Waldbrände im Mittelmeerraum: Unterschied zwischen den Versionen

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== Feuerereignisse ==
== Feuerereignisse ==
Der Mittelmeerraum ist die durch Waldbrände am stärksten gefährdete Region in Europa. Über 60% der Gesamtzahl der europäischen Waldbrände in den letzten sechs Jahren (2028-2023) konzentrieren sich auf die sechs mediterranen Länder Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Frankreich und Kroatien. Zugleich lagen hier über 80% der verbrannten Fläche in Europa, besonders in Spanien, Italien und Griechenland.<ref name="Abrham 2025">Abrham, J., J. Soukupova and P. Prochazka (2025): [https://bioresources.cnr.ncsu.edu/resources/wildfires-and-tourism-in-the-mediterranean-balancing-conservation-and-economic-interests/ Wildfires and Tourism in the Mediterranean: Balancing Conservation and Economic Interests], BioResources 20(1), 500-526</ref> Die Bedeutung der Waldbrände zeigt sich z.B. an der Feuersaison 2017 in Portugal mit einer gesamten Brandfläche von ungefähr 140.000 ha oder 2018 mit den fatalen Feuern in Griechenland, denen 100 Menschen zum Opfer fielen. In Portugal ereignete sich im Oktober 2017 auch das größte Einzelfeuer im Untersuchungszeitraum 2006 bis 2019, das 67.521 ha umfasste. Über den gesamten Zeitraum ereigneten sich rund 10.000 Brände in den fünf untersuchten Ländern, die meisten mit knapp über 3.000 in Italien und Portugal.<ref name="Meier 2023"/>  
Der Mittelmeerraum ist die durch Waldbrände am stärksten gefährdete Region in Europa. Über 60% der Gesamtzahl der europäischen Waldbrände in den letzten sechs Jahren (2018-2023) konzentrieren sich auf die sechs mediterranen Länder Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Frankreich und Kroatien. Zugleich lagen hier über 80% der verbrannten Fläche in Europa, besonders in Spanien, Italien und Griechenland.<ref name="Abrham 2025">Abrham, J., J. Soukupova and P. Prochazka (2025): [https://bioresources.cnr.ncsu.edu/resources/wildfires-and-tourism-in-the-mediterranean-balancing-conservation-and-economic-interests/ Wildfires and Tourism in the Mediterranean: Balancing Conservation and Economic Interests], BioResources 20(1), 500-526</ref> Die Bedeutung der Waldbrände zeigt sich z.B. an der Feuersaison 2017 in Portugal mit einer gesamten Brandfläche von ungefähr 140.000 ha oder 2018 mit den fatalen Feuern in Griechenland, denen 100 Menschen zum Opfer fielen. In Portugal ereignete sich im Oktober 2017 auch das größte Einzelfeuer im Untersuchungszeitraum 2006 bis 2019, das 67.521 ha umfasste. Über den gesamten Zeitraum ereigneten sich rund 10.000 Brände in den fünf untersuchten Ländern, die meisten mit knapp über 3.000 in Italien und Portugal.<ref name="Meier 2023"/>  
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Version vom 6. August 2025, 07:38 Uhr

Waldbrände in Griechenland am 25. August 2007

Frühe Feuernutzung

Durch die klimatischen Bedingungen mit einem milden und regenreichen Frühling und trockenem Sommer sind Feuer ein natürlicher Bestandteil der mediterranen Landschaft und haben die Pflanzeneigenschaften deutlich mitgeprägt. Andererseits unterscheiden sich die Landschaften des Mittelmeerraumes von ähnlichen Ökosystemen wie etwa in Kalifornien oder West-Australien durch die Jahrtausende lange Geschichte mehr oder weniger intensiver Landnutzung durch den Menschen, die die Feuerregime entscheidend beeinflusst haben. Im östlichen Mittelmeerraum, insbesondere in der Region des „Fruchtbaren Halbmonds“, die sich vom Südosten der heutigen Türkei über Nordsyrien bis zum Nordirak erstreckte, hat sich der für die Geschichte der Menschheit umwälzende Prozess der „Neolithische Revolution“ vollzogen. Hier änderten Jäger und Sammler vor etwa elf Jahrtausenden ihr Leben grundlegend und wurden sesshafte Bauern, die Getreide anbauten, Vieh züchteten und Vorratshaltung betrieben. Von hier breitete sich die neue Agrargesellschaft bis 5700 vh. über die meisten Gebiete Europas aus, zunächst im mediterranen Raum, dann aber auch über Mitteleuropa und bis zu den britischen Inseln. Diese Umwälzungen waren mit einer verstärkten Anwendung des Feuers zur Beseitigung der ursprünglich vorhandenen Wälder verbunden.[1]

Mit der Entstehung der Landwirtschaft vor ca. 11.000 Jahren wurden im Rahmen der Neolithischen Revolution, ausgehend vom Nahen Osten, im Mittelmeerraum zunehmend große Waldflächen durch vom Menschen gelegte Feuer beseitigt. Dem Gebrauch des Feuers fielen nach Schätzungen 85% der ursprünglichen Wälder zum Opfer und es entstand eine artenreiche Feld-, Wiesen- und Macciavegetation. Dieser Prozess intensivierte sich mit Beginn der industriellen Revolution. Die moderne Bewirtschaftung führte jedoch dazu, dass die Biodiversität wieder abnahm.[2]

Waldbrände im europäischen Mittelmeerraum hatten schon historisch vor allem menschliche Ursachen.[3] Historisch haben Feuer im mediterranen Raum eine positive Rolle gespielt. Sie wurden in der Landwirtschaft genutzt, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten und das Wachstum wilder Pflanzen zu kontrollieren. Frühere Gesellschaften waren an die Nutzung des Feuers gewöhnt. Die zunehmend häufiger auftretenden und mit ernsthaften Folgen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und Ökosysteme verbundenen extremen Feuer der jüngsten Zeit machen jedoch eine Anpassung schwieriger.[4]

Feuerereignisse

Der Mittelmeerraum ist die durch Waldbrände am stärksten gefährdete Region in Europa. Über 60% der Gesamtzahl der europäischen Waldbrände in den letzten sechs Jahren (2018-2023) konzentrieren sich auf die sechs mediterranen Länder Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Frankreich und Kroatien. Zugleich lagen hier über 80% der verbrannten Fläche in Europa, besonders in Spanien, Italien und Griechenland.[5] Die Bedeutung der Waldbrände zeigt sich z.B. an der Feuersaison 2017 in Portugal mit einer gesamten Brandfläche von ungefähr 140.000 ha oder 2018 mit den fatalen Feuern in Griechenland, denen 100 Menschen zum Opfer fielen. In Portugal ereignete sich im Oktober 2017 auch das größte Einzelfeuer im Untersuchungszeitraum 2006 bis 2019, das 67.521 ha umfasste. Über den gesamten Zeitraum ereigneten sich rund 10.000 Brände in den fünf untersuchten Ländern, die meisten mit knapp über 3.000 in Italien und Portugal.[4]

Brandfläche der europäischen Mittelmeerländer Portugal, Griechenland, Spanien, Frankreich und Italien 2006-2019 in ha.

Die Feueraktivität im Mittelmeerraum zeigt einen zunehmenden Trend in den 1980er und 1990er Jahren. Darauf folgten in den 2000er Jahren nur geringe Veränderungen und in den 2010er Jahren eine Abnahme der Feueraktivität. In den 2020er Jahren hat dann die Anzahl von großen Bränden wieder zugenommen, wobei Frankreich und Griechenland die größten Zunahmen zeigten. 2022 fiel fast die Hälfte der Brände in den sechs Ländern auf Frankreich. Griechenland war am stärksten im Jahr 2023 betroffen, mit einer gesamten Brandfläche von 175.000 ha. Über die letzten Jahrzehnte insgesamt waren allerdings Spanien, Portugal und Italien am stärksten von Feuern betroffen.[5]

