William Shakespeare: Unterschied zwischen den Versionen

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In Deutschland hat die Shakespeare-Rezeption eine wechselvolle Geschichte, in der der Dichter für die verschiedensten Interessen in Dienst genommen wurde.
In Deutschland hat die Shakespeare-Rezeption eine wechselvolle Geschichte, in der der Dichter für die verschiedensten Interessen in Dienst genommen wurde.


Von großer Bedeutung ist Shakespeare für die Literaturtheorie der Aufklärung bei Gotthold Ephraim Lessing (im ''17. Literaturbrief'' 1759), für die Dramatiker des Sturm und Drang etwa bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (''Briefe über Merckwürdigkeiten der Litteratur'', 1766/67), bei Johann Gottfried Herder (''Von deutscher Art und Kunst'', 1773) und Johann Wolfgang von Goethe (''Rede zum Shäkespears Tag'', 1771); jedoch ebenso für die deutsche Romantik und die Dramentheorie des 19. Jahrhunderts. Der im frühen 18. Jahrhundert noch tonangebende Theoretiker Johann Christoph Gottsched, der dem französischen Klassizismus des 17. Jahrhunderts verpflichtet war und dem folglich die den drei Aristotelischen Einheiten entsprechenden französischen Stücke viel eher zusagten, äußerte sich noch, wie Voltaire vor ihm, recht abfällig über Shakespeare. Doch nun wurde Shakespeare über die Bewunderung der neuen literarischen Wortführer zum Prototyp des Genies.
Von großer Bedeutung ist Shakespeare für die Literaturtheorie der Aufklärung bei Gotthold Ephraim Lessing (im ''17. Literaturbrief'' 1759), für die Dramatiker des Sturm und Drang etwa bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (''Briefe über Merckwürdigkeiten der Litteratur'', 1766/67), bei Johann Gottfried Herder (''Von deutscher Art und Kunst'', 1773) und Johann Wolfgang von Goethe (''Rede zum Shäkespears Tag'', 1771); jedoch ebenso für die deutsche Romantik und die Dramentheorie des 19. Jahrhunderts. Der im frühen 18. Jahrhundert noch tonangebende Theoretiker Johann Christoph Gottsched, der dem französischen Klassizismus des 17. Jahrhunderts verpflichtet war und dem folglich die den drei Aristotelischen Einheiten entsprechenden französischen Stücke viel eher zusagten, äußerte sich noch, wie [[Voltaire]] vor ihm, recht abfällig über Shakespeare. Doch nun wurde Shakespeare über die Bewunderung der neuen literarischen Wortführer zum Prototyp des Genies.


Dass die Deutschen eine besondere Affinität zu Shakespeare haben, lässt sich auch an der bereits 1864 erfolgten Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft erkennen. Im Zuge des deutschen Chauvinismus des neunzehnten Jahrhundert wurde Shakespeare sogar als der „dritte deutsche Klassiker“ neben Goethe und Schiller beansprucht (Wilhelm Jordan).
Dass die Deutschen eine besondere Affinität zu Shakespeare haben, lässt sich auch an der bereits 1864 erfolgten Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft erkennen. Im Zuge des deutschen Chauvinismus des neunzehnten Jahrhundert wurde Shakespeare sogar als der „dritte deutsche Klassiker“ neben Goethe und Schiller beansprucht (Wilhelm Jordan).

Version vom 7. Mai 2009, 12:15 Uhr

William Shakespeare

Biographie

Das Shakespeare-Bild im Wandel der Zeiten

Shakespeares Leben ist zwar so gut dokumentiert wie kein anderes eines Bürgers der englischen Renaissance. Spätere Epochen fanden die überlieferten Daten jedoch zu lückenhaft für die Biographie eines berühmten Dichters. Und nicht wenige Shakespeare-Bewunderer kommender Jahrhunderte konnten sich nicht damit abfinden, dass der verbürgte Teil von Shakespeares Leben so gar nicht das Bild eines Dichters von Weltrang wiedergab, sondern einen Aufsteiger, Grundstücksspekulanten und Besitzbürger zeichnete.

