Soyinka

Aus Weltliteratur

(geb. 13.7.1934)

Biographie

Wole Soyinka Der Nigerianer Wole Soyinka (eigentlich Oluwole Akinwande Babatunde Oludeinde Isola Soyinka) wurde am 13 Juli 1934 in Abeokuta im heutigen Bundesstaat Ogun, 100 km nordwestlich von Lagos, geboren. Weltruhm erlangte er 1986, als er als erster Afrikaner den Literaturnobelpreis erhielt.

Soyinka ist auf so vielen Feldern tätig wie kaum ein anderer afrikanischer Intellektueller. Er ist Dramaturg, Schriftsteller, Dichter, Regisseur, Essayist, Kritiker, Dozent, Übersetzer, Politiker und verfügt darüber hinaus über eine beeindruckende Sprachgewalt, die selbst hoch gebildete englische Muttersprachler immer wieder in Erstaunen versetzt. Bei der Preisverleihung 1986 in Stockholm, wo er seine Rede “This Past Must Adress Its Present“ (Diese Vergangenheit muss sich ihrer Gegenwart stellen“, Amman, Zürich 1988) Nelson Mandela widmete, horchte die Welt für kurze Zeit auf und nahm zur Kenntnis, dass auch in Afrika geschrieben und gelesen wird.

Soyinkas Heimatregion und gesellschaftliches Umfeld

Soyinkas unmittelbare Umgebung war christlich dominiert. Denn Abeokuta hatte sich im Yorubaland neben Lagos und Badagry ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Missionszentrum entwickelt, nachdem ehemalige christianisierte Sklaven aus Sierra Leone und Bahia in Brasilien in ihre frühere Heimat zurückkehrt waren und britische Missionsgesellschaften eher unfreiwillig die Vorhut des anrückenden britischen Kolonialismus bildeten. Zu jener Zeit wurde der Yoruba Samuel Ajayi Crowther 1864 als erster Afrikaner Anglikanischer Bischof mit weit reichenden Befugnissen, was ihn nicht nur zum berühmtesten Christen in der Subregion machte, sondern auch die Ausbreitung des Christentums und des Kolonialismus nachhaltig förderte.

Als Yoruba gehört Soyinka zu einem der drei Mehrheitsvölker (Haussa-Fulani, Igbo, Yoruba) im Vielvölkerstaat Nigeria mit seinen annähernd 400 Ethnien. Diese drei Völker repräsentieren etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung, und im Gegensatz zu den beiden anderen Mehrheitsvölkern sind bei den Yoruba die beiden großen Religionen Christentum und Islam etwa gleich stark vertreten. So ist es bei den Yoruba keineswegs ungewöhnlich, dass sich innerhalb einer Familie einzelne Familienmitglieder zum Christentum, andere zum Islam bekennen. Diese Entwicklung eines eigenständigen Islam liegt an der islamischen Expansion des Kalifats von Sokoto in Nordnigeria im frühen 19. Jahrhundert, die bis ins nördliche Yorubaland reichte und das Ende des Königreiches Oyo besiegelte. Das Machtvakuum, das das zerstörte Oyo-Reich hinterlassen hatte, und Kämpfe um die umstrittenen Handelswege zur Küste, führten zu einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg zwischen den zahlreichen kleinen Yoruba-Königreichen, den erst die Briten gegen Ende des Jahrhunderts gewaltsam beendeten, um sich dann als neue Herren zu etablieren. Die Königtümer aber blieben auch während der Kolonialzeit im Kern bestehen, denn die Briten benutzten die traditionellen Herrschaftsstrukturen zur kostengünstigen Sicherung der eigenen Macht, so dass sich nach wie vor die Identität eines Yoruba stark an dem jeweiligen Clan orientiert. In Großraum Abeokuta dominiert der Clan der Egba, verkörpert durch den Alake, den König, und auch Soyinka nimmt seine Egba-Zugehörigkeit ernst und trägt auch seine traditionellen Titel Akinlatun of Egbaland und Akoogun of Ìsarà.

