Die Göttliche Komödie

Aus Weltliteratur

Die Göttliche Komödie (italienisch: La Divina Commedia oder mit dem ursprünglichen Titel Com(m)edia) ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri. Die Commedia gilt als bedeutendste epische Dichtung der italienischen Literatur und als eines der herausragenden Werke der Weltliteratur. Es ist zudem das erste große Werk in italienischer Sprache, die als Literatursprache von Dante erst aus seinem toskanischen Idiom entwickelt werden musste. Dante begann mit der Niederschrift im Jahre 1307 und beendete das Werk erst kurz vor seinem Tod im Jahre 1321. Der Zusatz göttlich (italienisch divina) wurde erst 20 Jahre später, also lange nach Dantes Tod, von Giovanni Boccaccio geprägt.

Übersicht

Anknüpfend an das Genre mittelalterlicher Jenseitsvisionen schildert die Komödie in der Ichform eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt: Durch die Hölle (Inferno), die als ein gewaltiger unterirdischer Trichter bis zum Mittelpunkt der kugelförmig vorgestellten Erde reicht und in ihren in neun Höllenkreise unterteilten Strafbezirken der Aufenthaltsort derer ist, die für ihre Sünden zur ewigen Verdammnis verurteilt sind. Die Reise geht weiter zum Läuterungsberg (Purgatorio, eigentlich „Fegefeuer“), vorgestellt als ein am westlichen Pol der Erde aus dem Ozean aufragender Berg, auf dem die Seelen derer, die für ihre Sünden noch Vergebung erlangen konnten, auf einem spiralförmigen Weg durch sieben Bußbezirke zu dem auf dem Gipfel des Berges gelegenen irdischen Paradies aufsteigen. Dante erreicht schließlich das Paradies (Paradiso) mit seinen neun Himmelssphären, über denen im Empyreum die Geretteten im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Seligkeit genießen.

Geführt wird der Jenseitsbesucher Dante auf dieser Reise von verschiedenen Jenseitsführern: Durch Hölle und Läuterungsberg zunächst von dem antiken Dichter Vergil, ab dem irdischen Paradies durch die Seele seiner verstorbenen Geliebten Beatrice und später dann von einem Heiligen.

In den verschiedenen Bezirken der jenseitigen Welt begegnet der Jenseitsbesucher einer Vielzahl von geschichtlichen oder als geschichtlich vorgestellten mythologischen Personen, die durch die jeweilige Art ihrer Strafe, Buße oder Seligkeit nach dem Prinzip der Wiedervergeltung („contrapasso“) widerspiegeln, was sie in ihrem früheren Erdenleben wollten, glaubten und taten. Der Text äußert sich in einer überraschenden Direktheit und Unumständlichkeit – es geht schnell zur Sache, und Dante arrangiert sehr abwechslungsreich Monologe, Dialoge, Anreden des Lesers und das ungefragte Sich-Einschalten irgendwelcher Schatten, meist die Seelen berühmter Zeitgenossen, in die Gespräche von Vergil und Dante. Er hat eine sehr kritische Sicht der (Misse-) Taten der Herrschenden der letzten 300 Jahre, und so entsteht eine Art Bilderbogen und Skandalchronik: Die Bewohner der Hölle sind ein Who-Is-Who der privaten und politischen Verbrechen.

Der Weg durch Hölle und Fegefeuer ist für Dante die Buße für sein Leben auf manchen Abwegen und eine moralische Bedingung, um die große Liebe seines Lebens, Beatrice, wiederzusehen. Auf seinem langen Weg ist er zwar nicht selbst von den Plagen der Hölle und des Fegefeuers betroffen, zeigt aber immer wieder Mitgefühl für die leidenden Seelen - eine trotz aller Kritik an den Tätern empathische Betroffenheit. Hierdurch nehmen im Laufe seiner Reise jedenfalls die ihm beim Eintritt in das Fegefeuer auf die Stirn geschriebenen 7 P (= 7 Todsünden) ab. Seine größte eigene Sünde sieht Dante im Hochmut.

