Harold Pinter

Aus Weltliteratur

Harold Pinter (* 10. Oktober 1930 in London) ist ein englischer Theaterautor, Regisseur und Träger des Literaturnobelpreises 2005.

Pinter hat für Theater, Hörfunk, Fernsehen und Kinofilme geschrieben. Viele seiner frühen Werke werden zum Absurden Theater gezählt.

Leben und Werk

Pinter wurde als Sohn von Jack Haim Pinter, eines sephardischen Schneiders, und von Frances Moskowitz, aschkenasisch, in Hackney, London geboren. Sein Familienname geht auf den portugiesischen Namen Pinto zurück, seine Vorfahren mussten vor der Inquisition aus Portugal fliehen. Er wuchs in dem proletarisch geprägten Londoner East End auf. Er studierte kurz an der Royal Academy of Dramatic Art (RADA).

Als junger Mann veröffentlichte er Poesie und spielte am Theater. Sein erstes Theaterstück, The Room - Das Zimmer, schrieb er 1957. Im gleichen Jahr begann er mit der Arbeit an The Birthday Party - Die Geburtstagsfeier, das jedoch kein Erfolg wurde, obwohl es von der Sunday Times gelobt wurde. Seinen Durchbruch schaffte er mit dem Stück The Caretaker - Der Hausmeister, das 1960 uraufgeführt wurde.

Umstritten ist, ob die Undeutlichkeit und Undurchschaubarkeit der Welt in Pinters Theatertexten schon Grund genug ist, die Werke dieses Autors dem sogenannten absurden Theater zuzurechnen. Zumindest ließe sich einwenden, dass absurd nicht die Stücke sind, sondern die Umstände, in denen die Figuren leben. Gerade die berühmten früheren Arbeiten Pinters sind gesättigt mit Realität, geben Einblick in ärmliche, geradezu rudimentäre Existenzverhältnisse. Oft wissen die Pinter-Menschen selbst nicht, was für Motiven sie folgen wollen. Die letzten Sätze des alten Davies, der sich im Hausmeister in die Geborgenheit des fremden Zimmers gedrängt hat, verraten, wie wenig Selbstgewissheit auch dem Sieger im Zweikampf geblieben ist: „Was soll ich machen? Wo soll ich hin?“

Erst in fortgeschrittenem Alter wurde Harold Pinter offen politisch. 1985 reiste er mit dem amerikanischen Dramatiker Arthur Miller in die Türkei, wo sie Opfer der politischen Unterdrückung trafen. Pinters Erfahrung mit der Unterdrückung der kurdischen Sprache inspirierten ihn zu seinem Theaterstück von 1988, Mountain Language - Bergessprache. Seine öffentliche Verteidigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milošević, der vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag des Völkermords und des Verbrechens gegen die Menschlichkeit angeklagt war, sorgte für internationale Kritik.

Pinter engagierte sich auch in den Kampagnen gegen den Irakkrieg.

Mit der Begründung, dass er „in seinen Dramen den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freilegt und in den geschlossenen Raum der Unterdrückung einbricht“, wurde ihm am 13. Oktober 2005 der Nobelpreis für Literatur für das Jahr 2005 zuerkannt. Dies war für die Literaturwelt wie 2004 die Verleihung an Elfriede Jelinek eine Überraschung. Die Kommentare reichten von „Eine gute, richtige Entscheidung“ (Marcel Reich-Ranicki) bis „Beleidigung für die Weltliteratur“ (Denis Scheck). Sigrid Löffler meinte, der Preisträger sei doch „démodé“, also nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Drei Jahrzehnte liegt das Werk zurück, mit dem er Theaterfurore gemacht hat.

2001 wurde Pinter mit der Hermann-Kesten-Medaille ausgezeichnet, im Oktober 2005 erhielt er von der Franz-Kafka-Gesellschaft in Prag den jährlich verliehenen Franz-Kafka-Preis. Da er wegen Gesundheitsproblemen nicht persönlich nach Prag kommen konnte, nahm in seiner Vertretung sein Freund Václav Havel den Preis entgegen.

Ebensowenig konnte er zur Nobelpreisverleihung kommen, sondern ließ seine am Vortag aufgezeichnete Dankesrede als Video zeigen. Der schwer an Krebs erkrankte Pinter nutzte die große Publizität dieses Anlasses für heftige Vorwürfe gegen George W. Bush und Tony Blair wegen des Irak-Krieges und erregte dementsprechend Aufsehen.

Arbeit an Filmen

Sein erstes Drehbuch, The Servant, schrieb Pinter 1963. Später schrieb er Drehbücher u. a. für Der Mittler, Die Geliebte des französischen Leutnants (1981), Turtle Diary (1985), nach dem Roman von Russell Hoban, Die Geschichte der Dienerin (The Handmaid's Tale) (1990), The Trial (1993), nach dem Roman „Der Prozeß“ von Franz Kafka. Er veröffentlichte auch ein Drehbuch zu Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, das allerdings nicht verfilmt wurde. Einige von Pinters Stücken wurden ebenfalls für das Kino adaptiert: The Caretaker (1963), The Birthday Party (1968), The Homecoming (1973) und Betrayal (1983). Gelegentlich übernahm er auch Filmrollen (in The Servant 1963, Accident 1967, Turtle Diary 1985).

Pinter in den Schlagzeilen

1977 geriet Pinter in die Schlagzeilen, als er seine Frau, die Schauspielerin Vivien Merchant, die er 1956 geheiratet hatte, für Lady Antonia Fraser verließ, die älteste Tochter des 7. Earl of Longford. Das Paar heiratete 1980 nach Pinters Scheidung. Sein Stück Betrayal (dt.: Betrug) von 1978 wurde verschiedentlich als Darstellung dieser Liasion gelesen; es basiert allerdings auf einer früheren Affäre, die Pinter für sieben Jahre mit Joan Bakewell, einer Fernsehmoderatorin, verband.

Später machte ein öffentlicher Streit mit Theaterregisseur Peter Hall Furore, der Pinter in seinen 1983 erschienenen Tagebüchern als notorischen Trinker darstellt. Die beiden Männer konnten ihr freundschaftliches Verhältnis allerdings wieder herstellen.

Pinter ist auch ein großer Fan der englischen Nationalsportart Cricket. Er ist Vorsitzender des Gaieties Cricket Club.

Schließlich geriet Pinter in die Schlagzeilen, weil er den US-Präsidenten George W. Bush im Zusammenhang mit dem Irakkrieg einen Massenmörder und Tony Blair einen armen Irren ("deluded idiot") nannte.

Weblinks

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