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Der globale Wasserverbrauch wird auf etwa 4200 km<SUP>3</SUP> im Jahr geschätzt. Das sind etwa ein Drittel der zugänglichen erneuerbaren Süßwasserreserven von 13 000 km<SUP>3</SUP>.<ref>H. Kunstmann (2007): [http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/klimawandel-28044/67/PDF/67.pdf Regionale Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit in klimasensitiven Gebieten] in: Endlicher , W. und F. Gerstengarbe:  [http://www.pik-potsdam.de/infothek/broschueren/broschuere_cms_100.pdf Der Klimawandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke]</ref> Im 20. Jahrhundert ist die Bevölkerung um etwa das Dreifache, der Wasserverbrauch aber um das Sechsfache gestiegen. Setzt sich diese Tendenz in den nähsten Jahrzehnten fort, steuert die Welt auf ein massives Wasserproblem zu. Entsprechend hat der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 die ausreichende Wasserversorgung als eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bezeichnet.
== Globaler Wasserverbrauch ==


Der globale Wasserverbrauch wird auf etwa 4200 km<SUP>3</SUP> im Jahr geschätzt. Das sind etwa ein Drittel der zugänglichen erneuerbaren Süßwasserreserven von 13 000 km<SUP>3</SUP>.<ref>H. Kunstmann (2007): [http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/klimawandel-28044/67/PDF/67.pdf Regionale Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit in klimasensitiven Gebieten] in: Endlicher , W. und F. Gerstengarbe:  [http://www.pik-potsdam.de/infothek/broschueren/broschuere_cms_100.pdf Der Klimawandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke]; nach WBGU (2007): [http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007.html Sicherheitsrisiko Klimawandel] liegt sogar eine Verachtfachung der Süßwassernutzung vor.</ref> Im 20. Jahrhundert ist die Bevölkerung um etwa das Dreifache, der Wasserverbrauch aber um das Sechsfache gestiegen.<ref>Nach WBGU (2007): [http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007.html Sicherheitsrisiko Klimawandel], 6.2.1.2 hat sich die Süßwassernutzung sogar fast verachtfacht.</ref> Setzt sich diese Tendenz in den nähsten Jahrzehnten fort, steuert die Welt auf ein massives Wasserproblem zu. Entsprechend hat der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 die ausreichende Wasserversorgung als eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Einige Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Prognosen in den 1970er Jahren über den globalen Wasserverbrauch zu Beginn des 21. Jahrhunderts sich als zu hoch erwiesen haben.<ref>Scheele, U. und S. Malz: Wasserbedarf und Wasserverbrauch privater Haushalte und der Industrie nach Ländern, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 91-95</ref> Die Gründe liegen u.a. in verbesserten Bewässerungsmethoden in der Landwirtschaft, in effektiveren Produktionstechnologien bei der Energie- und Stahlerzeugung oder auch im Rückgang der Nachfrage in armen Ländern.


Von der gesamten Oberflächen- und Grundwassermenge werden
== Regionale Ungleichheiten ==
gegenwärtig 8% genutzt, und zwar zu 70% durch die Landwirtschaft, zu
Auf der globalen Ebene ist auf absehbare Zeit genügend Wasser vorhanden. Das Problem liegt in der ungleichen Verteilung der Ressourcen, die bereits zu ernsthaften Versorgungsproblemen führen. Auch zwischenstaatliche Konflikte um knappe Wasservorräte gibt es, vor allem in Nordafrika und Vorderasien, bereits heute, so zwischen Ägypten, Äthiopien und dem Sudan um das Nilwasser, zwischen dem Iran, Syrien und der Türkei um das Wasser von Euphrat und Tigris, zwischen Israel, Syrien und dem Libanon um den Jordan.
22% durch die Industrie und zu 8% durch den Dienstleistungssektor und den
privaten Verbrauch in Haushalten.


