Herman Melville

Aus Weltliteratur

Herman Melville (* 1. August 1819 in New York; † 28. September 1891 in New York) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Dichter und Essayist. Melvilles Walfangroman Moby Dick gilt heute als einer der bedeutendsten Romane der Weltliteratur.

Herman Melville

Biographie

Herman Melville war das dritte von acht Kindern des von schottischen Einwanderern abstammenden Importkaufmannes Allan Melvill und der aus einer ursprünglich holländischen Patrizierfamilie stammenden Maria Gansevoort Melvill. Auch Allan Melvill kam aus einer angesehenen Familie. Als Geschäftsmann zeigte er jedoch wenig Begabung. Er verschuldete sich erheblich, um einen großbürgerlichen Lebensstil finanzieren zu können. Sein Unternehmen in New York City ging 1830 in Konkurs, woraufhin er die große Familie als Verkäufer in einem Pelzgeschäft in Albany finanziell über Wasser zu halten versuchte. 1831 musste Herman die Schule verlassen. Der Vater starb ein Jahr später seelisch und körperlich erschöpft. Die Mutter änderte nach seinem Tode den Familiennamen zu „Melville“. Herman arbeitete als kaufmännische Hilfskraft in einer Bank, als Gehilfe auf der Farm seines Onkels und half im Pelzgeschäft seines Bruders aus.

1839 fuhr er kurzzeitig als Kabinenjunge auf einem Postschiff auf der Route New York – Liverpool. Danach versuchte er sich als Lehrer einer Grundschule in New York, gab diese Stelle jedoch 1840 wieder auf und heuerte Anfang 1841 in Nantucket auf dem Walfänger Acushnet an. Die Bedingungen an Bord auf der Fangfahrt in den Pazifik erschienen Melville unzumutbar, und er desertierte 1842 beim ersten Zwischenhalt auf der Insel Nukuhiva (Marquesas), wo er zusammen mit einem weiteren Matrosen mehrere Wochen bei einem der Volksstämme der Insel als eine Art gefangener Gast verbrachte.

Er entkam von Nukuhiva auf dem australischen Walfänger Lucy Ann und gelangte nach Tahiti (Gesellschaftsinseln). In Tahiti konnte Melville aus einem Gefängnis fliehen. Danach heuerte er als Bootssteuerer auf dem Walfänger Charles and Henry aus Nantucket an und ließ sich im April 1843 auf Hawaii wieder abmustern. Im August des gleichen Jahres heuerte er in Honolulu auf der US-Navy-Fregatte United States als einfacher Matrose an und kehrte mit Zwischenaufenthalt in Peru im Oktober 1844 nach Boston zurück. Dort heiratete er am 4. August 1847 Elizabeth Shaw.

1849 reiste Melville nach England, um seinem dortigen Verleger die Manuskripte von White Jacket zu überbringen, dabei unternahm er Abstecher nach Paris und ins Rheinland, kehrte im Februar 1850 nach New York zurück. Im gleichen Jahr erwarben die Melvilles mit Geld vom Schwiegervater Shaw einen kleinen Bauernhof bei Pittsfield, Massachusetts, auf dem sie sich bis 1863 aufhielten. In dieser Zeit bestellte Melville den Hof, schrieb seine Bücher und hielt gelegentlich Vorträge über seine Erlebnisse im Pazifik.

Ab 1857 wurde Melville von schwerem Rheumatismus geplagt und von seiner Familie und dem Schwiegervater zu einer Erholungsreise gedrängt, die ihn nach England, wo er Nathaniel Hawthorne traf, ans Mittelmeer und ins Heilige Land und im Mai 1857 zurückführte.

1860 segelte er auf dem Clipper Meteor unter dem Kommando seines jüngeren Bruders Tom nach San Francisco. Obwohl er ursprünglich eine Weltreise geplant hatte, eilte er bald von dort mit einem Dampfer wieder zurück. 1863 verkaufte er den Hof in Pittsfield und siedelte nach New York über. In seinen letzten Lebensjahren konnte er - obwohl bis zuletzt literarisch aktiv - nicht mehr von der Schriftstellerei leben und nahm 1866 eine Stellung als Zollinspektor im Hafen an.


