Die Maske des Roten Todes: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Juni 2008, 12:14 Uhr

Die Maske des Roten Todes (engl. The Masque of the Red Death) ist eine Erzählung von Edgar Allan Poe, die erstmals 1842 in Philadelphia in Graham's Magazine, in dessen New Yorker Redaktion E.A. Poe ein Jahr lang als Chefredakteur arbeitete, herauskam. Die Erzählung wurde 1964 von Roger Corman (Regie) in England verfilmt.

Inhalt

Ungeachtet der Tatsache, dass eine Krankheit (der Rote Tod, Red Death) die Hälfte der Untertanen dahinrafft, gibt Prinz Prospero, der sich auf sein Schloss zurückgezogen in Sicherheit wiegt, einen pompösen Maskenball. Prinz Prospero liebt das Außergewöhnliche, sein Geschmack ist sonderbar. Er wird weiter beschrieben mit einem guten Blick für Licht und Farben. Durch die Gestaltung der Räumlichkeiten nimmt der Prinz beträchtlichen Einfluss auf die Erscheinung der Maskierten, durch fein abgestimmte Stimmungen („finely tuning the atmosphere“) - z.B. das Licht, etc. Die Veranstaltung findet in sieben Räumen statt, wovon nie mehr als einer vollständig gesehen werden kann. In dem ersten Raum befinden sich gotische Fenster mit bunten Gläsern, die der Farbe der Fensterdekoration entsprechen. Das zweite Zimmer ist purpur, das dritte grün, das vierte orange. Ein weiterer Festsaal ist weiß, der nächste violett und schließlich gibt es einen schwarzen Saal mit scharlachroten Fenstern.

Während das ausschweifende Fest stattfindet, schlägt jede volle Stunde eine Uhr, deren Ton auch den Ausgelassensten und Verrücktesten erschreckt. Nach dem Glockenschlag gibt es in der Festgesellschaft jedes Mal erleichtertes Gelächter. Endlich schlägt die Uhr zwölf, als eine Gestalt in der Maske des Roten Todes erscheint. Die Anwesenheit löst Angst und Schrecken aus. Die erschreckende Gestalt fällt aus Prosperous' Raumgestaltung heraus und die Maske des Roten Todes erinnert an die Leichen und die Krankheit im Lande. Infolge dessen fordert der Prinz dazu auf, den Unbekannten zu demaskieren. Aber der Unbekannte schreitet durch mehrere Räume und die Gäste weichen zur Seite. Also zieht Prinz Prospero selbst einen Dolch und nimmt die Verfolgung auf, in deren Verlauf der Prinz stirbt. Nun endlich versuchen die Gäste den Unbekannten zu demaskieren, müssen aber erkennen, dass der Unbekannte tatsächlich der Rote Tod in Person ist. Unter der Maske befindet sich nichts: kein Gesicht, kein Skelett - die Maske lebt selbständig. Am Ende der Erzählung zieht der Rote Tod auch in das Schloß ein und die Festgesellschaft stirbt.


Hintergrund und Interpretation

Edgar Allan Poe hat sich wahrscheinlich eines Zeitungsartikels über die Cholera-Epidemie in Paris bedient. In Paris feierte man zu dieser Zeit Maskenbälle. Auf einem Ball gab es einen als Cholerakranken verkleideten Teilnehmer. Ähnlichkeiten weist Poes Kurzgeschichte auch zu Boccaccios Decamerone auf, in dem die Leute im Landhaus/Schloss bleiben um eine Ansteckung zu verhindern. Auch der Name Prospero, der so viel wie 'wohlergehend' bedeutet, ist ein italienischer Name und kann auf Boccaccio verweisen. Intertextuelle Bezüge finden sich weiter zu Thomas Campells Life of Petrarch, in dem sich die Hauptfigur Barnabo in selbstgewählter Quarantäne umbringt und zu William Shakespeares Tempest, wo ebenfalls der Name Prospero verwendet wird.

Die Uhr ist möglicherweise nach dem Vorbild der Glocke der Kathedrale in Strasbourg entworfen, wo zu voller Stunde ein Todessymbol, zur viertel Stunde eine Jesusfigur aus der Uhr erscheint. Der Titel Red Death ist ausgedacht, verweist aber auf den Begriff "Schwarzer Tod" („Black Death“) und auf Mary Wollstonecraft Shelleys Blue Plague. Die Anordnung der Räume spiegelt die Grenzen menschlicher Wahrnehmung und Erfahrung wider. (Denken wir nur etwa an Zukunftsungewissheit, etc.). Die Zahl sieben ist symbolisch vieldeutig: sieben Todsünden; sieben Wochentage; sieben Weltalter. Die Sieben gilt dazu seit alters als heilige Zahl von kosmischer Dimension (sieben Himmelssphären, in der Bibel sieben Schöpfungstage, sieben Siegel usw.). Der Erzähler ist ein Ich-Erzähler. Manchmal erscheint er homodiegetisch (= Red Death selbst?). Andererseits erscheint er auch allwissend und damit heterodiegetisch und auktorial.

Die Krankheit, der Rote Tod, kann siegen, weil der Prinz, selbst wohlständig (Prosperous), sich vor allem um sich und sein eigenes Vergnügen kümmert. Statt sich um das leidende Land zu kümmern, gibt er einen aufwendigen Maskenball. Und statt die Masken für sich und aus sich selbst wirken zu lassen, nimmt er wesentlichen Einfluss auf die Wirkung der Masken, indem er die äußeren Umstände superpositionierend entwirft. Der Prinz sieht also nur sich, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, nicht die des Landes, der Bevölkerung oder seiner Gäste. Diese Nachlässigkeit macht die Katastrophe endgültig.


Literatur

Weblinks


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Die Maske des Roten Todes aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.