Schädlinge und Krankheiten (Ökosysteme)
Die klimatischen Änderungen zeigen auch ihre Wirkung auf Schadorganismen und Krankheitserreger. Ihnen gelingt es zunehmend sich in kühleren Regionen wie z.B. Mitteleuropa auszubreiten oder überhaupt erst Fuß zu fassen, in denen sie bisher nur in geringem Maße oder gar nicht vorkamen. Wärmeliebende heimische Arten entwickeln höhere Populationsdichten. Neue Arten überwinden entweder bisherige geographische Barrieren wie die Alpen oder sie werden durch den weltweiten Handel eingeschleppt. Für die Entwicklung und das Überleben der Schadorganismen sind in der Regel die immer häufiger vorkommenden milden Winter entscheidend. Die ebenfalls zunehmende Sommertrockenheit schwächt oft die befallenen Wirtspflanzen und macht sie anfällig gegenüber dem Befall mit Schädlingen.
Schädlinge
Ein bekanntes Beispiel ist die aus dem Balkan stammende Rosskastanienminiermotte. Sie wurde zum ersten Mal 1989 in Österreich nachgewiesen und hat sich seitdem nach Bayern und über Tschechien die Elbe abwärts auch in die neuen Bundesländer und weiter ausgebreitet. Andere Insekten finden ihren Weg auch über die Burgundische Pforte oder werden mit Zügen oder Autos eingeschleppt.[1] Ein anderes Beispiel ist der Schwammspinner, dessen Larven bevorzugt an Eichen fressen. Seit Ende der 1990er Jahre hat dieser Schmetterling mehrfach hohe Populationsdichten erreicht und mehrere Jahre hintereinander große Teile mitteleuropäischer Eichenwälder kahl gefressen. Als einzige stichhaltige Erklärung für seine pandemische Ausbreitung gelten die klimatischen Veränderungen.[2]
Für Wälder in Mitteleuropa ist insbesondere der Prachtkäfer in letzter Zeit zu einer Plage geworden. Allgemein wird damit gerechnet, dass mit steigender Temperatur auch sommerliche Dürreperioden zunehmen. Dadurch werden viele Baumarten geschwächt, während warme und trockene Perioden für den Prachtkäfer günstige Lebensbedingungen bieten. So erfolgt bei dem Blauen Kiefernprachtkäfer die Eiablage erst bei Temperaturen ab 25 °C.[2] An der Fichte ist es in den letzten Jahren zu einer Massenvermehrung des Borkenkäfers gekommen.[3]
Krankheiten
Eine andere Gefahr durch den Klimawandel ist die Zunahme von Pilzkrankheiten.[2] So zeigen sich bei der Kiefer in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre zunehmend Schäden durch den Bläuepilz. Die Pilzart war zunächst nur aus den Tropen und Subtropen bekannt. Er ist in letzter Zeit, besonders in dem warmen und trockenen Sommer 2003, aber auch in Deutschland aufgetreten und hat in manchen Regionen wie Thüringen, Sachsen und Brandenburg große Schäden hervorgerufen. Andere Wärme liebende Pilzarten befallen auch Laubbäume. So zeigen seit 2005 Ahornbestände in Südwestdeutschland deutliche Symptome der Rußrindenkrankheit, die zum Absterben ganzer Bäume führt. Auch diese durch einen Pilz verursachte Krankheit war früher in Deutschland nicht bekannt und muss als Folge der zunehmenden Erwärmung und Sommertrockenheit gelten.
Einzelnachweise
- ↑ Schmidt, o. (2008): Südländische Insekten überwinden sie Alpen, in Lozán, J.L. u.a.: Warnsignal Klima. Gesundheitsrisiken. Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen. Hamburg, S. 73-76
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Wulf, A. (2008): Über die Zunahme thermophiler Schadorganismen in den Wäldern – Umbaupläne müssen dies berücksichtigen, in Lozán, J.L. u.a.: Warnsignal Klima. Gesundheitsrisiken. Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen. Hamburg, S. 282-285
- ↑ Kölling, C. und L. Zimmermann (2007): Die Anfälligkeit der Wälder Deutschlands gegenüber dem Klimawandel, Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 67, Nr. 6, S. 259-268
Siehe auch
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