Werk

    • 1846 schreibt Melville den Roman Typee (deutsch Taipi), in den seine Erlebnisse auf der Insel Nukuhiva einfließen
    • 1847 schreibt er in Omoo über seinen Aufenthalt auf Tahiti
    • 1849 erscheint mit Mardi eine umfangreichere und deutlich fiktivere Fassung von Typee
    • 1849 verarbeitet er in Redburn Erfahrungen der ersten Seereise als Kabinenjunge
    • 1850 berichtet er in White Jacket or, the World in a Man-of-War über die Erlebnisse auf der Fahrt mit der United States

Ebenfalls 1850 beginnt Melville gleich nach dem Erwerb des Bauernhofes, die Erlebnisse auf der Acushnet und der Charles and Henry zu verarbeiten. Der zunächst in England in drei Bänden unter dem Titel The Whale erschienene und Hawthorne gewidmete Roman erzählt aus der Perspektive des Ich-Erzählers Ishmael die Fangreise und Geschichte des Walfangschiffes Pequod und seines Kapitäns Ahab, der von der Jagd nach dem legendären weißen Pottwal besessen ist. Neben diesem zentralen Handlungsfaden sind weit überwiegend philosophische, halbwissenschaftliche, geschichtliche und mythologische Betrachtungen des Autors eingeflochten.

Bereits auf seiner Südsee-Reise 1841 war Melville dem Kapitän Owen Chase (den Melville als Chace schrieb) und davor wiederum dessen Sohn begegnet. Dieser Sohn zeigte ihm das von seinem Vater seinerzeit im Stande des Ersten Steuermannes verfasste Buch über den Untergang des Walfängers Essex nach einem Pottwal-Angriff, von dem nur wenige Exemplare existierten. Erst 1850 kam Melville jedoch durch die Bemühungen von Schwiegervater Shaw vor Ort in Nantucket in den Besitz eines Exemplares dieses Buches. Der Beginn der in diesem Buch beschriebenen Tragödie - der Pottwalangriff - beeindruckte Melville so sehr, dass er diesen zum fulminanten Ende von Moby Dick machte. Daneben zog Melville zahlreiche Literatur heran, William Shakespeare, Ralph Waldo Emerson, Thomas Carlyle und auch Werke des in seiner Nähe wohnenden befreundeten Hawthorne befanden sich auf seiner Leseliste. Im August war das Werk weitgehend fertig, erreichte aber erst im nächsten Jahr die Herausgeber.

Er schreibt dazu 1851 seinem britischen Verleger Richard Bentley

In the latter part of the coming autumn I shall have ready a new work ... a romance of adventure, founded upon certain wild legends in the Southern Sperm Whale Fisheries and illustrated by the authors own personal experience, of two years & more as a harpooneer ... I do not know that the subject treated of has ever been worked up by a romancer; or, indeed, by any writer in any adequate manner.

zu Deutsch etwa: Im kommenden Spätherbst sollte ich mit einem neuen Werk fertig sein... ein Abenteuerroman, der auf gewissen wilden Legenden aus den Pottwalfanggebieten im Süden gründet, ausgeschmückt mit den eigenen persönlichen Erfahrungen des Autors als Harpunier, die er im Laufe von mehr als zwei Jahren gesammelt hat... Ich wüßte nicht, dass das behandelte Thema jemals von einem Romancier, ja überhaupt von irgendeinem Schriftsteller in angemessener Weise bearbeitet worden wäre.

Zu Lebzeiten Melvilles wurden nur etwa 3000 Exemplare von Moby Dick verkauft.

Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg hatte er mit Kriegsgeschichten einige finanzielle Erfolge. Die 1853 erschienene Kurzgeschichte Bartleby, the Scrivener wird als eines von Melvilles wichtigsten Werken und als Vorläufer existenzialistischer und absurder Literatur angesehen.

Das epische Werk Clarel von 1876 über eine Pilgerreise ins Heilige Land blieb zu Melvilles Lebzeiten unbekannt. Bei seinem Tod 1891 in New York hinterließ er das unvollendete Werk Billy Budd, Foretopman, das erst 1924 veröffentlicht und von Benjamin Britten zur Grundlage einer Oper genommen wurde.

Die beiden ersten Romane Melvilles mit seiner Verarbeitung erlebter Südsee-Geschichten waren große Erfolge. Als er sich danach vom naturalistischen Erlebnisroman abwandte, befriedigten seine Werke Kritiker und Publikum nicht mehr.

Melvilles Werk war, als er starb, schon vergessen; im Bibliothekskatalog der Yale Universität wurde Moby Dick nur in der Kategorie Cetologie (der Wissenschaft von den Walen) geführt und verstaubte. Erst in den 1920er Jahren verhalf ein Kreis New Yorker Literaturwissenschaftler seinem Werk zu Anerkennung, allen voran Carl van Doren, Lewis Mumford, Carl van Vechten und Raymond Weaver.

Literatur

Weblinks

Herman Melville Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver


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