Wegen der dürftigen und die Phantasie wenig beflügelnden Lebensdaten schuf sich jede Epoche ihren eigenen Shakespeare, der der Bewunderung für das Werk mehr entsprach als der geschäftstüchtige Bürger der überlieferten Fakten. Im 17. Jahrhundert, unmittelbar nach Shakespeares Tod, waren zahlreiche Anekdoten über ihn im Umlauf, die schon im Jüngling den genialen Dichter zeichneten und die Lücken der Biographie zu schließen bemüht waren. Das 18. und frühe 19. Jahrhundert war eine Zeit der Idealisierung Shakespeares, ganz besonders in Deutschland. Shakespeare galt als Dichter schlechthin, als Originalgenie und unübertroffene Naturbegabung. Die biographischen Fakten ließ man beiseite und versuchte aus der Dichtung selbst, besonders aus den als Stimme des Dichters verstandenen Sonetten, einen anderen Shakespeare zu konstruieren, der dem eigenen Idol vom Dichter entsprach. Besonders Lessing, Herder und Goethe erhoben Shakespeares Werk in Abgrenzung gegen die französische Klassik zum Vorbild aller Dichtkunst. Das vom Sturm und Drang bis zur Romantik errichtete übermenschliche Shakespeare-Bild führte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts dazu, dass den historischen Daten nicht mehr getraut wurde und selbst die Forschung sich dazu verstieg, dem biographisch überlieferten Shakespeare die Autorschaft über seine Werke abzuerkennen. Ein Grundstücksspekulant könnte unmöglich der Autor eines Hamlet oder Othello sein. So wurde denn nach würdigeren Verfassern gesucht, die man z.B. in dem Philosophen Francis Bacon oder dem Grafen Edward de Vere zu finden meinte.

Im 20. Jahrhundert hat man sich mit den Tatsachen abgefunden. Shakespeares wenig anregende Biographie ist das eine, seine reichhaltige Dichtung das andere. Man akzeptierte den Geschäftsmann Shakespeare, und man akzeptierte die Lücken in seiner Biographie. Nach Erklärungen des Werkes aus dem Leben des Dichters wurde nicht mehr gesucht, zumal die biographische Methode in der Literaturwissenschaft im allgemeinen zunehmend in Verruf geraten war. Dass das breite Publikum weiterhin den Dichter hinter dem Werk sucht, zeigt die begeisterte Aufnahme des Films "Shakespeare in Love" von 1998, in dem mit viel Phantasie die Entstehung von "Romeo und Julia" aus einer frei erfundenen Liebesaffäre des Dichters abgeleitet wird.

Frühe Jahre

Shakespeares genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert. Das Datum seiner Taufe ist in den Taufregistern der Holy Trinity Church in Stratford mit dem 26. April 1564 eingetragen. Da es in jener Zeit allgemein üblich war, die Kinder drei Tage nach der Geburt zu taufen, ist anzunehmen, dass er am 23. April geboren wurde.

William Shakespeare ist der Sohn John Shakespeares und Mary Ardens; seine Mutter entstammt einer wohlhabenden Familie des niederen Adels. William besuchte vermutlich die Lateinschule in Stratford-upon-Avon. Genau weiß man das nicht, weil keine Aufzeichnungen oder Schülerlisten aus jener Zeit mehr vorhanden sind, aber für den Sohn eines erfolgreichen Bürgers der Stadt kam wohl kaum etwas anderes in Frage als die beste erreichbare Schulausbildung. Zudem zeugen zahlreiche Zitate aus Schulbüchern der grammar school von einem wahrscheinlichen Besuch. Sollte er tatsächlich diese Schule besucht haben, ist er in Latein, Geschichte, Morallehre und Dichtkunst unterrichtet worden.

1582 heiratete Shakespeare, noch bevor er das 19. Lebensjahr vollendet hatte, die mit 26 Jahren acht Jahre ältere Bauerntochter Anne Hathaway. Das genaue Datum der Hochzeit ist unbekannt, aber das Aufgebot wurde am 28. November bestellt. Die Shakespeares hatten insgesamt drei Kinder. Sechs Monate nach Schließung der Ehe, am 26. Mai 1583, wurde das erste Kind Shakespeares, seine Tochter Susanna, getauft. Die Zwillinge Hamnet und Judith kamen am 2. Februar 1585 zur Welt; Hamnet starb 1596 im Alter von nur 11 Jahren.

