Klimaprojektionen Deutschland

Aus Klimawandel
Abb. 1: 30-Jahresmittel für den historischen Zeitraum (1971-2000, links), die nahe Zukunft (2031-2060, Mitte) und die ferne Zukunft (2071-2100, rechts). Die Projektionen für nahe und ferne Zukunft wurden mit dem RCP8.5-Szenario gerechnet.

Deutschland

Klimamodelle

Berechnungen über das künftige Klima in Deutschland werden mit regionalen Klimamodellen durchgeführt, da globale Modelle eine zu grobe Auflösung besitzen (bis 200x200 km). Regionale Modelle für Deutschland besitzen dagegen aktuell eine Auflösung von 12,5 und 3 km.[1] Regionalmodelle werden in globale Modelle integriert, d.h. die Ergebnisse von globalen Modellen werden als Ausgangs- und Randbedingungen genutzt. Neben diesen dynamischen Regionalmodellen gibt es einen zweiten Typus, die statistischen Regionalmodelle, die statistische Zusammenhänge zwischen den beobachteten großräumigen Zirkulationsmustern und dem lokalen und regionalen Wettergeschehen nutzen und daraus mit Hilfe globaler Modelle künftige regionale Klimaverhältnisse ableiten.

Temperatur

Abb. 2: Beobachtete und projizierte Temperaturentwicklung für Deutschland 1881-2100 nach den Szenarien RCP8.5 und RCP2.6.

Für die Mitte des 21. Jahrhunderts wird für Deutschland im Vergleich zum Bezugszeitraum 1971-2000 je nach Szenario (RCP2.6 bzw. RCP8.5) ein Temperaturanstieg von 1,1-1,9 °C erwartet. Bis zum Ende des Jahrhunderts liegt der Anstieg für das hohe Szenario bei ca. 3,8 °C. Regional wird die Erwärmung mit 4,3 °C vor allem in den Alpen und im Alpenvorland besonders hoch ausfallen, was u.a. durch die Eis-/Schnee-Albedo-Rückkopplung bedingt ist. In den Küstenregionen im Norden Deutschlands wird die Erwärmung mit 3,7 °C etwas geringer als im Mittel ausfallen.[1] Durch das Abschmelzen der vor allem im Alpenraum, aber auch in den Mittelgebirgen verbreiteten großen Schneeflächen im Winter werden weniger Sonnenstrahlen reflektiert. Zum anderen fallen die Niederschläge mehr als Regen denn als Schnee. Schneefreier dunkler Erdboden absorbiert mehr Sonnenstrahlen als eine stark reflektierende Schneefläche, was zu einer Erwärmung der unteren Luftschichten führt, die wiederum den Schnee noch schneller tauen lässt usw. Zum anderen spielt eine Rolle, dass in einem wärmeren globalen Klima die Winter in Mitteleuropa wahrscheinlich weniger von osteuropäischen Kältehochs bestimmt werden als von warmen, vom Atlantik einströmenden Westwinden.

Betrug die absolute Jahresmitteltemperatur um das Jahr 2000 für Deutschland etwa 9 Grad, so wird sie gegen 2100 bei fast 13 Grad liegen. Jahreszeilich wird der stärkste Temperaturanstieg dabei im Herbst mit 4,4-5,6 °C stattfinden, der geringste im Frühjahr mit 2,4-3,5 °C. Noch deutlich stärker wird dabei die Tageshöchsttemperatur mit 5,0-9,5 °C zunehmen.[2] In einigen Regionen kann es zu deutlichen Temperatursteigerungen kommen (Abb. 1). Während der Oberrheingraben als die wärmste Region Deutschlands bisher Jahresmitteltemperaturen von um die 10 °C gezeigt hat, werden diese über den Zeitraum 1971-2100 gemittelt bei ca 14 °C liegen. Milder wird die Erwärmung im norddeutschen Tiefland von 7-8 °C im Jahresmittel auf ca. 10 °C ausfallen.

