Klimaprojektionen Polargebiete: Unterschied zwischen den Versionen
K (→Niederschlag) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
Das arktische Klima ist durch zahlreiche nichtlineare Interaktionen zwischen Atmosphäre, Kryosphäre, Ozean, Land und Vegetation sowie innerhalb dieser Systeme geprägt. Dabei spielt das Meereis durch seinen Einfluss auf die Albedo eine entscheidende Rolle. Eine Verringerung der Meereis-Ausdehnung führt zu einer sich selbst verstärkenden Erwärmung (einem positiven Rückkopplungseffekt), da durch weniger Sonnenstrahlung reflektiert und mehr vom Boden absorbiert wird. Die Interaktion der Systeme hat ausgeprägte langfristige natürliche Schwankungen des Klimas zur Folge. Beispiele sind die Arktische und Nordatlantische Oszillation sowie die Pazifische Dekadenoszillation. So ist z.B. eine positive NAO-Phase (die durch einen starken Gegensatz zwischen Island-Tief und Azoren-Hoch gekennzeichnet ist) mit warmen und feuchten Wintern in Sibirien und kalten, trockenen Wintern in West-Grönland und NO-Kanada verbunden. In den letzten drei bis vier Jahrzehnten zeigte die NAO einen positiven Trend. Und auch wenn die letzten Jahre nahezu eine Rückkehr zu normalen NAO-Verhältnissen gebracht haben, sagen die meisten Modelle einen Trend zu positiven NAO-Verhältnissen für das 21. Jahrhundert voraus. | Das arktische Klima ist durch zahlreiche nichtlineare Interaktionen zwischen Atmosphäre, Kryosphäre, Ozean, Land und Vegetation sowie innerhalb dieser Systeme geprägt. Dabei spielt das Meereis durch seinen Einfluss auf die Albedo eine entscheidende Rolle. Eine Verringerung der Meereis-Ausdehnung führt zu einer sich selbst verstärkenden Erwärmung (einem positiven Rückkopplungseffekt), da durch weniger Sonnenstrahlung reflektiert und mehr vom Boden absorbiert wird. Die Interaktion der Systeme hat ausgeprägte langfristige natürliche Schwankungen des Klimas zur Folge. Beispiele sind die Arktische und Nordatlantische Oszillation sowie die Pazifische Dekadenoszillation. So ist z.B. eine positive NAO-Phase (die durch einen starken Gegensatz zwischen Island-Tief und Azoren-Hoch gekennzeichnet ist) mit warmen und feuchten Wintern in Sibirien und kalten, trockenen Wintern in West-Grönland und NO-Kanada verbunden. In den letzten drei bis vier Jahrzehnten zeigte die NAO einen positiven Trend. Und auch wenn die letzten Jahre nahezu eine Rückkehr zu normalen NAO-Verhältnissen gebracht haben, sagen die meisten Modelle einen Trend zu positiven NAO-Verhältnissen für das 21. Jahrhundert voraus. | ||
[[Bild:ozonKlimafolgen.gif|thumb|420 px|Klimafolgen der stratosphärischen Ozonabnahme]] | |||
Auch die Antarktis ist durch Klimaschwankungen geprägt, durch die Südliche Oszillation und durch das ENSO-Phänomen. Die Interaktion beider Schwankungen ist noch nicht ganz geklärt. Hinzu kommt ein Einfluss des Ozonlochs, das den Zirkumpolarstrom verstärkt. Ozon ist ein Treibhausgas, dessen Verlust in der Stratosphäre zu einer Abkühlung führt, die sich mit wenigen Monaten Verspätung auch der unteren Troposphäre mitteilt. Dadurch wird der Gegensatz zwischen der kalten inneren Antarktis und der umgebenden Atmopshäre über dem Südlichen Ozean erhöht, mit der Folge verstärkter zirkumpolarer Strömungen. Die Westantarktischen Halbinsel ragt über diese Strömung nach Norden hinaus und weist die stärksten Erwärmungen global auf. | Auch die Antarktis ist durch Klimaschwankungen geprägt, durch die Südliche Oszillation und durch das ENSO-Phänomen. Die Interaktion beider Schwankungen ist noch nicht ganz geklärt. Hinzu kommt ein Einfluss des Ozonlochs, das den Zirkumpolarstrom verstärkt. Ozon ist ein Treibhausgas, dessen Verlust in der Stratosphäre zu einer Abkühlung führt, die sich mit wenigen Monaten Verspätung auch der unteren Troposphäre mitteilt. Dadurch wird der Gegensatz zwischen der kalten inneren Antarktis und der umgebenden Atmopshäre über dem Südlichen Ozean erhöht, mit der Folge verstärkter zirkumpolarer Strömungen. Die Westantarktischen Halbinsel ragt über diese Strömung nach Norden hinaus und weist die stärksten Erwärmungen global auf. | ||
Version vom 8. Juni 2009, 16:04 Uhr
Grundzüge des polaren Klimas
Das arktische Klima ist durch zahlreiche nichtlineare Interaktionen zwischen Atmosphäre, Kryosphäre, Ozean, Land und Vegetation sowie innerhalb dieser Systeme geprägt. Dabei spielt das Meereis durch seinen Einfluss auf die Albedo eine entscheidende Rolle. Eine Verringerung der Meereis-Ausdehnung führt zu einer sich selbst verstärkenden Erwärmung (einem positiven Rückkopplungseffekt), da durch weniger Sonnenstrahlung reflektiert und mehr vom Boden absorbiert wird. Die Interaktion der Systeme hat ausgeprägte langfristige natürliche Schwankungen des Klimas zur Folge. Beispiele sind die Arktische und Nordatlantische Oszillation sowie die Pazifische Dekadenoszillation. So ist z.B. eine positive NAO-Phase (die durch einen starken Gegensatz zwischen Island-Tief und Azoren-Hoch gekennzeichnet ist) mit warmen und feuchten Wintern in Sibirien und kalten, trockenen Wintern in West-Grönland und NO-Kanada verbunden. In den letzten drei bis vier Jahrzehnten zeigte die NAO einen positiven Trend. Und auch wenn die letzten Jahre nahezu eine Rückkehr zu normalen NAO-Verhältnissen gebracht haben, sagen die meisten Modelle einen Trend zu positiven NAO-Verhältnissen für das 21. Jahrhundert voraus.