Erläuterung zum Titel

Das Werk ist eine episch-narrative Verserzählung in gereimten Elfsilblern, die nach dem Prinzip der Terza Rima gereimt sind und in drei Bücher oder Cantiche von insgesamt hundert (34, 33 und 33) Gesängen (canti) eingeteilt sind. Der Titel Commedia verweist zwar auf die dramatische Gattung der Komödie, ist jedoch nicht oder nicht streng im Sinne der klassisch-antiken Gattungspoetik zu verstehen. Er begründet sich, wie der sogenannte Widmungsbrief an Cangrande erklärt, durch Thema, Sprache und Stil des Werkes: Thematisch soll er ein Werk charakterisieren, das in seiner Behandlung eines Themas mit widrigen Dingen, hier den abstoßenden Schrecken der Hölle, beginnt und zu einem glücklichen Ende hinführt. In Hinsicht auf die Sprache soll er der Tatsache Rechnung tragen, dass das Werk nicht auf Latein, sondern in der italienischen Volkssprache verfasst ist, „in der sich auch die Weiber unterhalten“ („in qua et muliercule comunicant“). Und in Hinsicht auf den Stil soll er dadurch begründet sein, dass das Werk nicht oder nicht durchgehend in einem erhabenen Stil verfasst ist, sondern in einem „lockeren und niederen“ Stil („remissus est modus et humilis“) - während der Text der Commedia aber tatsächlich alle Stilregister, vom derb Obszönen über das gemessen Lehrhafte bis hin zum hymnisch Ekstatischen, vereint. Dante hat die Commedia im Paradiso zwar auch als „sacrato poema“ („heiliges Gedicht“) bezeichnet, das Titelbeiwort „Divina“ („Göttliche“) stammt jedoch nicht von ihm selbst, sondern wurde erst später von Giovanni Boccaccio geprägt, als Ausdruck der Verehrung für die übermenschliche Inspiration und dichterische Qualität dieses Werkes. Seit dem 16. Jahrhundert hat sich dieses Beiwort in den gedruckten Ausgaben als fester Bestandteil des Titels etabliert, während kritische Ausgaben in jüngerer Zeit den Zusatz als spätere Hinzufügung wieder vermeiden.

Entstehung und Umstände

Dante war ein Fremder in der Gesellschaft seiner Zeit (Denn täglich mehr versiegt der Tugend Quelle am Orte, wo ich leben muß…) und die Komödie ist das Werk eines mehrfach Gescheiterten - der nicht die Liebe seines Lebens heiraten kann, der in die Verbannung gezwungen und ökonomisch enteignet wird, der den Rest seines Lebens von den Machtspielen seiner Gönner abhängt. Er beschreibt fast sein ganzes Werk hindurch die Folgen des Scheiterns an der göttlichen Gerechtigkeit – Dante ist ein besessen Gescheiterter, der in der Hölle, im Fegefeuer und im Paradies unendlich „nachkartet“.

Dantes Reise erinnert an seine eigene Odyssee durch Nord-Italien (Verona, Padua, Lunigiana, Verona, Ravenna, …), die er im Sinne einer tröstlichen subjektiven Sinnkonstruktion vielleicht als Bedingung für seine Vereinigung mit Beatrice nach dem Tod versteht. Der Weg durch Hölle, Läuterungsberg und Paradies ist für Dante aber auch eine Bildungsreise: „Um vollkommenes Wissen ihm zu künden, muß ich (Vergil), der Tote, ihn von Kreis zu Kreis hinabgeleiten zu der Höllenmitte...“ Dazu Dante: „Hier steig ich, meiner Blindheit zu genesen!“

Indem er sich kritisch gegen die Gewaltaktionen der eigenen Partei (Guelfen) wendet, überwindet Dante seinen parteilichen Standpunkt. Er formuliert ex negativo die Ideale einer geläuterten christlichen Gemeinschaft und arbeitet an der Aufkunft einer zivilisierten Gesellschaft, einer befriedeten italienischen Nation. Dieses christlich-politische Ethos steht damit in starkem Kontrast zu dem etwa 200 Jahre später verfassten Werk Niccolò Machiavellis, der in seinem 1532 postum veröffentlichten Der Fürst, dem ersten Werk der modernen politischen Philosophie, für ein ähnliches Ziel den Weg der Gewalt und Intrige empfahl.

