Ilias: Unterschied zwischen den Versionen

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==Historisch-mythologischer Kontext==
==Historisch-mythologischer Kontext==
Troja ist eine sagenumwobene Stadt der frühen Antike, deren historische Existenz bis heute nicht als gesichert gilt. Sie soll um 1200 v. Chr. durch ein griechisches Heer zehn Jahre lang belagert und am Ende erobert worden sein. Es gab bereits vor Homer eine breite Erzähltradition um den Trojanischen Krieg, die auch nach Homer noch ausgeweitet wurde, z.B. durch die [[Äneis]] von [[Vergil]]. Schon in der vorhomerischen Zeit wurde die Geschichte um Troja von fahrenden Sängern, sog. Rhapsoden, überliefert, die zu Instrumentalbegleitung über die Taten der mythischen Helden bei festlichen Gelegenheiten an Fürstenhöfen berichteten. Als Grund des Krieges um Troja gilt die Entführung der schönen Helena durch den troischen Königssohn Paris. Helena ist die Frau des Menelaos und damit die Schwägerin des mächtigen Griechen-Königs Agamemnon. Die Griechen sammeln darauf eine gewaltige Streitmacht und eine große Flotte, mit der sie vor die Tore Trojas ziehen, um Helena zurück zu holen.
Troja ist eine sagenumwobene Stadt der frühen Antike, deren historische Existenz bis heute nicht als gesichert gilt. Sie soll um 1200 v. Chr. durch ein griechisches Heer zehn Jahre lang belagert und am Ende erobert worden sein. Es gab bereits vor Homer eine breite Erzähltradition um den Trojanischen Krieg, die auch nach Homer noch ausgeweitet wurde, z.B. durch die [[Aeneis]] von [[Vergil]]. Schon in der vorhomerischen Zeit wurde die Geschichte um Troja von fahrenden Sängern, sog. Rhapsoden, überliefert, die zu Instrumentalbegleitung über die Taten der mythischen Helden bei festlichen Gelegenheiten an Fürstenhöfen berichteten. Als Grund des Krieges um Troja gilt die Entführung der schönen Helena durch den troischen Königssohn Paris. Helena ist die Frau des Menelaos und damit die Schwägerin des mächtigen Griechen-Königs Agamemnon. Die Griechen sammeln darauf eine gewaltige Streitmacht und eine große Flotte, mit der sie vor die Tore Trojas ziehen, um Helena zurück zu holen.


==Thema==
==Thema==

Version vom 8. Juni 2009, 13:17 Uhr

Die Ilias ist das früheste bekannte Epos Homers und wahrscheinlich um 730 v. Chr. entstanden. Sie ist damit das älteste erhaltene griechische und zugleich abendländische Werk der Weltliteratur.

Der Titel

Der Titel "Ilias" stammt nicht von Homer selbst, sondern ist eine spätere Erfindung. Er bedeutet soviel wie die Dichtung von Ilion, wobei Ilion ein anderer Name für Troja ist.

Historisch-mythologischer Kontext

Troja ist eine sagenumwobene Stadt der frühen Antike, deren historische Existenz bis heute nicht als gesichert gilt. Sie soll um 1200 v. Chr. durch ein griechisches Heer zehn Jahre lang belagert und am Ende erobert worden sein. Es gab bereits vor Homer eine breite Erzähltradition um den Trojanischen Krieg, die auch nach Homer noch ausgeweitet wurde, z.B. durch die Aeneis von Vergil. Schon in der vorhomerischen Zeit wurde die Geschichte um Troja von fahrenden Sängern, sog. Rhapsoden, überliefert, die zu Instrumentalbegleitung über die Taten der mythischen Helden bei festlichen Gelegenheiten an Fürstenhöfen berichteten. Als Grund des Krieges um Troja gilt die Entführung der schönen Helena durch den troischen Königssohn Paris. Helena ist die Frau des Menelaos und damit die Schwägerin des mächtigen Griechen-Königs Agamemnon. Die Griechen sammeln darauf eine gewaltige Streitmacht und eine große Flotte, mit der sie vor die Tore Trojas ziehen, um Helena zurück zu holen.

