Anton Tschechow: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit acht Jahren ging er zur lokalen Grundschule, wo er sich als ein durchschnittlicher Schüler zeigte. Eher zurückhaltend und reserviert, hatte er trotzdem den Ruf eines Schelms wegen seiner satirischen Kommentare und Unarten sowie der Fähigkeit, die Lehrer mit humorvollen Spitznamen zu bezeichnen. Er hatte eine Vorliebe für Amateurtheaterstücke und besuchte häufig die Aufführungen des Provinztheaters.
Mit acht Jahren ging er zur lokalen Grundschule, wo er sich als ein durchschnittlicher Schüler zeigte. Eher zurückhaltend und reserviert, hatte er trotzdem den Ruf eines Schelms wegen seiner satirischen Kommentare und Unarten sowie der Fähigkeit, die Lehrer mit humorvollen Spitznamen zu bezeichnen. Er hatte eine Vorliebe für Amateurtheaterstücke und besuchte häufig die Aufführungen des Provinztheaters.


Als Jugendlicher versuchte er kurze Anekdoten, possenhafte und witzige Geschichten zu schreiben. Ein erstes, zu jener Zeit entstandenes Theaterstück, welches den Titel „Die Vaterlosen“ erhalten sollte, galt als vernichtet. Heute geht man davon aus, dass es sich dabei um das Stück „Platonow" handelt (1920 als Manuskript ohne Titel entdeckt, 1923 veröffentlicht).<ref name="Programmheft Platonow Schauspiel Stuttgart 2005">''PLATONOW'', Schauspiel Stuttgart / Staatstheater Stuttgart, Programmheft, Oktober 2005, S. 8</ref>
Als Jugendlicher versuchte er kurze Anekdoten, possenhafte und witzige Geschichten zu schreiben. Ein erstes, zu jener Zeit entstandenes Theaterstück, welches den Titel „Die Vaterlosen“ erhalten sollte, galt als vernichtet. Heute geht man davon aus, dass es sich dabei um das Stück „Platonow" handelt (1920 als Manuskript ohne Titel entdeckt, 1923 veröffentlicht).(PLATONOW, Schauspiel Stuttgart / Staatstheater Stuttgart, Programmheft, Oktober 2005, S. 8)
 
Nach dem Schulabschluss ging er nach Moskau, um an der medizinischen Fakultät der Moskauer Universität sein Diplom als Arzt zu erwerben. Er musste Eltern und Geschwister ernähren. Tschechow betätigte sich als Arzt und schrieb Beiträge für humoristische Journale und populäre Zeitungen. Seit 1882 schrieb er für eine Sankt Petersburger Zeitung. Auf seinem Landgut bei Moskau hat er Bauern kostenlos behandelt. Die wissenschaftliche Basis und die medizinische Erfahrung als Dorfarzt trugen bedeutend zum Realismus seiner reifen Werke bei. Der bereits lungenkranke Schriftsteller nahm 1890 klaglos die Strapazen einer Reise durch Sibirien auf sich, um über Zwangsarbeit auf der Gefangeneninsel Sachalin im Stillen Ozean zu berichten. Der Reisebericht schildert erschütternd das "Leben" von Ausgegrenzten im Zarenreich.
Nach dem Schulabschluss ging er nach Moskau, um an der medizinischen Fakultät der Moskauer Universität sein Diplom als Arzt zu erwerben. Er musste Eltern und Geschwister ernähren. Tschechow betätigte sich als Arzt und schrieb Beiträge für humoristische Journale und populäre Zeitungen. Seit 1882 schrieb er für eine Sankt Petersburger Zeitung. Auf seinem Landgut bei Moskau hat er Bauern kostenlos behandelt. Die wissenschaftliche Basis und die medizinische Erfahrung als Dorfarzt trugen bedeutend zum Realismus seiner reifen Werke bei. Der bereits lungenkranke Schriftsteller nahm 1890 klaglos die Strapazen einer Reise durch Sibirien auf sich, um über Zwangsarbeit auf der Gefangeneninsel Sachalin im Stillen Ozean zu berichten. Der Reisebericht schildert erschütternd das "Leben" von Ausgegrenzten im Zarenreich.