Niederschläge

Abb. 3: Änderungen des Niederschlags im Winter (links) und im Sommer (rechts) nach verschiedenen Szenarien und Modellläufen. Die Ziffern vor den Szenarienbezeichnungen beziehen sich auf die Anzahl der benutzten Modelle.

Der mittlere Jahresniederschlag beträgt in Deutschland 789 mm. Im Nordosten fallen vielfach weniger als 600 mm Niederschlag, während die höchsten Niederschläge mit über 1500 mm in den Alpen und im Schwarzwald zu finden sind. Jahreszeitlich fallen etwas mehr Niederschläge (57%) im Sommer als im Winterhalbjahr (43%). Die Winterniederschläge haben jedoch in den letzten 100 Jahren um 50 mm zugenommen.[1]

Für die Zukunft werden bei den Jahresmitteln keine deutlichen Veränderungen erwartet. Die Winter werden weiterhin geringfügig zunehmen, während die Sommer sich kaum ändern werden. Die früher projizierten Abnahmen der Sommerniederschläge (s. Abb. 3) werden von den neueren Modellrechnungen nicht mehr gezeigt. Allerdings werden die Starkregen (über 20 mm pro Tag) zunehmen.[1]

Kenntage (Frosttage, Sommertage, heiße Tage)

Abb. 4: Anzahl der Sommertage pro Jahr für die Szenarien A1B, B1 und A2

Signifikante Veränderungen werden hinsichtlich der sogenannten Kenntage prognostiziert. Darunter versteht man Tage, an denen bei bestimmten Parametern markante Werte unter- oder überschritten werden.

Siehe: Kenntage (Tabelle)

In weiten Teilen Deutschlands werden die Heißen Tage (Tage mit einer Höchsttemperatur von 30 °C und mehr) nach dem Szenario RCP8.5 bis Ende des 21. Jahrhunderts um 40 Tage pro Jahr zunehmen. Im Rheintal werden 30-70 Heiße Tage im Jahr erwartet.[2] Auch an Küsten und in Höhenlagen über 1000 m werden heiße Tage keine Seltenheit mehr sein und 10-15 Mal vorkommen, einzelne heiße Tage sogar im Frühjahr und Herbst. Ebenso werden die Sommertage (Maximumtemperatur >25 °C) deutschlandweit mehr als 100 Mal pro Jahr vorkommen, mehrfach auch in den Übergangsjahreszeiten.[3] Auch die Tropennächte (geringste Temperatur >20°C) werden deutschlandweit im Mittel um 16 Nächte pro Jahr zunehmen. Im Rheintal und in großen Städten ist mit bis zu 30 Tropennächten jährlich zu rechnen.[2] Dagegen werden Frosttage (Minimumtemperatur <0 °C) und Eistage (Maximumtemperatur <0 °C) deutlich abnehmen. Die Anzahl von Frosttagen lag in der Referenzperiode 1971-2000 bei 94 pro Jahr und wird nach dem Szenario RCP2.6 bis 2100 um 18 Tage abnehmen und nach RCP8.5 um 56 Tage. Die Eistage werden sich nach dem Szenario RCP8.5 um 20 Tage verringern.[4]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 DWD (2022): Nationaler Klimareport; 5. überarbeitete Auflage
  2. 2,0 2,1 2,2 UBA (2021): Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland, Teilbericht 1: Grundlagen
  3. Brienen, S., A. Walter, C. Brendel u.a. (2020): Klimawandelbedingte Änderungen in Atmosphäre und Hydrosphäre: Schlussbericht des Schwerpunktthemas Szenarienbildung (SP-101) im Themenfeld 1 des BMVI-Expertennetzwerks., DOI: 10.5675/ExpNBS2020.2020.02
  4. ReKliEs-De (2017): Ergebnisbericht. Regionale Klimaprojektionen Ensemble für Deutschland

Weblinks

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