Die Disteln des Baragan
Diese Erzählung widmete Panait Istrati den im Bauernaufstand von 1907 11.000 ermordeten Bauern.
Der Baragan, ein Steppengebiet in Rumänien, das zwischen dem südöstlichen Karpatenvorland und der Donau liegt, war Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts noch immer geprägt von feudalen Zuständen. Die Erzählung wird aus der Perspektive des kleinen Jungen Matache wiedergegeben, der mit seinem Vater in einem Pferdewagen quer durch den Baragan zieht, getrieben von Armut, mit brennendem Hunger im Magen und immer auf der Suche nach einer menschenwürdigen Bleibe und der Hoffnung auf eine Chance. Symbolisch erscheinen da die Disteln des Baragans, die sobald der kalte Ostwind sie von den Sträuchern reißt, eine ziellose Reise beginnen. Nach dem Tod des Vaters zieht Matache mit seinem besten Freund Ionel durch die Steppe. Sie jagen den Disteln hinterher und werden schließlich in einem kleinen Dorf, bei Ionels Bruder und dessen Familie, seßhaft. Hier hat Matache sein erstes Liebeserlebnis und reift zu einem Erwachsenen heran. Doch das beschriebene Tagesgeschehen in der Ortschaft deutet immer mehr auf den sich anbahnenden Bauernaufstand und dessen blutiges Ende hin. Repressalien seitens der Ordnungshüter und Verurteilungen zum Tod führen zur Eskalation der schon angespannten Lage. Die Regierung des damaligen Königreichs Rumänien setzte Kanonen ein, um die Aufständischen niederzumetzeln. Die Erzählung endet damit, dass sich die beiden chancenlosen Jungen Matache und Ionel, die das Massaker überleben, auf eine weitere ziellose Reise begeben, nur dass sie diesmal nicht den Disteln hinterherjagen, sondern die „Disteln“ hinter ihnen her sind.