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== Biographie ==
== Biographie ==
Juan Rulfo wuchs in einer im Norden Mexikos liegenden Provinz auf. Während seiner Kindheit lebte er in engem Kontakt zu Landbevölkerung und erfuhr die politisch gewalttätigen Unruhen des Christero-Aufstands. Seine Familie verlor bei dem gegenrevolutionären Christero-Aufstand den gesamten Besitz; sein Vater starb 1926 während dieser Unruhen. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1932 landete der junge Rulfo in einem Waisenhaus in Guadalajara. Anschließend geing er nach Mexiko-Stadt und begann ein Jura-Studium, das er jedoch frühzeitig abbracht, um in verschiedenen Berufen zu arbeiten. Als Angestellter der Einwanderungsbehörde bereiste Rulfo ganz Mexiko und kannte nahezu jedes mexikanische Dorf. 1962 übernahm er die Leitung der Publikationsabteilung des ''Instituto Nacional Indigenista''. Zahlreiche Auslandsreisen führten ihn nach Südamerika, Europa und China. In den 1970er und 1980er Jahren besuchte er mehrmals Deutschland.  
Juan Rulfo wuchs in einer im Norden Mexikos liegenden Provinz auf. Während seiner Kindheit lebte er in engem Kontakt zu Landbevölkerung und erfuhr die politisch gewalttätigen Unruhen des Christero-Aufstands. Seine Familie verlor bei dem gegenrevolutionären Cristero-Aufstand (1926-29) den gesamten Besitz; sein Vater starb 1926 während dieser Unruhen. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1932 landete der junge Rulfo in einem Waisenhaus in Guadalajara. Anschließend ging er nach Mexiko-Stadt und begann ein Jura-Studium, das er jedoch frühzeitig abbracht, um in verschiedenen Berufen zu arbeiten. Als Angestellter der Einwanderungsbehörde bereiste Rulfo ganz Mexiko und kannte nahezu jedes mexikanische Dorf. 1962 übernahm er die Leitung der Publikationsabteilung des ''Instituto Nacional Indigenista''. Zahlreiche Auslandsreisen führten ihn nach Südamerika, Europa und China. In den 1970er und 1980er Jahren besuchte er mehrmals Deutschland.  


== Werk ==
== Werk ==
Rulfos Werk besteht im wesentlichen nur aus dem Erzählband "Der Llano in Flammen" (span. 1953, dt. 1964) und dem Roman "Pedro Párama" (span. 1955, dt. 1958). Dennoch gilt er als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Autoren. Mit dem Erscheinen von "Pedro Párama", der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, beginnt die weltweite Wirkung der Literatur Lateinamerikas. Zahlreiche Vertreter der Boom-Literatur betonen den Einfluss Rulfos auf ihren eigenen Stil, so García Márquez. Rulfo bringt die arme mexikanische Landbevölkerung zur Sprache. Das Gedächtnis und die Suche nach der Erkenntnis des Vergangenen spielen eine zentrale Rolle. In den modern-europäischen Stil des Bewusstseinstroms mischen sich mythologische Vorstellungen der indianischen Urbevölkerung Mexikos.
Rulfos Werk besteht im wesentlichen nur aus dem Erzählband "Der Llano in Flammen" (span. 1953, dt. 1964) und dem Roman "Pedro Párama" (span. 1955, dt. 1958). Später schrieb er noch eine Reihe von Textvorlagen für experimentelle Filme, die unter dem Titel "Der goldene Hahn" (span. 1980, dt. 1984) erschienen sind. Trotz des schmalen Oevres gilt Rulfo als wichtigster Erneuerer der lateinamerikanischen Literatur neben [[Luis Borges]]. Mit dem Erscheinen von "Pedro Párama", der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, beginnt die weltweite Wirkung der Literatur Lateinamerikas. Zahlreiche Vertreter der Boom-Literatur betonen den Einfluss Rulfos auf ihren eigenen Stil, so [[Gabriel García Márquez]] und [[Carlos Fuentes]]. Rulfo verleiht in seinen Texten der armen mexikanischen Landbevölkerung eine Stimme und verbindet die orale Tradition und mythologische Elemente der indianischen Urbevölkerung Mexikos mit europäischen Literaturformen wie dem stream of consciousness. Das Gedächtnis und die Suche nach der Erkenntnis des Vergangenen sind ein wichtiges Thema seiner Werke.


== Werke ==
== Werke ==
* Der Llano in Flammen
* Der Llano in Flammen
* Pedro Párama
* [[Pedro Páramo]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001
 
* Schmidt-Welle, Friedhelm: Rulfo, Juan, in: Ruckaberle, Axel (Hrg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart 2006
== Weblinks ==
== Weblinks ==




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[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur]]
 
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[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur|Rulfo, Juan]]

Aktuelle Version vom 19. Juli 2013, 08:16 Uhr

Juan Rulfo (* 16. Mai 1918 in San Gabriel in der mexikanischen Provinz Jalisco; † 7. Januar 1986 in Mexiko-Stadt) war ein mexikanischer Schriftsteller und gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Magischen Realismus und Wegbereiter der lateinamerikanischen Boom-Literatur.

Biographie

Juan Rulfo wuchs in einer im Norden Mexikos liegenden Provinz auf. Während seiner Kindheit lebte er in engem Kontakt zu Landbevölkerung und erfuhr die politisch gewalttätigen Unruhen des Christero-Aufstands. Seine Familie verlor bei dem gegenrevolutionären Cristero-Aufstand (1926-29) den gesamten Besitz; sein Vater starb 1926 während dieser Unruhen. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1932 landete der junge Rulfo in einem Waisenhaus in Guadalajara. Anschließend ging er nach Mexiko-Stadt und begann ein Jura-Studium, das er jedoch frühzeitig abbracht, um in verschiedenen Berufen zu arbeiten. Als Angestellter der Einwanderungsbehörde bereiste Rulfo ganz Mexiko und kannte nahezu jedes mexikanische Dorf. 1962 übernahm er die Leitung der Publikationsabteilung des Instituto Nacional Indigenista. Zahlreiche Auslandsreisen führten ihn nach Südamerika, Europa und China. In den 1970er und 1980er Jahren besuchte er mehrmals Deutschland.

Werk

Rulfos Werk besteht im wesentlichen nur aus dem Erzählband "Der Llano in Flammen" (span. 1953, dt. 1964) und dem Roman "Pedro Párama" (span. 1955, dt. 1958). Später schrieb er noch eine Reihe von Textvorlagen für experimentelle Filme, die unter dem Titel "Der goldene Hahn" (span. 1980, dt. 1984) erschienen sind. Trotz des schmalen Oevres gilt Rulfo als wichtigster Erneuerer der lateinamerikanischen Literatur neben Luis Borges. Mit dem Erscheinen von "Pedro Párama", der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, beginnt die weltweite Wirkung der Literatur Lateinamerikas. Zahlreiche Vertreter der Boom-Literatur betonen den Einfluss Rulfos auf ihren eigenen Stil, so Gabriel García Márquez und Carlos Fuentes. Rulfo verleiht in seinen Texten der armen mexikanischen Landbevölkerung eine Stimme und verbindet die orale Tradition und mythologische Elemente der indianischen Urbevölkerung Mexikos mit europäischen Literaturformen wie dem stream of consciousness. Das Gedächtnis und die Suche nach der Erkenntnis des Vergangenen sind ein wichtiges Thema seiner Werke.

Werke

Literatur

  • Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001
  • Schmidt-Welle, Friedhelm: Rulfo, Juan, in: Ruckaberle, Axel (Hrg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart 2006

Weblinks

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