Inhalt der drei Teile

Aufbau und Zahlensymbolik

Die Commedia besteht aus drei Teilen (cantiche, großen Abschnitten, die zum Teil auch als 'Bücher' bezeichnet werden): Inferno (die Hölle), Purgatorio (der Läuterungsberg oder das Fegefeuer), und Paradiso (das Paradies), die wiederum aus 34, 33, und 33 Gesängen bestehen (canti oder Kapitel).

Die prägnante Zahl 9 ist bei Dante durchgängig in allen Werken zu finden und basiert auf einer theologischen Aussage. Die 3 ist die Zahl Gottes, wobei sich bei der 9 die heilige Trinität mit sich selbst multipliziert. Da alles miteinander verknüpft ist, kann man die Divinia Commedia als göttliches Ganzes verstehen. Beispiele:

  • Drei Abschnitte, aufgeteilt zu je 33 Canti
  • 3 mal 33 Canti plus ein Prolog (Canto I des Infernos) ergeben die nächste göttliche Zahl: 100
  • Dreiversige Strophen, dreifach vorkommender Reim im Italienischen (aba | bcb | cdc | ded | ...)

Der Beginn der Jenseitsreise

Der Dichter erzählt in der Ich-Form seine Reise durch die drei Reiche der Toten. Die Reise soll ihren Anfang am Karfreitag des Jahres 1300 genommen haben. Der Protagonist Dante verirrte sich in einen tiefen Wald, weil er den rechten Weg verloren hatte. Nun strebte der 35-jährige dem Berg der Tugend entgegen, als er von einem Panther (dem Sinnbild der Wollust), einem Löwen (dem Sinnbild des Hochmutes) und einer Wölfin (dem Sinnbild der Habgier) in ein finsteres Tal abgedrängt wird. Dort begegnet er dem von ihm verehrten römischen Dichter Vergil, den er auch sogleich um Hilfe bittet. Vergil entgegnet ihm folgendermaßen vor der Wölfin, die wütend auf Dante schaut: „Du musst auf einem andern Wege gehen/wenn du aus dieser Wildnis willst entfliehen“ [1] Dante wird daraufhin von Vergil durch die Hölle und auf den Läuterungsberg begleitet. Mit der Jenseitswanderung des Aeneas hat Vergil in der Aeneis das literarische Vorbild geliefert, auf das in der Commedia immer wieder Bezug genommen wird. Da Vergil aus vorchristlicher Zeit stammt und er nicht getauft ist, ist ihm trotz seiner Rechtschaffenheit der Eintritt ins Paradies verwehrt. Dante wird daher von seiner früh verstorbenen und tugendhaft idealisierten Jugendliebe Beatrice geführt. Aber auch diese wird später vom hl. Bernhard von Clairvaux abgelöst.

1. Inferno / Die Hölle

Die Hölle ist der einem antiken Amphitheater gleichende Trichter mit steilen Terrassen zum Erdmittelpunkt hin, entstanden durch den Absturz Luzifers, wodurch auf der Südhalbkugel der Läuterungsberg aus dem Meer getrieben wurde. Die zehn „Kreise“ der Hölle (die Vorhölle und neun Kreise) sind die Orte, Standpunkte, Horizonte oder Charaktere, in und wegen denen sich die Buße und Läuterung der Sünder vollzieht.

In der oberen Hölle büßen die Sünder aus Maßlosigkeit (2. – 5. Kreis), in der mittleren Hölle die Sünder aus Bosheit (6. – 8. Kreis), in der untersten die Sünder des Verrats (9. Kreis), deren hoher Rang an Sünde sich aus dem Schicksal des Autors erklärt. Zunächst decken sich Gesänge und Kreise, dann treten Kreise mit Unterkreisen auf, die in einem Teil eines Gesangs, einem ganzen Gesang oder über mehrere hinweg beschrieben werden. Immer wieder überraschen die starken, in der Weltliteratur immer wieder verwendeten Bilder, die Symbole der Macht und die hier nicht zu erwartetenden Fürsten der Kirche.

Die Höllensequenz ist Geschichtsbuch, Warnung und literarische Vergeltung an den Gegnern Dantes mit manch kritischer Einsicht auch gegenüber der Politik der eigenen Partei. Sowohl die offene Darlegung der eigenen miserablen Lage als auch ein später Triumph Dantes über seine Gegner sind die bestimmenden Gesten. Der Gedanke der Abrechnung mit den Feinden legt er z. B. Sündern in den Mund, die selber Opfer anderer Täter wurden: „Doch dient mein Wort zum Samen, draus dem frechen Verräter Schande sprießt, den ich hier speise.“ Die Seelen im Fegefeuer erhoffen sich von ihm die Verbreitung der Wahrheit unter den Lebenden oder die Ermahnung der Angehörigen zu eifriger Fürbitte für ihre armen Seelen.

