Fräulein Julie

Aus Weltliteratur

Fräulein Julie (schwedisch: Fröken Julie) ist eine Tragödie von August Strindberg, die er 1888 schrieb.

Aufführungen

Die Uraufführung fand 1889 in Kopenhagen statt, wo Strindbergs damalige Frau Siri von Essen die Hauptrolle spielte. Vor der Jahrhundertwende wurde das Stück auch schon in Deutschland und Frankreich aufgeführt. In Strindbergs Heimatland Schweden wurde das Stück jedoch erst 1906 zum ersten Male beim Folkteater in Stockholm aufgeführt. Die erste Verfilmung erfolgte bereits 1912 unter der Regie von Anna Hofman-Uddgren. 1951 fand eine weitere Verfilmung statt, diesmal unter der Regie von Alf Sjöberg. Im Laufe der Zeit fanden viele weitere - auch internationale - Verfilmungen statt, unter anderem 1999 von Mike Figgis.

Eine Ballettversion von Fräulein Julie wurde von Birgit Cullberg produziert, zu der Ture Rangström die Musik schrieb. Das Ballett wurde erstmals 1950 in Västerås aufgeführt. Im Jahre 2005 schließlich schrieb der belgische Komponist Philippe Boesmans eine Oper unter dem Titel Julie, die in der La Monnaie-Oper in Brüssel Premiere hatte.

Fräulein Julie ist eines der am meisten gespielten Stücke Strindbergs.

Handlung

Das Kammerspiel handelt um die junge hochadelige Julie und ihren Diener Jean und ihr Verhalten und Verhältnis zueinander während einer Mittsommernacht und dem darauffolgenden Morgen. Es spielt im Jahre 1894 in in der Küche des Herrensitzes von Julies Vater in einer kleinen Stadt in Schweden und behandelt Klassenunterschiede, den Geschlechterkampf und Liebe und Lust.

Julie versucht ihren durch gesellschaftliche Normen geprägten Dasein zu entfliehen und etwas Spaß zu haben, indem sie auf dem jährlichen Mittsommerfest der Dienerschaft tanzt. Dort fühlt sie sich zu dem älteren Diener Jean hingezogen, der in der Welt herumgekommen ist und sowohl gut erzogen als auch gebildet ist. Jeans Verlobte, eine Dienerin Namens Kristin hält sich auch des öfteren in der Küche auf und schläft dort, während sich Julie und Jean unterhalten.

Die Handlung thematisiert die unterschiedlichen Machtpositionen. Während Fräulein Julie über Jean steht, da sie der Oberklasse angehört und eine Dame ist, übt Jean Macht über Julie durch seine Bildung und seine Männlichkeit aus. Julies Vater der Graf schließlich übt Macht Kraft seiner Rolle als Vater, Adliger und Arbeitgeber Macht über sowohl Julie als auch Jean aus, obwohl er nie in Erscheinung tritt.

Während der Nacht entwickelt sich das anfängliche Flirten zwischen Julie und Jean in eine vollendete Liebesbeziehung. Im Laufe der Handlung kämpfen beide darum, die Situation unter Kontrolle zu bringen und ihr gegenseitiges Verlangen zueinander zu ignorieren. Zum Schluss überzeugt Jean jedoch Julie, dass die einzige Möglichkeit aus ihrer misslichen Lage zu entkommen in ihrem Selbstmord bestünde.

Charaktere

Fräulein Julie: Tochter des Grafen. Ihre Mutter erzog sie dazu, wie ein Mann zu denken und zu handeln. Das wurde jedoch nicht von ihrer Umgebung akzeptiert. Auf Grund der dadurch entstehenden Konflikte hat sie sich zu einer sehr verwirrten Person entwickelt, die auf der einen Seite weiß, wie sie alles bekommt, was sie verlangt, die auf der anderen Seite aber nicht weiß, was sie eigentlich haben möchte.

Jean: Diener des Grafen. Er behauptet, dass er oft Fräulein Julie sah und über sie träumte, als er in seinen jungen Jahren war. Seit dieser Zeit ist er viel in der Welt herumgereist und hat viele Berufe ausgeübt, bis er einsah, was er in seinem Leben erreichen möchte: Sein Ziel ist es, in der Gesellschaft aufzusteigen. Als erstes möchte er dazu ein eigenes Hotel eröffnen. Als er zum Gut des Grafens zurückkommt dauert es nicht lange, bis Fräulein Julie ein Teil seines Planes wird. Er manipuliert sie und erreicht, dass sie zum Schluss seinen Wünschen folgt.

Kristin: Die Köchin im Haushalt des Grafen. Sie ist sehr religiös und mit Jean verlobt. Sie symbolisiert Stabilität und steht für die Rolle, die eine Frau einnehmen soll. Durch sie werden die Unstetigkeiten und Beziehungsveränderungen zwischen Jean und Julie betont.

Der Graf: Der Graf taucht niemals auf der Szene auf. Dadurch, dass seine Handschuhe und seine Stiefel auf der Bühne stehen, wird jedoch sein großer Einfluss auf die beiden Hauptprotagonisten Jean und Julie deutlich.


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