegs aus. Und übertrifft das Abschmelzen des Grönlandeises um fast 50% und ist doppelt so hoch wie das der Antarktis. In den kommenden Jahrzehnten wird sich dieses Verhältnis jedoch umkehren. Die beiden großen Eisschilde werden zunehmend mehr zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen, weil die Masse der Gletscher immer geringer wird.

Die Bedeutung der Gletscher

Warum sind Gletscher wichtig außer als Touristenattraktion? Gletscher sind ein bedeutender Wasserspeicher, von dem in manchen Regionen die Wasserversorgung der Landwirtschaft und der Bevölkerung abhängt. Das ist besonders dann der Fall, wenn feuchte und trockene Jahreszeiten sich abwechseln. Gletscher sammeln in der feuchten Jahreszeit die Niederschläge und speichern sie als Schnee und Eis bis in die Trockenzeit. Durch hohe Sonneneinstrahlung schmilzt dann das Eis und speist die Flüsse, die in das umliegende Tiefland fließen, mit Wasser (Abb. 3).

Es gibt auf der Erde zwei Brennpunkte der Wasserversorgung mit Gletscherwasser: das pazifische Vorland der tropischen Anden in Südamerika, und Mittelasien im Westen des Himalaya (Abb. 1). In beiden Fällen sind die tiefer liegenden Vorländer sehr trocken, in Südamerika sogar größtenteils wüstenhaft. Die dennoch dichte Bevölkerung ist elementar auf das Gletscherwasser angewiesen, ohne das sie ihre Felder nicht bewässern und ihre Wasserkraftwerke nicht betreiben könnte und in der Trockenzeit kaum Trinkwasser hätte. Der Klimawandel lässt die Gletscher jedoch durch höhere Temperaturen und geringere Niederschläge zusammenschmelzen und gefährdet damit die Wasserversorgung von Millionen von Menschen.

Was tun?

Was lässt sich gegen das Abschmelzen der Gletscher tun? Der direkte Schutz durch weiße Planen hat sich als wenig wirksam gezeigt. Sie zu beschneien wie Skipisten ist teuer und problematisch für die Umwelt. Der beste Weg ist mühsam und braucht einen langen Atem: den Klimawandel bekämpfen!

Einzelnachweise

  1. Jakob, L., & N. Gourmelen (2023): Glacier mass loss between 2010 and 2020 dominated by atmospheric forcing, Geophysical Research Letters, 50

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