Thema

Die Ilias setzt zu Beginn des zehnten Kriegsjahres ein und stellt 51 Tage des Krieges dar. Trotz der zahlreichehn Kampfszenen geht es in ihr jedoch nicht primär um die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Griechen und Troern, sondern um den persönlichen Konflikt zwischen dem griechischen Heerführer Agamemnon und seinem stärksten Krieger Achill. Und das eigentlich Thema der Ilias ist der aus diesem Konflikt entspringende Zorn des Achill. Es wird gleich zu Beginn der Ilias benannt: "Den Zorn singe, Göttin, des Peleus-Sohn Achilleus"

Inhalt

Die Ilias beginnt mit dem Konflikt zwischen dem Heerführer Agamemnon und seinem stärksten Krieger Achill vor den Toren Trojas. Anlass ist der Streit um eine erbeutete Frau. Nachdem Agamemnon seine eigene Kriegsbeute, die Tochter eines Apollonpriesters, freigeben musste, will er sich aus Prestigegründen an Agamemnons weiblicher Beute schadlos halten. Dadurch fühlt sich Achill in seiner Ehre gekränkt und verfällt in blindwütigen Zorn. Er weigert sich, an den Kämpfen der Griechen gegen Troja weiter teilzunehmen, und droht mit der Abreise nach Griechenland. Achills Ausscheiden ermuntert die Troer nach neun Jahren Belagerung, zur offenen Feldschlacht vor der Stadt anzutreten. Es gelingt ihnen, die Griechen bis zu ihren an Land gezogenen Schiffen zurückzudrängen und einige der Schiffe in Brand zu stecken. Auch in dieser Situation ist Achill nicht bereit, seinen Landsleuten beizustehen, erlaubt aber seinem Freund Patroklos, in die Kämpfe einzugreifen. Patroklos kann die Troer von den Schiffen zurückdrängen. Er wird dann aber von Hektor, dem besten troischen Kämpfer, erschlagen. Erst jetzt kommt es zum Sinneswandel Achills. Er söhnt sich mit Agamemnon aus und tritt gegen die Troer an, um Patroklos zu rächen. Hektor tritt gegen Achill an, wird von ihm jedoch dreimal um die Stadt getrieben und schließlich erschlagen.

Ein Teil der Handlung der Ilias spielt in der Welt der Götter, die mehrfach in das Geschehen eingreifen. Gleich zu Beginn schickt Apollon eine Seuche über das griechische Heer, weil Agamemnon die Tochter eines Priesters geraubt hat und sich weigert, sie zurück zu geben. Hinter den zeitweiligen Niederlagen der Griechen steckt ein Plan des Zeus, des unumschränkten Herrschers der Götterfamilie, für Achills Demütigung an Agamemnon Rache zu nehmen. Gelegentlich arbeiten die Götter auch gegeneinander und setzten sich für ihre jeweiligen Lieblinge in der Menschenwelt ein. Da Zeus nicht alle Götter in seinen Plan eingeweiht hat, helfen seine Frau Hera und sein Bruder Poseidon z.T. durch geschickte Täuschungen des obersten Gottes den Griechen. Als Troer und Griechen dem drohenden totalen Krieg durch einen Zweikampf zwischen Menelaos, dem einstigen, und Paris dem jetzigen Ehemann Helenas, zu entgehen versuchen, verleitet Zeus' Tochter Athene einen Troer dazu, den verabredeten Waffenstillstand durch einen hinterhältigen Pfeilschuss zu brechen. Zeus' Sohn Apollon kämpft eindeutig für die Troer und ist entscheidend am Tod des Achilles-Freundes Patroklos beteiligt. Die Zeus-Kinder Aphrodite und Ares setzen sich ebenfalls für die Troer ein. Auch das versöhnliche Ende der Ilias ist Verdienst der Götter. Als Achill in seinem Groll über den Tod des Freundes die Leiche Hektors schändet, regt sich Mitleid bei den Göttern und sie veranlassen Achill, die Leiche an Priamos, den Vater Hektors und König der Troer, zur Bestattung frei zu geben.