Die verlorenen Jahre

Nach der Geburt der Zwillinge verschwindet Shakespeare aus den offiziellen Dokumenten und wohl auch aus Stratford. Über die folgenden acht Jahre seines Lebens weiß man bis heute nichts. Diese Zeit wird deshalb the lost years (die verlorenen Jahre) genannt. Über die fragliche Zeit gibt es keine Tatsachen-Erkenntnisse, aber umso mehr Vermutungen. So soll William als Wilderer verhaftet worden sein und eine Zeit im Gefängnis verbracht haben. Oder er soll als Schulmeister gearbeitet haben. Dann wieder heißt es, er habe als Söldner in den Niederlanden gekämpft oder er habe sich als Diener bei einer adligen Familie verdingt. Auch wird vermutet, er habe längere Zeit auf einer Reise zum Kontinent verbracht und womöglich bedeutende Persönlichkeiten wie Michel de Montaigne und Giordano Bruno kennen gelernt. Am glaubwürdigsten ist die Geschichte, dass er sich einer reisenden Theatertruppe nach London anschloss und dort am Theater Hilfsdienste verrichtete.

Das erste schriftliche Dokument, das belegt, dass Shakespeare sich in London aufhielt, stammt von dem Dichter Robert Greene, der ihn 1592 in einem Pamphlet als Emporkömmling diffamierte, der sich Dinge anmaßte, die ihm nicht zustünden, da er ja nicht wie die angesehenen Dichter seiner Zeit seine Kunst an der Universität gelernt hätte: "There is an upstart crow, beautified with our feathers, that with his tygers heart wrapt in a Players hide supposes he is as well able to bombast out a blank verse as the best of you; and, being an absolute Johannes Factotum, is in his own conceit the only Shake-scene in a country". – Das Wortspiel Shake-Scene ist dabei offensichtlich eine Anspielung auf Shakespeare.

Dieses Pamphlet wurde nach dem Tode Greenes veröffentlicht, und der Herausgeber fügte gleich eine Entschuldigung bei, woraus man schließen kann, dass Shakespeare bereits bekannt, vielleicht sogar populär war und einflussreiche Gönner hatte. Er war zu dieser Zeit bereits Mitglied der Truppe Lord Strange's Men, die sich ab 1594 Lord Chamberlain's Men nannte; Shakespeares Schauspieltruppe war eine der führenden des elisabethanischen London. Kurz nach seiner Thronbesteigung macht Jakob I. sie als King's Men zu seiner eigenen.

Stückeschreiber und Schauspieler

Shakespeare arbeitete als Schauspieler in kleineren Rollen, war Teilhaber an der Theatertruppe und damit an allen Gewinnen beteiligt. Die immer noch herrschende Ansicht ist, dass er für seine Truppe Schauspiele schrieb. Diese Stücke waren überwiegend sehr erfolgreich und brachten hohe Einnahmen.

Shakespeare und viele andere waren als Stückeschreiber sehr begehrt. Es war durchaus üblich, ältere Stücke umzuschreiben und wieder neu aufzuführen; Shakespeares Hamlet ist eine Adaption eines älteren Stückes. Oder man verarbeitete Sagen und Märchen zu Dramen, wie etwa König Lear. Stücke entstanden auch nach gedruckten Quellen, etwa italienischen Novellensammlungen oder Chroniken. Eine ebenfalls gängige Methode war, von erfolgreichen Stücken Fortsetzungen zu schreiben. So war die Figur des Falstaff in Heinrich IV so populär, dass ihn Shakespeare in Die lustigen Weiber von Windsor wieder aufleben ließ.

Im Theater dieser Zeit galt der Publikumserfolg eines Stückes als einziges Kriterium seiner Aufführbarkeit. Einen "Kulturbetrieb" in unserem Sinne oder ein künstlerisches Bewusstsein der zahlreichen Autoren gab es nicht. Stücke gingen in den Besitz der jeweiligen Schauspieltruppen über und wurden gehütet, damit kein anderes Theater an den Text gelangen und das Stück ebenfalls aufführen konnte. Dennoch entstanden inoffizielle Nachdrucke von Stücken, denn es herrschte eine rege Nachfrage.

Dichter und Geschäftsmann

Shakespeare war mehr als nur ein Stückeschreiber. Er versuchte sich, zumal die Theater Londons wegen der Pest-Epidemien zeitweise schließen mussten, auch im eigentlichen Medium der Dichter jener Zeit, im epischen Gedicht und in der Lyrik. Er schrieb 1593 die zwei Verserzählungen Venus and Adonis und Lucrece, die er seinem adeligen Gönner Henry Wriothesley, Earl of Southampton, zueignete. Auch ein Zyklus von 154 Sonetten erschien 1609. Diese Arbeit umgeben zahlreiche Geheimnisse schon außerhalb des Textes, weil nicht klar ist, wer in einem kurzen Verleger-Vorspann, der meist als "Widmung" gelesen wird, mit "the only begetter" und "Mr. W.H." gemeint ist. Vielleicht handelt es sich bei dieser Sonetten-Publikation auch um einen Raubdruck.

