Klimaprojektionen Sahel

Aus Klimawandel
Abb. 1: Änderung der Temperatur bis 2100 in Westafrika als Abweichung vom Mittel 1981-2010 (links) und Änderung der Niederschläge im Sahel in mm/Jahr (rechts).

Temperatur

Die Oberflächentemperaturen im Sahel zeigen im Jahresverlauf zwei Maxima, im Frühjahr vor Beginn der Regenzeit und im Herbst nach der feuchten Jahreszeit. Die sommerliche Regenzeit wird durch den Westafrikanischen Monsun bestimmt, der im Sommer feuchte Luftmassen vom Atlantik bis in die Sahelzone transportiert und durch den Temperaturgegensatz zwischen der Sahara und dem tropischen Atlantik (Golf von Guinea) angetrieben wird, der wiederum durch den Stand der Sonne beeinflusst ist.

Obwohl die Länder im Sahel am wenigsten zum weltweiten Klimawandel beitragen, gehören sie zu den 20% der am stärksten durch den Klimawandel bedrohten Staaten der Welt.[1] Seit den 1960er Jahren haben sich die Jahresmittel-Temperaturen im Sahel um ca. 1 °C erhöht.[2] Nach Projektionen von Modellen der jüngsten Generation CMIP6 würde die Erwärmung im Jahresmittel gegen Ende des 21. Jahrhunderts bei dem mittleren Szenario SSP2-4.5 bei 2,4 °C und bei dem hohen Szenario SSP5-8.5 bei 4,2 °C liegen (Abb. 1, links).[3] Auch in der kühlen Jahreszeit im Nord-Sommer würde es nach Berechnungen mit einem hoch aufgelösten Regionalmodell bei dem hohen Szenario RCP8.5 noch um 4 °C und mehr wärmer werden.[4]

Niederschlag

Abb. 2: Oberflächenwinde (Pfeile) und Luftdruck (in mb) über Westafrika während des Sommermonsuns.

Die Niederschläge würden nach den Szenarien SSP2-4.5 und SSP5-8.5 um 14,4% bzw. 25,5% zunehmen,[3] wobei für den westlichen Sahel (Senegal, W-Mali) deutliche Abnahmen, für den zentralen Sahel Niederschlagszunahmen prognostiziert werden (Abb. 1, rechts). Die Abnahme über dem westlichen Sahel findet sich hauptsächlich in der Regenzeit von Mai bis August, die Zunahme im mittleren Sahel im August-Oktober am Ende der Regenzeit.[5] Grund dieses Unterschieds ist, dass der zentrale Sahel unter dem Einfluss des westafrikanischen Monsuns steht, dessen feuchte tropische Luftmassen den westlichen Sahel nicht erreichen (Abb. 2). Durch die zunehmende globale Erwärmung wird das den Monsun antreibende Hitze-Tief über der Sahara weiter verstärkt. Die Folge ist eine Intensivierung der Monsunzirkulation und ihre Ausdehnung nach Norden, wodurch der zentrale Sahel mehr Niederschläge erhält. Gleichzeitig erwärmt sich allerdings auch die Meeresoberflächentemperatur im Golf von Guinea, was zwei Folgen hat. Einerseits erhöht sich die Verdunstung über dem Ozean und es wird mit dem Monsun mehr Feuchtigkeit Richtung Sahel transportiert. Andererseits schwächt sich die Zirkulation ab, weil der Land-Meer-Gegensatz geringer wird. Dieser Effekt wird jedoch von den Auswirkungen der starken Sahara-Erwärmung übertroffen.[5] Das Sahara-Tief hat allerdings nicht dieselben Folgen für den westlichen Sahel. Während durch das Hitze-Tief der Sahara feuchte Luft vom östlichen tropischen Atlantik bzw. Golf von Guinea in den zentralen Sahel gelangt, lenkt es in den westlichen Sahel trockenere Luft vom subtropischen Atlantik.[6]

Einzelnachweise

  1. Abubakar, A., M.Y. Ishak, M.K. Uddin et al. (2023): Impact of climate change and adaptations for cultivation of millets in Central Sahel. Environmental Sustainability 6, 441–454
  2. Gangneron, F., C. Pierre, E. Robert et al. (2022): Persistence and success of the Sahel desertification narrative. Reg Environ Change 22, 118
  3. 3,0 3,1 Almazroui, M., Saeed, F., Saeed, S. (2020): Projected Change in Temperature and Precipitation Over Africa from CMIP6. Earth Syst Environ 4, 455–475
  4. Ingrosso, R., & F.S.R. Pausata (2024): Contrasting consequences of the Great Green Wall: Easing aridity while increasing heat extremes, One Earth 7, 3, 455-472
  5. 5,0 5,1 Monerie, P.A., E. Sanchez-Gomez, M. Gaetani et al. (2020): Future evolution of the Sahel precipitation zonal contrast in CESM1. Clim Dyn 55, 2801–2821
  6. Biasutti, M. (2019): Rainfall trends in the African Sahel: characteristics, processes, and causes. Wiley Interdiscip Rev Clim Chang, 10:e591

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