Interpretation

Den Stoff der Ilias bilden zahlreiche Heldenlieder und Mythen aus vorhomerischer Zeit, die über die Jahrhunderte von Rhapsoden tradiert worden waren. Die besondere Leistung Homers besteht darin, diese Fülle an Geschichten über Götter und Helden zu einem einzigen Werk zusammengefügt und zu einem einzigen Thema integriert zu haben. Dieses Thema ist nicht der politisch-historische Kampf um Troja, sondern eine menschliche Regung, Achills Zorn. Damit verabschiedet sich die Ilias von Preis und Ruhm übermenschlicher Kriegs- und Heldentaten und geht den Gründen und den Folgen menschlicher Gefühle und Beziehungen nach. Sie zeigt, wie aus verletztem Ehrgefühl und Geltungssucht bei Agamemnon das Bedürfnis nach Demütigung Achills resultiert. Auch Achills Groll über Agamemnons Verhalten ist aus der Sache und angesichts der Aufgabe, nach neun Jahren Belagerung endlich Troja zu erobern, nicht gerechtfertigt. Die Konsequenzen, die Achill zieht, gleichen eher kindlicher Trotzhaltung und sind eines großen Helden, der auch an die Folgen seines Tuns denken sollte, nicht würdig. Auch bei dem weiteren Verhalten des großen Helden betont die Ilias seine menschlichen Schwächen. Der Höhepunkt ist in dieser Hinsicht sicher die Schändung der Leiche Hektors, die Achill immer wieder um das Grab seines Freundes Patroklos schleift. Konsequent folgt auf die Hybris die Ankündigung seines baldigen Todes. Strukturell ist damit die Grundkonzeption der großen griechischen Tragödien des 5. Jahrhunderts von Aischylos, Sophokles und Euripides vorweggenommen, in denen ebenso auf Maßlosigkeit und Hybris der Untergang folgt.

Der menschliche Blick trifft nicht nur die Griechen vor Troja, sondern auch deren Gegner. Beispielhaft ist die anrührende Szene, in der Hektor sich vor seinem Kampf gegen Achill von Frau und Kind verabschiedet. Hier wird Trojas bester Kämpfer von seiner privatesten Seite gezeigt. Der große Held tritt als liebender Ehemann und Vater auf, seine Frau Andromache als angstvolle Mutter und später als trauernde Gattin. Die Ilias ist anders als manche moderne Heldengeschichte weit davon entfernt, die Gegner einer kriegerischen Auseinandersetzung als die Guten einerseits und Bösen andererseits zu dämonisieren. Die Protagonisten beider Seiten werden in ihren menschlichen Stärken und Schwächen dargestellt. Und das gilt erstaunlicherweise auch für die dritte Gruppe von Akteuren in dem Kampf um Troja, die Götter. Die Götterwelt ist in der Ilias nach dem Muster einer menschlichen Familie geordnet, mit Zeus als Familienoberhaupt, Hera als dessen Gattin und einer ganzen Reihe von Töchtern und Söhnen wie z.B. Athene, Aphrodite, Apollon und Hermes. Und in dieser großen Familie gibt es allerlei Zwist, Eifersüchteleien, Täuschungsmanöver, Betrug, aber auch Mitleid, Hilfsbereitschaft und Verzeihen - ganz wie im normalen menschlichen Leben. So ist die Ilias durch alle Göttermythen und Heldensagen hindurch letztlich eine Geschichte menschlicher Auseinandersetzungen, Konflikte und Versöhnungen, wie sie auch jenseits der großen überlieferten Ereignisse das Alltagsleben der Meschen bestimmen.

Wirkungen

Der Stoff der Ilias hat schon in der Antike zahlreiche Neubearbeitungen und Fortsetzungen erfahren. Aischylos hat in der Orestie die tragische Rückkehr Agamemnons behandelt, bei der der Griechen-König von seiner Frau und deren Geliebten ermordet wird und diese wiederum von dem Sohn Agamemnons, Orest, umgebracht werden. Die Troerinnen des Euripides widmen sich dem Schicksal der Frauen Trojas nach dessen Zerstörung.

Unterricht

Interessant ist ein Vergleich der "Ilias" mit der modernen Fantasy-Literatur, z.B. Tolkiens "Herr der Ringe", aber auch mit Filmen wie "Krieg der Sterne" von George Lukas oder den zahlreichen, Motive der Mythologie aufgreifenden Brett- und Computerspielen. Vor allem im Hinblick auf die Darstellung und Bewertung gegnerischer Parteien kann hier die Besonderheit der "Ilias" deutlich gemacht werden. Schwieriger ist ein Vergleich mit dem ebenfalls vielschichtigen "Nibelungenlied".

Weblinks

  • Homer: Ilias Vollständiger Text der deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voss in der Freien digitalen Bibliothek
  • Ilias Text der deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voss im Projekt Gutenberg
  • Ilias Text der deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voss bei Zeno.org


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