Die künftige weltweite Wassernutzung wird
Das Verhältnis der Wassernutzung zu den (durch Oberflächen- und Grundwasserzufluss) erneuerbaren Wasserressourcen erlaubt eine Klassifizierung der Gefährdung der Wasserversorgung.<ref>Arnell, N.W. (2000): Climate change and global water resources, Global Environmental Change 9, S31-S49</ref> Ist die Nutzung geringer als 10% der Ressourcen, liegt keine Gefährdung vor, beträgt er 10-20% der Ressourcen, ist die Wasserversorgung gering, bei 20-40% mittelmäßig, bei über 40% stark gefährdet. 1990 lebten etwa ein Drittel der Weltbevölkerung (1,750 Milliarden von 5,218 Milliarden) in Staaten, die mehr als 20% der verfügbaren Ressourcen nutzten. Die folgende Tabelle zeigt die Schätzung der Bevölkerung in Staaten, deren Wasserversorgung in den Jahren 1990, 2025, 2050 und 2085 gefährdet bzw. stark gefährdet ist. Danach leben 2080 fast 60% der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die Wasserversorgung gefährdet, und fast die Hälfte in Ländern, in denen sie stark gefährdet sein wird. Besonders stark betroffen werden das südliche Asien, das südliche und nördliche Afrika, der mediterrane Raum und der Mittlere Osten sein.
sich in den meisten Sektoren erhöhen. Ein wesentlicher Grund wird die
wachsende Bevölkerung und ihre zunehmende Konzentration in
großen Ballungsräumen sein. Bis zum Jahr 2025 wird sich dier
Wassernutzung in der Landwirtschaft, vor allem aufgrund der Ausdehnung der
bewässerten Fläche, nach neueren Prognoserechnungen auf 3655 km<SUP>3</SUP>
bzw. gegenüber 1995 um 18% erhöhen, mit starken regionalen
Unterschieden. Während die landwirtschaftliche Wasserentnahme in den
Industriestaaten aufgrund von Effizienzsteigerungen zurückgehen wird,
wird sie vor allem in Afrika (südlich der Sahara) und Südamerika
stark zunehmen, wo die bewässerte Fläche  um 114% bzw. 180%
zunehmen wird. Die
Industrialisierung in den Entwicklungsländern, durch die die
Wasserentnahme im industriellen Sektor trotz einer rückläufigen
Entwicklung in den Industrieländern etwa die gleiche
Größenordnung wie die in der Landwirtschaft erreichen wird,
wird ebenfalls zu einer deutlichen Erhöhung der Wassernutzung
beitragen. Der Nutzungsssteigerung entgegen wirken Verbesserung der
Effizienz in Landwirtschaft und Industrie und ein sorgfältigerer
Umgang mit den vorhandenen Vorräten, besonders in den westlichen
Industrieländern. Die größte prozentuale Zunahme wird in
Afrika erwartet, die größte absolute Zunahme der Wassernutzung
in Südostasien. Szenarienrechnungen ergeben eine Erhöhung der
weltweiten Wassernutzung bis 2025 um 35% und bis 2050 um 67%, ohne dass dabei Auswirkungen
des Klimawandels auf die Wassernutzung berücksichtigt sind.


Das Verhältnis der Wassernutzung zu den
== Wasserverbrauch nach Sektoren ==
(durch Oberflächen- und Grundwasserzufluss) erneuerbaren
 
Wasserressourcen erlaubt eine Klassifizierung der Gefährdung der
Die gesamte Oberflächen- und Grundwassermenge wird gegenwärtig zu 70% durch die Landwirtschaft, zu
Wasserversorgung. Ist die
20% durch die Industrie und zu 10% durch den privaten Verbrauch in Haushalten genutzt. Auch hier gibt es große Unterschiede, und zwar vor allem in Abhängigkeit vom Entwicklungsgrad und Wohlstand der einzelnen Länder. In Ländern mit hohem Einkommen liegt der Anteil der Lndwirtschaft nur bei 30%, der der Industrie bei 69% und der der Haushalte bei 11%. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nutzt die Landwirtschaft sogar 85%, die Industrie nur 10 und die Haushalte 8% der verfügbaren Wasserressourcen.<ref>Scheele, U. und S. Malz: Wasserbedarf und Wasserverbrauch privater Haushalte und der Industrie nach Ländern, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 91-95</ref>
Nutzung geringer als 10% der Ressourcen, liegt keine Gefährdung vor,
 
