Mateo Alemán
Mateo Alemán (1547-1613) war ein spanischer Schriftsteller des sog. "Goldenen Zeitalters" der spanischen Literatur (16. und 17. Jahrhundert), dem auch Miguel de Cervantes, Pedro Calderón de la Barca und Lope de Vega. Er ist literaturgeschichtlich neben dem unbekannten Verfasser des Lazarillo des Tormes vor allem als Begründer des Schelmen- oder Pikaroromans (nach span. picaro = der Schelm) bekannt und war somit ein Vorläufer von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (Der abenteuerliche Simplicissimus, 1668) und Günter Grass (Die Blechtrommel, 1959).
Leben
Viel ist über Mateo Alemáns Leben nicht bekannt. Er wurde in Sevilla geboren und studierte dort und in Salamanca Medizin. 1568 hatte er eine Stelle beim königlichen Schatzwesen. Durch diese Arbeit geriet er in einen Rechtsstreit und musste für eine gewisse Zeit ins Gefängnis. Später wanderte er nach Mexiko aus und starb dort nach einigen Jahren
Werk
Mateo Alemáns bekanntestes Werk ist der Guzman von Alfarache, dessen 1. Teil 1599 und 2.Teil 1604 erschien. Vorbild für den Guzman von Alfarache ist der 1554 erschienene Lazarillo des Tormes, dessen Verfasser unbekannt ist. Von diesem Vorbild übernimmt Alemán die Ich-Perspektive und die episodenhafte Handlungsstruktur. Die Lebensgeschichte des Guzman wird aus der späteren Perspektive wie eine Art Beichte eines verbrecherischen Lebens erzählt. Guzman kennt seine wirkliche Herkunft nicht und begibt sich eines Tages als naiver Jüngling in die große Welt. Hier begegnet er nur Menschen, die ihn betrügen, belügen und bestehlen. Er passt sich den Verhältnissen jedoch rasch an und wird selbst zu einem gerissenen Betrüger und Dieb. Dabei bringt er es zu einem gewissen Reichtum, kann sich einen Diener Leisten und reist in der Welt herum, von Toledo nach Genua und nach Rom und wieder zurück nach Spanien. In Madrid heiratet er und wird Kaufmann. Jetzt kann er andere als Ehrenmann betrügen. Die Geschäfte laufen jedoch schlecht, seine Frau stirbt und Guzman verarmt. Er wird erfolgreicher Student der Theologie und heiratet zum zweiten Mal eine Wirtstochter, die ihm jedoch bald mit einem Kapitän davonläuft. Guzman besinnt sich wieder auf's Gaunerleben, wird jedoch eines Tages erwischt und landet zur Strafe auf einer Galeere. Die bitteren Erfahrungen als Galeerensklave bewirken endlich den Entschluss, ein besserer Mensch zu werden.
Anders als der Lazarillo des Tormes ist Alemáns Guzman von Alfarache nicht primär durch die Gesellschaftssatire geprägt. Die primäre Absicht des Romans ist es, den Leser zu belehren und ihn am Beispiel des verfehlten Lebens des Erzählers vor einem falschen Lebensweg zu warnen. Dennoch ist auch die Kritik an der durch den Klerus geprägten damaligen Gesellschaft scharf und durch einen unerbittlichen Zynismus bestimmt.
Rezeption
Alemáns Guzman von Alfarache hatte in Spanien einen außergewöhnlichen Erfolg und wurde schnell in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. In Deutschland diente die freie Übersetzung von Aegidius Albertinus von 1615 Grimmelshausen als Anregung für seinen Simplicissimus.
Ein modernes literarisches Denkmal setzte Fritz Rudolf Fries Mateo Alemán in seinem Roman Die Nonnen von Bratislava (1994), in dem er Alemáns Schwierigkeiten mit der Inquisition mit dem Verhältnis eines ehemaligen DDR-Romanisten zur Stasi in Beziehung setzt.