Gottes Gerechtigkeit, in deren Namen ewige Folter und Qual der Hölle und ihre begrenzten Formen im Fegefeuer ausgeführt werden, ist eine zuteilend strafende, ein „gerechter“ Ausgleich für die Sünden der Lebenden. Bauprinzip ihrer Strafen ist eine ironische Umkehrung (Contrapasso) ihrer Laster und Verbrechen, eine verspätete Ironie der Geschichte: Habgierige - an den Dingen klebend - schieben auf ewig Felsbrocken vor sich her, Gewalttäter müssen sich in einem kochenden Blutstrom vor den sie beschießenden Kentauren verstecken, Schmeichler sitzen in der Kloake, Wahrsager tragen ihr Gesicht auf dem Rücken – jetzt ewig der Vergangenheit zugewandt, Heuchler schleppen außen vergoldete Kutten aus Blei, Zwietrachtstifter werden von Teufeln wieder und wieder zerhackt, die Verräter – immer auf eine plötzliche Wendung der Geschichte spekulierend – liegen eingefroren im Eissee Cocytus, dem tiefsten Kreis der Hölle.

Erster bis Fünfter Gesang

Laut dem Danteschen Weltbild liegt die Hölle im Inneren der nördlichen Halbkugel. Sie ist der Sitz von Luzifer und besteht aus sich zum Erdmittelpunkt hin verjüngenden Kreisen. Der Trichter entstand durch den Sturz von Luzifer sowie seinen Engeln, und die solcherart zurückgedrängte Erde bildet den Läuterungsberg, der als einzige Landmasse aus der sonst vom Wasser bedeckten Südhalbkugel herausragt. Das Höllentor von Auguste Rodin nach Szenen aus aus dem Inferno, aus der Göttlichen Komödie. Erster Bronzeguss des Portals (posthum erfolgt), Musée Rodin Das Höllentor von Auguste Rodin nach Szenen aus aus dem Inferno, aus der Göttlichen Komödie. Erster Bronzeguss des Portals (posthum erfolgt), Musée Rodin

Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,
Durch mich geht man hinein zum ewigen Schmerze,
Durch mich geht man zu dem verlornen Volke.
Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer,
Geschaffen haben mich die Allmacht Gottes,
Die höchste Weisheit und die erste Liebe
Vor mir ist kein Geschaffen Ding gewesen,
Nur ewiges, und ich muss ewig dauern.
Lasst jede Hoffnung wenn ihr eintretet.
(Inschrift auf dem Tor zur Hölle)

Hinter dem Höllentor liegt die Vorhölle, der Ort für die lauen Seelen, die weder gut noch böse waren. Diese laufen rastlos in Scharen umher und werden von Ungeziefer gepeinigt. Am ersten Fluss der Hölle, dem Acheron, versammeln sich die bösen Seelen, die von Charon an das andere Ufer gebracht werden. Hier verweigert Charon dem Dichter mit einer dunklen Andeutung auf sein ewiges Geschick die Überfahrt. Wie Dante den Acheron letztendlich überquert, bleibt im Dunkeln.

Jenseits des Acheron aus tiefer Ohnmacht erwacht, heult Dante aus der Tiefe des Höllentrichters der Menschheit ganzer Jammer entgegen. Dann schreitet er mit Vergil hinab in die lediglich durch Seufzer getrübte Stille des ersten Höllenkreises. Hier, im Limbus, befinden die sich unschuldig schuldig Gewordenen, alle die sündenfrei sind, aber nicht dem christlichen Glauben angehören (bzw. nicht getauft sind), jedoch nur von ewiger Sehnsucht gepeinigt werden. Nicht nur ungetaufte Kinder sind in diesem Kreis anzutreffen, sondern auch Dichter und Denker der Antike oder des Heidentums. Neben den antiken Dichtern wie Homer, Philosophen wie Aristoteles, den trojanischen und römischen Helden, aber auch mittelalterlichen Gestalten wie Averroes, Avicenna und Sultan Saladin gehört auch Vergil zu denen, die unter falschen, lügnerischen Göttern lebten. Nach der antiken Heldenschau, in deren Verlauf die beiden Dichter von Homer, Horaz, Ovid und Lukan begleitet werden, steigt Dante mit dem römischen Poeten weiter hinab.

