Washington Irving

Aus Weltliteratur
Washington Irving

Washington Irving (* 3. April 1783 in New York; † 28. November 1859 in Tarrytown, heute Sleepy Hollow) war ein amerikanischer Schriftsteller.

Leben

Er wurde als Sohn eines schottischstämmigen Kaufmanns geboren und nach George Washington benannt. Er studierte zunächst Jura, schrieb aber schon früh Beiträge für verschiedene Magazine.

1804-1806 bereiste er Europa.

1809 starb seine siebzehnjährige Verlobte Matilda Hoffmann; von diesem Schicksalsschlag erholte er sich lange nicht.

1809 veröffentlichte er eine ironische "Geschichte der Stadt New York" über die holländische Kolonialzeit in New York unter dem Alias "Diedrich Knickerbocker". In der Folge wurden New Yorks Literaten, zu deren führenden Köpfen Irving zählte, als Knickerbocker bezeichnet. Irving prägte in "Salmagundi" (1807-1808) zudem mit Gotham einen Spitznamen der Stadt.

1815 ging er wiederum nach Europa und blieb bis 1832.

Bis 1818 arbeitete er in Liverpool für das Unternehmen seines Vaters, bis dieses Bankrott ging, lebte unter anderem in Dresden, London und Paris, bevor er sich nach einer Affäre mit Mary Shelley 1826 in Spanien niederließ.

1819 veröffentlichte er "Das Skizzenbuch". Mit dieser Essay- und Kurzgeschichtensammlung wurde er der erste amerikanische Schriftsteller, der sich im Ausland einen Namen machen konnte; zudem brachte sie ihm später den Ruf ein, "Erfinder" der amerikanischen Kurzgeschichte zu sein. Die bekannteste Kurzgeschichte des Skizzenbuchs ist wohl "Rip van Winkle". Sie erzählt vom holländischen Siedler Rip van Winkle, der auf der Flucht vor seiner herrschsüchtigen Frau in den Catskill-Bergen New Yorks durch einen Zaubertrank einschläft und erst nach zwanzig Jahren wieder aufwacht. Als er in sein Dorf zurückkehrt, muss er feststellen, dass seine Frau und die meisten seiner Kumpanen gestorben sind; zudem hat Rip die amerikanische Unabhängigkeit verschlafen. Die Geschichte beruht auf einer in mehreren Variationen überlieferten deutschen Sage, nämlich der Geschichte vom "Mönch von Heisterbach"; ihr Motiv lässt sich sogar bis zur Erzählung Epimenides von Diogenes Laertios (um 200 n.Chr.) zurückverfolgen. Auch die Kurzgeschichte "Die Legende von Sleepy Hollow" ist im Grunde ein Plagiat; sie ist Gottfried August Bürgers "Lenore" und einem von Johann Karl August Musäus gesammelten Märchen nachempfunden. Bei seiner Reise entlang des Rheins (1806) dürfte Irving auf das zwischen Bergischem Land und Eifel verbreitete Motiv des "Kopflosen Reiters" gestoßen sein. Diese Sagenfigur ist eine dort wohl bekannte Spielart des Wiedergängers, also eines Untoten, und diese Figur wiederum versetzte Irving ebenfalls nach Neuengland. In vielen anderen Skizzen findet sich ein romantisiertes, fast verkitschtes Europabild. In Irvings Ton schwingt dabei eine gewisse Nostalgie mit, denn er ist sich bewusst, dass dieses "alte" Europa im Verschwinden begriffen ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Essay "Traits of Indian Character", in dem Irving die Indianer Nordamerikas in der Tradition Rousseaus und vieler anderer unterschiedslos als edle Wilde beschreibt. Immerhin war Irving einer der ersten Schriftsteller, die die Verfolgung der Indianer durch die Weißen scharf verurteilten.

1822 erschien Irvings Werk "Bracebridge Hall". Das Werk ist eine Sammlung von Kurzgeschichten und eine Fortsetzung zu seinem Skizzenbuch.

1824 "Tales of a Traveller", die sich ebenfalls meist mit europäischen Motiven beschäftigten. Irving beschäftigte sich in den folgenden Jahren eingehend mit der spanischen Geschichte. In der Kurzgeschichte Adventures of the Black Fisherman widmet sich Irving nach seiner Geschichte The Storm-Ship aus seinem Werk Bracebridge Hall zum zweiten Mal dem Thema des Fliegenden Holländers. Dieses Mal jedoch in Form der Davy-Jones-Abwandlung.

Seine 1828 erschienene, teils fiktive Kolumbus-Biografie begründete den bis heute weit verbreiteten Glauben, mittelalterliche Gelehrte hätten sich die Erde nicht als Kugel sondern als flache Scheibe vorgestellt, und Kolumbus habe mit seiner Fahrt nach Westen das Gegenteil beweisen wollen.

1829 veröffentlichte Irving "A Chronicle of the Conquest of Granada", und nach seinem Besuch auf der Roten Festung von Granada 1829 die Kurzgeschichtensammlung "Erzählungen von der Alhambra". In diesen Werken verurteilte er die Barbarei der christlichen Eroberer gegenüber der Hochkultur der Mauren.

1832-42 verbrachte er in den USA und hier widmete er sich daher vor allem amerikanischen Themen. Unter anderem bereiste er den amerikanischen Westen und hielt seine Eindrücke in "Reise durch die Prärien" (1832) fest. 1842 wurde er zum amerikanischen Botschafter in Spanien ernannt; 1846 kehrte er endgültig in die USA zurück. Er verfasste Biographien über Oliver Goldsmith, Mohammed sowie 1855-59 ein fünfbändiges Werk über seinen Namenspatron George Washington. Bereits zu seinen Lebzeiten erschien eine fünfzehnbändige Werksausgabe (1848-51).

Wirkung

Sowohl "Rip van Winkle" als auch "Die Legende von Sleepy Hollow" sind mehrfach verfilmt worden, letztere Geschichte unter anderem 1949 als Disney-Zeichentrickfilm (The Adventures of Ichabod and Mr. Toad) sowie 1999 unter der Regie von Tim Burton mit Johnny Depp und Christina Ricci in den Hauptrollen. In Deutschland kam der Film als "Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen" in die Kinos. Allerdings ist außer dem Schauplatz, den Namen der Protagonisten und der Figur des "headless horseman" von der ursprünglichen Novelle nichts geblieben. Burtons Film war eine bewusst als stimmungsvolle Hommage an die Gruselfilmklassiker des 1950er und 1960er Jahre (mit Christopher Lee) gedacht, der eine Nebenrolle in dem Streifen spielte.

Auf der Geschichte des Rip van Winkle beruht wohl auch das Science-Fiction-Epos Buck Rogers.

Werke

Weblinks

Washington Irving Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Washington Irving aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.