Ausweitung der Kampfzone

Aus Weltliteratur
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Ausweitung der Kampfzone ist ein Roman des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq. Er erschien 1994 unter dem Originaltitel Extension du Domaine de la Lutte. Insgesamt wurde das Buch in über 20 Sprachen übersetzt und mit dem "Grand Prix national des lettres" sowie dem "Prix Flore" für den besten Erstlingsroman ausgezeichnet. Die deutsche Übersetzung von Leopold Federmair folgte 1999.

Ebenfalls 1999 verfilmte der französische Regisseur Philippe Harel den Roman unter dem gleichnamigen (französischen) Titel. Darin spielt Harel selbst auch die Hauptrolle.

Im Jahr 2000 produzierte der WDR mit Regisseur Martin Zylka das gleichnamige Hörspiel. Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der namenlose, 30jährige Ich-Erzähler arbeitet als gut bezahlter Informatiker in einem Pariser Software-Unternehmen. Seine spärlichen und beschränkten sozialen Kontakte ergeben sich nur aus seinem Beruf, die Wochenenden verbringt er in der Regel völlig allein. Seine letzte intime Beziehung zu einer Frau liegt mehr als zwei Jahre zurück.

Er wird von seiner Firma abkommandiert, die Einführungen in eine neue Software für das Landwirtschaftsministerium zu übernehmen. Zusammen mit seinem Kollegen Tisserand muss er dazu drei Reisen in die Provinz unternehmen. Tisserand brüstet sich unentwegt mit Frauengeschichten, die er gar nicht erlebt, weil er furchtbar hässlich ist und alle Frauen die Flucht ergreifen, sobald er in ihre Nähe kommt.

In La Roche-sur-Yon, der dritten Station des Teams, dreht der frustrierte Tisserand langsam durch. Der Erzähler bietet ihm an, mit ihm zusammen den Weihnachtsabend in einer Discothek in Les Sables-d'Olonne zu verbringen; Tisserand willigt ein. Der Erzähler sieht sich eine Weile das aussichtslose Werben Tisserands an. Als dieser sich an ein Mädchen heranmacht, das aussieht wie die Exfreundin des Erzählers, dreht dieser nun seinerseits durch. Doch Tisserand wird, wie zu erwarten war, ziemlich bald von einem jungen Schwarzen ausgestochen, mit dem das Mädchen wenig später die Disco verlässt.

Der Erzähler überzeugt Tisserand davon, dass dieser niemals das Herz und den Körper einer Frau besitzen wird, aber durch einen Mord immerhin ihr Leben und ihre Seele besitzen kann. Sie fahren dem Pärchen nach, das sich zum Sex an den Strand zurückzieht. Tisserand verfolgt sie mit einem Messer, bringt den Mord dann aber doch nicht über sich. In der Nacht fährt er zurück nach Paris und stirbt bei einem Verkehrsunfall.

Mit dem Erzähler geht es daraufhin auch bergab. Er bekommt Depressionen und sitzt tagelang in seiner Wohnung. Nachts hat er Alpträume. Silvester will er im Heimatdorf seiner Eltern in Südfrankreich verbringen. Er kommt bis Lyon, wo er die Nacht im Bahnhof zwischen Junkies und Obdachlosen verbringt. Am nächsten Morgen fährt er zurück nach Paris. Schließlich begibt er sich in psychiatrische Behandlung. Der Roman endet damit, dass er unter Aufbietung all seiner Kräfte mit dem Fahrrad doch in das Dorf fährt, um sich dort selbst zu finden und seine Lebensfrustration zu überwinden.

Aussage

Beruflicher Erfolg und privater Misserfolg - beide seien völlig unabhängig voneinander, und doch regulieren sie sich auf gleiche Weise. Kapitalismus und Sexuelle Freiheit seien die jeweils gleichen Seiten ihrer Medaillen:

In einem Wirtschaftssystem, in dem Entlassungen verboten sind, findet ein jeder recht oder schlecht seinen Platz. In einem sexuellen System, in dem Ehebruch verboten ist, findet jeder recht oder schlecht seinen Bettgenossen. In einem völlig liberalen Wirtschaftssystem häufen einige wenige beträchtliche Reichtümer an; andere verkommen in der Arbeitslosigkeit und im Elend. In einem völlig liberalen Sexualsystem haben einige ein abwechslungsreiches und erregendes Sexualleben; andere sind auf Masturbation und Einsamkeit beschränkt. Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone, das heißt, er gilt für alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. Ebenso bedeutet der sexuelle Liberalismus die Ausweitung der Kampfzone, ihre Ausdehnung auf alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. (aus Michel Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone)

Literatur

  • Hübener, Thomas: Maladien für Millionen. Eine Studie zu Michel Houellebecqs "Ausweitung der Kampfzone". Hannover: Wehrhahn, 2007.


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