Betrachtet man die Brandentwicklung in einigen ausgewählten Ländern, zeigen sich durchaus Unterschiede. Portugal wird regelmäßig von großen und zerstörerischen Waldbränden heimgesucht. Seit 1980 belief sich die jährlich verbrannte Fläche im Mittel auf 115.000 ha. Weit über dem Durchschnitt lagen die Jahre 2003 mit 425.000 ha und 2017 mit 540.000 ha (vg. auh Abb.). Die Brandfläche des Jahres 2017 betrug 60% der gesamten in Europa von Waldbränden betroffenen Fläche. 2017 kam es zudem in Portugal zu zwei großen Feuerereignissen, die außerhalb der von Juli bis September reichenden offiziellen Feuersaison lagen.[6] Ein Trfend lässt sich bei der jährlichen Brandfläche eher nicht festtellen. Das sieht bei der Anzahl der Feuer in Portugal ganz anders aus. Seit den 1980er Jahren nimmt die Zahl der Brände über zwei Jahrzehnte von ca. 5.000 Brände pro Jahr auf ca. 30.000 um das Jahr 2000 um das Sechsfache zu, um dann ebenso rasant auf etwas unter 10.000 wieder abzunehmen.[7]

Neue Feuerregime durch Landnutzungsänderungen

Jedes Jahr gibt es in Europa etwa 65.000 Feuer, auf ungefähr einer halben Million Hektar. 85 % der von Bränden betroffenen Fläche Europas befinden sich im Mittelmeerraum.[8] Einige Ökosysteme wie Eichenwälder und die Macchia sind gegenüber Bränden relativ widerstandsfähig, andere wie Kiefernwälder sind dagegen wenig belastbar. Die Anzahl der Feuer und die betroffene Fläche haben in manchen untersuchten Gebieten in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. So gab es in der Region Valencia in Spanien vor 1972 kein Feuer mit mehr als 6000 ha, in den drei Jahrzehnten danach dagegen 11 Feuer, die größer waren und eines sogar mit einer Fläche von 28 000 ha. Der jährliche Durchschnitt lag in der zweiten Periode bei 11.250 ha, während er vor 1972 bei 1434 ha lag. [9] Im Nordosten Spaniens (Katalonien) haben die Zahl der Feuer und die verbrannten Flähen dagegen abgenommen.[10]

Der Hauptgrund für den Wandel in der Region Valencia lag in sozialen Veränderungen. Im Rahmen der Industrialisierung kam es vor allem im europäischen Mittelmeergebiet zu einem Exodus aus dem ländlichen Raum. Die aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen wurden entweder von der Macchia eingenommen oder mit Kiefern bepflanzt. Dass die Anzahl der großen Feuer seit den 1970er Jahren deutlich zugenommen hat, hat also primär mit dem Anwachsen von brennbarem Material auf verlassenen Feldern zu tun. Gerade Kiefernwälder sind besonders anfällig gegenüber Waldbränden. In ihnen haben sich außerdem in letzter Zeit zunehmend Kronenbrände ausgebreitet, die wesentlich zerstörerischer wirken als Bodenfeuer. Hinzu kommt der wachsende Druck von den Ballungsräumen auf die Landgebiete, der häufig zu unbeabsichtigten Feuern oder zu bewusster Brandstiftung führt.[11] Der negative Trend in Katalonien wird dagegen mit verbesserten Brandschutzmaßnahmen begründet. Die klimatischen Veränderungen allein hätten zu einer Zunahme der Anzahl der Brände geführt.[10]

Jährliche Anzahl der Wald- und Buschbrände und betroffene Fläche in der Provinz Valencia 1874-2003, jeweils für das Mittel eines Jahrzehnts (1962-67: keine Daten); schwarze Linie: Trend der Anzahl der Waldbrände

Brände und Klima

In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten wird die Feueraktivität nach manchen Untersuchungen zunehmend durch klimatische Bedingungen gesteuert, insbesondere durch Sommertrockenheit. Das gilt insbesondere für die Region Valencia,[12] die durch hohe Jahresmitteltemperaturen von 17-19 °C und trockene Sommer, in denen weniger als 20 % der Jahresniederschläge fallen, gekennzeichnet ist. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die Temperaturen im Jahresmittel um 0,35 °C pro Jahrzehnt angestiegen. Die Sommerniederschläge haben um 5,2 mm pro Jahrzehnt abgenommen, wobei es jedoch sehr starke Schwankungen von Jahr zu Jahr gibt. Auch wenn der Niederschlagstrend nicht sehr ausgeprägt ist, so ist doch durch die höheren Temperaturen die Verdunstung deutlich stärker geworden. Die Folge sind trockenere Böden und eine Abnahme der Feuchtigkeit in den Pflanzen, die so leichter ein Raub der Flammen werden können.

