Die Freistatt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Nordamerikanische Literatur|Freistatt, Die]]
[[Kategorie:Nordamerikanische Literatur]]

Aktuelle Version vom 26. Juni 2008, 18:46 Uhr

Der Roman Die Freistatt, engl. Sanctuary (USA 1931) ist ein Roman von William Faulkner über Verbrechen und Heuchelei im heißen Süden Nordamerikas.


Inhalt

Ein Mädchen von 17 Jahren, Temple Drake, wird von einem jungen Verehrer zu einer Spritztour mitgenommen, die nach einem Unfall auf der Landstraße in einem verlassenen Pflanzerhaus endet. In diesem Haus hat sich eine Handvoll Schnapsbrenner niedergelassen und das Mädchen, eine Tochter aus gutem Hause (ihr Vater ist Richter), entfacht die sexuellen Gelüste der Gauner, die Temples schnelle Abreise verhindern. In einem Klima von Alkohol, Männerfantasien und gegenseitigen Drohungen steigert sich die Bedrängnis des Mädchens, bis der Kopf der Bande, der impotente Popeye, einen Rivalen erschießt und das Mädchen mit einem Maiskolben entjungfert. Danach verschwinden Popeye und das Mädchen nach Memphis in ein Bordell. Einer der Schnapsbrenner, ein Schwarzer, wird als Verdächtiger festgenommen und später zum Tode verurteilt.

Ein naiver Rechtsanwalt, Horace Benbow, will den unschuldigen Schwarzen vor dem Galgen retten und macht Temple Drake in dem Bordell ausfindig. In dem Gerichtsverfahren sagt das Mädchen aber gegen den unschuldigen Schwarzen aus, um den Gangster Popeye zu retten. Benbow hat damit nicht gerechnet, lässt es aber dennoch geschehen. Der Schwarze wird nach dem Todesurteil vom weißen Mob gelyncht.

Zwischen Temple Drake und Popeye entsteht während des Aufenthalts im Bordell eine besondere Beziehung: Er verwöhnt sie auf eine brutal-romantische Weise wie ein Gangsterflittchen – sie erfährt mit ihm Macht, Geld und eine voyeuristische Sexualität. Weil Popeye verzweifelt impotent ist, lässt er einen kleinen Gangster zu ihr ins Bett und schaut zu – später bringt Popeye auch diesen Mann um. Obgleich er nach der Falschaussage Temples nicht für den Mord im Pflanzerhaus verfolgt wird, wird er später für einen anderen Mord gehängt - diesen kann er allerdings garantiert nicht begangen haben, da er zu dieser Zeit durch die Ermordung eines dritten Mannes in einer anderen Stadt verhindert war. Aber nach dem Erlebnis seiner unerfüllbaren Liebe zu Temple ist ihm egal, was mit ihm geschieht und er hält es nicht einmal für nötig, sich zu verteidigen.

Interpretation

Das Versagen von Temples jungem Kavalier in dem alten Farmhaus, die Naivität des an religiöser Heuchelei und Rassismus scheiternden Rechtsanwalts und die sich als Gangsterbraut bewährende Temple Drake, deren Name das Heilige mit dem Lächerlichen (engl. drake heißt dt. Enterich) verbindet, zeichnen eine nur papierdünne Welt des Anstands, in der Alkoholismus, Rassismus und sexuelle Perversion bei der nächsten Gelegenheit hervorbrechen können: nur die Roulleaus an den Bordellzimmerfenstern trennen die Welt Popeyes und Temples von der Normalität.

Aber alle Figuren Faulkners, auch die „bösen“ wie Popeye und Temple, haben ihre Geschichte und Motive, aus denen ihre Handlungen verstanden werden können – der Erzähler arbeitet sie zwar nicht als sympathisch, aber doch nach und nach, mit immer einer gewissen Überraschung als menschlich heraus.

Der Titel Die Freistatt könnte sich sowohl auf das Bordell in Memphis beziehen (Fluchtort für die aus dem Gleichgewicht gebrachte Temple) als auch auf die Stadt an sich als Bühne des Verbrechens.

Literatur

Weblinks

  • Die Freistatt Rezension in Die Zeit aus dem Jahre 1946 (!) über eine Aufführung im Stadttheater Schöneberg mit einer ausführlichen Würdigung des Stückes.


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