Klimatische Auswirkungen des Ozonlochs: Unterschied zwischen den Versionen

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== Klimatische Folgen in der Troposphäre ==
== Klimatische Folgen in der Troposphäre ==
Diese Veränderungen sind gekoppelt mit der troposphärischen Zirkulation, bei einer zeitlichen Verzögerung von ein bis vier Monaten. Der Westwindgürtel verschiebt sich polwärts und mit ihm die Bahnen der starken Stürme. Dabei werden die Stürme polwärts bei ca. 60 °S bzw. um die Antarktis herum intensiver und in den mittleren Breiten bei ca. 40 °S schwächer. Die Auswirkungen der Ozonzerstörung auf die Bodentemperatur reichen bis 25 °S nach Norden. Betroffen sind daher auch Südost-Australien, Südafrika und Südamerika.<ref name="Bandoro 2014">Bandoro, J., S. Solomon, and A. Donohoe (2014): Influences of the Antarctic Ozone Hole on Southern Hemispheric Summer Climate Change, Journal of Climate 27, 6245-6264</ref> Da die Ozonzerstörung vor allem im Süd-Frühling abläuft, macht sich die Verstärkung der Stürme aufgrund der zeitlichen Verzögerung primär im Süd-Sommer bis hin in den Herbst bemerkbar.<ref name="Previdi 2014" />   
Diese Veränderungen sind gekoppelt mit der troposphärischen Zirkulation, bei einer zeitlichen Verzögerung von ein bis vier Monaten. Die Antartkische Oszillation (AAO) verschiebt sich polwärts und mit ihr die Bahnen der starken Westwinde. Dabei werden die Stürme polwärts bei ca. 60 °S bzw. um die Antarktis herum intensiver und in den mittleren Breiten bei ca. 40 °S schwächer. Da die Ozonzerstörung vor allem im Süd-Frühling abläuft, macht sich die Verstärkung der Stürme aufgrund der zeitlichen Verzögerung primär im Süd-Sommer bis hin in den Herbst bemerkbar.<ref name="Previdi 2014" />   


Die Veränderung der atmosphärischen Zirkulation hat für große Teile der Ostantarktis eine Abkühlung im Süd-Sommer und –Herbst zur Folge. Umgeben wird der Bereich der Abkühlung von einem Band zunehmender Temperaturen in den mittleren Breiten. Über der Ostantarktis wurden an vielen Stationen zwischen 1969 und 2000 eine Abkühlung beobachtet, während die bis fast 60 °s.Br. reichende Antarktische Halbinsel eine Erwärmung von 1,5 °C zeigte. Bei der Erwärmung der Antarktischen Halbinsel spielten ozeanische Strömungen eine wichtige Rolle, die wärmeres Wasser heranführen und unter dem Einfluss der stärkeren Westwinde stehen.<ref name="Previdi 2014" />  Die Abkühlung über dem ostantarktischen Eisschild wurde auf die Unterdrückung katabatischer Winde durch die erwähnte Verstärkung und Verschiebung der Westwinde erklärt.<ref name="Fahrbach 2014">Fahrbach, E., G. Rohardt, V. Strass und H.H. Hellmer: [http://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/?page_id=3388 Der antarktische Wasserring: Struktur, Dynamik und globale Bedeutung], in: José L. Lozán, Hartmut Graßl, Dirk Notz, Dieter Piepenburg (Hrsg., 2014): Warnsignal Klima: Die Polarregionen, 72-79</ref>  
Die Veränderung der atmosphärischen Zirkulation hat für große Teile der Ostantarktis eine Abkühlung im Süd-Sommer und –Herbst zur Folge. Umgeben wird der Bereich der Abkühlung von einem Band zunehmender Temperaturen in den mittleren Breiten. Über der Ostantarktis wurden an vielen Stationen zwischen 1969 und 2000 eine Abkühlung beobachtet, während die bis fast 60 °s.Br. reichende Antarktische Halbinsel eine Erwärmung von 1,5 °C zeigte. Bei der Erwärmung der Antarktischen Halbinsel spielten ozeanische Strömungen eine wichtige Rolle, die wärmeres Wasser heranführen und unter dem Einfluss der AAO stehen (s.u.)c.<ref name="Previdi 2014" />  Die Abkühlung über dem ostantarktischen Eisschild wurde auf die Unterdrückung katabatischer Winde durch die erwähnte Verstärkung und Verschiebung der Westwinde zurückgeführt.<ref name="Fahrbach 2014">Fahrbach, E., G. Rohardt, V. Strass und H.H. Hellmer: [http://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/?page_id=3388 Der antarktische Wasserring: Struktur, Dynamik und globale Bedeutung], in: José L. Lozán, Hartmut Graßl, Dirk Notz, Dieter Piepenburg (Hrsg., 2014): Warnsignal Klima: Die Polarregionen, 72-79</ref> Katabatische Winde sind hangabwärts gerichtete Strömungen kalter Luftmassen, die von den Hochflächen des Antarktischen Eisschildes Richtung Küste fließen und dabei auch Sturmstärke erreichen können.<ref name="Heinemann 2014">Heinemann, G. (2014): Der katabatische Wind über den polaren Eisschilden, in: : José L. Lozán, Hartmut Graßl, Dirk Notz, Dieter Piepenburg (Hrsg., 2014): Warnsignal Klima: Die Polarregionen, 260-264</ref> Das Abfließen der Kaltluft kann durch die Verschiebung der Antarktischen Oszillation Richtung Pol und ihre Intensivierung gebremst werden, wodurch kalte Luftmassen über dem eisschild konserviert werden.