beträgt er 10-20% der Ressourcen, ist die Wasserversorgung gering,
===Landwirtschaft===
bei 20-40% mittelmäßig, bei über 40% stark gefährdet.
Fast 40% der weltweiten Nahrungsmittel werden heute auf bewässerten Flächen erzeugt, bei allerdings großen regionalen Unterschieden. In den Trockengebieten der Erde ist die Bewässerungslandwirtschaft besonders stark verbreitet. Bei kurzen Regenzeiten ist man vielerorts darauf angewiesen, das Wasser für den Rest des Jahres aufzufangen und in Stauseen zu speichern. Oder man nutzt Flüsse, die aus anderen Klimazonen gespeist werden wie z.B. der Nil. Das Anzapfen von fossilem Grundwasser in tiefen Brunnen ist vor allem in reinen Wüstengebieten verbreitet. Die intensive Nutzung des Wassers durch die Landwirtschaft hat dazu geführt, dass in ariden Staaten die Landwirtschaft teilweise über 85% der Süßwasserressourcen verbraucht.<ref>Chmielewski, F.-M.: Wasserbedarf in der Landwirtschaft, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 96-100</ref>
1990 lebten etwa ein Drittel der Weltbevölkerung (1,750 Milliarden
 
von 5,218 Milliarden) in Staaten, die mehr als 20% der verfügbaren
In den gemäßigten Breiten sind dagegen die Niederschläge über das ganze Jahr verteilt und Bewässerung spielt nur eine Nebenrolle. In Deutschland werden nur 4% der Süßwasservorräte für die landwirtschaftliche Produktion genutzt. Dieser Anteil kann allerdings in Trockenperioden stark ansteigen. So kam es in dem trockenen und heißen Jahr 2003 vor allem in Ostdeutschland zu einem starken zusätzlichen Wasserbedarf in der Landwirtschaft.
Ressourcen nutzten. Die folgende Tabelle zeigt die Schätzung der
 
Bevölkerung in Staaten, deren Wasserversorgung in den Jahren 1990,
===Industrie===
2025, 2050 und 2085 gefährdet bzw. stark gefährdet ist. Danach
In der Industrie wird nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Süßwassers im Produktionsprozess selbst verbraucht. Der bei weitem größte Teil wird zur Erzeugung von Energie in Wasserkraftanlagen oder als Kühlwasser in fossilen oder Kernkraftwerken benötigt, in der EU etwa das Dreifache der Wassermenge für Produktionsprozesse. Neue Produktionstechnologien haben in den 1980 und 1990er Jahren dazu geführt, dass in vielen Industrieländern der Wasserverbrauch in der Produktion selber deutlich zurückgegangen ist. So brauchte man vor dem 2. Weltkrieg für die Produktion einer Tonne Stahl zwischen 60 und 100 Tonnen Wasser, heute dagegen nur noch 6 Tonnen. Vor allem die rasante Industrialisierung in einigen Schwellenländern wie China und Indien hat hier die industrielle Wassernutzung stark ansteigen lassen.
leben 2080 fast 60% der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die
 
Wasserversorgung gefährdet, und fast die Hälfte in Ländern,
===Haushalte===
in denen sie stark gefährdet sein wird. Besonders stark betroffen
Der Wasser-Bedarf der privaten Haushalte unterscheidet sich stark nach dem Wohlstandsgefälle und klimatischen Bedingungen. In den ländlichen Regionen afrikanische Trockengebiete stehen der Bevölkerung nur 20 l/Tag zur Verfügung. Ein US-Bürger verbraucht dagegen 300 l/Tag, ein EU-Bürger 150 Liter. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 129 l/Tag und ist in den letzten 10 Jahren um 15 Liter zurückgegangen. In privaten Haushalten wird, wiederum je nach gesellschaftlichem Entwicklungsstand, nur ein geringer Teil der Wasserressourcen für Trinken und Kochen gebraucht. In Deutschland entfallen vom gesamten privaten Verbrauch hierauf nur 3%, während 62% für Toilettenspülung und Baden und Duschen genutzt werden.<ref>Chmielewski, F.-M.: Wasserbedarf in der Landwirtschaft, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 96-100</ref>
werden das südliche Asien, das südliche und nördliche
 