Auch die Antarktis ist durch Klimaschwankungen geprägt, durch die Südliche Oszillation und durch das ENSO-Phänomen. Die Interaktion beider Schwankungen ist noch nicht ganz geklärt. Hinzu kommt ein Einfluss des Ozonlochs, das den Zirkumpolarstrom verstärkt. Ozon ist ein Treibhausgas, dessen Verlust in der Stratosphäre zu einer Abkühlung führt, die sich mit wenigen Monaten Verspätung auch der unteren Troposphäre mitteilt. Dadurch wird der Gegensatz zwischen der kalten inneren Antarktis und der umgebenden Atmopshäre über dem Südlichen Ozean erhöht, mit der Folge verstärkter zirkumpolarer Strömungen. Die Westantarktischen Halbinsel ragt über diese Strömung nach Norden hinaus und weist die stärksten Erwärmungen global auf.
Temperatur
Es wir erwartet, dass die Erwärmung der Arktis ungefähr doppelt so hoch ausfallen wird wie im globalen Durchschnitt. Nach dem A1B-Szenario wird die Temperaturzunahme im Mittel von 21 Modellprojektionen 5 °C betragen, im Winter sogar 6,9 °C.[1] Dabei wird die Erwärmung im Gegensatz zu den Entwicklungen in niedrigeren Breiten über dem Ozean deutlich höher als über dem Land ausfallen. Grund ist das Abschmelzen des Meereises, das durch den Eis-Albedo-Effekt die Erwärmung verstärkt. Über dem zentralen Arktischen Ozean wird die Erwärmung bei 5-7 °C liegen, saisonal besonders im Herbst und Winter. Während regional die stärkste Erwärmung in der Barentsee erwartet wird, wird die geringste Erwärmung mit unter 2 °C im nördlichen Nordatlantik aufgrund der Abschwächung der Thermohalinen Zirkulation angenommen. Die Erwärmung wird durch die prognostizierte Tendenz zu einer positiven NAO-Phase noch verstärkt.
Die Erwärmung über der Antarktis wird moderater, aber merkbar ausfallen. Hier wird die Temperaturzunahme im Jahresmittel nach dem A1B-Szenario als Durchschnitt von 21 Modellen 2,6 °C betragen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen sind relativ gering. Die Modelle zeigen auch keine besonders auffällige Erwärmung über der Westantarktischen Halbinsel, wie sie am Ende des 20. Jahrhunderts beobachtet wurde. Auch zwischen Sommer und Winter werden keine größeren Unterschiede prognostiziert.
Niederschlag
Alle Modelle zeigen eine Zunahme der Niederschläge über der Arktis, uns zwar als Folge der Erwärmung und damit verbundenen höheren Verdunstung. Dabei wird eine Zunahme der Niederschläge um 5 % pro 1 °C Erwärmung prognostiziert. Durch die hohe Erwärmung ergibt sich eine Zunahme der Niederschläge im Jahresmittel um 18 %, im Winter sogar um 26 %. Als Ursache für die hohen Winterniederschläge wird eine Abschwächung des arktischen Hochs und Verstärkung des Island-Tiefs angenommen. Regional wird die größte Zunahme der Niederschläge über dem Arktischen Ozean (30-40 %) und die geringste, entsprechend der geringen Temperatursteigerung, im nördlichen Nordatlantik (unter 5 %) erwartet.[1]
Auch in der Antarktis wird der Niederschlag nach Modellergebnissen zunehmen, bei dem Szenario A1B um 14 %, wobei die Modellergebnisse jedoch breit gestreut sind. Wie in der Arktis werden auch hier die Niederschläge im Winter stärker zunehmen als im Sommer, können jedoch nicht so eindeutig bestimmt werden. Die Folgen werden eine größere Schnee-Akkumulation und ein Anwachsen zumindest des Ostantarktischen Eisschildes sein.[2]
Einzelnachweise
Siehe auch
- Klima im 21. Jahrhundert in Australien
- Klima im 21. Jahrhundert in Nordamerika
- Klima im 21. Jahrhundert in Lateinamerika
- Klima im 21. Jahrhundert in Asien
- Klima im 21. Jahrhundert in Afrika
- Klima im 21. Jahrhundert in Europa
- Klima im 21. Jahrhundert in Deutschland
- Klima im 21. Jahrhundert regional
- Klima im 21. Jahrhundert
Lizenzhinweis
Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen. |