Julius Fučík
Julius Fucik – ein tschechischer Reporter
Julius Fucik ist weltweit bekannt für sein Werk „Reportage unter dem Strang geschrieben“. Dabei war es weder das erste, noch sein einziges Buch – eigentlich gar nicht sein Buch. Es wurde erst nach seinem Tod von seiner Frau Gusta Fucikova basierend auf den wiedergefundenen Aufzeichnungen aus Fuciks Haftzeit rekonstruiert und herausgegeben.
Geboren am 23.Februar 1903 in Prag-Smichov war Fucik zu Lebzeiten ein populärer linker Journalist, der sich durch Theater- und Literaturkritiken sowie durch Reportagen über die Sowjetunion einen Namen gemacht hatte. Über sein literarisches Schaffen formulierte er selber: "Ich habe zahlreiche kulturelle und politische Artikel geschrieben, Reportagen, Literatur- und Theaterstudien und Referate. Viele von ihnen gehören dem Tag und sind mit dem Tag gestorben. Lasst sie liegen. Einige jedoch gehören dem Leben." In den dreißiger Jahren bereiste er zweimal für längere Zeit im Auftrag der tschechischen Zeitung „Tvorba“ die Sowjetunion und berichtete vom sozialistischen Aufbau. Fuciks Augenmerk lag dabei weniger auf den propagandistisch präsentierten Ergebnissen als vielmehr auf den Menschen, denjenigen, die einen Sozialismus errichten wollten, denen er in Monaten seines Aufenthaltes nähergekommen war. Da er selber sozialistische Positionen vertrat, geriet er in den 30er Jahren mehrfach in Konflikt mit der konservativen Regierung in Prag, die Teile seiner Arbeiten auf den Index setzte. Er verstand sich dennoch als Tscheche, der aus nationaler Verantwortung mit seinen journalistischen Möglichkeiten zur Mobilisierung der tschechischen Bevölkerung beitrug, als 1938 die Bedrohung durch den deutschen Faschismus zunahm.
Nach dem Einmarsch der Nazitruppen im Frühjahr 1939 ging Fucik in den Untergrund, um wenig später als Prof. Horak wieder nach Prag zurückzukehren. Dort schrieb er für die Untergrundzeitung der kommunistischen Partei, dem „Rude Pravo“, und arbeitete im antifaschistischen Widerstand. Seine Verhaftung erfolgte mehr durch Zufall. Als die Gestapo jedoch realisierte, wen sie in ihren Fängen hatten, begann eine lange Zeit der Verhöre im Prager Gestapo-Gefängnis Pankrac. In dieser Zeit fand Julius Fucik mit Unterstützung zweier tschechischen Aufseher eine Möglichkeit, Aufzeichnungen zu machen und sie unentdeckt aus der Haftanstalt schmuggeln zu lassen. Oft ist spekuliert worden, ob diese Aufzeichnungen der Gestapo als Informationen gedient hätten. Alle bekannten Dokumente belegen jedoch, dass Fuciks Texte tatsächlich niemals in den Händen der Gestapo waren. Sie wurden von einer Verwandten des tschechischen Aufsehers Adolf Kolinsky versteckt. Es wäre nicht nachvollziehbar, warum die Gestapo ihre Verhöre und andere Repressalien hätte fortsetzen sollen, wenn sie bereits auf diesem Wege die gewünschten Informationen erhalten hätte. Die Aufzeichnungen brechen mit dem 9.Juni 1943 mit Hinweis auf die bevorstehende Verlegung aus dem Pankrac ab. Von da an führte Fuciks Weg über Bautzen nach Berlin, wo der „Volksgerichtshof“ ihn wegen Hochverrates zum Tode verurteilte. Seine Hinrichtung erfolgte am 9.September 1943 im Zusammenhang mit einer Mordaktion gegen zahlreiche ausländische Häftlinge in Plötzensee. Gusta Fucikova, die zu diesem Zeitpunkt im KZ Ravensbrück interniert war, bekam erst nach Kriegsende Gewissheit über das Schicksal ihres Mannes.
Als sie nach Prag zurückgekehrt von den Aufzeichnungen ihres Mannes Kenntnis bekam, setzte sie alles daran sie zu veröffentlichen. Die Resonanz war so erstaunlich, dass der Text schon bald in deutscher Sprache (im Wiener Globus-Verlag) und später in über neunzig Sprachen der Welt übersetzt und verbreitete wurde. Erst im Jahre 2000 erschien in Deutschland die erste vollständige Übersetzung der Aufzeichnungen von Julius Fucik in der „Bibliothek des Widerstands“ im Pahl – Rugenstein – Verlag, Bonn.