Afrika, der mediterrane Raum und der Mittlere Osten sein.
== Prognosen ==
 
Die künftige weltweite Wassernutzung wird sich in den meisten Sektoren erhöhen. Ein wesentlicher Grund wird die wachsende Bevölkerung und ihre zunehmende Konzentration in großen Ballungsräumen sein. Bis zum Jahr 2025 wird sich die
Wassernutzung in der Landwirtschaft, vor allem aufgrund der Ausdehnung der bewässerten Fläche, nach neueren Prognoserechnungen auf 3655 km<SUP>3</SUP> bzw. gegenüber 1995 um 18% erhöhen, mit starken regionalen Unterschieden. Während die landwirtschaftliche Wasserentnahme in den Industriestaaten aufgrund von Effizienzsteigerungen zurückgehen wird, wird sie vor allem in Afrika (südlich der Sahara) und Südamerika stark zunehmen, wo die bewässerte Fläche  um 114% bzw. 180% zunehmen wird.  
 
Die Industrialisierung in den Entwicklungsländern, durch die die Wasserentnahme im industriellen Sektor trotz einer rückläufigen Entwicklung in den Industrieländern etwa die gleiche Größenordnung wie die in der Landwirtschaft erreichen wird, wird ebenfalls zu einer deutlichen Erhöhung der Wassernutzung beitragen. Der Nutzungsssteigerung entgegen wirken Verbesserung der Effizienz in Landwirtschaft und Industrie und ein sorgfältigerer Umgang mit den vorhandenen Vorräten, besonders in den westlichen Industrieländern. Die größte prozentuale Zunahme wird in Afrika erwartet, die größte absolute Zunahme der Wassernutzung in Südostasien. Szenarienrechnungen ergeben eine Erhöhung der weltweiten Wassernutzung bis 2025 um 35% und bis 2050 um 67%, ohne dass dabei Auswirkungen des Klimawandels auf die Wassernutzung berücksichtigt sind.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004
* Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004
* Konfliktkonstellation "Klimabedingte Degradation von Süßwasserressourcen", in: WBGU (2007): [http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007.html Sicherheitsrisiko Klimawandel], S. 83-98


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung (1997): [http://www.wbgu.de/wbgu_jg1997.html Welt im Wandel: Wege zu einem nachhaltigen Umgang mit Süßwasser]
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[[Kategorie:Wasserressourcen]]

Version vom 12. Mai 2008, 16:04 Uhr

Globaler Wasserverbrauch

Der globale Wasserverbrauch wird auf etwa 4200 km3 im Jahr geschätzt. Das sind etwa ein Drittel der zugänglichen erneuerbaren Süßwasserreserven von 13 000 km3.[1] Im 20. Jahrhundert ist die Bevölkerung um etwa das Dreifache, der Wasserverbrauch aber um das Sechsfache gestiegen.[2] Setzt sich diese Tendenz in den nähsten Jahrzehnten fort, steuert die Welt auf ein massives Wasserproblem zu. Entsprechend hat der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 die ausreichende Wasserversorgung als eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Einige Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Prognosen in den 1970er Jahren über den globalen Wasserverbrauch zu Beginn des 21. Jahrhunderts sich als zu hoch erwiesen haben.[3] Die Gründe liegen u.a. in verbesserten Bewässerungsmethoden in der Landwirtschaft, in effektiveren Produktionstechnologien bei der Energie- und Stahlerzeugung oder auch im Rückgang der Nachfrage in armen Ländern.

Regionale Ungleichheiten

Auf der globalen Ebene ist auf absehbare Zeit genügend Wasser vorhanden. Das Problem liegt in der ungleichen Verteilung der Ressourcen, die bereits zu ernsthaften Versorgungsproblemen führen. Auch zwischenstaatliche Konflikte um knappe Wasservorräte gibt es, vor allem in Nordafrika und Vorderasien, bereits heute, so zwischen Ägypten, Äthiopien und dem Sudan um das Nilwasser, zwischen dem Iran, Syrien und der Türkei um das Wasser von Euphrat und Tigris, zwischen Israel, Syrien und dem Libanon um den Jordan.

