Anton Tschechow

Aus Weltliteratur

Anton Pawlowitsch Tschechow (* 17. Januar/29. Januar 1860 in Taganrog, Russland; † 2. Juli/15. Juli 1904 in Badenweiler) war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker.

Tschechow

Biographie

Anton Tschechow wurde als drittes Kind einer Kaufmannsfamilie am 29. Januar 1860 in Taganrog am Asowschen Meer geboren. Sein Vater, dessen eigener Vater ihn erst 1841 aus der Leibeigenschaft frei gekauft hatte, führte einen kleinen Laden, in dem die fünf Kinder mitarbeiteten. Sie und die Mutter litten unter der Despotie des Vaters, der die Kinder arbeiten ließ, um selbst seinen Interessen, der Ikonenmalerei und der Leitung eines Kirchenchors, nachzugehen. Anton besuchte das Gymnasium, war jedoch kein guter Schüler, da ihm die Ladenarbeit zu schaffen machte und ihn die Aufführungen des Provinztheaters mehr interessierten. Die Geschäfte gingen schlecht, der Vater hatte sich durch Spekulationen hoch verschuldet, und der Kaufmannsladen musste aufgeben werden. Die Familie flüchtete vor den Gläubigern und einer möglichen gerichtlichen Verfolgung nach Moskau. Anton blieb jedoch noch drei Jahre in Taganrog, um das Gymnasium zu beenden und hielt sich mit Nachhilfestunden über Wasser. Danach studierte er in Moskau Medizin. Als Student schrieb Anton Tschechow humoristische kurze Erzählungen, die in verschiedenen Moskauer und Petersburger Zeitungen und Zeitschriften mit zunehmendem Erfolg veröffentlicht wurden. Und so wurde er zum Haupternährer der Familie, die in Moskau ein dürftiges Leben in einer Kellerwohnung fristete. In dieser Zeit studiert Tschechow ernsthaft am Tage, und schreibt in der Nacht, und das alles in den denkbar engsten Wohnverhältnissen der Familie.

Schon mit 24 Jahren tauchten bei Tschechow die ersten Symptome der Tuberkulose auf, an der er 20 Jahre später starb. Er hatte gerade sein Studium beendet und eine Praxis eröffnet. Außerdem war gerade ein erster Sammelband mit seinen Erzählungen erschienen. Tschechow war nun beides, Schriftsteller und Arzt. Als Schriftsteller verfügte er bald über größere Einnahmen und konnte seine Familie aus dem Elend befreien. Als Arzt wandte er sich den Armen und den Kranken auf dem Land zu, behandelte sie oft umsonst und sah in der Möglichkeit, den Menschen konkrete Hilfe zu leisten, eine wichtige Pflicht und Aufgabe. Zugleich sammelte er wichtige Erfahrungen für seine schriftstellerische Arbeit. Dem sollte auch eine Reise im April 1890 auf die Sträflingsinsel Sacharin dienen, wo er sich ein Bild von den Häftlingsbedingungen machen wollte. Sein Bericht über seine Beobachtungen, „Die Insel Sacharin“ (russ. 1893), hatte keinerlei Auswirkungen auf die Haftbedingungen, was Tschechow in seiner Skepsis gegenüber der politischen Wirkung von Literatur bestätigt.

Nach einer Reise durch Italien und Frankreich 1891 stand für Tschechow fest, dass sein Wirkungskreis das russische Landleben war, und er engagierte sich verstärkt als Arzt in russischen Dörfern und Provinzstädten. In der Region Serpuchov, südlich von Moskau, kaufte er sich das Gut Melichovo, wo er viele seiner Werke schrieb, aber auch als Arzt, als Gründer einer Schule und eines Krankenhauses praktisch tätig war. Seine eigene Tuberkulose machte ihm jedoch zunehmend zu schaffen, so dass er die Winter immer häufiger im Süden verbrachte, in Italien und meistens auf der Krim. 1898 verkaufte er das Gut Melichovo, um auf der Krim leben zu können. Tschechow wandte sich nun verstärkt dem Theater zu.

Bis dahin war Tschechow vor allem als Erzähler bekannt. Er lernte einflussreiche Verleger kennen, speiste mit Tschaikowsky, besuchte Tolstoi und tauschte sich mit Gorki aus. Seine Versuche, auf dem Theater Fuß zu fassen, enden jedoch zunächst in großen Misserfolgen. Das Manuskript des Plato, das er 1881 am Moskauer Maly-Theater einreicht, stößt dort auf totale Verständnislosigkeit und wird ihm ohne Kommentar zurückgeschickt. Das 1887 für das Korschtheater geschriebene Stück Iwanow erregt bei der Uraufführung einen beispiellosen Skandal und die polizeiliche Räumung des Theaters. Allerdings führte die überarbeitete Fassung des Iwanow ein Jahr später in St. Petersburg zu einem Sensationserfolg. Die Uraufführung der Möwe im Jahre 1896 in St. Petersburg fiel ebenfalls beim Publikum durch und erntete vernichtende Kritiken. Das in einer tiefen Krise steckende russische Theater war dem Drama Tschechows nicht gewachsen. 1898 kam dann jedoch die Wende in Gestalt des von Stanislawskij neu gegründeten Moskauer Künstlertheaters: Seine Inszenierung der Möwe leitete endgültig Tschechows Erfolg auf dem Theater ein. Und das, obwohl Stanisslawskijs Theater zwar in Russland neu, im europäischen Kontext aber ein Nachklapp des Naturalismus war und Tschechow selbst das Stadium des Realismus längst hinter sich gelassen hatte. Entsprechend unzufrieden war Tschechow mit der Aufführung seines Stückes.

