Klimaprojektionen

Aus Klimawandel
Version vom 19. April 2008, 21:59 Uhr von Sebastian (Diskussion | Beiträge)
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Entsprechend dem Einfluss der anthropogenen Emissionen auf den Energiehaushalt der Erde verändert sich das künftige Klima mehr oder weniger gravierend. Die globale Mitteltemperatur wird von 1990 bis zum Jahre 2100 je nach Szenario um 1,4 bis 5,8 °C ansteigen. Dieser Wert liegt beträchtlich über dem des letzten IPCC-Berichts von 1,0 bis 3,5 °C. Der Hauptgrund dafür liegt in der Annahme geringerer Schwefeldioxidemissionen (vor allem durch den Zusammenbruch der sozialistischen Altindustrien), die in der Atmosphäre die Entstehung von Sulfat-Aerosolen zur Folge haben, welche das Sonnenlicht reflektieren und daher einen Abkühlungseffekt besitzen. Der große Unterschied zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wert kommt sowohl durch die verschiedenen zugrundeliegenden Szenarien wie durch die abweichenden Modellergebnisse bei denselben Szenarien zustande. Die Modellsimulationen bei dem "günstigsten" Szenario B1 ergeben einen Temperaturanstieg von 1,4 bis 2,4 °C. D.h. selbst bei Annahme einer nachhaltigen und global einheitlichen Entwicklung liegt der Temperaturanstieg im 21. Jahrhundert um das Zwei- bis Vierfache höher als die Temperaturzunahme im 20. Jahrhundert. Bei dem Mittelwert aller Szenarien zwischen 3-4 °C und den durchaus auch möglichen 5 °C liegt die Erwärmung in der Größenordnung des Unterschieds zwischen der letzten Kaltzeit und der gegenwärtigen Warmzeit. Das bedeutet, dass der Mensch in 100 Jahren das Klima möglicherweise ebenso einschneidend verändern wird, wie es in der Vergangenheit durch die Variation der Erdbahnparameter in Zeitskalen von mehreren zigtausend Jahren verändert wurde.

Die Erwärmung wird regional nicht gleichmäßig erfolgen. Über den Kontinenten wird sich die Atmosphäre stärker erwärmen als über den Ozeanen. Ein besonders hoher Temperaturanstieg wird über den Kontinenten der Nordhemisphäre im Winterhalbjahr erwartet, der in jedem Modell mindestens 40% über dem globalen Mittel liegt, während sich im Sommerhalbjahr vor allem die Gebiete in Zentral- und Nordasien erwärmen. Über das Jahr gemittelt nehmen bei dem Szenario A2 (mittlerer globaler Temperaturanstieg um 3,8 °C) die Temperaturen in den höheren nördlichen Breiten um über 8 °C, in Mitteleuropa um ca. 6 °C, über den Ozeanen in den mittleren südlichen Breiten dagegen nur um 2 °C zu.

Durch höhere Temperaturen erhöht sich auch die potentielle Verdunstung. Eine wärmere Atmosphäre kann allerdings bis zu einem gewissen Grad auch mehr Wasserdampf aufnehmen, der jedoch darüber hinaus wieder ausregnet. In den meisten Gebieten der mittleren und höheren Breiten kommt es dadurch zu höheren Niederschlägen, in den ohnehin trockenen Subtropen nehmen die Niederschläge jedoch ab, und die Verdunstung nimmt zu. Nach den Modellberechunungen der Emissions-Szenarien A2 und B2 ist es wahrscheinlich, dass der Niederschlag sowohl im Sommer wie im Winter in den höheren Breiten zunimmt. Im Winter wird auch in den mittleren nördlichen Breiten mehr Niederschlag fallen, nicht jedoch in den Sommermonaten. In Mittelamerika, dem Mittelmeerraum, Südafrika und Australien zeigen die Rechnungen dagegen eine deutliche Abnahme oder nur geringe Veränderungen.

Unter dem Einfluss der globalen Erwärmung könnte sich auch die ozeanische Zirkulation an kritischen Punkten verändern. Viel diskutiert ist die von fast allen Modellrechnungen prognostizierte Schwächung der thermohalinen Zirkulation im Nordatlantik und damit der Wärmezufuhr für Nordwesteuropa durch den Golfstrom. Allerdings würde dadurch bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Erwärmung über Europa nur geschwächt und nicht in das Gegenteil verkehrt (Genaueres unter [Globale Erwärmung und globales Förderband).