Klimaänderungen im Ostseeraum

Aus Klimawandel
Mittlere Jahrestemperatur in den letzten 10.000 Jahren nach Pollendaten aus Mittelschweden.

Historische Entwicklung

Das Gebiet der heutigen Ostsee wurde gebildet, nachdem die Gletscher der letzten Eiszeit vor 18.000 Jahren begannen, sich langsam zurückzuziehen. Vor 11.000 Jahren endete im Ostseeraum die letzte Eiszeit, und es begann die wärmere Periode des Holozän. Der Meeresspiegel stieg an und das Land hob sich nach dem Abschmelzen der großen Eismassen heraus. Die Hauptursache der klimatischen Änderung war eine stärkere Sonneneinstrahlung, die vor 10.000 Jahren auf dem Höhepunkt war und seitdem wieder langsam abnahm. Nachdem der Fennoskandische Eisschild abgeschmolzen war, begann vor rund 7000 Jahren eine relativ stabile Klimaperiode mit Temperaturen, die 1-2 °C über den gegenwärtigen lagen. Die letzten 1000 Jahre waren gekennzeichnet durch die Mittelalterliche Warmzeit (900 – 1350), die Kleine Eiszeit (1550 – 1850) und die darauf folgende gegenwärtige Wärmeperiode. Besonders kalt war die Periode zwischen 1630 und 1700.[1]

Gegenwärtige Klimaänderung

Die aktuelle Entwicklung ist stark durch die Einbettung des Ostseeraumes in die atmosphärische Zirkulation der nördlichen Hemisphäre bestimmt. Daneben spielen aber auch regionale Zirkulationsmuster eine Rolle. Bei den großräumigen Zirkulationen ist die Nordatlantische Oszillation (NAO) vor allem im Winter dominierend. Bei einer positiven NAO-Phase herrschen starke Westwinde, die für warme und feuchte Winter sorgen. Bei einer negativen NAO herrschen schwache Westwinde und geben dem Einfluss des Sibirischen Kältehochs Raum, das kalte und trockene Winter bewirkt. Von den 1960ern bis Mitte der 1990er Jahre dominierte eine positive NAO; danach ging der Einfluss der Westwinde im Winter zurück. Während die NAO für Schwankungen des Klimas im Ostseeraum über Dekaden verantwortlich ist, haben jüngere Studien ergeben, dass ein großer Teil der Änderungen der Temperatur und des Niederschlags auf anthropogene (vom Menschen gemachte) Einflussfaktoren zurückzuführen ist.[1]

Temperatur

Seit 1871 sind die Temperaturen in drei Phasen merklich angestiegen. Eine erste Erwärmung gab es vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre. Anschließend kühlte sich das Klima bis in die 1960er etwas ab, bis es in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu einer erneuten Erwärmung kam. Die Erwärmung war über den gesamten Zeitraum im nördlichen Teil 0,11 °C pro Jahrzehnt stärker als im südlichen Teil mit 0,08 °C pro Jahrzehnt und insgesamt deutlich stärker als der globale Wert von 0,05 °C. Jahreszeitlich hat sich der Frühling über den gesamten Ostseeraum gemittelt am stärksten erwärmt. Die Erwärmungsrate ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Das gilt insbesondere für den Bottnischen Meerbusen zwischen 1970 bis 2008 mit 0,5 und 0,6 °C im Herbst bzw. Winter. Die Winter 2009/10 und 2010/11 waren allerdings besonders kalt.[1]

Neben den Durchschnittstemperaturen haben sich auch andere Temperaturparameter verändert. So stiegen die Maximumtemperaturen deutlich an, was sich etwa in Polen darin zeigte, dass die Tage mit einer Höchsttemperatur von 25 °C und von 30 °C deutlich zugenommen haben. Die allgemeine Erwärmung hat auch dazu geführt, dass die Länge der kalten Jahreszeit ab- und die der Wachstumszeit zunahm. So ist etwa im letzten Jahrhundert die Anzahl von Wintertagen mit Schneebedeckung in Estland um 29 Tage zurückgegangen, während die Wachstumszeit um 13 Tage zugenommen hat.[1]

Niederschlag

Die Niederschläge haben in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts im Winter und Frühling im Ostseeraum zugenommen. Die Jahresmittel zeigen dagegen unterschiedliche Trends, mit weniger Niederschlägen im nördlichen und mittleren Teil und mehr Niederschlägen im Süden der Region. Dabei fallen die Niederschläge zunehmend als Regen und weniger als Schnee. Entsprechend hat sich seit den 1970er Jahren die Schneebedeckung verringert.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 HELCOM (2013): Climate Change in the Baltic Area: HELCOM thematic assessment in 2013. Balt. Sea Environ. Proc. No. 137


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