1597 war Shakespeare bereits Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre, das seine Truppe als Nachfolger für das Theatre baute, dessen Pachtvertrag ausgelaufen war. Die Lord Chamberlain’s Men benannten sich nach ihrem Mäzen und Sponsor, dem Lord Chamberlain, und sie waren auch am Hof der Königin Elisabeth gern gesehen. Später, unter Elisabeths Nachfolger Jakob I., durften sie sich sogar nach dem königlichen Gönner King’s Men nennen.

Als Schauspieler, Stückeschreiber, vor allem aber als kaufmännischer Teilhaber des Globe erwarb sich Shakespeare Vermögen und Einfluss, so dass ihm 1596 für seine Verdienste ein Familienwappen gewährt wurde, das sein Vater schon 1576 erfolglos beantragt hatte. 1597 kaufte Shakespeare sich das zweitgrößte Haus in seiner Geburtsstadt Stratford, New Place. Aus dem Jahr 1598 ist ein Brief erhalten, in dem sich ein gewisser Richard Quiney bei Shakespeare für ein Darlehen von 30 Pfund bedankt. (18 Jahre später heiratete William Shakespeares Tochter Judith dessen Sohn Thomas.)

1596 baute der Theaterunternehmer James Burbage das Blackfriars Theatre, an dem sich später auch Shakespeare beteiligte, ein im Gegensatz zum Globe überdachtes Theater, in dem seine Truppe von nun an während der Wintermonate spielte. Das Publikum dort war exklusiver als in den großen Freilichtbühnen.

Die letzten Jahre

Mit 46 Jahren kehrte Shakespeare als reicher Mann nach Stratford zurück, kaufte ein großes Haus (New Place) und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, wobei er die Verbindungen zu seinen ehemaligen Kollegen nicht ganz abreißen ließ und bei einigen Theaterproduktionen als Mitautor beteiligt war.

Shakespeare starb mit 52 Jahren im Jahr 1616 in Stratford und wurde in der Holy Trinity Church beigesetzt. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt.

Bei einer chemischen Untersuchung von Bruchstücken von Tabakspfeifen, die auf Shakespeares Grundstück in Stratford gefunden wurden, fanden sich Spuren von Marihuana und Kokain, das im 16. Jahrhundert erstmals von Südamerika nach Europa eingeführt wurde. Dies gab Anlass zu Spekulationen, Shakespeare habe womöglich Drogen konsumiert; es wird auch auf die Verwendung der Ausdrücke noted weed und compounds strange in Sonnet 76 verwiesen.

1623 wurde von den Bürgern Stratfords in der Altarwand der Kirche ein Gedenkstein errichtet, mit einer steinernen Büste und einer lateinischen Inschrift. Shakespeares ehemalige Theaterkollegen John Heminges und Henry Condell veröffentlichten seine Werke unter dem Titel Mr William Shakespeare's Comedies, Histories and Tragedies in einem großformatigen Buch, Folio genannt - der erste Versuch einer Gesamtausgabe. Die Folio-Edition enthält nicht nur die Stücke, sondern auch ein Vorwort und ein Lobgedicht des zu jener Zeit populären Dichters Ben Jonson, worin Shakespeare wie folgt gewürdigt wird:

Triumph my Britain, thou hast one to show
To whom all scenes of Europe homage owe.
He was not of an age, but for all time! ...

(Triumphiere, mein Britannien, du hast einen,
dem alle Bühnen Europas huldigen,
er war nicht für eine Ära, sondern für alle Zeiten.)

Das Porträt, das die Titelseite der Folio-Edition schmückt, ist das einzige Abbild Shakespeares, von dem man annehmen kann, dass der Künstler Martin Droeshout Shakespeare persönlich gesehen haben könnte.

Shakespeares Sprache

Shakespeares Dramen waren keine „Schau“spiele im modernen Sinn, sondern Sprach-Spiele. Man ging im elisabethanischen England nicht ins Theater, um ein Drama zu „sehen“, sondern zu „hören“ („hear a play“), und vieles wird in Shakespeares Stücken allein durch Worte dargestellt. „Word scenery“ bedeutet soviel wie „Kulissen aus Worten“.

