Waldbrände im Mittelmeerraum (einfach)

Aus Klimawandel
Abb. 1: Das Carrascal Feuer im August 2023 in Zentral-Portugal. Betroffen war eine Kiefern-, Eukalyptus- und Buschvegetation.

Der Mittelmeerraum als Hotspot des Klimawandels

Der Mittelmeerraum gilt als einer der Hotspots (Brennpunkte) des Klimawandels.[1] Tatsächlich stieg hier nicht nur die Mitteltemperatur stärker an als im globalen Durchschnitt, sondern auch die Extremwerte fielen besonders hoch aus. In den letzten zwei Jahrzehnten erfassten mehrere starke Hitzewellen mit Temperaturen von über 40 °C die Region, so 2003, 2017 und 2021. Am 11. August 2021 wurde mit 48,8 °C auf Sizilien ein neuer europäischer Temperaturrekord aufgestellt. Fast so hohe Werte wurden auch auf Sardinien und in Griechenland gemessen.[2] Außerdem setzten die heißen Tage immer früher im Jahr ein. So lagen in Spanien schon im April 2023 die Höchstwerte bei fast 40 Grad Celsius.[3]

Mit der Hitze einher gingen lang andauernde extreme Dürren, die sich in den letzten Jahren immer stärker ausbreiteten. So erlebte die norditalienische Po-Ebene im Sommer 2022 die schlimmste Dürre während der letzten 200 Jahre.[4] Vor allem wurde dadurch das Wasser knapp. Ganze Stauseen trockneten aus und Haushalte erhielten kein Wasser mehr aus den Leitungen. Die unmittelbar verheerendsten Folgen waren aber wohl die durch Hitze und Trockenheit an vielen Orten ausbrechenden Waldbrände.

Waldbrände und ihre Ursachen

Der Mittelmeerraum ist die durch Waldbrände am stärksten gefährdete Region in Europa. Über 60% aller europäischen Waldbrände konzentrieren sich auf die sechs größten europäischen Länder Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Frankreich und Kroatien. Bei der verbrannten Fläche waren es sogar 80%.[5] In Portugal lag die Brandfläche 2017 bei über 500.000 ha.[6] In jüngster Zeit nahmen vor allem die sogenannten Megafeuer ab 5.000 ha zu, besonders in Spanien und Portugal.[7]

Abb. 12: Durch Flammen zerstörter Campingplatz in Süd-Frankreich 2023
Abb. 12: Durch Flammen zerstörtes Haus in Süd-Frankreich 2023

Hitze und Trockenheit, die durch den Klimawandel deutlich zunehmen, sind die Hauptursachen der Waldbrände im Mittelmeerraum. Aber alleine können sie die Waldbrände nicht erklären. Es muss auch genügend Vegetation vorhanden sein, die dem Feuer Nahrung bietet. In der Wüste können keine Waldbrände ausbrechen. Und Feuer müssen auch entzündet werden. Hitze und Trockenheit herrschen im Mittelmeerraum im Sommer. Im Winter aber regnet es auch, besonders im vom Atlantik beeinflussten Westen. Dadurch wird das Pflanzenwachstum in der Natur wie in der Landwirtschaft angetrieben. Auf der Iberischen Halbinsel kommen die meisten und größten Megafeuer daher im Nordwesten vor,[6] wo es die ausgedehntesten Wälder gibt.

Das Pflanzenwachstum wird im gesamten Mittelmeerraum aber nicht nur durch das Klima, sondern auch unmittelbar durch den Menschen beeinflusst. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bewirkte die Industrialisierung der Städte in zahlreichen Regionen eine Landflucht. Dörfer wurden verlassen und bewirtschaftete Agrarlandschaften nahmen ab und wurden durch wild wuchernde Buschvegetation und Wald ersetzt. In Spanien wurden große Landstriche leer, so dass auf fast der Hälfte des Territoriums gegenwärtig nur noch knapp 3% der Bevölkerung leben. Dadurch erhöhte sich das Feuerrisiko erheblich. Frühere Wälder wurden zudem nicht mehr durch Holzschlag gelichtet und das Wachstum von Unterholz durch herumstreifende Tiere nicht mehr kurz gehalten. Hinzu kam, dass die städtische Bevölkerung und Touristen in die leeren Räume eindrangen und durch sorglosen Umgang mit Feuer bis hin zur Brandstiftung die meisten Brände entzündeten.[8] Nur 5% der Feuer sind durch Blitze bedingt.[9]

Projektionen

Abb. 12: Ausdehnung der Feuersaison im Mittelmeerraum in der nahen (2036-2065) und der fernen Zukunft (2070-2099) in Tagen. Die Simulation basiert auf dem Szenario SSP2-4.5 mit einer Erwärmung von 2°C in der nahen und 3°C in der fernen Zukunft.

Im Mittelmeerraum wird sich nach Modellberechnungen pro 1 °C Erwärmung die Wahrscheinlichkeit von extremen Feuer-Ereignissen verdoppeln. Bis 2100 wird sich das mittlere Risiko für den Ausbruch starker Feuer verdreifachen. Entscheidend sind die für Brände günstigen Wetterbedingungen, die nach Modellrechnungen bis zum Ende des Jahrhunderts stark zunehmen werden. Außerdem verlängert sich durch die Erhöhung der Temperatur im Frühjahr und Herbst die Feuersaison. Schon bis zur Mitte des Jahrhunderts wird sie sich nach Modellberechnungen über große Teile des Mittelmeerraums um 12-16 Tage verlängern. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird es in manchen Regionen wie in Südwest-Frankreich und dem mediterranen Spanien sogar zu einer Ausweitung um bis zu 22 Tagen kommen.[10]

Einzelnachweise

  1. IPCC AR6, WGII (2022): Cross-Chapter Paper 4: Mediterranean Region, FAQ CCP4.1
  2. Copernicus Climate Service, ESOTEC 2021 (2021): Mediterranean summer extremes
  3. Philip, S., S. Kew1, R. Vautard et al. (2023): Extreme April heat in Spain, Portugal, Morocco & Algeria almost impossible without climate change
  4. Montanari, A., H. Nguyen, S. Rubinetti et al. (2023): Why the 2022 Po River drought is the worst in the past two centuries.Sci. Adv.9
  5. Abrham, J., J. Soukupova and P. Prochazka (2025): Wildfires and Tourism in the Mediterranean: Balancing Conservation and Economic Interests, BioResources 20(1), 500-526
  6. 6,0 6,1 San-Miguel-Ayanz, J., T. Durrant, R. Boca (2024): Forest Fires in Europe, Middle East and North Africa 2023, Publications Office of the European Union, Luxembourg
  7. Costa-Saura, J.M., Bacciu, V., Sirca, C. et al. (2025): The growing link between heatwaves and megafires: evidence from southern Mediterranean countries of Europe. Nat Hazards
  8. Iglesias-Merchan, C., J. López-Santiago, R. Silván-Rico et al. (2024): Impact of Depopulation on Forest Fires in Spain: Primary School Distribution as a Potential Socioeconomic Indicator, Forests 15, no. 11: 1938, https://doi.org/10.3390/f15111938
  9. Hammed, R.A., G.L. Alawode, L.E. Montoya et al. (2024): Exploring Drivers of Wildfires in Spain, Land 13, no. 6: 762, https://doi.org/10.3390/land13060762
  10. El Garroussi, S., F. Di Giuseppe, C. Barnard et al. (2024): Europe faces up to tenfold increase in extreme fires in a warming climate. npj Clim Atmos Sci 7, 30

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