Klimaszenarien (einfach)
Begriffsbestimmung
Wird vom Klimawandel gesprochen, so stehen stets zwei Fragen im Vordergrund: "Welche Ursachen hat die Veränderung des Erdklimas?" und "Wie wird sich diese Veränderung weiter entwickeln?" Die zweite Frage kann man nur mit der Darstellung möglicher Entwicklungen beantworten, d.h. mit sogenannten Klimaszenarien. Klimaszenarien dienen dazu, das mögliche Zukünfte des Klimas auf der Erde, global oder für bestimmte Regionen, abzuschätzen. So wird mit Hilfe von Klimaszenarien z.B. versucht, die Entwicklung der mittleren Temperatur oder des durchschnittlichen Niederschlags in Europa für die nächsten 100 Jahre zu prognostizieren. Die Ergebnisse sind je nach Szenario unterschiedlich, z.B. eine mittlere Temperaturzunahme von 2 oder von 3,5 oder von 5 °C.
Unsicherheiten bei Klimaprognosen
Solche Berechnungen sind jedoch mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet und treten keineswegs mit absoluter Gewissheit ein. Dafür können drei Hauptgründe ausgemacht werden:
- Die Kenntnis über das Klimasystem selbst, seine Funktionsweise und Reaktionen, ist trotz der rasanten Forschungsentwicklungen der letzten Jahre noch lückenhaft und stark begrenzt. So ist es heute noch ungewiss, wie genau sich die Erhöhung der Temperaturen und des Kohlenstoffdioxidgehalt der Atmosphäre auf die Pflanzenwelt auswirken wird und wie deren Veränderung wiederum das Klima beeinflusst. Zudem sind viele chemische und physikalische Prozesse in der Atmosphäre noch nicht hinreichend verstanden. Diese üben allerdings einen erheblichen Einfluss auf die Wolkenbildung und den Strahlenhaushalt der Erde aus und sind damit entscheidende Faktoren für die Klimaprognose.
- Computermodellsimulationen bilden die Grundlage der Klimaszenarien. Mit Hilfe von Klimamodellen wird ein digitales Abbild der Wirklichkeit geschaffen an dem dann dargestellt werden kann, wie sich bestimmte Faktoren, wie die Erhöhung des Treibhausgasausstoßes, auf das Klima auswirken. Die Leistungsfähigkeit solcher Simulationen ist jedoch begrenzt, da sie die Realität nur vereinfacht erfassen können. So wird die Erde in solchen Modellen in etwa 100km breite Quader unterteilt. Kleinräumigere Prozesse, wie die Wolkenbildung oder die Bewegung großer Eisplatten können so nicht erfasst werden.
- Der Einfluss äußerer Faktoren auf das Klima ist eine besondere Hürde bei der Erstellung der Klimaszenarien, da sie kaum berechenbar sind. Während natürliche externe Faktoren, wie tektonische Prozesse (Gebirgsbildung, Veränderung der Land-Meer-Vereilung) oder die Schwankungen der Sonnenstrahlung durch Veränderungen der Erdbahn, nur über extrem lange Zeiträume auf das Klima wirken, die die meisten Szenarien übersteigen, kann der Mensch mit seinem heutigen Verhalten bereits das Klima dieses Jahrhunderts direkt beeinflussen. Er stellt damit einen der größten äußeren Einflussfaktoren und gleichzeitig eine der größten Unsicherheiten der Klimaszenarien dar. Denn niemand kennt die Entwicklung der Weltgesellschaft über die nächsten Jahrzehnte, die Veränderung des Konsumverhaltens, den Energieverbrauch, die technologische Entwicklung oder kann das Ausbrechen von Kriegen usw. vorhersagen.
Zusammenfassung
Die Kombination der oben genannten Unsicherheiten führt zu einer unbegrenzten Anzahl an möglichen Zukünften mit einer großen Spanne an denkbaren Klimazuständen zum Ende des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus. Das Klimaszenario hängt dabei stark von der Wahl des Computermodells, der Eigenschaften des Klimasystems und des Ausmaßes der äußeren Einflussfaktoren ab. Klimaprojektionen sind folglich immer Wenn-dann-Aussagen. Sie haben nicht den Anspruch, "die" Zukunft zu zeigen, sondern sie prognostizieren mögliche bzw. unter bestimmten Bedingungen wahrscheinliche zukünftige Entwicklungen.
Lizenzhinweis
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