Eine Aufführung im Globe fand am Nachmittag unter freiem Himmel statt, und so konnten beispielsweise Szenen, die in der Nacht spielen, nicht durch Abschalten der Beleuchtung erschaffen werden, sondern mussten durch Worte umschrieben werden. „There’s husbandry in heaven, their candles are all out“ (Es ist Sparsamkeit am Himmel, ihre Kerzen sind alle aus) sagt Banquo in „Macbeth“ und malt damit in der Vorstellung der Zuhörer die für den Mord am König so geeignete dunkle sternlose Nacht.

Shakespeare war vor allem ein Virtuose seiner Sprache. 34.000 verschiedene Wörter zählt man in seinen Werken – der geschätzte aktive Wortschatz eines gebildeten Engländers heutzutage ist nur etwa halb so groß.

Es gab zu Shakespeares Zeit eine große Freiheit der Sprache, was man schon an der Tatsache erkennt, dass er seinen eigenen Namen nicht immer gleich schrieb. Und es war viel eher als heute möglich, neue Wörter zu erfinden, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergab. Shakespeare erschuf mehr neue Wörter als jeder andere englische Dichter und bereicherte so seine Sprache in überwältigender Weise. Viele Wörter, die heute ganz alltäglich sind, wurden zum ersten Mal in einem seiner Stücke verwendet (zum Beispiel multitudinous, accommodation, premeditated, assassination, submerged, obscene).

Urheberschaft seiner Werke

Der Kern einer Urheberschaftsdebatte um William Shakespeare rührt daher, dass seit mehr als 150 Jahren eine Gemeinde von sog. „Antistratfordianern“ die Auffassung entwickelt hat, die William Shakespeare zugeschriebenen Werke seien nicht von dem Mann gleichen Namens aus Stratford upon Avon verfasst worden. Hintergrund dieser immer wieder geführten Debatten ist die Behauptung, dass der Dichter der Shakespeare’schen Werke kein einfacher Mann von geringer Bildung aus der Provinz gewesen sein könne. Dabei war die Grammar School in Stratford keineswegs eine zweitklassige Ausbildungsstätte: Die Schüler lernten die klassischen Sprachen und schrieben schon während der Schulzeit kleine Dramen nach dem Muster der klassischen Stücke, die übersetzt und analysiert wurden; eine bessere Schulausbildung gab es gar nicht. Ein weiteres Argument ist, dass es – bei Autoren des sechzehnten Jahrhunderts allerdings keine Ausnahme – keine Original-Handschriften von Shakespeare gibt, sieht man von ein paar Unterschriften und dem umstrittenen Manuskript des Stücks Sir Thomas More ab.

In der wissenschaftlichen Shakespeareforschung herrscht nicht mehr allgemein die Auffassung, dass Zweifel an Shakespeares Autorschaft als grundlos anzusehen sind und sämtliche Verfassertheorien einer näheren Überprüfung standhalten. Mit den neueren, an Michel Foucault anschließenden diskursanalytischen Theorien der Funktion des Autorbegriffs auch die „Shakespearefrage“ auf einer neuen Ebene wieder diskutabel geworden (Margreta de Grazia, Leah S. Marcus): Gefragt wird dann nicht nach der konkreten Identifikation einer bestimmten Person als Verfasser der Shakespeareschen Werke, sondern nach der Bedeutung, die eine Zuschreibung dieses Textkorpus an die Autorinstanz Shakespeare für das Verständnis der Texte hat.

Die Urheberschaftsdiskussion um die „wahre“ Verfasserschaft begann bereits im 18.Jahrhundert, als Rev. James Wilmot 1780 nach Feldforschungen im Umkreis von Stratford zu der Überzeugung gelangte, dass Shakespeare aus Stratford die Werke nicht geschrieben haben könne; er entwickelte mangels besserer Evidenzen die Theorie, dass es am ehesten Francis Bacon gewesen sein müsste. 1856 erhob erneut William Henry Smith für Francis Bacon eine Anwartschaft auf die Autorschaft der Shakespeare’schen Werke. Smith wurde ein Jahr später von der zu Francis Bacon zufällig namensgleichen Delia Bacon in ihrem Buch „The Philosophy of Shakespeare’s Plays“ (1857) unterstützt, der wohl frühesten Anti-Stratford Monographie, in dem sie die Hypothese entwickelte, dass sich hinter den Shakespearestücken eine Gruppe von Dichtern/Schriftstellern mit Francis Bacon, Sir Walter Raleigh und Edmund Spenser verbarg (sog. Gruppentheorie). Ihre Publikation löste eine ganze Welle von Spekulationen aus, bei denen bis heute immer neue mögliche Kandidaten ins Spiel gebracht werden.

