Wirtschaftliche Folgen für Entwicklungsländer

Aus Klimawandel

Obwohl die Industrienationen für den Großteil der anthropogenen Treibhausgasemissionen und die dadurch hervorgerufenen schädlichen Klimaveränderungen verantwortlich sind, werden die Entwicklungsländer die größten Kosten für den Klimawandel tragen müssen.[1]

Die globale Erwärmung stellt damit eine ernsthafte Bedrohung für die sich entwickelnde Welt und einen gravierenden Rückschlag für die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Armut dar.

Gründe der Vulnerabilität

Das erhöhte Risiko für Klimaschäden in Ländern des Südens kann durch folgende drei Gründe erläutert werden:[2]

  1. Entwicklungsländer sind in Anbetracht des Klimawandels gegenüber den Industrienationen geografisch benachteiligt: aufgrund ihrer globalen Verteilung in eher trockenen Klimazonen sind sie stärker als die meisten industrialisierten Regionen durch Trockenheit bedroht. Infolgedessen bringt eine weitere Erwärmung für sie weniger Vorteile, wie die Verkürzung der Frostperioden, sondern verstärkt eher natürliche Klimanachteile, wie die Dauer von Trockenperioden.
  2. Die Länder des Südens sind aufgrund ihrer historischen Entwicklung in stärkerem Maße von dem klimaempfindlichsten aller Wirtschaftssektoren abhängig – der Landwirtschaft. Ein Großteil der Bevölkerung lebt dort heute noch ausschließlich vom Ackerbau und kann klimabedingte Ernteverluste nicht kompensieren.
  3. Das geringe Einkommen der Entwicklungsländer macht eine dringend nötige Anpassung an die Folgen des Klimawandels besonders schwierig. Es fehlt oftmals schlicht das Geld für den Küstenschutz oder die effiziente Wassererschließung.

Zusammenfassend bedeutet dies für Entwicklungsländer, dass die negativen Folgen des Klimawandels für diese Staaten überproportional stark ausfallen, während ihr Anpassungspotential hinter dem der Industriestaaten zurückbleibt.

Wirtschaftsschäden und ihre Folgen

10% des Bruttoinlandsproduktes – mit diesem Verlust müssen die Entwicklungsländer langfristig aufgrund der globalen Klimaveränderungen rechnen.[3] Obwohl sowohl optimistischere, als auch pessimistischere Rechnungen für diese Kosten existieren, sind einige wirtschaftliche Folgen nicht von der Hand zu weisen:

Veränderung der landwirtschaftlichen Produktion bis zu den 2080er Jahren durch Änderungen klimatischer Faktoren (rot) sowie klimatischer Faktoren und des CO2-Gehalts der Atmosphäre (grün)

Die Nahrungsmittelproduktion wird bereits bei einem Temperaturanstieg von 2-4°C weltweit sinken. Regionale Ernährungskrisen, insbesondere in Ländern mit geringer Kaufkraft, sind die Folge. Die ökonomische Leistungsfähigkeit der ärmsten Staaten, die zum großen Teil von den natürlichen Ressourcen und dem Ackerbau abhängen, nimmt dadurch weiter ab und reduziert so in zunehmendem Maße die staatlichen Handlungskapazitäten. Der Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens wird die Armut in den betreffenden Regionen drastisch verschärfen. In China droht bereits bei einem globalen Temperaturanstieg von 2 °C ein Rückgang des Reisertrags im Regenfeldbau um 5–12 %.[4]

Bis 2020 sollen allein in Afrika 75 bis 250 Millionen Menschen steigendem Wassermangel ausgesetzt sein, während die Gletscherschmelze in Südamerika und Asien eine der wichtigsten regionalen Trinkwasserquellen bedroht. Dabei stellt Wasser auch ein wichtiges Wirtschaftsgut dar. Viele Industrien benötigen für die Kühlung ihrer Anlagen den kostbaren Rohstoff. Wasserkraftanlagen liefern heute einen Großteil der Energie Südamerikas. Mit zunehmender Wasserknappheit könnten zudem internationale Konflikte genährt werden[5], die stets einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass für Entwicklungsländer die Kosten für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels aufgrund der großen Vulnerabilität von übergeordneter Bedeutung sind. Das Sekretariat der Klimarahmenkonvention schätzt die jährlichen Anpassungskosten für die Entwicklungsländer im Jahr 2030 auf etwa 28 – 67 Milliarden US-Dollar. Der Stern-Report veranschlagt zudem bereits heute jährliche Anpassungskosten in Höhe von 4-37 Milliarden US-Dollar.[6]

Einzelnachweise

Siehe auch

Weblinks

  • Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
  • Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK); PM vom 23.11.2014: „Der neuen Normalität ins Auge sehen“: Weltbank veröffentlicht PIK-Klimareport
  • The World Bank Group: „Turn down the heat“ Klimabericht von PIK und Climate Analytics (CA) für die Weltbank
  • Bundeszentrale für politische Bildung (APUZ 24/2007): Klimawandel und globale Gerechtigkeit
    Der Artikel zeigt zunächst, dass sowohl die Ursachen des Klimawandels als auch seine Folgewirkungen ungleich über den Globus verteilt sind. Die globale Erwärmung untergräbt die Menschenrechte, und die gegenwärtige Klimapolitik beschneidet die Entwicklungschancen der ärmeren Länder.
  • Klimawandel und Armut (PDF; 24 Seiten)
    Ein Dossier des Projekts „Klimawandel und Gerechtigkeit. Klimapolitik als Baustein einer gerechten Globalisierung und nachhaltigen Armutsbekämpfung”
    In dem Projekt „Klimawandel und Gerechtigkeit “ analysieren das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das Institut für Gesellschaftspolitik an der Hochschule für Philosophie in München, die Münchener Rück Stiftung und MISEREOR Wechselwirkungen zwischen der Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels und der Bekämpfung weltweiter Armut. Wie innerhalb eines globalen Deals für Klima- und Entwicklungspolitik eine gerechte Lastenaufteilung beim Klimaschutz organisiert und die schädlichen Folgen des Klimawandels für die Armen abgemildert werden können, ist die politische Kernfrage des Projekts.

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