Starkregen und Hochwasser in Europa: Unterschied zwischen den Versionen

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== Veränderungen ==
== Veränderungen ==
Eindeutige Entwicklungstrends von Hochwasserereignissen festzustellen ist äußerst schwierig, vor allem, weil zuverlässige Daten fehlen, je weiter man zeitlich zurückgeht. Dennoch lassen sich einige Änderungen feststellen. Zumindest nahmen seit 1970 die Schäden durch Hochwasser merklich zu, und es zeigte sich eine Zunahme der Jahre mit sehr hohen Schäden. Die Jahre 2000 und besonders 2002 gehörten neben 1983 und 1994 zu den Jahren mit den größten Schäden.<ref name="Barredo 2007" />  Auch die Art der Hochwasserereignisse hat sich geändert. Die kurzen Niederschlagsereignisse sind seltener, die längeren Regenfälle dagegen häufiger geworden. Außerdem gibt es weniger Hochwasserereignisse, die durch Schneeschmelze oder Eisblockaden in Flüssen bedingt sind. Für Elbe und Oder wurde entsprechend ein Abwärtstrend bei Überschwemmungen im Winter festgestellt.<ref name="Kundzewicz 2012" />
Eine Methode die Stärke von Hochwasserereignissen festzustellen ist die Jährlichkeit der Ereignisse. Damit ist die Wiederkehrwahrscheinlichkeit von Naturereignissen gemeint. Eine 100jährlichkeit bzw. ‚Jahrhundertereignis‘ bedeutet z.B., dass das entsprechende Hochwasser statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommt. Ein Vergleich der Basis-Periode 1951-1970 mit den beiden letzten Jahrzehnten 1991-2010 zeigt folgende Veränderungen für Wiederkehrperioden von 5 Jahren und mehr: In Nordeuropa nehmen die extremen Niederschlagsereignisse im Winter und Frühling zu. So reduzierte sich die Wiederkehrperiode von 20 Jahren um 58 %. D.h. ein extremes Niederschlagsereignis, das in den fünfziger und sechziger Jahren nur alle 20 Jahre vorkam, kam in den beiden letzten Jahrzehnten in Abständen von weniger als 10 Jahren vor. Im Sommer änderte sich dagegen wenig. So haben sich in Südeuropa die Extremereignisse im Sommer mit einer 20jährigen Wiederkehrperiode mehr oder weniger nicht verändert. Für ganz Europa und über alle Jahreszeiten gemittelt reduzierten sich die Wiederkehrperioden aber immerhin um ca. 21 %.<ref name="Besselaar 2012" />
Nach der Jährlichkeit lässt sich auch die Intensität eines Hochwasserereignisses in einer bestimmten Region bestimmen.<ref name="Kundzewicz 2012" /> So liegen der Abb. drei Intensitätsklassen zugrunde: 
* Klasse 1 mit einer Wiederkehrperiode 10-20 Jahre
* Klasse 1,5 mit einer Wiederkehrperiode von mehr als 20  bis weniger als 100 Jahre
* Klasse 2 mit einer Wiederkehrperiode von 100 und mehr Jahren
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre kamen in Europa  kaum Ereignisse mit einer Jährlichkeit von über 20 vor. Seit Mitte der 1990er Jahre gab es in Europa fast in jedem Jahr mehr als vier Hochwasser mit einer Wiederkehrperiode von über 20 Jahren. In den folgenden Ländern haben sich 1985-2009 mehrere große Überschwemmungen (Hochwasserintensität 1,5 oder größer) ereignet: Rumänien, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Deutschland und Österreich.<ref name="Kundzewicz 2012" />


== Ursachen ==
== Ursachen ==

Version vom 12. Juni 2013, 21:12 Uhr

Hochwasser an der Elbe bei Wittenberg Juni 2013

Ereignisse

In Europa hat es in den letzten Jahren zahlreiche Hochwasserereignisse gegeben, so in Ost- und Süddeutschland im Juni 2013, in Polen im Frühjahr 2010, in Deutschland und Frankreich im Mai 2008, in der Ukraine und Rumänien im Juli 2008, in Großbritannien im Sommer 2007.[1] Auch in den 1990er Jahren gab es starke Überschwemmungen, etwa 1993 und 1995 am Rhein, 1996 in Spanien und im Mai 1998 in Süditalien.[2] Insgesamt waren im Zeitraum 1950-2005 Italien und Spanien mit 12 bzw. 10 großen Hochwasserereignissen[3] die am meisten betroffenen Länder in Europa, gefolgt von Frankreich (9 große Ereignisse) und Deutschland (8 große Ereignisse). Zwischen 1970 und 2005 gab es insgesamt 222 Hochwasserereignisse in den EU-Staaten.[2]

Schäden

Die jährlichen Schäden durch Hochwasser liegen in den 27 EU-Staaten gegenwärtig bei 6,4 Mrd. €, und es werden pro Jahr ca. 250 000 Menschen von Hochwasserereignissen betroffen.[4] Im Einzelnen forderten die Überschwemmungen am Rhein 1993 und 1995 Schäden von 600 bzw. 320 Mio. US$. Die extreme Hochwasser 1997 in Polen, der Tschechischen Republik und Deutschland an der Oder hatten 115 Tote und einem Sachschaden von 5,9 Mrd. US$ zur Folge. Und den Überschwemmungen im August 2002 an der Elbe in der Tschechischen Republik und in Deutschland fielen 39 Menschen zum Opfer; die Sachschäden beliefen sich auf 14 Mrd. US$. Besonders viele Menschenleben haben kurzfristige, aber sehr heftige Sturzfluten in Südeuropa gefordert. So waren in Süditalien im Mai 1998 147 Menschen zu beklagen und in Spanien 1996 während eines nur einstündigen Niederschlags 87 Menschen. Von Sturzfluten am meisten betroffen ist Spanien.[2]