Während seines Arztpraktikums sah Tschechow die Uraufführung seines Theaterstücks „Onkel Wanja“. Ernste Themen wurden auch in seinen Erzählungen „Die Steppe“ (1888), „Langweilige Geschichte“ (1889) berührt; zu den späteren Geschichten gehören „Der schwarze Mönch“ (1894) und „Die Bauern“ (1897). Sein zweites langes Theaterstück, die Komödie „Der Waldschrat“ (1889), überarbeitete Tschechow zu dem erfolgreichen Drama „Onkel Wanja“ (1896). Sein Stück „Die Möwe“ (1896) hatte keinen Erfolg gehabt, bis Konstantin Stanislawski es im Moskauer Künstlertheater inszenierte. Er zog sich auf die Krim zurück, um dort seine Tuberkulose zu behandeln, und schrieb dort seine letzten großen Theaterstücke für das Moskauer Künstlertheater: „Drei Schwestern“ (1901) und „Der Kirschgarten“ (1904).

1901 heiratete Tschechow Olga Knipper, eine Schauspielerin, die oftmals die Titelrolle in seinen Theaterstücken auf der Bühne des Moskauer Künstlertheaters gespielt hatte. Aufgrund seiner Lungentuberkulose zog er nach Jalta (Krim/Südukraine, Schwarzmeerküste) um. Dort lebte er einerseits in Jalta aber auch in einem Dorf außerhalb der Stadt, da er - als Arzt und guter Mensch - viele Menschen auch mitten in der Nacht kostenlos behandelte. Wegen dieser Tätigkeit kam er nicht zum Schreiben und mietete die Dorfwohnung an. In dieser Dorfwohnung empfing er auch Maxim Gorki, der ein Schlafverbot für Städte hatte.

1902 schrieb er an den Kritiker Sergei Diaghilew: "Die heutige Kultur ist der Beginn einer Arbeit im Namen einer großen Zukunft, einer Arbeit, die vielleicht noch Zehntausende von Jahren dauern wird, damit die Menschheit, wenn auch in ferner Zukunft, die Wahrheit eines wirklichen Gottes erfahre, das heißt nicht errate und nicht bei Dostojewski suche, sondern klar erkenne, so wie man erkennt, daß zwei mal zwei vier ist."

Im Sommer 1904 ging er in den Kurort Badenweiler in Deutschland. Dort verstarb er am 15. Juli (nach anderen Quellen am 14. Juli). Nach einem Glas Champagner sollen „Ich sterbe“ seine letzten Worte gewesen sein. Das Grab des Dramatikers befindet sich in Moskau.

Werk

Dramen

Das Besondere von Tschechows Stücken liegt in der Abkehr vom aristotelischen Handlungsdrama. In Abgrenzung zu Epik und Lyrik galt das Drama traditionell als durch die Handlung bestimmt. Es mussten Kontrahenten vorhanden sein, und ein Konflikt trieb die Handlung voran, die auf eine Lösung am Ende des Dramas zusteuerte. Bei Tschechow spielt aber die Handlung eine untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihr Innenleben, vor allem ihre Stimmungen. Sie werden in Alltagssituationen hineingestellt, in denen "wichtige" Ereignisse keine größere Bedeutung besitzen als die Zustände des ganz normalen Lebens. Zentrales Thema in Tschechows Stücken ist die Lebensstimmung seiner Protagonisten. Es geht um Erinnerungen und Sehnsüchte, die die Figuren aus der Gegenwart herausfallen lassen zugunsten der Vergangheit und Zukunft. Eine Grundproblem ist daher die Zeit, die verstreicht, ohne dass etwas von Bedeutung geschieht. Und wenn es doch zu einem "dramatisches" Ereignis kommt, einem Selbstmord, einem Duell oder dem Verlust von Haus und Hof, so besitzt dieses Ereignis in der Welt Tschechows nicht mehr Bedeutung als ein Kartenspiel oder die Diskussion um ein Rezept.

Erzählungen

  • Die Dame mit dem Hündchen

Bedeutung und Wirkung

Unterricht

Literatur

  • Bodo Zelinsky (Hrg.) (2003): Tschechows Dramen, Stuttgart

Weblinks

Anton Tschechow Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver


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