Die Anzahl der Brände ist in der östlichen Iberische Halbinsel um Valencia in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts um 16 pro Jahr gestiegen. Die Größe der betroffenen Flächen in dieser Zeit zeigt dagegen keinen eindeutigen Trend, aber eine starke Variabilität von Jahr zu Jahr und ist offensichtlich stärker von den schwankenden Niederschlägen abhängig. Und sie zeigt seit Mitte der 1970er Jahre einen deutlichen Sprung nach oben, der durch die oben erläuterten sozioökonomischen Veränderungen bedingt ist. In trockenen Sommern brennen größere Flächen als in niederschlagsreichen Sommern. Dabei brennen in trockenen Sommern besonders große Flächen, wenn es zwei Jahre vorher relativ viel geregnet hat, weil dann relativ viel brennbares Material hinzugewachsen ist.[12] Nach Untersuchungen in Katalonien hätte sich ohne verbessertes Feuermanagement auch hier nur aus klimatischen Gründen die Zahl der Brände erhöht, während die Fläche etwa gleich geblieben wäre. Für die Zukunft wird daher angesichts höherer Temperaturen und geringerer Niederschläge bei gleichbleibendem Brandschutz mit häufigeren Feuern gerechnet. Die betroffenen Flächen würden allerdings geringer ausfallen, weil die klimatischen Änderungen das Wachstum von brennbarem Material einschränken würden.[10]

Einzelnachweise

  1. Weisdorf, J.L. (2005): From Foraging to Farming: Explaining the Neolithic Revolution, Journal of Economic Surveys 19, 562-686
  2. Kasang, D., L. Teckentrup & M. Adloff (2016): Frühe Waldvernichtung, Biodiversität und Klima. In: Lozán, J. L., S.-W. Breckle, R. Müller & E. Rachor (Hrsg.). Warnsignal Klima: Die Biodiversität. pp. 96-101
  3. Iglesias-Merchan, C., J. López-Santiago, R. Silván-Rico et al. (2024): Impact of Depopulation on Forest Fires in Spain: Primary School Distribution as a Potential Socioeconomic Indicator, Forests 15, no. 11: 1938
  4. 4,0 4,1 Meier, S., E. Strobl, R.J.R. Elliott & N. Kettridge (2023): [risk quantification of extreme wildfires in Mediterranean Europe]. Risk Analysis, 43, 1745–1762
  5. 5,0 5,1 Abrham, J., J. Soukupova and P. Prochazka (2025): Wildfires and Tourism in the Mediterranean: Balancing Conservation and Economic Interests, BioResources 20(1), 500-526
  6. Ramos, A.M., A. Russo, C.C. DaCamara et al. (2023): The compound event that triggered the destructive fires of October 2017 in Portugal, iScience, 26, 3, https://doi.org/10.1016/j.isci.2023.106141
  7. San-Miguel-Ayanz, J., T. Durrant, R. Boca et al. (2024): Forest Fires in Europe, Middle East and North Africa 2023, Publications Office of the European Union, Luxembourg, 2024, doi:10.2760/8027062, JRC139704
  8. San-Miguel-Ayanz, J., J.M. Moreno & A. Camia (2013): Analysis of large fires in European Mediterranean landscapes: Lessons learned and perspectives, Forest Ecology and Management 294, 11-22
  9. Pausas, J.G., & Santiago Fernández-Muñoz (2011): Fire regime changes in the Western Mediterranean Basin: from fuel-limited to drought-driven fire regime, Climatic Change, DOI 10.1007/s10584-011-0060-6
  10. 10,0 10,1 10,2 Turco, M., et al. (2014): Climate change impacts on wildfires in a Mediterranean environment, Climatic Change 125, 369–380
  11. Pausas, J.G., et al. (2008): Are wildfires a disaster in the Mediterranean basin? –A review, International Journal of Wildland Fire 17, 713–723
  12. 12,0 12,1 Pausas, J.G. (2004): Changes in fire and climate in the eastern Iberian Peninsula (Mediterranean basin). Climatic Change 63, 337–350

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