Das Verhältnis der Wassernutzung zu den (durch Oberflächen- und Grundwasserzufluss) erneuerbaren Wasserressourcen erlaubt eine Klassifizierung der Gefährdung der Wasserversorgung.[4] Ist die Nutzung geringer als 10% der Ressourcen, liegt keine Gefährdung vor, beträgt er 10-20% der Ressourcen, ist die Wasserversorgung gering, bei 20-40% mittelmäßig, bei über 40% stark gefährdet. 1990 lebten etwa ein Drittel der Weltbevölkerung (1,750 Milliarden von 5,218 Milliarden) in Staaten, die mehr als 20% der verfügbaren Ressourcen nutzten. Die folgende Tabelle zeigt die Schätzung der Bevölkerung in Staaten, deren Wasserversorgung in den Jahren 1990, 2025, 2050 und 2085 gefährdet bzw. stark gefährdet ist. Danach leben 2080 fast 60% der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die Wasserversorgung gefährdet, und fast die Hälfte in Ländern, in denen sie stark gefährdet sein wird. Besonders stark betroffen werden das südliche Asien, das südliche und nördliche Afrika, der mediterrane Raum und der Mittlere Osten sein.

Wasserverbrauch nach Sektoren

Die gesamte Oberflächen- und Grundwassermenge wird gegenwärtig zu 70% durch die Landwirtschaft, zu 20% durch die Industrie und zu 10% durch den privaten Verbrauch in Haushalten genutzt. Auch hier gibt es große Unterschiede, und zwar vor allem in Abhängigkeit vom Entwicklungsgrad und Wohlstand der einzelnen Länder. In Ländern mit hohem Einkommen liegt der Anteil der Lndwirtschaft nur bei 30%, der der Industrie bei 69% und der der Haushalte bei 11%. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nutzt die Landwirtschaft sogar 85%, die Industrie nur 10 und die Haushalte 8% der verfügbaren Wasserressourcen.[5]

Landwirtschaft

Fast 40% der weltweiten Nahrungsmittel werden heute auf bewässerten Flächen erzeugt, bei allerdings großen regionalen Unterschieden. In den Trockengebieten der Erde ist die Bewässerungslandwirtschaft besonders stark verbreitet. Bei kurzen Regenzeiten ist man vielerorts darauf angewiesen, das Wasser für den Rest des Jahres aufzufangen und in Stauseen zu speichern. Oder man nutzt Flüsse, die aus anderen Klimazonen gespeist werden wie z.B. der Nil. Das Anzapfen von fossilem Grundwasser in tiefen Brunnen ist vor allem in reinen Wüstengebieten verbreitet. Die intensive Nutzung des Wassers durch die Landwirtschaft hat dazu geführt, dass in ariden Staaten die Landwirtschaft teilweise über 85% der Süßwasserressourcen verbraucht.[6]

In den gemäßigten Breiten sind dagegen die Niederschläge über das ganze Jahr verteilt und Bewässerung spielt nur eine Nebenrolle. In Deutschland werden nur 4% der Süßwasservorräte für die landwirtschaftliche Produktion genutzt. Dieser Anteil kann allerdings in Trockenperioden stark ansteigen. So kam es in dem trockenen und heißen Jahr 2003 vor allem in Ostdeutschland zu einem starken zusätzlichen Wasserbedarf in der Landwirtschaft.

Industrie

In der Industrie wird nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Süßwassers im Produktionsprozess selbst verbraucht. Der bei weitem größte Teil wird zur Erzeugung von Energie in Wasserkraftanlagen oder als Kühlwasser in fossilen oder Kernkraftwerken benötigt, in der EU etwa das Dreifache der Wassermenge für Produktionsprozesse. Neue Produktionstechnologien haben in den 1980 und 1990er Jahren dazu geführt, dass in vielen Industrieländern der Wasserverbrauch in der Produktion selber deutlich zurückgegangen ist. So brauchte man vor dem 2. Weltkrieg für die Produktion einer Tonne Stahl zwischen 60 und 100 Tonnen Wasser, heute dagegen nur noch 6 Tonnen. Vor allem die rasante Industrialisierung in einigen Schwellenländern wie China und Indien hat hier die industrielle Wassernutzung stark ansteigen lassen.