Die meistgenannten Kandidaten sind neben Francis Bacon, William Stanley (6th Earl of Derby), Edward De Vere (17th Earl of Oxford) und Christopher Marlowe. Frauen befanden sich ebenfalls unter den letztlich nicht ernsthaft zu diskutierenden Anwärtern: Shakespeares Frau Anne Hathaway, eine wahrscheinlich fiktive Anne Whateley und sogar Königin Elisabeth. Im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert haben sich bekannte und angesehene Personen, unter den deutschsprachigen etwa Sigmund Freud und Georg Cantor, an der Debatte beteiligt.

Rezeption in Deutschland

In Deutschland hat die Shakespeare-Rezeption eine wechselvolle Geschichte, in der der Dichter für die verschiedensten Interessen in Dienst genommen wurde.

Von großer Bedeutung ist Shakespeare für die Literaturtheorie der Aufklärung bei Gotthold Ephraim Lessing (im 17. Literaturbrief 1759), für die Dramatiker des Sturm und Drang etwa bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (Briefe über Merckwürdigkeiten der Litteratur, 1766/67), bei Johann Gottfried Herder (Von deutscher Art und Kunst, 1773) und Johann Wolfgang von Goethe (Rede zum Shäkespears Tag, 1771); jedoch ebenso für die deutsche Romantik und die Dramentheorie des 19. Jahrhunderts. Der im frühen 18. Jahrhundert noch tonangebende Theoretiker Johann Christoph Gottsched, der dem französischen Klassizismus des 17. Jahrhunderts verpflichtet war und dem folglich die den drei Aristotelischen Einheiten entsprechenden französischen Stücke viel eher zusagten, äußerte sich noch, wie Voltaire vor ihm, recht abfällig über Shakespeare. Doch nun wurde Shakespeare über die Bewunderung der neuen literarischen Wortführer zum Prototyp des Genies.

Dass die Deutschen eine besondere Affinität zu Shakespeare haben, lässt sich auch an der bereits 1864 erfolgten Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft erkennen. Im Zuge des deutschen Chauvinismus des neunzehnten Jahrhundert wurde Shakespeare sogar als der „dritte deutsche Klassiker“ neben Goethe und Schiller beansprucht (Wilhelm Jordan).

Unübersehbar ist darum die Flut der Eindeutschungen Shakespeares seit über 250 Jahren. Infolge dessen wird der Dichter selbst in der Fachliteratur bisweilen als „dritter deutscher Klassiker“ bezeichnet. Bekannte Übertragungen der Dramen Shakespeares ins Deutsche sind die Ausgaben Christoph Martin Wielands, Eduard Wilhelm Sievers', diejenige von Johann Heinrich Voß und seiner Söhne Heinrich Voß und Abraham Voß, die Schlegel-Tieck-Ausgabe (August Wilhelm Schlegel, Wolf von Baudissin, Ludwig Tieck und Dorothea Tieck) sowie in neuerer Zeit die Übersetzungen von Erich Fried und Frank Günther. Eine Nacherzählung einzelner Werke von Shakespeare, die sich an Kinder richtet, gibt es von Franz Fühmann. Neuere Übersetzungen, die Aufsehen erregten, waren insbesondere die Übertragungen einiger Schauspiele durch Thomas Brasch und „Peter Handkes schöne, poetische genaue Übersetzung“ (so Rolf Michaelis in der Zeit) des Wintermärchens.

In den letzten Jahren hat sich die Übersetzertätigkeit vor allem auf die Sonette konzentriert, an denen sich bereits seit dem neunzehnten Jahrhundert viele Schriftsteller versucht haben und von denen inzwischen fast jedes Jahr neue Versionen erscheinen.

Werke

Tragödien

Historiendramen

Komödien

Lyrik

Bedeutung und Wirkung

Unterricht

Literatur

  • Ulrich Suerbaum: Der Shakespeare-Führer, Stuttgart 2006 (Reclam)
  • Interpretationen. Shakespeares Dramen, Stuttgart 2000 (Reclam)

Weblinks


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