== Auswirkungen auf den Ozean ==
Die Westwinde der AAO sind der wichtigste Antrieb der Ozeanströmungen rund um die Antarktis, die als Antarktischer Zirkumpolarstrom bezeichnet werden und die größte Ozeanströmung des Planeten darstellen.  Welche Wirkung die stärkeren Westwinde auf die Meeresströmungen genauer besitzen, ist jedoch wenig gesichert. Eine Folge könnte die Verstärkung von Auftriebswasser auf der polwärtigen Seite des Windmaximums sein. Die Westwinde lenken die Meeresströmungen auf der Südhalbkugel aufgrund der Corioliskraft nach links, also nach Norden, ab. Stärkere Westwinde verstärken diesen Mechanismus. Dadurch gelangt mehr wärmeres und salzreicheres Tiefenwasser an die Oberfläche, das größtenteils im Nordatlantik gebildet wurde.<ref name="Fahrbach 2014" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 4. Januar 2015, 16:12 Uhr

In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch nicht nur durch die Emission von Treibhausgasen das Klima der Erde verändert. Auch die Zerstörung von Ozon in der unteren Stratosphäre durch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) hat das Klima beeinflusst, über große Teile der Südhalbkugel als Folge des sog. „Ozonlochs“ zumindest im Süd-Sommer sogar stärker als die Zunahme von Treibhausgasen.

Klimatische Auswirkungen in der Stratosphäre

Ozon ist ein Treibhausgas, das zu 90 % in der Stratosphäre vorkommt. Es erwärmt durch die Absorption von Sonnenstrahlung vor allem die untere Stratosphäre, wo es primär konzentriert ist. Die Ozonzerstörung hat daher einen abkühlenden Effekt in der Stratosphäre. Dieser ist besonders groß über der Antarktis, wo im Südfrühling (September bis November) die Zerstörung von Ozon ca. 80 % beträgt.[1] Zwischen 1960 bis 2000 betrug die Abkühlung in der unteren Stratosphäre über der Antarktis ca. 8 °C. Auch die langlebigen Treibhausgase wirken auf die Stratosphäre abkühlend, da sie die Wärme in der Troposphäre zurückhalten. Ihr Abkühlungseffekt ist jedoch deutlich geringer über der Antarktis.[2]

Der starke Temperaturrückgang durch das Ozonloch hat wichtige Konsequenzen für die atmosphärische Zirkulation der südlichen Hemisphäre. Die Abkühlung der unteren Stratosphäre über der Antarktis erhöht auf der Höhe der Tropopause den Temperaturgegensatz zwischen der Polarregion und den mittleren Breiten. Dadurch wird der stratosphärische Polarjet von Oktober bis Dezember verstärkt und polwärts verschoben.[1]