Haushalte

Der Wasser-Bedarf der privaten Haushalte unterscheidet sich stark nach dem Wohlstandsgefälle und klimatischen Bedingungen. In den ländlichen Regionen afrikanische Trockengebiete stehen der Bevölkerung nur 20 l/Tag zur Verfügung. Ein US-Bürger verbraucht dagegen 300 l/Tag, ein EU-Bürger 150 Liter. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 129 l/Tag und ist in den letzten 10 Jahren um 15 Liter zurückgegangen. In privaten Haushalten wird, wiederum je nach gesellschaftlichem Entwicklungsstand, nur ein geringer Teil der Wasserressourcen für Trinken und Kochen gebraucht. In Deutschland entfallen vom gesamten privaten Verbrauch hierauf nur 3%, während 62% für Toilettenspülung und Baden und Duschen genutzt werden.[7]

Prognosen

Die künftige weltweite Wassernutzung wird sich in den meisten Sektoren erhöhen. Ein wesentlicher Grund wird die wachsende Bevölkerung und ihre zunehmende Konzentration in großen Ballungsräumen sein. Bis zum Jahr 2025 wird sich die Wassernutzung in der Landwirtschaft, vor allem aufgrund der Ausdehnung der bewässerten Fläche, nach neueren Prognoserechnungen auf 3655 km3 bzw. gegenüber 1995 um 18% erhöhen, mit starken regionalen Unterschieden. Während die landwirtschaftliche Wasserentnahme in den Industriestaaten aufgrund von Effizienzsteigerungen zurückgehen wird, wird sie vor allem in Afrika (südlich der Sahara) und Südamerika stark zunehmen, wo die bewässerte Fläche um 114% bzw. 180% zunehmen wird.

Die Industrialisierung in den Entwicklungsländern, durch die die Wasserentnahme im industriellen Sektor trotz einer rückläufigen Entwicklung in den Industrieländern etwa die gleiche Größenordnung wie die in der Landwirtschaft erreichen wird, wird ebenfalls zu einer deutlichen Erhöhung der Wassernutzung beitragen. Der Nutzungsssteigerung entgegen wirken Verbesserung der Effizienz in Landwirtschaft und Industrie und ein sorgfältigerer Umgang mit den vorhandenen Vorräten, besonders in den westlichen Industrieländern. Die größte prozentuale Zunahme wird in Afrika erwartet, die größte absolute Zunahme der Wassernutzung in Südostasien. Szenarienrechnungen ergeben eine Erhöhung der weltweiten Wassernutzung bis 2025 um 35% und bis 2050 um 67%, ohne dass dabei Auswirkungen des Klimawandels auf die Wassernutzung berücksichtigt sind.

Einzelnachweise

  1. H. Kunstmann (2007): Regionale Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit in klimasensitiven Gebieten in: Endlicher , W. und F. Gerstengarbe: Der Klimawandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke; nach WBGU (2007): Sicherheitsrisiko Klimawandel liegt sogar eine Verachtfachung der Süßwassernutzung vor.
  2. Nach WBGU (2007): Sicherheitsrisiko Klimawandel, 6.2.1.2 hat sich die Süßwassernutzung sogar fast verachtfacht.
  3. Scheele, U. und S. Malz: Wasserbedarf und Wasserverbrauch privater Haushalte und der Industrie nach Ländern, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 91-95
  4. Arnell, N.W. (2000): Climate change and global water resources, Global Environmental Change 9, S31-S49
  5. Scheele, U. und S. Malz: Wasserbedarf und Wasserverbrauch privater Haushalte und der Industrie nach Ländern, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 91-95
  6. Chmielewski, F.-M.: Wasserbedarf in der Landwirtschaft, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 96-100
  7. Chmielewski, F.-M.: Wasserbedarf in der Landwirtschaft, in: Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004, S. 96-100

Literatur

  • Lozán, J.L. u.a.(Hg.): Warnsignal Klima: Genug Wasser für alle? Wissenschaftliche Fakten, Hamburg 2004
  • Konfliktkonstellation "Klimabedingte Degradation von Süßwasserressourcen", in: WBGU (2007): Sicherheitsrisiko Klimawandel, S. 83-98

Weblinks

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