Soyinka erlebte einen extrem ereignisreichen und widersprüchlichen Zeitraum, in dem in Afrika und Nigeria gewaltige, mitunter auch schmerzhafte Transformationsprozesse abliefen und noch ablaufen. Und Soyinka war und ist Zeuge dieser Prozesse, die sich literarisch wie ein roter Faden durch sein Werk ziehen. Geboren und aufgewachsen zur Blütezeit des britischen Kolonialismus und des deutschen und europäischen Faschismus studierte er im Land der Kolonialherren zu einer Zeit, als sich das Ende des Kolonialismus abzeichnete. Die Unabhängigkeit Nigerias und zahlreicher anderer afrikanischen Staaten und der Beginn gewaltsamer Auseinandersetzungen um die politische Macht, die eine lange Phase des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Niedergangs Nigerias und Afrikas einläutete, das Ende der Apartheid im südlichen Afrika und die Wiederentdeckung der Demokratie in Teilen des Kontinents, all das spiegelt sich im Leben und Werk Soyinkas eindringlich und ungeschminkt wider. Denn Soyinka ist nicht nur Schriftsteller und weltweit gefragter Dozent, sondern zugleich ein zutiefst politischer Mensch, dessen Leben seit seinen Grundschultagen von der Politik geprägt ist und der sich früh aktiv in die Politik eingemischt hat, was ihm während des nigerianischen Bürgerkrieges eine mehr als zweijährige lebensbedrohliche Isolationshaft (1967-69) einbrachte und ihn mehrmals zur Flucht ins außerafrikanische Exil zwang. Daran hat sich bis zum heutigen Tag (22. Mai 2007) nichts grundlegendes geändert, wie seine Pressekonferenz in Lagos bewies, auf der er auch im Namen mehrerer Dutzend Nobelpreisträger die Präsidentschaftswahlen vom 21. April 2007 als Farce bezeichnete und die Annullierung der Wahlen und Neuwahlen forderte.

Chronik 1934 Geboren in Abeokuta 1946-52 Government College Ibadan 1952-54 Studium am University College Ibadan 1954-57 Studium an der Universität Leeds 1957-60 Mitarbeiter am Royal Court Theatre in London 1960 Rückkehr nach Nigeria, Forschungsprojekt zum Afrikanischen Theater, Gründung der Theatergruppe “Nineteen-Sixty Masks“, 1962 Dozent für Englische Literatur an der Universität Ile-Ife (heute: Obafemi Awolowo University) 1964 Dozent an der Universität Lagos, Gründung der Theatergruppe Orisun Repertory 1965 Verhaftung und drei Monate U-Haft wegen widerrechtlicher Nutzung der Radiostation in Ibadan nach den gefälschten Regionalwahlen 1967 Berufung zum Dozenten für Theaterwissenschaften an der Universität Ibadan Juli 1967 Beginn des Bürgerkrieges um Biafra, Aufruf zum Waffenstillstand, im August Verhaftung und Isolationshaft im Gefängnis von Kaduna Oktober 1969 Entlassung aus der Haft, Soyinka verlässt Nigeria Januar 1970 Ende des Bürgerkrieges 1972 Ehrendoktorwürde der Universität Leeds 1973/74 Lehrtätigkeit in Cambridge und Sheffield 1975 Rückkehr nach Nigeria, Dozent für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Ile-Ife. 1977 Mitorganisator des Afrika-Festivals on Arts and Culture (FESTAC) 1977 in Lagos 1986 Nobelpreis für Literatur 1994 Exil und Unterstützung des Piratensenders “Radio Kudirat“ im politischen Kampf gegen das Militärregime unter General Sani Abacha 1997 Soyinka wird wegen Unterstützung angeblicher nigerianischer Terroristen in Abwesenheit zum Tode verurteilt 1998 Tod von Diktator Abacha und temporäre Rückkehr Soyinkas nach Nigeria 2005 Mitbegründer der PRONACO zur Durchführung einer alternativen Verfassungskonferenz

Werk

Bedeutung und Wirkung

Weblinks

Soyinka Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver