Alejo Carpentier

Aus Weltliteratur
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Alejo Carpentier Biographie Alejo Carpentier (*26.12.1904 in Paris – nach anderen Angaben in Lausanne bzw. Havanna; † 24.4.1980 in Paris) ist ein kubanischer Schriftsteller, der als einer der Begründer des lateinamerikanischen „Magischen Realismus“ gilt.

Der als Sohn französisch-russischer Eltern geborene Carpentier wuchs französisch- und spanischsprachig in Havanna auf. Er studierte Architektur, Literatur und Musikwissenschaften, arbeitete für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und musste 1927 wegen Protestaktionen gegen den Diktator Gerardo Machado für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Anschließend geht er für 11 Jahre ins französische Exil. In Paris nimmt Carpentier Kontakt zur surrealistischen Bewegung auf und schreibt seinen ersten Roman (Ecué-Yamba-O, 1933), der sich mit dem Gegensatz der mythischen Kulturen Lateinamerikas und der modernen Zivilisation befasst.

1939 kehrt Carpentier nach Havanna zurück, wo er für den Rundfunk arbeitet und an der Universität Musikwissenschaft lehrt. 1945 flieht er vor dem Terror der Batista-Diktatur erneut, dieses Mal nach Venezuela. Hier arbeitet er für eine Werbeagentur und lehrt an einer Kunsthochschule in Caracas Kunstgeschichte. 1949 erschien von ihm der Roman El reino de este mundo von 1949 (dt. Das Reich von dieser Welt, 1964), der Erfahrungen einer Reise nach Haiti im Jahre 1943 verarbeitet und dessen berühmtes Vorwort als Manifest des Magischen Realismus gilt. In dem lateinamerikanischen Gegenprogramm zum europäischen Surrealismus, der von ihm als künstlich und gewollt kritisiert wird, formuliert Carpentier zum ersten Mal seine Vorstellungen vom „wunderbar Wirklichen“, das in Lateinamerika im alltäglichen Leben der Menschen existiert und hier authentisch erfahrbar ist.

Mit der kubanischen Revolution 1959 kehrt Carpentier wieder nach Kuba zurück und wird 1962 Leiter des staatlichen Nationalverlages und Vizepräsident des kubanischen Schriftstellerverbandes. Es erscheint sein erfolgreichster Roman Explosion in der Kathedrale (im Original 1963, dt. 1965) und Carpentier wird zu einem der bekanntesten Schriftsteller Lateinamerikas. 1966 schickt Castro ihn als Kulturattaché der kubanischen Botschaft nach Paris. In dieser Zeit erscheinen weitere Romane wie Staatsraison (1974; 1976) und Le Sacre du Printemps (1978; 1993). Am 24.4.1980 stirbt Carpentier in der französischen Hauptstadt.