Hinter dem ersten Höllenkreis werden die Sünder vom antiken Hadesrichter Minos, hier zum Dämon verzerrt, empfangen. Vor diesem müssen sie alle ihre Sünden beichten. Der Kenner aller Sünden legt mit Hilfe seines Schweifes daraufhin fest, in welchen Kreis der Betroffene hinabsteigen muss. Wie schon zuvor Charon muß auch Minos erst von Vergil beschwichtigt werden. Im zweiten Kreis büßen die Wollüstigen, die vom Höllensturm umher gejagt werden. Dort trifft Dante auf Semiramis, Kleopatra, Dido, Achilles, Helena, Paris und mehrere Ritter. Im 5. Gesang begegnen wir dem ehebrecherischen Liebespaar Paolo und Francesca da Rimini, deren Schicksal zahllose Werke der Musik und der bildenden Kunst inspirierten: Unbefriedigt von ihrem Gatten und ihrer Ehe, hatte sich Francesca dessen jüngerem Bruder Paolo hingegeben, war mit ihrem Geliebten vom Gatten ertappt und getötet worden. Aus Mitleid über ihr zeitliches und ewiges Los bricht Dante zusammen.

Sechster bis Elfter Gesang

Im dritten Höllenkreis trifft Dante auf die Seelen der Gefräßigen, die im eisigen Regen auf dem Boden liegen und vom Höllenhund Cerberus - hier Sinnbild der Gefräßigkeit - bewacht und geschunden werden. Eine der Seelen, ein Florentiner mit dem Rufnamen Ciacco, sagt Dante künftige Ereignisse voraus, die Florenz betreffen werden.

Im vierten Höllenkreis befinden sich die Verschwender und Geizigen, die von Pluto bewacht werden. Die Sünder toben und wälzten Lasten mit der Kraft der Schulter, die sie gegeneinander stoßen. Der fünfte Höllenkreis ist der Sumpf der zornigen Seelen. Choleriker bekämpfen sich hier unablässig in den Fluten des Flusses Styx, während die Melancholiker für immer in den Fluten des Styx untergetaucht bleiben. Von einem Turm am Flussufer wird ein Feuersignal hinüber gegeben, worauf der Fährmann Phlegyas erscheint und die Dichter übersetzt. In der Begenung mit dem Choleriker Filipo Argenti stößt Dante erstmals das Böse bewusst von sich. - Noch während der Bootsfahrt erblicken die Dichter am anderen Ufer die Höllenstadt. Legionen von Teufeln verwehren den beiden Wanderern den Zugang. Nach der Begegnung mit den Erinnyen erscheint ein Engel und kam zum Tore, und mit einem Zweiglein / schloß er es auf. Es wird deutlich, dass Dantes Reise den Segen Gottes hat, um auf den rechten Weg zurückgeführt zu werden. Im sechsten Kreis büßen die Ketzer in flammenden Särgen, die sich nach dem Gericht im Tal Josaphat schließen werden. Einer der hierher Verdammten, der Ghibelline Farinata degli Uberti, sagt Dantes Verbannung voraus und erklärt dem Poeten, daß die Verdammten zwar in die Zukunft schauen können, nichts aber von der Gegenwart wissen, wenn ihnen nichts durch Neuankömmlinge mitgeteilt wird.

Im Schatten des Grabmals Anastasius II. rasten die Dichter, um sich an den aus der Tiefe emporsteigenden Gestank zu gewöhnen. Vergil nutzt die Rast, um Dante den Aufbau der unteren Hölle zu erklären: der siebte Kreis der Hölle gehört den Gewälttätigen, der achte und der neunte Kreis gehören der Bosheit - voneinander geschieden als allgemeiner Betrug, der im achten Kreis Vergeltung findet, und als Betrug in einem besonderen Vertrauensverhältnis (Verrat), der im neunten Kreis auf dem Grunde der Hölle bestraft wird. Dante fragt, warum die Bewohner des zweiten bis fünften Kreises separat bestraft werden, worauf Vergil auf die Differenzierung von Unmaß, verwirrtem tierischen Trieb und Bosheit durch die aristotelische Ethik verweist.

