ENSO-Folgen: Nordamerika

Aus Klimawandel

Neuere Abschätzungen kommen zu dem Ergebnis, dass El-Niño-Ereignisse für die USA mehr positive als negative Folgen haben.[1] Ein wichtiger Grund ist die Wirkung El Niños auf die Hurrikantätigkeit.

Zusammenhang zwischen ENSO-Phänomen und Hurrikanaktivität

Teleconnections während eines El-Niño-Ereignisses: Gezeigt sind die Verschiebung der Walker-Zelle nach Osten, die troposphärische Erwärmung und die Verstärkung der planetarischen Frontalzone, die Ausprägung des Jetstreams, die Verstärkung des Alëuten-Tiefs und der Einstrom warmer Meeresluft nach Nordamerika, die Abschwächung des Land-Meer-Gegensatzes im westlichen Nordatlantik und der NAO sowie die Abschwächung der atlantischen Hurrikane.

Das ENSO-Phänomen beeinflusst deutlich die Aktivität tropischer Zyklonene rund um den Globus. In einigen ozeanischen Becken werden diese Aktivitäten durch El-Niño-Ereignisse erhöht (z.B. im zentralen Nordpazifik bei Hawaii, im Südpazifk und im Nordwestpazifik zwischen 160° Ost und der Datumslinie), in anderen werden sie abgeschwächt, so im Atlantik, im Nordwestpazifik westlich 160° Ost und um Australien. Bei La-Niña-Ereignissen verhält es sich gewöhnlich umgekehrt. Die atlantischen Hurrikane, durch die die USA in "normalen" und La-Niña-Jahren besonders betroffen sind, werden über Veränderungen der atlantischen Zirkulation durch ENSO ferngesteuert. Eine besondere Rolle spielen dabei vertikale Scherwinde, die sich bei einem El-Niño aufgrund stärkerer Westwinde in der oberen Troposphäre verstärken. Stärkere vertikale Scherwinde bewirken eine Verringerung der Anzahl und der Intensität tropischer Stürme und Hurrikane. Während die Wahrscheinlichkeit, dass ein starker Hurrikan in einem El-Niño-Jahr in den USA auf Land trifft, bei 23% liegt, beträgt die Wahrscheinlichkeit bei La-Niña-Ereignissen 63%. Entsprechend haben die USA in La-Niña-Jahren deutlich höhere Schäden durch atlantische Hurrikane zu verzeichnen als in El-Niño-Jahren. Dabei spielt auch die unterschiedliche Intensität der Hurrikane eine Rolle. In El-Niño-Jahren verursachten 32% der Schadensereignisse einen Schaden von über 1 Milliarde US $ und 14% einen Schaden von über 5 Milliarden US $, in La-Niña-Jahren waren es 77% bzw. 36%. So war auch während des Jahrhundert-El-Niños 1997/98 die Hurrikan-Zerstörung in den östlichen USA minimal und lag unter 100 Millionen US $. Allerdings kann es auch in El-Niño-Jahren starke Hurrikan-Zerstörungen geben, da auch andere Faktoren wie etwa die Meeresoberflächentemperatur des Atlantik, der Luftdruck über der Karibik oder die Niederschläge im westlichen Sahel die Hurrikan-Aktivität beeinflussen.

Anders verhält es sich mit der Wirkung von El Niño auf den pazifischen Westen der USA. Während eines El Niños ist die Zyklonen-Aktivität um etwa 50% höher als sonst. Hintergrund ist die stabile Südlage des Jetstreams. Kalifornien und Arizona werden von Hurrikanen nur bei starken El-Niño-Ereignissen heimgesucht. Zugleich sind hier die Niederschläge dann zwischen Herbst und Frühjahr deutlich höher, z.T. verbunden mit extremen Überflutungen. Allerdings kommt es zu starken Niederschlägen gelegentlich auch in Jahren ohne El Niño, so dass auch andere Einflussfaktoren angenommen werden müssen.[2] Während des El-Niño-Ereignisses von 1997/98 erreichte mit dem Hurrikan Nora einer der stärksten Hurrikane die amerikanische Westküste und brachte gewaltige Niederschläge mit verheerenden Überschwemmungen und Ernteschäden in Kalifornien und Arizona mit sich. Die Schäden und die Zahl der Opfer waren jedoch aufgrund des verbesserten Vorhersage- und Warnsystems deutlich geringer als wähernd des ähnlich starken El Niños von 1982/83.

Eine andere wichtige Folge von El-Niño-Ereignissen für Nordamerika sind die milden Winter in Kanada und den nördlichen US-Staaten. Während eines El Niño ist das Alëuten-Tief im Winter ungewöhnlich verstärkt und nach SO verschoben. Daraus resultiert ein starker Einstrom warmer Luft vom Pazifik in den nordamerikanischen Kontinent. Die Folge sind ungewöhnlich warme Temperaturen über Nordamerika, bes. im westlichen und östlichen Kanada, wo deutliche Temperaturerhöhungen von Dezember bis Mai während El-Niño-Ereignissen beobachtet wurden, so z.B. ein Anstieg um 2°C zwischen den Großen Seen und der Hudson Bay.[3] Im Februar 1998 lagen die Temperaturen im Gebiet der Großen Seen sogar um 10 oC über dem Durchschnitt. Zieht man für die USA eine Schadensbilanz für den El Niño von 1997/98 im Vergleich zu normalen Jahren,[4] so fallen die Verluste deutlich geringer als die "Gewinne" aus. Den 187 Opfern durch El-Niño-bestimmte Ereignisse die Vermeidung von 850 Opfern gegenüber, die in normalen Jahren durch atlantische Hurrikane und vor allem durch extreme Kälteeinbrüche, Schneefälle und Eisstürme im Norden zu beklagen sind. Und während durch den El Niño von 1997/98 etwas über 4 Milliarden US$ an ökonomischen Kosten entstanden, konnten über 19 Milliarden US$ durch geringere Hurrikan-Schäden, Energie-Einsparungen, höhere Gewinne in der Bauindustrie aufgrund des milden Winters usw. positiv verbucht werden (siehe auch Kosten des Klimawandels).

Einzelnachweise

  1. vgl. Pielke, R.A.Jr., and C.N. Landsea (1999): La Niña, El Niño and Atlantic Hurricane Damages in the United States, Bulletin of the American Meteorological Society 80, 2027-2034
  2. Pagano, T.C, H.C. Hartmann, and S. Sorooshian (2002): Factors affecting seasonal forecast use in Arizona water management: a case study of the 1997-98 El Niño, Climate Research 21, 259-269
  3. nach Moron, V., and G. Plaut (2003): The impact of El Niño-southern oscillation upon weather regimes over Europe and the North Atlantic during boreal winter, International Journal of Climatology 23, 363-379
  4. vgl. Changnon, S.A. (1999): Impacts of 1997-98 El Niño Generated Weather in the United States, Bulletin of the American Meteorological Society 80, 1819-1827

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