Wetterextreme in China

Aus Klimawandel

China ist bekannt für die Häufigkeit seiner Wetterextreme und gehört auch auf dem Hintergrund der globalen Erwärmung zu den Ländern der Welt, die am stärksten von Wetterkatastrophen betroffen sind. Besonders seit den 1990er Jahren ist China von mehreren Dürren und Überschwemmungen heimgesucht worden, wobei starke ökonomische Verluste zu beklagen waren.[1]

Hitzetage und Hitzewellen

Mit Ausnahme des Hochlands von Tibet kommen Hitzetage, definiert durch eine Maximaltemperatur von über 35 °C, in ganz China vor. Schwerpunkte sind der Nordwesten und der Südosten. Auch Hitzewellen, d.h. Perioden mit mindestens 3-5 Hitzetagen, ereignen sich vor allem in diesen beiden Gebieten. In demselben Jahr 2003, als Europa von einer bis dahin nicht gekannten Hitzewelle heimgesucht wurde, litt auch China in vielen Teilen zwischen Juli und Anfang September unter extrem hohen Temperaturen mit weit verbreiteten über 38 °C und mit über 40 °C vom 1. Juli bis 10. August am unteren Jangtse. 2006 ereignete sich erneut eine Hitzewelle, bei der die Höchsttemperatur in Zentral-China sogar bei 43,4 °C lag. Mit Ausnahme eines Gebietes am unteren Gelben Fluss (Huang He) haben Hitzetage und Hitzewellen in den letzten Jahrzehnten signifikant zugenommen. Im Nordwesten, in der Provinz Xinjiang, z.B. gab es 1961-1994 nur 10,4 Hitzetage pro Jahr, in der Periode 1996-2007 dagegen 16,9 Hitzetage. Auch in der südöstlichen Küstenregion nahm die Zahl der Hitzetage pro Jahr deutlich zu.[2]

Als Ursache für die Zunahme von Hitzetagen und Hitzewellen kommt zum einen die allgemeine Erwärmung der letzten Jahrzehnte in Frage. Die Temperaturzunahme von 1,2 °C in den letzten ca. 50 Jahren hat in China zu einer Abnahme der leichten Regenfälle geführt. Dadurch wurde die Entstehung von hohen Temperaturen begünstigt, die sich vor allem an klaren Tagen mit hoher Sonneneinstrahlung bilden. Auch Änderungen großräumiger Zirkulationsmuster kommen als Erklärung in Frage. So haben sich im Nordwesten Chinas verstärkt stabile kontinentale Hochs ausgebildet. Und der Osten stand zunehmend unter dem Einfluss des sich nach Westen ausdehnenden nordwestpazifischen subtropischen Sommerhochdruckgebietes, das mit dem atlantischen Azorenhoch vergleichbar ist. Inwieweit sich hier die globale Erwärmung ausgewirkt hat, muss offen bleiben. Möglicherweise handelt es sich bei der Zunahme von Hitzetagen seit Mitte der 1990er Jahre auch um eine natürliche Dekadenschwankung.[2]

Dürren

Dürre in Südchina 2007, dargestellt durch Änderung der Vegetationsbedeckung

Vor allem für den Norden Chinas ist das Auftreten von Dürren seit Jahrhunderten eine typische Plage, die zu Wassermangel und landwirtschaftlichen Ernteeinbußen führte. Ohnehin ist Nord-China durch geringe und ungleichmäßige Regenfälle charakterisiert, mit Problemen bei der Wasserversorgung und Ernteausfällen in der Landwirtschaft. Die meisten Niederschläge in China fallen in dem Monsunklima der südöstlichen Küstenregion mit bis zu 700 mm pro Jahr. Das nur wenig landeinwärts liegende Peking erhält 630 mm. Nach Nordwesten bis in die Innere Mongolei hinein nehmen die Niederschläge auf 100-200 mm/Jahr ab. Bezeichnend für Nord-China ist die oft lange Dauer von Dürren. Sie beginnen manchmal im Frühjahr und enden im Herbst. Dabei ist eine Steigerung der Häufigkeit von ernsthaften Dürren im 20. Jahrhundert festzustellen. Während in der ersten Hälfte drei extreme Dürren pro Jahr vorkamen, waren es in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts fast fünf extreme Dürren, so viele wie nie zuvor in den letzten 500 Jahren.[3]