Zwölfter bis Siebzehnter Gesang

Der siebte, achte und neunte Kreis bilden die innere Hölle, deren Eingang von dem Minotaurus von Kreta bewacht wird. Hier werden die schlimmsten Sünden bestraft: Gewaltverbrechen, Betrug und Verrat.

Doch weil man drei Personen kann verletzten ist der siebte Kreis in drei Ringe unterteilt. Im ersten Ring werden die Gewalttaten an den Nächsten gebüßt. Mörder, Räuber und Verwüster kochen in einem Blutstrom, in den sie immer wieder von Kentauren zurückgetrieben werden, wenn sie versuchen, ihm mehr zu entsteigen, als ihre Schuld es zuläßt. Je nach Schwere ihrer Tat sind sie unterschiedlich tief in dem Blutstrom eingetaucht. Alexander der Große und der Tyrann Dionysios stecken bis zu ihren Brauen im Strom, während Attila am tiefsten Grund gepeinigt wird. Einer der Kentauren, Nessus, trägt auf Geheiß seines Gefährten Cheiron Dante über den Blutstrom.

Selbstmörder (darunter Pier delle Vigne, der Kanzler Friedrichs II.) büßen im zweiten Ring ihre Schuld. Sie müssen als Sträucher und Bäume ihr Dasein fristen, die immer wieder von den Harpyien zerzaust werden, da sie sich mit ihrem Selbstmord selbst von ihrem Körper losgerissen haben - denn was man selbst sich nahm, darf man nicht haben. Auf ihrem Weg durch das Selbstmörderbuschwerk begegnen die beiden Dichter zwei Seelen, die in ihrem Leben ihren Besitz stückweise verpraßt haben und dafür vom schwarzen Höllenhunden durchs Dickicht gehetzt und stückweise zerrissen werden.

Diejenigen, die Gewalt gegen Gott (Blasphemie), gegen die Natur (Sodomie) und gegen die Kunst (Wucher) verübt haben, büßen im dritten Ring, dessen Boden aus Sand besteht. Die Gotteslästerer liegen ausgestreckt und schreiend auf dem Boden, die Sodomiten laufen ohne Rast und Ruh umher, die Wucherer hocken am Abgrund, wo der dritte Höllenfluss Phlegethon sich in den achten Kreis hinab ergießt, untätig bei ihren Geldsäcken, und auf alle rieseln ständig Feuerflocken herab. Hier begegnet Dante dem Gotteslästerer Kapaneus, aber auch seinem einstigen Lehrer Brunetto Latini sowie drei Florentiner Offizieren.

Achtzehnter bis Dreißigster Gesang

Am Abhang des Phlegethon erblicken sie die mythologische Gestalt Geryon. Dante blickt auf das Ungeheuer mit Erstaunen und beschreibt es folgendermaßen: „Hier kommt das Ungetüm mit spitzem Schwanze, Das Berge nimmt und Mauern bricht und Waffen, Hier kommt es, das die ganze Welt verstänkert.“ [2] Der achte Höllenkreis (Malebolge) ist in zehn Gräben unterteilt. Im ersten schleppen sich die Kuppler und Verführer (unter letzteren die Gestalt des Iason), von gehörnten Teufeln mit Peitschen getrieben, im Gegenzug durch den Graben. Schmeichler und Huren wälzen sich im zweiten Graben in ätzendem Kot.

Im dritten Graben stecken die Simonisten; Betrüger, die schwunghaften Handel mit Kirchenämtern trieben, kopfüber in Felsenlöchern, aus denen nur ihre brennenden Sohlen herausragen. Wie ein Beichtvater spricht Dante mit der Seele des Papstes Nikolaus III., der glaubt, dass sein Nachfolger Bonifatius VIII. schon in der Hölle angekommen sei. Außerdem prophezeit er die Ankunft Clemens V. als Sünder. Dante geißelt den Handel mit Kirchenämtern, der die Verweltlichung der Kirche vorantreibt, mit scharfen Worten. Im vierten Graben beobachten Vergil und Dante die Zauberer und Wahrsager, deren Körper so verrenkt wurden, dass ihre Gesichter nach hinten gewendet sind - Zum Rücken nämlich standen die Gesichter. Neben etlichen Frauen, die der Zauberei verfallen waren (darunter Manto, die Vergils Geburtsstadt Mantua ihren Namen gab), fristen auch Amperhiaraus und Teiresias, berühmte Seher der Antike, aber auch Zeitgenossen wie Guido Bonatti, dort ihr Dasein.