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1902 schrieb er an Sergei Diaghilew:
1902 schrieb er an Sergei Diaghilew:


Die heutige Kultur ist der Beginn einer Arbeit im Namen einer großen Zukunft, einer Arbeit, die vielleicht noch Zehntausende von Jahren dauern wird, damit die Menschheit, wenn auch in ferner Zukunft, die Wahrheit eines wirklichen Gottes erfahre, das heißt nicht errate und nicht bei Dostojewski suche, sondern klar erkenne, so wie man erkennt, daß zwei mal zwei vier ist.<ref>Tschechow, ''Briefe 1879-1904'', 462; ''Perepiska A.P. Tschechowa w trjoch tomach, Bd. 3, 536.</ref>
Die heutige Kultur ist der Beginn einer Arbeit im Namen einer großen Zukunft, einer Arbeit, die vielleicht noch Zehntausende von Jahren dauern wird, damit die Menschheit, wenn auch in ferner Zukunft, die Wahrheit eines wirklichen Gottes erfahre, das heißt nicht errate und nicht bei Dostojewski suche, sondern klar erkenne, so wie man erkennt, daß zwei mal zwei vier ist. (Tschechow, Briefe 1879-1904, 462; Perepiska A.P. Tschechowa w trjoch tomach, Bd. 3, 536.)


Im Sommer 1904 ging er in den Kurort Badenweiler in Deutschland. Dort verstarb er am 15. Juli (nach anderen Quellen am 14. Juli). Nach einem Glas Champagner sollen „Ich sterbe“ seine letzten Worte gewesen sein. Das Grab des Dramatikers befindet sich in Moskau.
Im Sommer 1904 ging er in den Kurort Badenweiler in Deutschland. Dort verstarb er am 15. Juli (nach anderen Quellen am 14. Juli). Nach einem Glas Champagner sollen „Ich sterbe“ seine letzten Worte gewesen sein. Das Grab des Dramatikers befindet sich in Moskau.

Version vom 6. Mai 2007, 10:13 Uhr

Anton Pawlowitsch Tschechow (* 17. Januar/29. Januar 1860 in Taganrog, Russland; † 2. Juli/15. Juli 1904 in Badenweiler) war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker.

Biographie

Anton Pawlowitsch Tschechow wurde am 29. Januar 1860 in der südrussischen Hafenstadt Taganrog in einem kleinen Haus in der Polizejskaja-Straße („Polizeistraße“) als drittes Kind von insgesamt sechs Geschwistern geboren. Die Mutter des Schriftstellers, Jewgenija (russ. für Eugenia) war eine hervorragende Geschichtenerzählerin, und sein Erzählertalent hat Tschechow wahrscheinlich von ihr. Auch Lesen und Schreiben hat ihn die Mutter gelehrt.

Mit acht Jahren ging er zur lokalen Grundschule, wo er sich als ein durchschnittlicher Schüler zeigte. Eher zurückhaltend und reserviert, hatte er trotzdem den Ruf eines Schelms wegen seiner satirischen Kommentare und Unarten sowie der Fähigkeit, die Lehrer mit humorvollen Spitznamen zu bezeichnen. Er hatte eine Vorliebe für Amateurtheaterstücke und besuchte häufig die Aufführungen des Provinztheaters.

Als Jugendlicher versuchte er kurze Anekdoten, possenhafte und witzige Geschichten zu schreiben. Ein erstes, zu jener Zeit entstandenes Theaterstück, welches den Titel „Die Vaterlosen“ erhalten sollte, galt als vernichtet. Heute geht man davon aus, dass es sich dabei um das Stück „Platonow" handelt (1920 als Manuskript ohne Titel entdeckt, 1923 veröffentlicht).(PLATONOW, Schauspiel Stuttgart / Staatstheater Stuttgart, Programmheft, Oktober 2005, S. 8) Nach dem Schulabschluss ging er nach Moskau, um an der medizinischen Fakultät der Moskauer Universität sein Diplom als Arzt zu erwerben. Er musste Eltern und Geschwister ernähren. Tschechow betätigte sich als Arzt und schrieb Beiträge für humoristische Journale und populäre Zeitungen. Seit 1882 schrieb er für eine Sankt Petersburger Zeitung. Auf seinem Landgut bei Moskau hat er Bauern kostenlos behandelt. Die wissenschaftliche Basis und die medizinische Erfahrung als Dorfarzt trugen bedeutend zum Realismus seiner reifen Werke bei. Der bereits lungenkranke Schriftsteller nahm 1890 klaglos die Strapazen einer Reise durch Sibirien auf sich, um über Zwangsarbeit auf der Gefangeneninsel Sachalin im Stillen Ozean zu berichten. Der Reisebericht schildert erschütternd das "Leben" von Ausgegrenzten im Zarenreich.