Die verlustreichsten Überschwemmungen in Europa der letzten ca. 20 Jahre waren mit über 20 Mrd. € die Hochwasser im August 2002, ein Jahr, in dem es nicht nur an der Elbe zu Überschwemmungen kam, sondern auch an der Donau u.a. Flüssen und neben Deutschland und der Tschechischen Republik auch Länder wie Österreich, die Slowakei, Rumänien und Italien betroffen waren.[5] Inwieweit der Juni 2013 noch höhere Schäden zur Folge haben wird, lässt sich noch nicht abschätzen.

Veränderungen

Eindeutige Entwicklungstrends von Hochwasserereignissen festzustellen ist äußerst schwierig, vor allem, weil zuverlässige Daten fehlen, je weiter man zeitlich zurückgeht. Dennoch lassen sich einige Änderungen feststellen. Zumindest nahmen seit 1970 die Schäden durch Hochwasser merklich zu, und es zeigte sich eine Zunahme der Jahre mit sehr hohen Schäden. Die Jahre 2000 und besonders 2002 gehörten neben 1983 und 1994 zu den Jahren mit den größten Schäden.[2] Auch die Art der Hochwasserereignisse hat sich geändert. Die kurzen Niederschlagsereignisse sind seltener, die längeren Regenfälle dagegen häufiger geworden. Außerdem gibt es weniger Hochwasserereignisse, die durch Schneeschmelze oder Eisblockaden in Flüssen bedingt sind. Für Elbe und Oder wurde entsprechend ein Abwärtstrend bei Überschwemmungen im Winter festgestellt.[5]

Eine Methode die Stärke von Hochwasserereignissen festzustellen ist die Jährlichkeit der Ereignisse. Damit ist die Wiederkehrwahrscheinlichkeit von Naturereignissen gemeint. Eine 100jährlichkeit bzw. ‚Jahrhundertereignis‘ bedeutet z.B., dass das entsprechende Hochwasser statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommt. Ein Vergleich der Basis-Periode 1951-1970 mit den beiden letzten Jahrzehnten 1991-2010 zeigt folgende Veränderungen für Wiederkehrperioden von 5 Jahren und mehr: In Nordeuropa nehmen die extremen Niederschlagsereignisse im Winter und Frühling zu. So reduzierte sich die Wiederkehrperiode von 20 Jahren um 58 %. D.h. ein extremes Niederschlagsereignis, das in den fünfziger und sechziger Jahren nur alle 20 Jahre vorkam, kam in den beiden letzten Jahrzehnten in Abständen von weniger als 10 Jahren vor. Im Sommer änderte sich dagegen wenig. So haben sich in Südeuropa die Extremereignisse im Sommer mit einer 20jährigen Wiederkehrperiode mehr oder weniger nicht verändert. Für ganz Europa und über alle Jahreszeiten gemittelt reduzierten sich die Wiederkehrperioden aber immerhin um ca. 21 %.[1]

Nach der Jährlichkeit lässt sich auch die Intensität eines Hochwasserereignisses in einer bestimmten Region bestimmen.[5] So liegen der Abb. drei Intensitätsklassen zugrunde:

  • Klasse 1 mit einer Wiederkehrperiode 10-20 Jahre
  • Klasse 1,5 mit einer Wiederkehrperiode von mehr als 20 bis weniger als 100 Jahre
  • Klasse 2 mit einer Wiederkehrperiode von 100 und mehr Jahren

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre kamen in Europa kaum Ereignisse mit einer Jährlichkeit von über 20 vor. Seit Mitte der 1990er Jahre gab es in Europa fast in jedem Jahr mehr als vier Hochwasser mit einer Wiederkehrperiode von über 20 Jahren. In den folgenden Ländern haben sich 1985-2009 mehrere große Überschwemmungen (Hochwasserintensität 1,5 oder größer) ereignet: Rumänien, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Deutschland und Österreich.[5]


Ursachen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 van den Besselaar, E.J.M., A.M.G. Klein Tank and T.A. Buishand (2012): Trends in European precipitation extremes over 1951–2010, International Journal of Climatology, DOI: 10.1002/joc.3619
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Barredo, J.I.(2007): Major flood disasters in Europe: 1950–2005, Natural Hazards 42, 125-148
  3. Überschwemmungen werden hier als großes Hochwasserereignis eingestuft, wenn die Opferzahl 70 übersteigt und/oder die Schäden mehr als 0,005 % des EU-Bruttosozialprodukts im Jahr des Hochwassers betragen, vgl. J.I. Barredo (2007): Major flood disasters in Europe: 1950–2005, Natural Hazards 42, 125-148
  4. Feyen, L., R. Dankers, K. Bódis, P. Salamon and J.I. Barredo (2011): Fluvial flood risk in Europe in present and future climates, Climatic Change, DOI 10.1007/s10584-011-0339-7
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Kundzewicz, Z.W., I.Pinskwar and G.R.Brakenridge (2012): Large floods in Europe, 1985-2009, Hydrological Sciences Journal, DOI:10.1080/02626667.2012.745082

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