Der fünfte Graben ist mit kochendem Pech gefüllt, in dem die Bestechlichen büßen. Eine besondere Gruppe von Teufeln, die Malebranche, holt ihre Seelen und bewacht sie: wer den Kopf aus der Pechflut steckt, wird mit Gabeln an Land gezogen und dort geschunden. Dante und sein Begleiter schaffen es, den Teufeln zu entkommen und gelangen in den sechsten Graben. Dort müssen die Heuchler in schweren vergoldeten Bleimänteln einherschreiten. Unter deren Tritten leidend liegen die gekreuzigten Ratsmitglieder der Pharisäer am Boden, darunter Kaiphas, der vor der Jerusalemer Ratsitzung heuchlerisch dazu geraten hatte, Jesus Christus zum Wohle des Staates zu töten.

Im siebten Graben werden Diebe und Räuber unablässig von Schlangen angegriffen, durch deren Bisse sie in Asche zerfallen, um bald darauf wieder auferstehen zu müssen - die ewige Strafe der Diebe, darunter Vanni Fucci. Nicht alle Sünder werden von den Schlangen lediglich gebissen, andere verschmelzen mit ihnen (oder einem Drachen) zu einem ungeheuerlichen Ungetüm. Hinterlistige Berater und betrügerische Räuber büßen, indem sie wie Glühwürmchen in Flammen gehüllt durch den achten Graben schweben. Hier spricht Dante mit Odysseus, der mit Diomedes für die List, mit der Troja zu Fall gebracht wurde, büßen muss, sowie mit dem einstigen Ghibellinenführer und späteren Franziskaner Guido da Montefeltro, der sich selbst für seinen trügerischen Rat an Bonifaz VIII., Penestrino zu brechen, um sein ewiges Heil betrogen hat. Im neunten Graben begegnet Dante den Glaubensspaltern und Zwietrachtstiftern, zu denen Dante auch den Stifter des Islam, Mohammed und seinen Schwiegersohn Ali zählt. Ein Teufel schlägt ihnen unablässig Gliedmaßen ab und tiefe Wunden - Die waren Stifter von Gezänk und Zwietracht/Im Leben, darum sind sie so zerspalten. Im letzten Graben des achten Höllenkreises leiden die Fälscher, Alchemisten und falsche Zeugen unter ekelhaften Krankheiten und fallen in blinder Raserei über einander her. Unter ihnen befinden sich die Gattin Potiphars, die Josef (Patriarch) verleumdet hatte, sowie Sinon von Troja.

Einunddreißigster bis Vierunddreißigster Gesang

Wie Türme ragen Riesen (Vergil nennt Nimrod, Ephialtes, Briareus, Tityus und Typhoeus) am Rande des neunten Höllenkreises empor. Auf Bitten Vergils setzt Antaeus die beiden Wanderer auf den Grund des letzten Höllenkreises ab. Dort büßen die Verräter, bis zum Kopf in einen See eingefroren: in der Kaina die Verräter an Verwandten, und in der Antenora die politischen Verräter. Die Verräter an Tischgenossen sind rücklings in der Tolomea eingefroren, sodass ihre zu Kristallen gewordenen Augen sich für immer verschließen. Den Sündern in dieser Zone können schon zu Lebzeiten die Seelen vom Körper geschieden werden. In die leblose Hülle schlüpft dann ein Dämon, der sein Unwesen auf der Welt treibt. In der untersten Höllentiefe, der Judecca, liegen vom Eis völlig bedeckt diejenigen Sünder, die ihren Herrn und Wohltäter verraten haben. Und in ihrer Mitte steckt der gestürzte Luzifer im Eis, in seinen drei Mäulern die Erzverräter Judas, Brutus und Cassius zermalmend.