Während seines Arztpraktikums sah Tschechow die Uraufführung seines Theaterstücks „Onkel Wanja“. Ernste Themen wurden auch in seinen Erzählungen „Die Steppe“ (1888), „Langweilige Geschichte“ (1889) berührt; zu den späteren Geschichten gehören „Der schwarze Mönch“ (1894) und „Die Bauern“ (1897). Sein zweites langes Theaterstück, die Komödie „Der Waldschrat“ (1889), überarbeitete Tschechow zu dem erfolgreichen Drama „Onkel Wanja“ (1896). Sein Stück „Die Möwe“ (1896) hatte keinen Erfolg gehabt, bis Konstantin Stanislawski es im Moskauer Künstlertheater inszenierte. Er zog sich auf die Krim zurück, um dort seine Tuberkulose zu behandeln, und schrieb dort seine letzten großen Theaterstücke für das Moskauer Künstlertheater: „Drei Schwestern“ (1901) und „Der Kirschgarten“ (1904).

1901 heiratete Tschechow Olga Knipper, eine Schauspielerin, die oftmals die Titelrolle in seinen Theaterstücken auf der Bühne des Moskauer Künstlertheaters gespielt hatte. Aufgrund seiner Lungentuberkulose zog er nach Jalta (Krim/Südukraine, Schwarzmeerküste) um. Dort lebte er einerseits in Jalta aber auch in einem Dorf außerhalb der Stadt, da er - als Arzt und guter Mensch - viele Menschen auch mitten in der Nacht kostenlos behandelte. Wegen dieser Tätigkeit kam er nicht zum Schreiben und mietete die Dorfwohnung an. In dieser Dorfwohnung empfing er auch Maxim Gorki, der ein Schlafverbot für Städte hatte.

1902 schrieb er an Sergei Diaghilew:

Die heutige Kultur ist der Beginn einer Arbeit im Namen einer großen Zukunft, einer Arbeit, die vielleicht noch Zehntausende von Jahren dauern wird, damit die Menschheit, wenn auch in ferner Zukunft, die Wahrheit eines wirklichen Gottes erfahre, das heißt nicht errate und nicht bei Dostojewski suche, sondern klar erkenne, so wie man erkennt, daß zwei mal zwei vier ist. (Tschechow, Briefe 1879-1904, 462; Perepiska A.P. Tschechowa w trjoch tomach, Bd. 3, 536.)

Im Sommer 1904 ging er in den Kurort Badenweiler in Deutschland. Dort verstarb er am 15. Juli (nach anderen Quellen am 14. Juli). Nach einem Glas Champagner sollen „Ich sterbe“ seine letzten Worte gewesen sein. Das Grab des Dramatikers befindet sich in Moskau.

Werk

Bedeutung und Wirkung

Die Stücke von Tschechow, die eine tragikomische Sicht auf die Banalität des Provinzlebens und die Vergänglichkeit des russischen Kleinadels zeigen, erhielten kurz nach der Übersetzung internationale Resonanz. Auch heute wird Tschechow als unübertroffener Meister der Kurzgeschichte betrachtet. Die meisten seiner handelnden Personen sind anständig und sensibel. Sie träumen davon, ihr Leben zu verbessern, meistens vergeblich, wegen des Gefühls der Hilf- und Nutzlosigkeit. Die Forscher meinen, Tschechow habe die Passivität des Gesellschaftslebens des zaristischen Russlands kritisiert. Aber er hat seine Leser nie belehrt, er zog immer vor, die höchst individualisierten Charaktere samt ihren spezifischen Problemen in seinen Werken vorzuzeigen.

Tschechow übte einen immensen Einfluss auf die Formung der modernen Novelle und des Schauspiels aus. Zu seinen Innovationen zählen die auffällige Sparsamkeit an Erzählstrategien und die Bevorzugung der Persönlichkeit der Charaktere vor der Handlung; seine impressionistische Neigung zu den besonderen Ansichtspunkten; sein Verzicht auf die traditionellen Intrigen und, in den Worten Karl Mays, der Einsatz der Atmosphäre “zweideutiger Mischung sowie der äußeren Details als auch der inneren Projektion“. Tschechows Werk übte unmittelbaren Einfluss auf Schriftsteller und Novellisten des 20. Jahrhunderts aus, darunter James Joyce, Katherine Mansfield und Sherwood Anderson. Auch in den Stilen Katherine Anne Porters, Franz Kafkas, Ernest Hemingways, Bernard Malamuds und Raymond Carvers ist der Einfluss Tschechows zu erkennen.

Unterricht

Literatur

Weblinks

Anton Tschechow Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver


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