Klimaänderungen in Afrika: Unterschied zwischen den Versionen
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Seit den 1960er Jahren ist über den ganzen Kontinent ein deutlicher Erwärmungstrend festzustellen. Sehr unterschiedlich haben sich die Niederschläge entwickelt. In Westafrika sanken die Niederschläge um 20-40 %, insbesondere im Zusammenhang mit der Sahel-Dürre in den 1970er und 1980er Jahren, in tropischen Gebieten dagegen nur um ca. 3 %, und an der Küste von Guinea war gar eine Zunahme um 10 % festzustellen.<ref>IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 9.2.1</ref> In den übrigen Regionen konnte keine deutliche Entwicklung festgestellt werden. | Seit den 1960er Jahren ist über den ganzen Kontinent ein deutlicher Erwärmungstrend festzustellen. Sehr unterschiedlich haben sich die Niederschläge entwickelt. In Westafrika sanken die Niederschläge um 20-40 %, insbesondere im Zusammenhang mit der Sahel-Dürre in den 1970er und 1980er Jahren, in tropischen Gebieten dagegen nur um ca. 3 %, und an der Küste von Guinea war gar eine Zunahme um 10 % festzustellen.<ref>IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 9.2.1</ref> In den übrigen Regionen konnte keine deutliche Entwicklung festgestellt werden. | ||
Jüngere Untersuchungen zu den Ursachen der Sahel-Dürre haben zu einem Paradigmenwechsel über die treibenden Kräfte bei Veränderungen des afrikanischen Klimas geführt. Hatte man früher die Ursachen in regionalen Prozessen wie einer veränderten Landnutzung gesehen, so wird heute das afrikanische Klima in großräumige und globale Zusammenhänge eingebettet. Entscheidend für längerfristige Trends scheinen die Wechselbeziehungen zwischen Ozean und Land zu sein. So wurden die Meeresoberflächentemperaturen der tropischen Ozeane als entscheidende Ursache für die Sahel-Dürre erkannt. Der Temperaturgegensatz zwischen Land und Meer steuert die Monsunwinde, die für viele Regionen Afrikas die Niederschlagsbringer sind. Ist dieser Gegensatz relativ gering, ist auch der Luftdruckgegensatz gering und der Monsun nur schwach ausgeprägt. Es regnet dann weniger über dem Kontinent. Bei einem stärkeren Temperaturgegensatz dringt der wasserdampfgesättigte Monsun weit ins Landesinnere vor und bringt größere Regenmengen mit sich. Offensichtlich hat dabei auch die Aerosolbelastung der nördlichen Hemisphäre eine Rolle gespielt. Der Vegetationsbedeckung kommt ebenfalls eine gewisse Bedeutung zu, allerdings eher als Rückkopplungseffekt (Genaueres s. | Jüngere Untersuchungen zu den Ursachen der Sahel-Dürre haben zu einem Paradigmenwechsel über die treibenden Kräfte bei Veränderungen des afrikanischen Klimas geführt. Hatte man früher die Ursachen in regionalen Prozessen wie einer veränderten Landnutzung gesehen, so wird heute das afrikanische Klima in großräumige und globale Zusammenhänge eingebettet. Entscheidend für längerfristige Trends scheinen die Wechselbeziehungen zwischen Ozean und Land zu sein. So wurden die Meeresoberflächentemperaturen der tropischen Ozeane als entscheidende Ursache für die Sahel-Dürre erkannt. Der Temperaturgegensatz zwischen Land und Meer steuert die Monsunwinde, die für viele Regionen Afrikas die Niederschlagsbringer sind. Ist dieser Gegensatz relativ gering, ist auch der Luftdruckgegensatz gering und der Monsun nur schwach ausgeprägt. Es regnet dann weniger über dem Kontinent. Bei einem stärkeren Temperaturgegensatz dringt der wasserdampfgesättigte Monsun weit ins Landesinnere vor und bringt größere Regenmengen mit sich. Offensichtlich hat dabei auch die Aerosolbelastung der nördlichen Hemisphäre eine Rolle gespielt. Der Vegetationsbedeckung kommt ebenfalls eine gewisse Bedeutung zu, allerdings eher als Rückkopplungseffekt (Genaueres s. [[Sahel-Dürre]] und [[Desertifikation und Klimawandel]]). | ||
Während Schwankungen der Land-Meer-Beziehungen als Ursachen für langfristige, über Dekaden dauernde Klimaänderungen gesehen werden, werden kürzere klimatische Änderungen auf das ENSO-Phänomen im Pazifik zurückgeführt, so z.B. stärkere Niederschläge im äquatorialen Ostafrika und Trockenperioden in Südafrika.<ref>Giannini, A., M. Biasutti, I.M. Held, A.H. Sobel (2008): A global perspective on African climate, Climatic Change 90, 359-383</ref> | Während Schwankungen der Land-Meer-Beziehungen als Ursachen für langfristige, über Dekaden dauernde Klimaänderungen gesehen werden, werden kürzere klimatische Änderungen auf das ENSO-Phänomen im Pazifik zurückgeführt, so z.B. stärkere Niederschläge im äquatorialen Ostafrika und Trockenperioden in Südafrika.<ref>Giannini, A., M. Biasutti, I.M. Held, A.H. Sobel (2008): A global perspective on African climate, Climatic Change 90, 359-383</ref> | ||
== Projektionen == | == Projektionen == |
Version vom 20. Februar 2009, 14:36 Uhr
Aktuelle Trends
Der gesamte Kontinent wird durch tropisches und subtropisches Klima beherrscht. Dabei spielen weniger die Temperaturen als die Niederschläge die entscheidende Rolle. Über weite Teile Afrikas bringen die mit dem Sonnenstand wandernden tropischen Regengürtel den Niederschlag. Kleine Veränderungen in ihrer Position können regional zu deutlichen Schwankungen des Niederschlags führen. Nur im nördlichen und südlichen Afrika sind Winterregen von Bedeutung, die die Fronten der mittleren Breiten heran transportieren, welche z.B. in Nordafrika durch die Nordatlantische Oszillation gesteuert werden.