Vergil nimmt Dante und greift sich das zottige Fell Satans, an dem er zwischen Satan und der Eiswand erst nach unten und, da sie sich ja im Erdmittelpunkt befinden, damit auch nach oben klettert: Nur über Satan selbst sei der Ausweg möglich. Vergil findet in der Wand ein Felsloch, in das sie treten können, und sie kommen über einen Gang in eine neue Hemisphäre. Dante ist verunsichert und erhält von Vergil zur Antwort: An Satans Fell seien sie durch den Erdmittelpunkt gekrochen, das Eis sei weg, Ost und West, Oben und Unten seien nun vertauscht. Über einen Pfad gelangen sie entlang einem Bach zurück zur Lichtwelt, zu den Sternen.

2. Purgatorio / Der Läuterungsberg

Der Läuterungsberg bzw. das Fegefeuer ist als ein hinter einem Tor beginnender Rundweg um einen Berg angelegt, der sich allmählich dem Licht entgegen schraubt. Auf 7 Simsen büßen die Seelen - zusammen mit dem von Cato bewachten Meeressaum und dem sich anschließenden Bereich für die Säumigen sind es also auch hier 9 Stufen.

Gegenüber der Trostlosigkeit der Hölle dominieren nun Buße und Hoffnung der Sünder. Noch immer regiert die ironische Umkehrung die Strafen, die aber endlich sind (wenn sie auch 500 Jahre und länger dauern): Im Fegefeuer bzw. auf dem Läuterungsberg können die Hochmütigen unter der Last von Steinen den Blick nicht mehr vom Boden lösen, den Neidischen wurden die Augen mit Draht zugenäht, die Trägen müssen um den Berg hetzen, die Habsüchtigen liegen mit dem Gesicht im Staub des Weges...

Vor der Pforte des Läuterungsberges zeichnet der wachende Engel mit seinem Schwert sieben „P“ auf Dantes Stirn für die 7 Todsünden (Hochmut, Jähzorn, Neid, Geiz, Wollust, Völlerei und Trägheit), von denen auch er sich zu reinigen habe. Dann erst schließt der Wächter das Tor auf und Dante beginnt seine eigene Buße auf dem Weg zum Licht und sucht sich von falschen Leidenschaften, vor allem von seinem Hochmut, zu befreien.

Die Göttliche Komödie in der bildenden Kunst

Später wurde die Göttliche Komödie von Sandro Botticelli und ebenso Salvador Dalí in einem Bilderzyklus gestaltet. Gustave Doré schuf einige bekannte Illustrationen der Göttlichen Komödie.

Bekanntester Illustrator der Göttlichen Komödie im 18. Jahrhundert war Joseph Anton Koch, der neben zahlreichen Zeichnungen und Gemälden auch die berühmten Fresken zu Hölle und Fegefeuer im Casino Massimo in Rom schuf (siehe dazu Christian von Holst, Joseph Anton Koch - Ansichten der Natur, Staatsgalerie Stuttgart, 1989) .

Giuseppe Terragni entwarf 1938 ein „Danteum“ an der Via dell'Impero, der heutigen Via dei Fori Imperiali in Rom. Als gebaute Architektur der Vision Dantes von der Einigung Italiens sollte der Entwurf von 1938 zudem die Wiedererrichtung des Italienischen Reiches durch Mussolini verherrlichen. Die Kriegsentwicklung verhinderte jedoch die Ausführung.[3]

Der Bildhauer Auguste Rodin arbeitete annähernd 37 Jahre am „Höllentor“, einem bronzenen Portal für das Musée des Arts Décoratifs in Paris, wobei er hauptsächlich von der Göttlichen Komödie inspiriert wurde. Auch wenn es nie zur ursprünglichen Ausführung kam, kann dieses Werk wegen seiner zahlreichen daraus isolierten Skulpturen (z.B. Der Denker, welcher Dante Alighieri darstellt) als das Hauptwerk Rodins bezeichnet werden.

Quellen

  1. Zitat von Vergil: Die Göttliche Komödie.
  2. Zitat von Vergil: Die Göttliche Komödie; nachzulesen auf Seit 65, Zeile 1 bis 3 in der Reclam-Version.
  3. vgl. Schumacher, Thomas L.: Terragni’s Danteum. Architecture, Poetics and Politics unter Italian Fascism, 2., vermehrte Auflage New York 2004.

Weblinks


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