War das Mittelalter wärmer als heute?
Die mittelalterliche Warmzeit

Gerne wird von Klimaleugnern die mittelalterliche Warmzeit angeführt, um zu zeigen, dass es vor gar nich so langer Zeit schon einmal wärmer gewesen ist als heute. Und zwar sei es damals aus natürlichen Gründen wärmer gewesen, da die Industrialisierung erst mehrere Jahrhunderte später einsetzte. Daraus wird dann geschlossen, dass auch die heutige Erwärmung nichts Besonderes sei und ebenfalls aus natürlichen Gründen zu erklären ist. Das ist z.B. ein zentrales Argument in dem britischen Fernsehfilm "The Great Global Warming Swindle", der vom deutschen Sender RTL 2007 unter dem Titel "Der Klimaschwindel" ausgestrahlt wurde.[1]
Diese Behauptung beruht allerdings auf zwei gravierenden Fehlern, einem sachlichen und einem gedanklichen:
- Im Mittelalter war es nur in einigen Regionen wie über dem Nordatlantik und auf Grönland wärmer als im 20. Jahrhundert. Die aktuelle Erwärmung ist dagegen global. Auch die heutige Mitteltemperatur der gesamten Nordhalbkugel liegt deutlich über der des Mittelalters (Abb. 2).
- Selbst wenn es im Mittelalter auch global oder auf der Nordhemisphäre so warm wie heute gewesen wäre, bedeutet das noch lange nicht, dass es heute keinen Klimawandel durch den Menschen gibt. Wenn zwei Klimazustände sich ähneln, muss das nicht heißen, dass auch die Ursachen identisch sind.
Der Anstoß zu der mittelalterlichen Erwärmung lag in einer Verstärkung der Solarstrahlung. Die Rückwirkungen im Klimasystem haben aber erst zu der eigentlichen Temperaturerhöhung geführt. Die Schwankungen der Sonneneinstrahlung sind zu gering, um allein die höheren Temperaturen zu erklären. Sie hatten zwei weitere Prozesse zur Folge: Die anfängliche Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung bewirkte zum einen, dass mehr Eis und Schnee abschmolz. Durch geringere Eis- und Schneeflächen wurden das Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche, die Albedo, vermindert und weniger Sonnenstrahlen in den Weltraum zurückgestreut, die dann die untere Atmosphäre erwärmten. Zum anderen wird durch mehr Sonneneinstrahlung der Ozean wärmer und nimmt dadurch weniger Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf. Als Folge verbleibt mehr CO2 in der Atmosphäre und erhöht die Temperatur. Die heutige Erwärmung wird dagegen ursprünglich durch die vom Menschen verursachte Emission von Treibhausgasen bewirkt. Auch dadurch werden Rückkopplungen im Klimasystem angestoßen wie z.B. die Eis-Albedo-Rückkopplung und die Wechselwirkung zwischen Ozean und Atmosphäre. Es gab zudem nur eine geringe Vulkanaktivität, die sonst für kurze Abkühlungsphasen sorgt.
Vgl.: Mittelalterliche Warmzeit
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: The Great Global Warming Swindl
Weblinks
- John Cook/klimafakten.de (2022): Fakt ist: Die sogenannte "Mittelalterliche Warmzeit" konzentrierte sich auf einzelne Regionen, weltweit jedoch war es damals nicht wärmer als heute
- SkepticalScience: Wie sieht ein Vergleich zwischen der mittelalterlichen Warmzeit und den aktuellen globalen Temperaturen aus?
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