Seit den 1960er Jahren ist über den ganzen Kontinent ein deutlicher Erwärmungstrend festzustellen. Sehr unterschiedlich haben sich die Niederschläge entwickelt. In Westafrika sanken die Niederschläge um 20-40 %, insbesondere im Zusammenhang mit der Sahel-Dürre in den 1970er und 1980er Jahren, in tropischen Gebieten dagegen nur um ca. 3 %, und an der Küste von Guinea war gar eine Zunahme um 10 % festzustellen.[1] In den übrigen Regionen konnte keine deutliche Entwicklung festgestellt werden.
Jüngere Untersuchungen zu den Ursachen der Sahel-Dürre haben zu einem Paradigmenwechsel über die treibenden Kräfte bei Veränderungen des afrikanischen Klimas geführt. Hatte man früher die Ursachen in regionalen Prozessen wie einer veränderten Landnutzung gesehen, so wird heute das afrikanische Klima in großräumige und globale Zusammenhänge eingebettet. Entscheidend für längerfristige Trends scheinen die Wechselbeziehungen zwischen Ozean und Land zu sein. So wurden die Meeresoberflächentemperaturen der tropischen Ozeane als entscheidende Ursache für die Sahel-Dürre erkannt. Der Temperaturgegensatz zwischen Land und Meer steuert die Monsunwinde, die für viele Regionen Afrikas die Niederschlagsbringer sind. Ist dieser Gegensatz relativ gering, ist auch der Luftdruckgegensatz gering und der Monsun nur schwach ausgeprägt. Es regnet dann weniger über dem Kontinent. Bei einem stärkeren Temperaturgegensatz dringt der wasserdampfgesättigte Monsun weit ins Landesinnere vor und bringt größere Regenmengen mit sich. Offensichtlich hat dabei auch die Aerosolbelastung der nördlichen Hemisphäre eine Rolle gespielt. Der Vegetationsbedeckung kommt ebenfalls eine gewisse Bedeutung zu, allerdings eher als Rückkopplungseffekt (Genaueres s. Sahel-Dürre und Desertifikation und Klimawandel).
Während Schwankungen der Land-Meer-Beziehungen als Ursachen für langfristige, über Dekaden dauernde Klimaänderungen gesehen werden, werden kürzere klimatische Änderungen auf das ENSO-Phänomen im Pazifik zurückgeführt, so z.B. stärkere Niederschläge im äquatorialen Ostafrika und Trockenperioden in Südafrika.[2]
Projektionen
Nach Einschätzung des IPCC ist Afrika der durch den Klimawandel mit am meisten bedrohte Kontinent.[3] Modellsimulationen nach dem A1B-Szenario ergaben eine Steigerung der Temperatur bis 2100 um 3 bis 4 °C, was deutlich über dem globalen Durchschnitt liegt.[4] Am wenigsten werden sich danach das äquatoriale Afrika und die Küstengebiete erwärmen, während Erwärmungen sogar über 4 °C in der westlichen Sahara erwartet werden. In Nordafrika wird die stärkste Erwärmung im Sommer erwartet. Ansonsten sind die jahreszeitlichen Unterschiede bei der Temperaturzunahme verhältnismäßig gering.
Deutlichere Unterschiede zeigen die Änderungen bei den Niederschlägen.[5] Eine Abnahme um 20 % ergeben Modellsimulationen nach dem A1B-Szenario in Südafrika im Süd-Winter und in Nordafrika im Nord-Winter. Niederschlagszunahmen um fast 10 % über das ganze Jahr hinweg zeigt dagegen Ostafrika. Der im 20. Jahrhundert deutliche Trend sinkender Niederschläge in Westafrika einschließlich der Sahelzone wird sich nach diesen Rechnungen im 21. Jahrhundert möglicherweise nicht fortsetzen: Hier zeigen die Modellrechnungen gemittelt eine geringfügige Zunahme der Niederschläge. Allerdings werden die Zunahmen vor allem an der Küste des Golfs von Guinea erwartet, während die Projektionen über die Sahelzone teilweise stark divergieren (Genaueres s. den Abschnitt über die Sahel-Dürre).
Als Hauptursache für die deutliche Niederschlagsabnahme in Nord- und Südafrika wird die polwärtige Verlagerung der subtropischen Hochdruckzellen sowie der Tiefdruckbahnen der mittleren Breiten angenommen. Dadurch werden die nördlichen und südlichen Randgebiete des Kontinents weniger durch Winterregen erreicht. Die Entwicklung in Nordafrika ist Teil der deutlichen Trockentendenz des Mittelmeerraumes.[6] Die Niederschlagszunahmen in den tropischen Gebieten Afrikas sind in Einklang mit der Erwärmung der Atmosphäre durch Treibhausgase zu sehen: Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen und gibt diesen bei Niederschlag auch wieder ab.
Einzelnachweise
- ↑ IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 9.2.1
- ↑ Giannini, A., M. Biasutti, I.M. Held, A.H. Sobel (2008): A global perspective on African climate, Climatic Change 90, 359-383
- ↑ IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, Executive Summary
- ↑ IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 11.2.3
- ↑ IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, Table 11.1.
- ↑ IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 11.3.3.2
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