Anton Tschechow
Anton Pawlowitsch Tschechow (* 17. Januar/29. Januar 1860 in Taganrog, Russland; † 2. Juli/15. Juli 1904 in Badenweiler) war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker.
Biographie
Anton Pawlowitsch Tschechow wurde am 29. Januar 1860 in der südrussischen Hafenstadt Taganrog in einem kleinen Haus in der Polizejskaja-Straße („Polizeistraße“) als drittes Kind von insgesamt sechs Geschwistern geboren. Die Mutter des Schriftstellers, Jewgenija (russ. für Eugenia) war eine hervorragende Geschichtenerzählerin, und sein Erzählertalent hat Tschechow wahrscheinlich von ihr. Auch Lesen und Schreiben hat ihn die Mutter gelehrt.
Mit acht Jahren ging er zur lokalen Grundschule, wo er sich als ein durchschnittlicher Schüler zeigte. Eher zurückhaltend und reserviert, hatte er trotzdem den Ruf eines Schelms wegen seiner satirischen Kommentare und Unarten sowie der Fähigkeit, die Lehrer mit humorvollen Spitznamen zu bezeichnen. Er hatte eine Vorliebe für Amateurtheaterstücke und besuchte häufig die Aufführungen des Provinztheaters.
Als Jugendlicher versuchte er kurze Anekdoten, possenhafte und witzige Geschichten zu schreiben. Ein erstes, zu jener Zeit entstandenes Theaterstück, welches den Titel „Die Vaterlosen“ erhalten sollte, galt als vernichtet. Heute geht man davon aus, dass es sich dabei um das Stück „Platonow" handelt (1920 als Manuskript ohne Titel entdeckt, 1923 veröffentlicht).(PLATONOW, Schauspiel Stuttgart / Staatstheater Stuttgart, Programmheft, Oktober 2005, S. 8) Nach dem Schulabschluss ging er nach Moskau, um an der medizinischen Fakultät der Moskauer Universität sein Diplom als Arzt zu erwerben. Er musste Eltern und Geschwister ernähren. Tschechow betätigte sich als Arzt und schrieb Beiträge für humoristische Journale und populäre Zeitungen. Seit 1882 schrieb er für eine Sankt Petersburger Zeitung. Auf seinem Landgut bei Moskau hat er Bauern kostenlos behandelt. Die wissenschaftliche Basis und die medizinische Erfahrung als Dorfarzt trugen bedeutend zum Realismus seiner reifen Werke bei. Der bereits lungenkranke Schriftsteller nahm 1890 klaglos die Strapazen einer Reise durch Sibirien auf sich, um über Zwangsarbeit auf der Gefangeneninsel Sachalin im Stillen Ozean zu berichten. Der Reisebericht schildert erschütternd das "Leben" von Ausgegrenzten im Zarenreich.
Während seines Arztpraktikums sah Tschechow die Uraufführung seines Theaterstücks „Onkel Wanja“. Ernste Themen wurden auch in seinen Erzählungen „Die Steppe“ (1888), „Langweilige Geschichte“ (1889) berührt; zu den späteren Geschichten gehören „Der schwarze Mönch“ (1894) und „Die Bauern“ (1897). Sein zweites langes Theaterstück, die Komödie „Der Waldschrat“ (1889), überarbeitete Tschechow zu dem erfolgreichen Drama „Onkel Wanja“ (1896). Sein Stück „Die Möwe“ (1896) hatte keinen Erfolg gehabt, bis Konstantin Stanislawski es im Moskauer Künstlertheater inszenierte. Er zog sich auf die Krim zurück, um dort seine Tuberkulose zu behandeln, und schrieb dort seine letzten großen Theaterstücke für das Moskauer Künstlertheater: „Drei Schwestern“ (1901) und „Der Kirschgarten“ (1904).
1901 heiratete Tschechow Olga Knipper, eine Schauspielerin, die oftmals die Titelrolle in seinen Theaterstücken auf der Bühne des Moskauer Künstlertheaters gespielt hatte. Aufgrund seiner Lungentuberkulose zog er nach Jalta (Krim/Südukraine, Schwarzmeerküste) um. Dort lebte er einerseits in Jalta aber auch in einem Dorf außerhalb der Stadt, da er - als Arzt und guter Mensch - viele Menschen auch mitten in der Nacht kostenlos behandelte. Wegen dieser Tätigkeit kam er nicht zum Schreiben und mietete die Dorfwohnung an. In dieser Dorfwohnung empfing er auch Maxim Gorki, der ein Schlafverbot für Städte hatte.
1902 schrieb er an den Kritiker Sergei Diaghilew: "Die heutige Kultur ist der Beginn einer Arbeit im Namen einer großen Zukunft, einer Arbeit, die vielleicht noch Zehntausende von Jahren dauern wird, damit die Menschheit, wenn auch in ferner Zukunft, die Wahrheit eines wirklichen Gottes erfahre, das heißt nicht errate und nicht bei Dostojewski suche, sondern klar erkenne, so wie man erkennt, daß zwei mal zwei vier ist."
Im Sommer 1904 ging er in den Kurort Badenweiler in Deutschland. Dort verstarb er am 15. Juli (nach anderen Quellen am 14. Juli). Nach einem Glas Champagner sollen „Ich sterbe“ seine letzten Worte gewesen sein. Das Grab des Dramatikers befindet sich in Moskau.
Werk
Dramen
Das Besondere von Tschechows Stücken liegt in der Abkehr vom aristotelischen Handlungsdrama. In Abgrenzung zu Epik und Lyrik galt das Drama traditionell als durch die Handlung bestimmt. Es mussten Kontrahenten vorhanden sein, und ein Konflikt trieb die Handlung voran, die auf eine Lösung am Ende des Dramas zusteuerte. Bei Tschechow spielt aber die Handlung eine untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihr Innenleben, vor allem ihre Stimmungen. Sie werden in Alltagssituationen hineingestellt, in denen "wichtige" Ereignisse keine größere Bedeutung besitzen als die Zustände des ganz normalen Lebens. Zentrales Thema in Tschechows Stücken ist die Lebensstimmung seiner Protagonisten. Es geht um Erinnerungen und Sehnsüchte, die die Figuren aus der Gegenwart herausfallen lassen zugunsten der Vergangheit und Zukunft. Eine Grundproblem ist daher die Zeit, die verstreicht, ohne dass etwas von Bedeutung geschieht. Und wenn es doch zu einem "dramatisches" Ereignis kommt, einem Selbstmord, einem Duell oder dem Verlust von Haus und Hof, so besitzt dieses Ereignis in der Welt Tschechows nicht mehr Bedeutung als ein Kartenspiel oder die Diskussion um ein Rezept.
Erzählungen
- Die Dame mit dem Hündchen
Bedeutung und Wirkung
Unterricht
Literatur
- Bodo Zelinsky (Hrg.) (2003): Tschechows Dramen, Stuttgart
Weblinks
Anton Tschechow Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver
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