Klimatische Folgen in der Troposphäre

Diese Veränderungen sind gekoppelt mit der troposphärischen Zirkulation, bei einer zeitlichen Verzögerung von ein bis vier Monaten. Die Antartkische Oszillation (AAO) verschiebt sich polwärts und mit ihr die Bahnen der starken Westwinde. Dabei werden die Stürme polwärts bei ca. 60 °S bzw. um die Antarktis herum intensiver und in den mittleren Breiten bei ca. 40 °S schwächer. Da die Ozonzerstörung vor allem im Süd-Frühling abläuft, macht sich die Verstärkung der Stürme aufgrund der zeitlichen Verzögerung primär im Süd-Sommer bis hin in den Herbst bemerkbar.[2]

Die Veränderung der atmosphärischen Zirkulation hat für große Teile der Ostantarktis eine Abkühlung im Süd-Sommer und –Herbst zur Folge. Umgeben wird der Bereich der Abkühlung von einem Band zunehmender Temperaturen in den mittleren Breiten. Über der Ostantarktis wurden an vielen Stationen zwischen 1969 und 2000 eine Abkühlung beobachtet, während die bis fast 60 °s.Br. reichende Antarktische Halbinsel eine Erwärmung von 1,5 °C zeigte. Bei der Erwärmung der Antarktischen Halbinsel spielten ozeanische Strömungen eine wichtige Rolle, die wärmeres Wasser heranführen und unter dem Einfluss der AAO stehen (s.u.)c.[2] Die Abkühlung über dem ostantarktischen Eisschild wurde auf die Unterdrückung katabatischer Winde durch die erwähnte Verstärkung und Verschiebung der Westwinde zurückgeführt.[3] Katabatische Winde sind hangabwärts gerichtete Strömungen kalter Luftmassen, die von den Hochflächen des Antarktischen Eisschildes Richtung Küste fließen und dabei auch Sturmstärke erreichen können.[4] Das Abfließen der Kaltluft kann durch die Verschiebung der Antarktischen Oszillation Richtung Pol und ihre Intensivierung gebremst werden, wodurch kalte Luftmassen über dem eisschild konserviert werden.

Auswirkungen auf den Ozean

Die Westwinde der AAO sind der wichtigste Antrieb der Ozeanströmungen rund um die Antarktis, die als Antarktischer Zirkumpolarstrom bezeichnet werden und die größte Ozeanströmung des Planeten darstellen. Welche Wirkung die stärkeren Westwinde auf die Meeresströmungen genauer besitzen, ist jedoch wenig gesichert. Eine Folge könnte die Verstärkung von Auftriebswasser auf der polwärtigen Seite des Windmaximums sein. Die Westwinde lenken die Meeresströmungen auf der Südhalbkugel aufgrund der Corioliskraft nach links, also nach Norden, ab. Stärkere Westwinde verstärken diesen Mechanismus. Dadurch gelangt mehr wärmeres und salzreicheres Tiefenwasser an die Oberfläche, das größtenteils im Nordatlantik gebildet wurde.[3]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Thompson, D.W.J., et al. (2011): Signatures of the Antarctic ozone hole in Southern Hemisphere surface climate change, Nature Geoscience 4, 741-749
  2. 2,0 2,1 2,2 Previdi, M., and L.M. Polvania (2014): Review Article. Climate system response to stratospheric ozone depletion and recovery, Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, DOI:10.1002/qj.2330
  3. 3,0 3,1 Fahrbach, E., G. Rohardt, V. Strass und H.H. Hellmer: Der antarktische Wasserring: Struktur, Dynamik und globale Bedeutung, in: José L. Lozán, Hartmut Graßl, Dirk Notz, Dieter Piepenburg (Hrsg., 2014): Warnsignal Klima: Die Polarregionen, 72-79
  4. Heinemann, G. (2014): Der katabatische Wind über den polaren Eisschilden, in: : José L. Lozán, Hartmut Graßl, Dirk Notz, Dieter Piepenburg (Hrsg., 2014): Warnsignal Klima: Die Polarregionen, 260-264

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