Aber auch der Süden Chinas kann erheblich unter Dürren leiden. So kam es 2009/10 zu einer Jahrhundert-Dürre in den Provinzen Yunnan, Guizhou, Guangxi, Sichuan und Chongqing. Die Dürre dauerte vom Sommer 2009 bis zum Frühjahr 2010. Über 16 Millionen Menschen und mehr als 11 Millionen Haustiere litten unter Wassermangel, und auf mehr als 4 Millionen ha Land wurde eine großer Teil der Ernten zerstört. Eine Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die relativ hohen Temperaturen eine entscheidende Rolle für die Dauer der langanhaltenden Dürre gespielt haben.[4] Von September 2009 bis Februar 2010 lagen die Niederschläge deutlich unter dem Durchschnitt. Ungewöhnlich hohe Temperaturen sorgten für eine starke Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit. Grund für die geringen Niederschläge war einerseits ein verringerter Wasserdampftransport in die Region. Die Feuchtigkeit wird normalerweise primär vom westlichen Pazifik herantransportiert, z.T. aber auch vom Golf von Bengalen, und reicht für leichte Regenfälle aus. Dabei ist der Winter in dieser Region ohnehin die trockene Jahreszeit. Jedoch nur, wenn die Temperaturen einigermaßen niedrig sind, kann der Wasserdampf kondensieren und ausfallen und es kommt zu leichten Niederschlägen. Wenn jedoch, wie im Winter 2009/10, die Temperaturen relativ hoch sind, kommt es nicht zur Kondensation, und eine Dürre droht. Bei nicht gesättigter Atmosphäre ist die Luft klar, was die Sonneneinstrahlung begünstigt, wodurch die Luft weiter erwärmt wird – eine positive Feedbackreaktion. Die höheren Temperaturen während der Jahrhundert-Dürre 2009/10 sind möglicherweise eine Folge der Klimaerwärmung.[4]

Trotz immer wieder auftretender starker Dürren in bestimmten Gebieten Chinas kommt eine Untersuchung über das gesamte Land zu dem Ergebnis, dass China in der Wachstumszeit von 1982 bis 2005 insgesamt feuchter geworden ist.[5] Vor allem wurde der aride Nordwesten Chinas seit 1986 spürbar feuchter. Auch im Nordosten Chinas nahm die Bodenfeuchtigkeit seit 1980 zu. Als Grund werden hier höhere Niederschläge und eine geringere Verdunstung angegeben. Die abnehmende Verdunstung wird auf die Abnahme der Windgeschwindigkeit und der Einstrahlung zurückgeführt. Möglicherweise ist dafür die stärkere Aerosolbelastung durch die dynamische Industrialisierung Chinas die zugrundeliegende Ursache.

Einzelnachweise

  1. Chen, Z., and G. Yang (2013): Analysis of drought hazards in North China: distribution and interpretation, Natural Hazards 65, 279–294
  2. 2,0 2,1 Ding, T., et al. (2009): Changes in hot days and heat waves in China during 1961-2007, International Journal of climatology, Doi: 10.1002/joc.1989
  3. Chen, Z., and G. Yang (2013): Analysis of drought hazards in North China: distribution and interpretation, Natural Hazards 65, 279–294
  4. 4,0 4,1 Lu, E., Y. Luo, R. Zhang, Q. Wu, and L. Liu (2011): Regional atmospheric anomalies responsible for the 2009–2010 severe drought in China, Journal of Geophysical Research 116, D21114, doi:10.1029/2011JD015706
  5. Li, B., H. Su, F. Chen, J. Wu, J. Qi (2013): The changing characteristics of drought in China from 1982 to 2005, Natural Hazards, DOI 10.1007/s11069-013-0649-3


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